Viele führende Köpfe rund um das Stiftungsportfolio in einem Fernsehstudio in Heidelberg? Genau: Der 6. Virtuelle Tag für das Stiftungsvermögen inklusive warm-up am Vorabend drehte sich wieder um die besten Anlageideen, deren fachgerechte Umsetzung und ganz besonders um den passenden Anlagehorizont. Einige – subjektive – Eindrücke von Stefan Preuß.
Als warm-up und perfekte Vernetzungsveranstaltung sind die Vorabendtreffen zum vtfds sozusagen ein Who is Who der Branche. Dieses Mal gab es einem ganz besonderen Event im Event: Die Verleihung des ersten vtfds-Awards für herausragende Leistung für Stiftungsvermögen.
And the winner is….: Dr. Uwe Dyk
Dyk, Vorstand der Karl Schlecht Stiftung, erhielt die Auszeichnung aus den Händen von Gründer und Geschäftsführer des stiftungsmarktplatzes und der fondsfibel, Tobias Karow, der das Voranschreiten Dyks mit moderner Vermögensanlage der Stiftung herausstellte. Die Hintergründe des Awards und die Laudation gibt es hier zum Nachlesen.
Branchentreffen
Was ist im Rückspiegel zum 6. vtfds zu sagen? Am wichtigsten vielleicht die Feststellung, dass der Tag in die Funktion eines Branchentreffens gewachsen ist, das die entscheidenden Themen, die brennenden Fragestellungen adressiert – und mit dem Blick über den Tellerrand neue Ein- und Ausblicke eröffnet. Die Leitmesse zur Vermögensanlage und –verwaltung von Stiftungen sozusagen. Das zeigen unter anderem die zahlreichen Besucher, die sowohl am Vorabend als auch während des Live-Streams vorbeischauten, ohne selber vor die Kamera zu treten.
Sehr beruhigend war es zu erfahren, dass sich zahlreiche Stiftungen auf den Weg gemacht haben, ihr Vermögensmanagement kontinuierlich zu verbessern – und dass sie dezidiert dabei helfen wollen, auch andere Stiftungen dabei zu unterstützen, gleichsam auf den richtigen Pfad einzuschwenken. Auch für diese Pionierarbeit, eigene Erfahrungen und Erkenntnisse mit anderen Stiftungen zu teilen, erhielt Dr: Dyk den Award.
Spirit: Ansteckend und inspirierend
Und dann ist da dieser ganz besondere Spirit, der den vtfds umweht: Das heitere, hoffnungsfrohe Zupacken von Thomas Peters (Stiftung Sonnenseite), die prägnante Analytik von Dr. Stefan Fritz (Siemens Stiftung), das neugierige Entdecken und Umsetzen der Möglichkeiten von Dr. Katja Bär (Hans und Ilse Breuer-Stiftung) – um nur einige von vielen zu nennen – muss man erlebt haben, um die Begeisterung für Stiftungen und Stiftungsarbeit zu verstehen. Und sich selbst infizieren zu lassen. Hinzu kommt die Inspiration, etwa wenn die ESG- und Ethik-Experten Roland Kölsch (Mister FNG-Siegel) und Marc Zoll (Missionszentrale der Franziskaner) keinen Zweifel daran lassen, dass Stiftungen weiterhin bestens beraten sind, nachhaltig und sozial zu investieren und dazu die entscheidenden Argumente liefern.
Blick über den Tellerrand
Mit Gästen aus der Schweiz und Österreich gelang der wichtige Blick über die hiesigen Grenzen hinaus – Dr. Lukas von Orelli (Velux Stiftung), der über die „Auslegung des Stifterwillens“ promoviert wurde, aus Zürich und Michael Kaiser (TU Wien Stiftung) berichteten, wie Stiftungen in den Nachbarländern in der aktuellen Situation navigieren – im Falle der österreichischen Stiftung mit einem Strategiewechsel hin zum „Endowment-Prinzip“. Blick über den Tellerrand, das war auch die Devise bei den Ausführungen von Philipp Heinrich, Wirtschaftsredakteur bei The Pioneer. Kurzfristig verhindert, persönlich zu diskutieren, sorgte er gleichviel mit einem schriftlichen Statement für Diskussionsstoff.
