Es steht eine berechtigte Frage im Raum. Wird es künftig eine geteilte Stiftungslandschaft geben? Geteilt in solche Stiftungen, die digital sind und Teil der digitalen Welt sind, und solche Stiftungen, die sich die digitale Welt schlicht nicht leisten können? Weil sie sich die notwendigen Investitionen nicht leisten können? Auf diese Frage gibt es keine einfache Antwort, auf gar keinen Fall lässt sie sich aber pauschal mit JA beantworten. Denn digitalisierte Prozesse und digitale Werkzeuge sind zwei paar Schuhe. Eine Spurensuche.
Digitalisierung, das ist das Wort der Zeit, alles soll digitaler und dadurch effizienter und schneller werden, und auch Stiftungen müssen mit der digitalen Zeit gehen – sonst laufen sie Gefahr, mit der Zeit zu gehen, oder eben an Wirkkraft und Relevanz zu verlieren. So in etwa spannt sich der Themenkomplex Digitalisierung auch über die deutsche Stiftungslandschaft, und natürlich steckt da auch immer n ganz kleines bisschen Angstmacherei mit dabei. Wenn Du keine Stiftungssoftware nutzt, dann wirst Du Deine Abschlüsse nicht mehr an die Finanzverwaltung melden können, wenn Du keine Fundraising-Software verwendest, wird der Spender nicht spenden, weil er Dich als yesterday erachtet. Und weil er nicht 8 Wochen auf die Spendenbescheinigung warten will.
KEINE ANGST VOR DER DIGITALEN WELT
Das sind Themen, die sind definitiv auf dem Tisch, aber sie werden – typisch deutsch – eben gerne auch negativ belegt, sie haben von Haus aus so eine Schwere, die es Stiftungsverantwortlichen fast schon unmöglich macht, an digitale Tools und digitale Prozesse ganz unbeschwert und durchaus auch unbedarft heran zu gehen. Denn wessen Blick nicht verstellt ist, der hat vielleicht schnell ein Gefühl dafür, was für eine Stiftungssoftware er braucht und welche digitalen Tools ihm etwas bringen. Viele Stiftungen werden aber derzeit so überhäuft mit Wahrheiten und Mutmaßungen, dass sie diese Unbekümmertheit hinsichtlich der Digitalisierung fast schon gar nicht mehr mitbringen können.
STIFTUNGEN SOLLTEN DAS MACHBARE TUN
Wichtig aus Stiftungssicht scheint mir, dass Stiftungsverantwortliche erst einmal auf das Machbare schauen, was also durchaus auch mit wenig oder gar keinem Budget zu machen ist, wobei ganz ohne Ressourceneinsatz geht es eigentlich nicht. Aber wer früher stundenweise Spendenbriefe eingetütet und frankiert hat, sich dabei mehrfach am Briefumschlag die Zunge aufgeritzt hat, der kann doch künftig alternativ eine Spendenkampagne auf Facebook oder Twitter aufbauen, mit dem gleichen Zeiteinsatz. Solche Aktivitäten werden dann einfach in die digitale Welt verlagert, mit dem Vorteil, dass man sofort nachsteuern kann. Denn das Internet bzw. eine Twitter-Kampagne lügen nicht, sie sagen einfach mit Zahlen, ob eine Kampagne die Wirkung bzw. Reichweite hatte, die sich eine Stiftung davon versprochen hat.

WEB-KAMPAGNE STATT SPENDENBRIEF?
Das ist ein Beispiel, wie sich ein und dieselbe Aufgabe mit praktisch nur dem Aufwand zum Lernen des Anlegens der Kampagne in die digitale Welt verlagert, mit vermutlich weitaus besseren Ergebnissen als der gute alte Spendenbrief, der allerdings auch für viele Stiftungen immer noch funktioniert. Aber das kann eine Aufgabe sein, die verlagert wird, bei der eine personelle Ressource einfach umgeleitet wird, kostet fast gar nichts, nur das Budget für die Kampagne muss mitgebracht werden, den Rest macht die Plattform. Und das Budget lässt sich einfach herleiten aus den Kosten für Briefumschläge, Briefpapier und Porto, da kommen schnell einige hundert Euro zusammen, mit denen sich auf Youtube, Google oder Twitter schon Einiges anstellen lässt.
