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Wir gehen wieder einmal auf Projektreise. Wieder mit Handicap International geht es in diesem Jahr nach Nepal. Dieses Land am Himalaya, über das man schon viel gehört hat, das 2015 von einem schweren Erdbeben gebeutelt wurde, das seit 2006 eine richtige Verfassung sein Eigen nennt. Ein Land, das als arm zu bezeichnen ist, und in dem mannigfaltige Anknüpfungspunkte für Hilfsorganisationen bestehen. Handicap International ist mit einem eigenen Büro vor Ort, unsere Projektreise beginnt aber zunächst mit den ersten Eindrücken von Kathmandu.
Es ist Tag 1 unserer Projektreise nach Nepal, die uns nach 10 Stunden und 18 Stunden Reisezeit insgesamt nach Kathmandu bringt. Kathmandu ist die Hauptstadt Nepals, sie beherbergt über 5 Millionen Einwohner und liegt auf rund 1.400 Meter Meereshöhe. Bei der Ankunft ist es sonnig, aber mit 9 Grad recht frisch, über den Tag hinweg steigen die Temperaturen in Richtung 20 Grad, kratzen diese Marke aber nur leicht. Direkt vom Flughafen biegt man links herum in eine Hauptstraße ein, die wir auf der linken Straßenseite befahren. Wir merken: In Nepal herrscht Linksverkehr. Außerdem sehen wir: In Kathmandu staut sich’s gerne. Für 10 Kilometer braucht es gut und gerne eine Stunde, Ampeln und Kreisverkehre sind selten zu sehen. Dafür mehr Polizisten, die mit kurzen Handzeichen den Verkehr regeln. Das mutet chaotisch an, aber es funktioniert.
Nepal auf dem Weg in die Moderne
Auch fallen sofort die tausende von Mopeds ins Auge, die das Straßenbild prägen. Sie gehören einfach dazu, mit ihnen lässt sich trefflich zwischen Autos, Bussen und TukTuks hindurchruscheln. Mittlerweile wächst die Zahl der E-Mopeds überproportional, was auch mit einem steuerlichen Anreiz zu tun hat. Wo die Mopeds herkommen? Das dürfte keine Überraschung sein: Indien, China, Japan. Ebenso nimmt die Zahl der E-Tuktuks sukzessive zu. Nepal hat sich also ein Stück weit in die Moderne aufgemacht. Ein Kennzeichen sind hierbei auch die Autokennzeichen, die jetzt auf Englisch sein müssen, und mit nepalesischer Flagge versehen. Fortschritt heißt für Nepalesen aber auch, dass sie nicht mehr drei- oder vierstöckigen Häusern leben, sondern in Dreizimmerwohnungen. Entsprechend wächst hier die Nachfrage relativ stark, im Botschaftsviertel – zugegeben das beste Viertel Kathmandus – kostet eine 120-Quadratmeter-Wohnung auch schon mal 800.000 EUR.
Wo ist das gemütliche Reisen geblieben?
Gleichfalls weiß der Nepalese heute mehr denn je um das Leben auf den Straßen. Restaurants und kleine Shopping-Meilen schießen aus dem Boden, manchmal steht aber die Frage im Raum, wer die ganzen Klamotten, die hier angeboten werden, eigentlich kaufen soll. Über den kleinen Shops sind häufig Bars zu finden, Dance Bar heißt es dann, gute Laune scheint eine Klammer für nepalesische Menschen zu sein. Dafür vermissen sie in Nepal durchaus hier und da auch das alte Leben. Gemütliches Reisen, das war einmal. Straßen erstrecken sich mittlerweile nahezu durch jedes Tal im Land. Überhaupt Infrastruktur. Was alle Straßen in der Stadt Kathmandu säumt, sind Strommasten, an denen unzählige Stromkabel angebracht sind. Diese reichen dann kreuz und quer in die Häuser hinein. Elektriker hätten hier sehr viel zu tun, verbrauchsgenaue Stromabrechnungen sind sicherlich etwas, was es in Nepal noch nicht gibt.
Es gibt praktisch keine Wasserleitungen
Auch das Thema Wasser ist so eines. Es gibt in Nepal praktisch keine Wasserleitungen, Wasser wird ausschließlich in Tankwagen geliefert. Erwärmt wird das Wasser in den Häusern dezentral häufig über Solar Heater, also solare Heizanlagen, die mit Sonnenlicht betrieben werden. Dazu steht auf praktisch jedem Dach ein Wasserbehälter, in dem das Wasser gespeichert wird. Für die kleine Reparatur dieses Systems gibt es Läden, die locker als Spielzeugläden durchgingen, Rohrversatzstücke in allen Größenordnungen. Einerseits beißt sich das, aber für die kleine Reparatur zwischendurch bietet sich derlei an. Auf dem Weg zu diesem Lädchen lassen sich aber die infrastrukturellen Defizite schnell erkennen. Fußwege sind buckelige Gehsteige, in denen sich mit Mühe und Not eine kleine Wegstrecke bewältigen lässt. Rollstuhlfahrer haben hier schlechte Karten, umso wichtiger ist es, Menschen mit Behinderung schnell wieder in die Lage zu versetzen, sich fortbewegen zu können. Genau hier setzt Handicap International an, genau diese herausfordernde Arbeit wollen wir uns in Nepal anschauen.
Zusammengefasst
Es ist eine wuselige Welt, in die wir eingetaucht sind in Kathmandu. Sie ist bunt, sie ist laut, sie ist lebendig. Kathmandu atmet Leben, diese Stadt kommt kaum zur Ruhe. Sie wächst in die Höhe, und praktisch von jedem Dach aus thront der Himalaya am Horizont. Das aber seien nur die 6.000er, wie wir mit einem Zwinkern in den Augen erklärt bekommen, die richtigen Berge kämen erst dahinter. Das im Ohr, sieht man sofort, dass der Nepalese freundlich, neugierig und aufgeschlossen ist, es macht Spaß mit ihnen beispielsweise über ihr Land oder eben die Projekte von Handicap International zu sprechen. Wir sind also angekommen in Nepal, das war Tag 1 der Projektreise mit Handicap International, Namaste.
An Tag 2 lernen wir die Programmleiterin von Handicap Internation für Nepal, Indien und Sri Lanka, Pauline Nadim Ducos, und ihr Team kennen und besuchen neben dem Handicap-Office in Kathmandu auch einen Kooperationspartner kennen.
Das Tagebuch der Projektereise mit Handicap International nach Nepal noch einmal auf einen Blick:
Tag 1 – Nepal ist Abenteuer inklusive
Tag 2 – Mit lokalen Partnern geht jede Menge
Tag 3 – Beispiele für gelebte Inklusion
Tag 4 – In Nepal rührt sich was
Tag 5 – Impact zum Anfassen
Tag 6 – Schule ist Basis von allem
Tag 7 – Der Rückblick