Die Projektreise hielt in Nepal nicht nur Stationen nahe Kathmandu bereit, sondern auch Projekte etwas weiter im Land. So fuhren wir weiter nach Gohrka, erreichten die Stadt, die nur 20 Kilometer vom Epizentrum des 2015er Erdbebens entfernt lag, am späteren Abend. Die beiden Projekte, die wir besuchten, wussten mehr als zu überzeugen. Einmal ging es in ein lifelihood-Projekt, bei dem man Impact praktisch anfassen konnte. Danach besuchten wir ein Krankenhaus, bei dem Handicap International die Physio-Abteilung unterstützt.
Sonnenaufgang in Gohrka

Es waren knapp 3 Stunden Fahrt auf holprigen Straßen, dann erreichten wir die Stadt Gohrka. Spät abends checkten wir ins Hotel ein, für die abwechslungsreiche Fahrt wurden wir am Morgen danach mit einem atemberaubenden Blick über eine Tiefebene entschädigt. Reisfelder, wohin das Auge schaut, natürliche Schönheit und kleinteilige Besiedelung – die Region rund um Gohrka war wunderschön anzuschauen. Allerdings lag das Epizentrum des 2015er Erdbebens nur knapp 20 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt.
Ein lifelihood-Projekt, das beeindruckt

Der Weg in das lifelihood-Projekt war ebenfalls recht mühsam, dort wo die Straßen endeten, musste unser Kleinbus sehr langsam über Flachstellen und Wasserrinnen bewegt werden. Was für uns eine Fahrt war, begegnet den Menschen in Nepal tagtäglich. Umso beeindruckender war dann das lifelihood-Projekt, das wir besuchten. Wir mussten eine steile Treppe hinabsteigen, dann über einen Bach springen, einige Meter durch eine hoch bewachsene Wiese hinter uns bringen. Solche Projekte machen deshalb auch den Machern sehr viel Freude, weil sie mit wenig Mitteln aufzusetzen sind und weil sie relativ zeitnah einen sichtbaren Impact erzeugen.
Wenn eine Bäuerin zur Unternehmerin wird…

Im Projekt lernten wir eine Bäuerin kennen, die uns schlichtweg beeindruckte. Ihr Enkel ist halbseitig gelähmt, konnte daher am sozialen Leben bzw. an den Bildungsangeboten nicht teilnehmen. Damit sie ihn unterstützen konnte, wurde sie geschult in der Schweinezucht, lernte finanzielle Grundlagen und auch, wie sich weitere Wirkkreise um solch ein Unternehmen ziehen lassen. Heute ermöglicht die Schweinezucht Bildung für den Enkel, und ernährt zudem das nähere Umfeld. Solche lifelihood-Projekte werden in der Regel mit kleinen Mitteln aufgesetzt, haben aber eine enorm große Wirkung auf das Umfeld des Projekts und die dort lebenden Menschen.
Mit zwei Schweinen ging es los

Den Anfang des lifelihood-Projekts machten zwei Schweine. Inzwischen leben 15 Schweine in der kleinen Zucht, die sich am Hang unterhalb einer kleinen Häusergruppe befindet. Trinkwasser wird aus Tau- und Regenwasser gewonnen, mehr Nachhaltigkeit geht nicht. Die kleinen Ferkel sind quietschfidel, dazu wirkte die ganze Zucht sehr gepflegt.
lifelihood-Projekte werden schnell zum Teil des täglichen Lebens

Unsere Projektreisegruppe zeigte sich in Gohrka sehr beeindruckt vom besuchten lifelihood-Projekt, das von Handicap International angestoßen und unterstützt wird. Die augenscheinlich gesunden Schweine sorgen dafür, dass die von uns besuchte Bäuerin ein Auskommen hat, dass Menschen versorgt und ein Betreuungsangebot für den kleinen Enkel geschaffen werden kann. Eines nehmen wir zudem mit: lifelihood-Projekte haben eine große Akzeptanz bei den Menschen, weil sie in kürzester Zeit Teil des täglichen Lebens der Menschen werden.
Ein Krankenhaus wie aus dem Ei gepellt

Im Anschluss an das Lifelihood-Projekt besuchten wir das Krankenhaus in Gohrka. In diesem unterstützt Handicap International die physiotherapeutische Abteilung. Das Krankenhaus in Gohrka wurde nach dem Erdbeben im Jahr 2015 unter anderem auch mit Unterstützung der Bundesrepublik und dem Außenministerium Luxemburgs wieder aufgebaut. Was wir sahen, waren Behandlungs- und Rehabilitationsräume auf der Höhe der Zeit, wir lernten hier drei Physiotherapeuten kennen und besichtigten den Physiotherapieraum. Dieser ist gut ausgestattet, wir konnten uns sehr gut vorstellen, dass hier Physiotherapie angeboten wird. Das Krankenhaus machte einen sehr soliden Eindruck (im Unterschied zu einer Klinik, die wir am Tag zuvor besuchten), sie war sehr sauber, der gute alte Linoleum-Boden, den wir aus deutschen Krankeneinrichtungen kennen, ist ordentlich verlegt worden. Es gibt Behandlungsräume und -ebenen, wie wir dies auch aus Deutschland kennen. Draußen ein Parkplatz, der sehr ordentlich gemacht wurde, mit zahlreichen Rampen für Rollstuhlfahrer. Seit 2018 haben mehr als 2.000 Menschen physiotherapeutische Behandlungen durchlaufen, das erfahren wir in der Vorstellung seitens des Physio-Teams. Das sind eindrückliche Zahlen.
Zusammengefasst
Wir haben an Tag 5 wieder Einiges über Nepal und über das Wirken von Handicap International vor Ort gelernt. Neben dem lifelihood-Projekt beeindruckte auch das Krankenhaus in Gorkha. Dieses wurde auserkoren, weitere Hilfsmittel zu erhalten. Das inklusive Ausbilden soll weiter gefördert werden, da nicht zuletzt die Effekte auf die Stadt sichtbar und messbar sind. Train the trainer heißt es dann, Physiotherapisten werden geschult, Behinderungen zu erkennen und erste Maßnahmen durchzuführen. Alle Maßnahmen sind dem Ziel verpflichtet, Menschen mit Behinderung Zugang zu Dienstleistungen des sozialen Schutzes zu ermöglichen. Was hier in Gohrka in 52 Monaten geschafft wurde, ist auch ein gesellschaftlicher Kulturwandel. Ein Umdenken hat stattgefunden, gerade indem andere geschult werden, verändert sich das Mindset der Menschen. Und das trägt sich weiter, in die lokalen Strukturen. Wir lesen und schreiben gerne über Impact – hier ist er zu sehen. Hier, in Gohrka, im Süden Nepals, kann er angefasst werden.
An Tag 6 ging es noch weiter Richtung Süden, wir führen in die Tiefebene Nepals, nahe des Chitwan-Nationalparks. Als Abschluss der Projektreise mit Handicap-International besuchten wir dort eine Schule, die Eindrücke von dort sind bleibende, so viel sei an dieser Stelle bereits verraten.
Das Tagebuch der Projektereise mit Handicap International nach Nepal noch einmal auf einen Blick:
Tag 1 – Nepal ist Abenteuer inklusive
Tag 2 – Mit lokalen Partnern geht jede Menge
Tag 3 – Beispiele für gelebte Inklusion
Tag 4 – In Nepal rührt sich was
Tag 5 – Impact zum Anfassen
Tag 6 – Schule ist Basis von allem
Tag 7 – Der Rückblick