DIGITALER SPENDENLAUF? WIE FÜR KLEINERE STIFTUNGEN GEMACHT
Ein anderes Beispiel dafür, wie ich Fundraising digitale jazzen lässt, sind vielleicht digitale Spendenläufe. Stiftungen suchen ja in vielen Fällen nach Ideen, wie sie ihre bestehende Spenderbasis pflegen und neue Spendergruppen gewinnen können. Digitale Spendenläufe sind hier eine Idee, auch hier sind Plattformen wie atlasGO Werkzeuge, die sich einfach und niedrigschwellig nutzen lassen, und bei denen nur die personelle Ressource mitgebracht werden muss – und ein kleines Budget, das sich dann aber am Erfolg der Maßnahme bemisst. Ein bisschen Einlesen, ein bisschen Einrichten, ein bisschen Planen, und schon kann es eigentlich los gehen mit dem digitalen Spendenlauf, der definitiv ein niedrigschwelligeres Fundraising-Event ist als alles, was es live geben kann – mit vermutlich vergleichbarem Ergebnis. Speziell kleinere Stiftungen dürften hier fündig werden.
LESETIPP: Alles zum Thema Spendenlauf, wie diese funktionieren und was dafür aus Stiftungssicht zu machen ist, erfahren Sie hier.
STIFTUNGSFONDS FINDEN SICH AM BESTEN ONLINE
Ein weiteres Feld, in dem digitale Tools Vorteile mit sich bringen, ist das der Verwaltung des Stiftungsvermögens. Sie wissen es mittlerweile, wir verstehen nicht, dass Stiftungen heute immer noch Ausgabeaufschläge zahlen und sie zu viele Fonds mit hohen Kosten und wenig Leistung in ihrem Portfolio halten. Digitale Tools, wie auch wir sie mit www.fondsfibel.de bereithalten, vereinfachen einmal die Suche nach stiftungsgeeigneten Fonds, sind dazu Baustein des Haftungsmanagements der Stiftungsverantwortlichen (da die Quelle der Information angegeben werden kann und der Stiftungsverantwortliche belegen kann, dass er sich mit aller Sorgfalt zu Fondsideen schlau gemacht hat) und halten Tipps parat, wie Stiftungen die laufenden Kosten genauso einsparen wie jene beim Fondskauf.
BREMSEN BEIM STIFTUNGSVERMÖGEN LÖSEN
Natürlich, es heißt immer, beim Stiftungsvermögen ist man an die Hausbank gebunden, und damit auch an deren Produktangebote, aber das ist kein Grundgesetz, das in Stein gemeißelt ist. An diesem Punkt werden die Vorteile der digitalen Informationsgenese schnell sichtbar, die Informationen werden stiftungsgerecht aufbereitet, sie sind nur für die Zielgruppe der Stiftungen aufbereitet, und sie sind dergestalt objektiviert, dass Stiftungen diese Informationen als Entscheidungshilfe und -grundlage heranziehen können. Digitale Werkzeuge für die Verwaltung des Stiftungsvermögens liefern ebenfalls auch gute Gründe, sich von der Hausbankbeziehung zu lösen, bzw. davon, die Hausbank alles machen zu lassen.
DIGITALER AUSTAUSCH HILFT STIFTUNGEN
Digitale Werkzeuge machen auch den Austausch untereinander einfacher, es braucht hier nicht immer den teuren Berater, der mit eine Beraterstunde nach der anderen verkauft. Beispielhaft können hier die Aktivitäten des Arbeitskreises Stiftungskommunikation des Bundesverbands Deutscher Stiftungen genannt werden. Stiftungen suchen nach Erfahrungswerten, suchen nach Tipps für gute Kommunikation und funktionierende Kommunikationswerkzeuge, sie suchen nach Anregungen, wie sie die Stiftungskommunikation aufsetzen oder entwickeln. Das alles bieten die Online-Konferenz-Formate wie jene des Arbeitskreises Stiftungskommunikation, und Stiftungen wird hier geholfen, auf verschiedenen Ebenen einen Einstieg in die Thematik zeitgemäßes Erzählen der Stiftungs-Story zu finden.
