Ben Hodges beim Faros Investoren Summit 2024

Wenn Sie Krieg verhindern wollen, müssen Sie zeigen, dass Sie vorbereitet sind

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Rückschau Faros Investor-Summit 2024
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Ben Hodges, der ehemalige Befehlshaber der US-Armee in Europa, sprach beim Faros Investoren Summit 2024 – und er brachte eine andere Sichtweise auf Realitäten mit. Er analysierte den Krieg in der Ukraine, ordnete das Geschehen geopolitisch ein und erzählte, wie er ganz aktuell Tür-zu-Tür-Wahlhilfe für die Demokraten in den USA leistet. Wie viele andere waren auch wir beeindruckt davon, wie anders eine Sicht auf die Welt sein kann. Daraus wiederum lässt sich für die Kapitalanlage auch für Stiftungen Einiges ableiten, das war nach der Eröffnungs-Keynote von Ben Hodges ersichtlich. Wir blicken zurück auf den Faros Investoren Summit 2024.

Es war ein Tag, an dem eine wettertechnische Katastrophe angekündigt war, die jedoch ausblieb. Köln tauchte sich in sanftes Sonnenlicht, um die Gäste des Faros Investoren Summit 2024 zu empfangen. An die 150 institutionelle Anleger und Investment-Profis dürften es gewesen sein, die sich ins am Rhein gelegene Hotel Maritim in Köln aufmachten. Volles Haus also, und keiner wurde enttäuscht, als Ben Hodges, der ehemalige Kommandeur der US-Armee in Europa, zu seiner Keynote anhob. Angekündigt hatten ihn Verena Wenzelis, ihres Zeichens verantwortlich für den Faros Investoren Summit, und Faros-Gründer Uwe Rieken. Beiden war es ein Anliegen darauf hinzuweisen, dass es genau die andere Sichtweise sein sollte in der Keynote, auf die Gemengelage in der Welt. Genau die brachte Ben Hodges auch mit ins vollbesetzte Auditorium.

Wenn Sie Krieg verhindern wollen, müssen Sie zeigen, dass Sie vorbereitet sind

Militär-typisch hatte Hodge keine Folien im Gepäck, sondern kartografisches Material. Er legte zunächst eine Karte von Europa auf, um sich dem Konflikt in der Ukraine zu nähern. Er verwies unter anderem darauf, dass die NATO keine Osterweiterung proaktiv vorangetrieben hätte, sondern die Staaten Osteuropa gefragt hätten, ob sie dem Verteidigungsbündnis beitreten könnten. Sie fragten nach dem Beitritt, weil sie um ihre Verteidigungsbereitschaft wussten – und um den Bereitschaft Russlands, für revisionistische Bemühungen auch vor Gewalt nicht zurückzuschrecken. Das war eine spannende Erkenntnis, eine Sichtweise, über die man mal nachdenken sollte. Der zweite Aspekt seiner einführenden Worte anhand der Europakarte war, dass der Konflikt mit der Ukraine nun schon 10 Jahre dauert – und wir, der Westen, seit 10 Jahren mehr oder weniger weggeschaut hätten. Das saß.

2% vom BIP, das ist die falsche Betrachtungsweise

Ben Hodges brachte die Betrachtung dann an einen Punkt, die gerade für Deutschland unangenehm wurde. Ben Hodges wies darauf hin, dass Deutschland als wichtigster (nicht immer beliebtester) Verbündeter in Europa praktisch eine Einladung an Russland ausgesprochen hätte, seine Agenda ruhig in die Tat umzusetzen. Denn was hat Deutschland einer Kriegspartei entgegenzusetzen? Für Hodges ist die Bundeswehr „a shadow of itself“, es brauche 100 Jahre, um das Niveau an Ausrüstung im Jahr 2004 wieder zu erreichen. Sei 2004 der Maßstab? Nein, sei er nicht, aber die vergangenen 20 Jahre sei es einfach in die falsche Richtung gegangen die Verteidigungsbereitschaft Deutschlands betreffend. Für Hodges ist die Forderung nach den „2% vom BIP“ an Ausgaben für Verteidigung, wie sie uns von einem Präsidenten Trump erneut um die Ohren gefaucht würden, nichts weiter als eine alte Geschichte. Schon Truman forderte dies, Obama auch. Die 2%-Metrik stelle zudem nicht die richtigen Fragen.

Frieden ohne Verteidigung, schwierig, Wirtschaftliche Prosperität ohne Frieden, noch schwieriger.

