Wir leben in Zeiten des Aufruhrs, oder in Zeiten des Umbruchs, vielleicht aber genau auch in Zeiten eines Aufbruchs?
Diese Frage treibt den Stiftungssektor ganz offensichtlich derzeit, weshalb wir jüngst mit dem früheren Generalsekretär Prof. Dr. Hans Fleisch im Vorfeld der Jahrestagung von Stiftung & Sponsoring am 25.4.2023 zu genau diesem Thema sprachen. Es war interessant zu hören, was der Stiftungsexperte den Stiftungen ins Stammbuch schrieb:
„Wer sind wir uns was wollen wir, diese Fragen muss sich der Stiftungssektor heute stellen.“
Das komplette Gespräch finden Sie in Bälde auf unserem Blog, es ist, wie es so schön heißt, ein richtiges Brett, das aber auch Anleihen bei Lucius Annaeus Seneca. Dieser wird ja gerne zitiert, aber zum Thema Aufbruch hat er einen tollen Satz verlauten lassen: „Wir können nicht zu neuen Ufern aufbrechen, wenn wir nicht bereit sind, das alte aus den Augen zu verlieren.“
Neue Ufer bedeutet: Zöpfe ab!
Bedeutet letztlich aus Stiftungssicht nichts anderes als, alte Zöpfe abzuschneiden und sich dem Neuen zuzuwenden. In diesen Kontext passt auch das Gespräch mit Karenina Schröder von Wider Sense, die erkannt hat, dass Unternehmen als Akteur in den Wirkmarkt eintreten und damit in einen Wettbewerb zu Stiftungen treten. Zumindest scheint dies möglich. Hier ändert sich praktisch die Welt der Stiftungen direkt vor der Haustür, in „ihrem“ Metier.
Dass Stiftungen Wandel können, davon weiß im Übrigen der Chef der Heinz Sielman Stiftung eindrücklichst zu berichten. Michael Beier nimmt dabei kein Blatt vor den Mund: Stiftungen müssten demnach attraktive Arbeitgeber werden. Wo es früher Bewerbungen regnete, sind es heute noch eine Hand voll. Das wird kaum reichen, um den anstehenden Generationswechsel in vielen Stiftungen zu stemmen. Aber eben nicht nur das.
Stiftungsrechtsreform zwischen Gamechanger und vertaner Chance
Diskutieren können Stiftungen am 25.4.2023 in Berlin auf der Jahrestagung von Stiftung & Sponsoring. Auch hier steht die Krise als Chance im Fokus, wir werden vor Ort sein, um unter anderem auch Dr. Christoph Mecking zu treffen. Mit ihm führten wir ein Interview zur Stiftungsrechtsreform, das es in sich hat. Die Stiftungsrechtsreform ist einerseits schon in gewisser Weise ein Gamechanger, aber sie ist eben auch eine vertane Chance (auf den großen Wurf).
Für das Stiftungsvermögen ist sie eher Gamechanger, und genau dazu werden wir beim 4. Virtuellen Tag für das Stiftungsvermögen am 14.6.2023 auch diskutieren. Und vielleicht bleibt es ja nicht nur beim Diskutieren.
Mit Dr. Christoph Mecking, Dr. Stefan Fritz, Christian Brütting, Benjamin Weber und Birgit Nupens von der Stiftungsaufsicht Detmold haben wir fünf Stiftungsprofis gewinnen können, die nicht nur diskutieren, sondern echte Handreichungen mitbringen werden. Aber schauen Sie doch einfach mal ins Programm.
Und so Sie als Studiogast live dabei sein und mal Studioluft schnuppern wollen, dann schreiben Sie uns an wirsindabei@stiftungsmarktplatz.eu mit dem Stichwort „#vtfds2023 Studiogast“ – 10 Plätze sind für Stiftungsverantwortliche noch frei.
New Posts on the blog
- #FreitagsPodcast mit Carsten Mumm und Christian Opelt – die Frage nach den realen Renditen wird Stiftungen noch beschäftigen
- #FreitagsPodcast mit Digital Change Agent Andreas Wagner – mit ihm schauen wir 10 Jahre voraus und fragen, wie Stiftungen im Jahr 2033 Spenden sammeln werden
- Die Stiftungswebsite 2030 – 3 Dinge, ohne die eine Stiftungswebsite anno 2030 nicht mehr auskommen wird
- #FreitagsPodcast mit Invesco-Immobilienexperte Henrik Häuszler – für ihn verändert das Thema ESG Immobilieninvestments nachhaltig, auch für Stiftungen
- Für Krisen in Stiftungen gibt es Lösungen – wir waren auf dem Stiftungsrechtstag in Bochum und haben drei Lehren für Krisensituationen in Stiftungen mitgebracht
Das finale Apercu
Was uns beim Beschäftigen mit dem Thema Zeitenwende bzw. Epochenwechsel aufgefallen ist, dass es sich beim Jahr 2023 um ein besonderes Jahr handelt. Und irgendwie lässt sich ein Stiftungsbezug immer herstellen.
1) Der Bundesverband Deutscher Stiftungen feiert in diesem Jahr sein 75jähriges Bestehen. Bis 1948 also reichen die Wurzeln der wichtigsten Interessenvertretung deutscher Stiftungen zurück – und seitdem ging es mit dem deutschen Stiftungswesen richtig voran. Vor 75 Jahren erblickte aber auch eine andere Erfolgsgeschichte das Licht der Welt: der Transistor. Dass er die Welt verändert hat, darüber besteht kein Zweifel, aber auch Stiftungen haben die Welt verändert – indem sie sie besser gemacht haben.
2) In diesem Jahr jährt sich aber auch zum hundertsten Mal die Hyperinflation in Deutschland. Ihren Höhepunkt hatte diese im Jahr 1923, als man vormittags ein Haus verkaufen konnte, und mit dem Verkaufserlös nachmittags nicht mal mehr ein Brot bekam. Diese Hyperinflation hat Deutschland gezeichnet, und bis heute sind wir Inflationsängstlinge, denen 2022 natürlich richtig zugesetzt hat – und die doch bspw. in der Veranlagung ihrer Vermögenswerte die falschen Schlüsse ziehen.
3) In 2023 jährt sich auch der Geburtstag eines der größten Komödianten unseres Landes zum hundertsten Mal. Ich brauche nur Dr. Klöbner, Das Bild hängt schief, Konsul Meisenbach und Pappa ante portas schreiben, schon wissen Sie, dass ich von Loriot spreche. Was Loriot mit Stiftungen und einer Zeitenwende zu tun hat? Loriot ist eine Konstante im deutschen Humorgedächtnis, sein Humor ist zeitlos, brilliant, im Leben verortet. Solch eine Rolle passt wunderbar zu Stiftungen, nicht?
Wir wünschen Ihnen schöne wie fröhlich-leichte Osterfeiertage,