STIFTUNGSKOMMUNIKATION MUSS PLATTFORMEN NUTZEN
Kommunikation ist heute Handwerk und Kunst zugleich, das gilt umso mehr für Stiftungskommunikation. Viele Stiftungen fragen sich, wie sie sich eine professionelle Struktur fürs Kommunizieren geben. Hier zu hören, wie es andere Stiftungen machen, hilft schon mal, denn es sind nicht nur die großen Stiftungen, die hier erzählen wie es geht. Stiftungen können sich dabei etwas zu Nutze machen, das sie vielleicht gar nicht auf dem Schirm haben: Sie können Guerilla sein, sie können die Ressourcen der anderen für sich ummünzen und nutzen, für sehr wenig oder gar kein Geld für externe Ressourcen. NPO-Medien durchzublättern und nach Anzeigen von anderen Stiftungen zu suchen, dann bei den Verlagen anzurufen und zu fragen, ob die Stiftung einen Anzeigenplatz gratis bekommt, das kostet nix. Machen andere auch so, nur blättern muss man halt.
EINE STIFTUNGSWEBSITE MUSS KEIN VERMÖGEN KOSTEN
Kommunikation ist für viele Stiftungen auch aber eine Herausforderung, weil sie für sich das Gefühl haben, dass ihr Stiftungswebsite nicht auf der Höhe der Zeit ist. Wie oft erleben wir, dass Stiftungen uns sagen, „also bei uns lieber nicht auf die Website schauen, schaut aus wie Kraut und Rüben, ist richtig 90er“. Das mag sein, aber die Website neu zu machen, ist heute auch keine Kunst mehr. Stiftungen können hier in Vorarbeit gehen, sich gute Stiftungswebsites suchen, die ihnen gefallen, abgleichen ob sie dies ansatzweise gut befüllen können und dann etwa von einer Agentur recherchieren lassen, ob es ein wordpress-Template gibt, auf das sich aufsetzen ließe, für kleines Geld. Eine Stiftungswebsite kostet Geld, ja, aber ein Vermögen muss hier keiner mehr ausgeben.
STIFTUNGEN SOLLTEN AUF GUERILLA-TAKTIK SETZEN
Eher sollten Stiftungen ihre Website im Kontext ihrer Präsenz auf Plattformen sehen, und den Aufwand für die eigene Stiftungswebsite vielleicht reduzieren zugunsten von Präsenzen auf Plattformen. Denn Stiftungswebsite sind schön, wenn sie besucht werden, wer aber eine Stiftung nicht kennt, der wird die Stiftungswebsite auch nicht finden, auf Plattformen aber sind praktisch alle Menschen heute unterwegs. Entsprechend sollten Stiftungen dort unterwegs sein, wo ihre Zielgruppen unterwegs sind, der Plattform-Ansatz wird den Blasen-Ansatz künftig immer mehr schlagen. Die Präsenz auf 5 Plattformen aber kann vermutlich kostengünstiger gestaltet werden als eine neue Stiftungswebsite, dessen sollten sich Stiftungen immer bewusst sein.
ZUSAMMENGEFASST
Dass die Digitalisierung die Stiftungslandschaft spaltet, in Stiftungen die Teil der digitalen Gemeinde sind und solche die es nicht sind, daran glauben wir irgendwie nicht. Dafür gibt es zu viele Mittel, Wege und Werkzeuge, die sich auch kleinste und kleine Stiftungen für praktisch null Euro zu Nutze machen können. Klar, eine Stiftung mit komplett digitalen Prozessen ist sie dann vielleicht noch nicht, aber doch eine, die digitale Tools nutzt und sich darüber einen Weg baut, eines Tages auch eine Stiftung zu sein, die diese Tools zu einem Prozess oder einigen wenigen Prozessen zusammenführt. Das ist ja der Charme, den die digitale Welt bietet: sich auch mit bescheidenen Mitteln Gehör und Sichtbarkeit zu verschaffen, seine Geschichte breit zu erzählen, Recherchen zu vereinfachen, wahrgenommen zu werden. Und hier und da ein bisschen Guerilla sein, liegt das Stiftungen bzw. vielen StifterInnen nicht im Blut?