Zwei stiftungsgeeignete Aktienfonds mit dem gewissen Etwas

Wir vergleichen den Morgan Stanley Global Brands Equity Income mit dem Torendo Deutsche Aktien System

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MSGBEI vs. Deutsche Aktien System
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Im Mit der Aktienanlage tun sich viele Stiftungen immer noch recht schwer. Lieber werden implizite Aktienquoten aufgebaut, über Aktienquoten etwa in Stiftungsfonds, aber der reine Stoff, der wandert doch noch zu selten ins Stiftungsdepot. Mit Stiftungsrechtsreform und Business Judgement Rule können aber bei der Aktienanlage von Stiftungen ein paar Kohlen nachgelegt werden. Entsprechend haben wir zwei FondsFibel-Fonds, die der Gruppe der Aktienfonds zuzurechnen sind, einmal miteinander verglichen.

Sie kennen das sicher von diesen Autotests, wenn der eine Testkandidat fast jede Kategorie gewinnt, das andere Fahrzeug aber trotzdem der Sieger ist. Das hat immer auch etwas mit dem subjektiven Eindruck der Testfahrer zu tun, der eine spürt das Fahrzeug anders als der andere, dem Dritten wiederum liegt die Charakteristik von Fahrwerk und Lenkung eben am besten. Bei Stiftungsfonds ist so eine Kapitelwertung manchmal leichter, denn Ausschüttung und Wertentwicklung sind objektive Größen, und wenn ein Fonds ordentlich ausschüttet und gut performt, dann kann der einzige Kritikpunkt der sein, dass es noch mehr hätte sein können. Aber reinsetzen kann man sich als Stiftungsvorstand in so einen Fonds eben nicht, insofern hat es an der Autotester hier einfacher. Was sich aber sehr schön subjektiv abschätzen lässt ist, ob der Fonds mit seinen Leistungsmerkmalen zu den Zielen und Vorstellungen der jeweiligen Stiftung passt, und ob Drawdowns und Allokation ein gewisses Wohlbefinden erzeugen, sobald der Fonds näher analysiert wird.

KAPITEL 1: DAS ANLAGEKONZEPT

Beim Deutsche Aktien System (steuerbefreite Tranche S für Stiftungen WKN: A2P W0F) handelt es sich um einen flexiblen, aktienorientierten Fonds, der sich auf Aktien aus den vier wichtigsten deutschen Aktienindizes DAX, MDAX, SDAX und TecDAX fokussiert. Sowohl die Auswahl der Aktien als auch die Steuerung der Aktienquote erfolgen rein regelbasiert auf Basis eines in der Praxis bereits langjährig eingesetzten Handelssystems. In das Portfolio aufgenommen werden nur diejenigen Aktien, deren Momentum eine überdurchschnittliche Wertentwicklung erwarten lässt. Das Handelssystem definiert dabei für jede Aktie sowohl den Einstiegszeitpunkt als auch die Stop Loss – Marke für den Ausstieg. Die Aktienquote des Fonds variiert hierdurch flexibel zwischen 0 und 100%.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Risikomanagements besteht in der Gleichgewichtung der Einzeltitel. So werden sämtliche Titel stets mit der gleichen Anfangsgewichtung in das Portfolio aufgenommen. Zur Optimierung des Chance-/Risikoprofils des Fonds werden je nach Marktumfeld nach einem ebenfalls rein systematischen Handelsansatz Long- oder Short-Positionen im DAX und im Bund-Future aufgebaut. Die Handelsstrategie des Fonds wird bereits seit 2012 im Rahmen eines Wikifolios umgesetzt. Beim Morgan Stanley Global Brands Equity Income Fund ist der Name Programm. Globale Marken, also die besten der besten global agierenden Unternehmen gepaart mit einem ordentlichen Ertrag (das Ausschüttungsziel wird mit 4% p.a. ausgegeben) sind die Eckpunkte, die aus Stiftungssicht zählen.

Kapitelwertung Anlagekonzept: Der etwas einfacher nachvollziehbare Aufsatz des Morgan Stanley Global Brands Equity Income sorgt im Vergleich zum Torendo Deutsche Aktien System für einen Vorsprung in diesem Kapitel. Zwischenstand: 1,5:1



LESETIPP: Alles rund um die Anlage des Stiftungsvermögens in Fonds sowie die 25 von uns auf ihre Stiftungseignung hin untersuchten Fonds des Clubs der 25 finden Sie auf www.fondsfibel.de.