Für die Teilnehmer war es überaus interessant zu erfahren, welche Sichtweise ein gewissermaßen externer, nicht in der Szene verhafteter Wirtschaftsexperte aus der gegebenen Situation zieht, wenn es um Stiftungen geht. Heinrich sieht eine „broken mirror“-Situation: „Selbst wenn Trump all seine Zollankündigungen wieder rückgängig machen würde, kämen wir nicht auf einen Prä-Trump-Status zurück. Der Schaden ist angerichtet und dauerhaft.“ Obwohl die realen Wirtschaftsdaten weiterhin robust seien sieht Heinrich einen erheblichen Vertrauensverlust, der sich in pessimistischen Erwartungen niederschlägt. „Wir sehen schwarz in die Zukunft und übersehen ein wenig, dass die Gegenwart, zumindest die ökonomische des Westens, gar nicht so schlecht ist.“
Danke für die Bestätigung: Diversifikation
Was schließt der Mann vom Redaktionsschiff auf der Spree aus der Analyse? Gut zu hören: Diversifikation sei ein Gebot der Stunde. Di-ver-si-fi-ka-tion! Unser Mantra auf dem stiftungsmarktplatz! Gut, Heinrich schließt in die Diversifikationsoptionen auch Kryptos ein, so weit sind wir nun noch nicht, aber das muss ja nichts heißen. „Die Deutschen mögen das bekanntermaßen nicht. Fragen sie mal einen Argentinier, der sieht das vielleicht etwas anders“, lautet sein Ratschlag. Über den Tellerrand eben – das macht den vtfds so wertvoll. Auf einer Linie sind wir dann wieder, wenn es um US-Staatsanleihen geht. Die sieht auch Heinrich kritisch. Zum Thema US-Treasuries et.al. werden wir auf unserem Blog im Juli noch einen deep dive unternehmen.
Experten im Gespräch
Immer wenn ich das Wort „Experte“ nutze muss ich an einen legendären Cartoon von Martin Perscheid denken: „Ach, da waren Sie vorher Perte?“. Sei´s drum: Während des vtfds sieht man die Profis ausgiebig mit Stiftungsvertretern diskutieren. Es ist d i e Gelegenheit, mit den ausgewiesenen Experten wie Hans-Dieter Meisberger (DZ Privatbank), Thorben Pollitaras (Comgest) oder Gero Grützner (Aquila Capital) – um wieder nur einige zu nennen – im lockeren Talk wichtige Einschätzungen zu erfahren.
Und jetzt: Cliffhanger
Ein Motto des Stiftungsmarktplatzes lautet: Wenn wir wollen, dass alles bleibt, wie es ist, dann ist nötig, dass alles sich verändert. Dem Leitsatz folgend werden wir den vtfds für 2026 weiterentwickeln. Eine Änderung ist bereits fix: Wir ziehen von Heidelberg um nach Leipzig. Dort hat Tobias Karow bereits attraktive Locations gesucht, gefunden und gebucht. Planen Sie also bitte für 2026 mit einem Besuch in der Messestadt. Alle weiteren Neuerungen gibt es dann im Laufe der Zeit, zum Beispiel über den „Skipper“, den Sie hier abonnieren können.

Zusammengefasst
Der virtuelle Tag für das Stiftungsvermögen als reichweitenstarke Veranstaltung hat sich zum festen, wertvollen, unverzichtbaren Termin im Jahreskalender für führende Stiftungsverantwortliche entwickelt. Vor allem der besondere Spirit mit Fokus auf gelingendes Stiftungshandeln hat erneut den besonderen Reiz ausgemacht. Und das inhaltliche Fazit? „Mehr Mut, aber keine Waghalsigkeit“, wie es mehrfach nach engagierten Diskussionen bilanziert wurde.