KAPITEL 2: DIE ALLOKATION

Beide Fondsportfolien zeigen das, was „vorne“ auf dem Fonds draufsteht. Beim Torendo Deutsche Aktien System sind es deutsche Titel, die das Portfolio stellen, die Mischung fußt auf deutsche Aktien jedweder Couleur, eine Deutsche Bank und Daimler sind genauso enthalten wie Klöckner & Co. oder Amadeus Fire, wobei diese Allokation wenig über die Unternehmen an sich aussagt, sondern eben wie in Kapitel 1 beschrieben jene Titel, deren Momentum einen überdurchschnittlichen Wertbeitrag erwarten lässt. Dergestalt ist das Portfolio konsequent strukturiert, es finden sich ausgehend vom Konzept keine Überraschungen im Depot des Fonds.

Im Morgan Stanley Global Brands Equity Income Fund werden Aktien nach fundamentalen Faktoren ausgewählt und dann auch relativ hoch gewichtet. Mit rund 30 Einzelpositionen kreiert das Fondsmanagement ein konzentriertes Portfolio, das heißt die einzelnen Aktien sind durchaus auch mal 3,4 oder 5% gewichtet. Gleichfalls wird eine sehr konservative Optionsstrategie im Fonds umgesetzt, aus Optionsgeschäften heraus werden also weitere ausschüttungsfähige Erträge generiert. Zu den Positionen, die im Portfolio enthalten sind, gehören Microsoft (derzeit mit rund 8% gewichtet) und Danaher aus den USA, Reckitt Benckiser aus Großbritannien oder SAP aus Deutschland, Stiftungen bekommen hier das, was der Fonds liefern soll.

Kapitelwertung Allokation: Beide Fonds sind stringent aufgestellt, der klarere Fokus die Einzelaktien betreffend ist beim Morgan Stanley-Fonds zu finden, der Torendo Deutsche Aktien System überrascht hier aber auch nicht, so dass dieses Kapitel ausgeglichen zu werden ist. Zwischenstand: 3,0:2,5

KAPITEL 3: DIE LEISTUNGSPARAMETER

Bei den Leistungsparametern macht der Morgan Stanley Global Brands Equity Income ein bisschen mehr Strecke. Einmal ist es die Ausschüttung, die mit 4% p.a. einfach ein Brett ist, das ausgegebene Ausschüttungsziel wurde hier konsistent erreicht, für Stiftungen bedeutete dies ein hohes Maß an Planbarkeit. Die Wertentwicklung kann ebenso als eindrücklich bezeichnet werden. Natürlich hat der Fonds im Corona-Crash gelitten, mehr als 20% ging es im Februar und März 2020 abwärts, Die anschließende Erholung aber konnte die Abgaben rasch aufholen, mittlerweile konnte der Fonds sogar neue Hochs erreichen. Ausschüttungs- und Performancegüte sind also als hoch zu bezeichnen, und das Konzept ist auch in der Lage, Rücksetzer auszumerzen.

Für den Torendo Deutsche Aktien System ist das Bild aus einer anderen Perspektive heraus deutlich. Der Fonds schwankt deutlich weniger, es produziert deutlich weniger zwischenzeitliche Schwankungen. Allerdings hat diese Schwankungsarmut einen Preis. Das Konzept konnte zwar die Verluste im Corona-Crash auf gut 10% begrenzen, die Erholung danach ging aber am Fonds ein gutes Stück vorbei. Bei den Ausschüttungen verhielt es sich so, dass zwar quartalsweise gezahlt wurde (was ein klarer Pluspunkt ist gegenüber einer Auskehrung beim Wettbewerber), in Summe aber reicht die Ausschüttung bisher nicht an den Morgan Stanley-Fonds heran. Allerding wird auch für den Torendo-Fonds das Ausschüttungsziel mit 4% p.a. angepeilt.

Kapitelwertung Leistungsparameter: Beim Morgan Stanley Global Brands Equity Income stimmt der Mix aus Ausschüttungs- und Performancegüte, beim Torendo Deutsche Aktien System ist der Mix nicht schlecht, aber die Parameter fühlen hier nicht ganz so komfortabel an. Daher geht das Kapitel an den Morgan Stanley-Fonds. Zwischenstand: 4,5:3,5

VIDEOTIPP: Die Mediathek zum zweiten Virtuellen Tag für das Stiftungsvermögen, der sich den Themen Stiftungsvermögen 2030, Business Judgement Rule im Stiftungsvermögen und dem Überwinden von alten Gewissheiten widmete, finden Sie auf www.vtfds.de.

KAPITEL 4: DAS INFORMATIONS-SETUP

Für Stiftungen wichtig sind die Ausschüttungsinformationen, auch der Blick auf das Portfolio im Zeitablauf ist wichtig, gleichfalls Informationen zu Drawdown und Wertentwicklungen im Kalenderjahr. Dieses Setup liefert Torendo, für den Fonds existiert sogar eine eigene Microsite zum Fonds, was sehr löblich ist, denn hier hat sich ein Anbieter Gedanken gemacht, wie er die Geschichte des Fonds so vielfältig wie möglich erläutert. Das gefällt, auf dem Factsheet fehlt zwar die Ausschüttungshistorie, und Positionierung im Portfolio könnte noch etwas anfassbarer sein, aber Stiftungen bekommen auf jeden Fall ein gutes Bild zu den Leistungsdaten des Fonds übermittelt.

Morgan Stanley als globales Haus hat hier natürlich größere Ressourcen zur Verfügung, die Daten zum Fonds sind feingliedriger gehalten und es wird auch via Bewegtbild viel Hintergrund zum Fonds geliefert. Stiftungen werden hier sehr gut abgeholt, zu den Leistungsdaten und auch zur Story hinter „Global Brands Equity Income“, zu den beiden Komponenten gibt es einfach viel Material. Mit Andreas Wenk ist zudem ein echter Kümmerer zum Fonds als Ansprechpartner auch für Stiftungen benannt worden, insgesamt ist dies ein stimmiger Mix, Stiftungsverantwortliche zum Fonds zu informieren.

Kapitelwertung Informations-Setup:
Das Kapitel werten wir unentschieden, weil für beide Fonds ein ganz individuelles Informations-Setup aufgebaut wurde, das Stiftungen „abholt“. Handwerklich liefert Morgan Stanley nicht überraschend das höhere Niveau, aber die Essenz dessen, was ich zum Fonds wissen muss, erfahre ich auf der Microsite zum Torendo Deutsche Aktien System ebenso. Zwischenstand: 6,0:5,0

KAPITEL 5: DIE KOSTEN

Beide Fonds sind keine Schnäppchen, wobei wir hier auch Äpfel mit Birnen vergleichen, das ist uns bewusst. Ein kleiner Fonds wie der Torendo Deutsche Aktien System ist nicht selten eher teuer, weil einfach Fixkosten anfallen, die erst bei steigenden Fondsvolumina zu sinken beginnen. So gesehen sind die laufenden Kosten von mehr als 2% p.a. keine Überraschung, ob es die Performance-Gebühr (die aber erstmal nicht schlagend wird) braucht, steht auf einem anderen Blatt. Für den Morgan Stanley Global Brands Equity Income Fund steht eine TER von 1,75% p.a. zu Buche, Performance-Gebühr gibt es keine. In der Tranche mit der ISIN LU1378880097 liegt der Kostensatz allerdings bei nur mehr gut 1% p.a., das Minimum-Investment ist hier jedoch höher, Stiftungen sollten hier einfach nach der für sie passenden Tranche fragen.

Kapitelwertung Kosten: Dieses Kapitel geht an den Morgan Stanley-Fonds, ob der leicht niedrigeren laufenden Kosten und der nicht vorhandenen Performance-Gebühr. Endstand: 7:0:5,5

ZUSAMMENGEFASST

Natürlich haben wir hier mit dem Torendo Deutsche Aktien System und dem Morgan Stanley Global Brands Equity Income zwei Fonds miteinander verglichen, die eigentlich in komplett anderen Ligen spielen. Für uns war wichtig, zwei Aktienfonds zu vergleichen, die irgendwie handwerklich noch eine Schippe drauflegen. Beim Morgan Stanley-Fonds ist das Options-Overlay, beim Torendo-Fonds ist es das momentum-basierte System, das die beiden Fonds von der Masse vieler Aktienfonds abhebt. Stiftungsgeeignet werden beide Fonds dadurch, dass sie Leistungsdaten liefern, mit denen Stiftungen arbeiten und auf deren Grundlage Stiftungen entscheiden können. Zudem haben die Macher jeweils einen klaren Bezug zum Stiftungsbereich. Dass hier ein Fonds die Nase relativ deutlich vorne hat, nun ja, das ist eine Momentaufnahme, deshalb haben beide Fonds trotzdem das gewisse Etwas.