Eher muss sich Deutschland die Frage stellen, was notwendig sei, um verteidigungsfähig zu sein. „Wenn Du Krieg vermeiden möchtest, muss Du zeigen, dass Du darauf vorbereitet bist.“ Dieser Satz saß ebenso, und die Kalkulation von Ben Hodges legt nahe, dass 2% nicht ausreichend sein werden. Denn den Nachsatz, den jeder dachte war: … Und das ist Deutschland nicht. Es brauchen Soldaten, Material und logistische Strukturen, in Deutschland, für die Verteidigung, ob das nur 2% des BIP pro Jahr in den kommenden Jahren kosten wird, das ließ er einmal so stehen, den Kopf dabei nach links und rechts schwenkend. Die Keynote von Ben Hodges begeisterte jeden im Raum, mit Klarheit und Präzision legte der aktuellen aber auch kommenden Bundesregierungen praktisch eine Agenda auf den Tisch, deren Kern Verteidigung sein müsse. Die Rechnung war schlüssig: Frieden ohne Verteidigung, schwierig, Wirtschaftliche Prosperität ohne Frieden, noch schwieriger. Hodges wies dabei auch darauf hin, dass es ureigenstes Interesse der USA sei, das Europa und speziell Deutschland prosperierten. Daraus leitete er das Bekenntnis der USA zu Europa und Deutschland ab, wies aber eben auch auf die Eigenverantwortung der Europäer hin.

Von Tür zu Tür für Kamala Harris

Interessant war zudem zu hören, dass er eigentlich überzeugte Republikaner in den USA Tür-zu-Tür-Wahlhilfe für die Demokraten und damit die Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris macht. Er könne das, was die Republikaner da von sich geben, nicht mehr unterstützen. In seinen Worten lag der Optimismus, dass Kamala Harris ihr Ding jetzt durchziehen würde, was im Saal mit Erleichterung aufgenommen wurde. Es war zu spüren, dass die Mehrheit der Besucher des FAROS Investoren Summit 2024 diese Hoffnung teilte, und sich im Klaren darüber war, dass Kapitalanlage künftig vermutlich hier und da anderen Kriterien unterworfen sein wird. Man müsse genauer hinschauen, hieß es an einer Stelle, man müsse sicher an der Asset Allocation arbeiten, hörte ich an einem anderen Tisch. Wiederum eine dritte Meinung war, dass manches vom Gehörten bereits vor 10 oder 15 Jahren gesagt wurde, etwa die Diversifikation betreffend, dass es jetzt aber an der Zeit wäre, hier mal richtig in die Bütt zu gehen.

Die Schlacht um die Alpha-Hoheit

Ein äußerst spannendes Format des sehr runden und intensiven Programms war die Shortlist Battle, bei der drei Fonds bzw. deren Manager vor Publikum einer vergleichenden Analyse und einer Befragung unterzogen wurden. In welcher Detailtiefe man einen Fonds analysieren kann (und muss), das kam beim professionellen Publikum sehr gut an. Gut anderthalb Stunden dauerte diese Fondsdurchschau, die mit einem je 8-minütigen Pitch der Fondsmanager begann, dann in einer Analyse seit der FAROS-Experten mündete und mit einer Q&A-Session mit den Fondsmanagern auf der Bühne ihren Höhepunkt fand. Die Detailtiefe der Fondsanalyse war dabei eindrücklich. Zu erfahren, warum ein Fonds in bestimmten Phasen weniger stark performt als der Kontrahent, zu wissen, dass ein stärker konzentriertes Portfolio anderes reagiert als ein breiter gestreutes, das kann eine sehr wertvolle Information sein. Auch das, was aktive Fondsmanager leisten, herauszulesen, und dann über dieses Alpha zu diskutieren, das war eines Programm-Highlights würdig.

Was wir aus den Inhalten des FAROS Investoren Summit 2024 lernen…

Das Gehörte und Diskutierte gilt es nun zu übersetzen. In Stiftungshandeln, in Allokationsarbeit am Stiftungsvermögen. Aus dem was Ben Hodge sagte, leiten wir ab, dass Stiftungen sich der künftigen geopolitischen Auseinandersetzungen und Rahmenbedingungen bewusst sein müssen, dass sie ihr Stiftungsvermögen demgemäß schon breit aufstellen müssen. Es geht letztlich darum, die Verletzlichkeit eines Stiftungsportfolios gegen exogene Schocks zu reduzieren. Ganz eliminieren wird man sie nicht können, aber reduzieren, das geht. Stiftungen müssen sich zudem die Frage der Resilienz stellen. Ist ihr Stiftungsvermögen resilient im Sinne von wirtschaftlich stehfähig genug, um Zäsuren auszuhalten? Und ist es dort positioniert, wo künftig Prosperität stattfinden wird? Denn es wird Räume und Regionen geben, die wirtschaftlich im neuen geopolitischen Gleichgewicht sehr erfolgreich sein werden, nur wird das nicht zwingend vor der Haustür sein. Drittens können aktive Fondsansätze und aktiv agierende Fondsmanager in Zeiten wie den aktuellen durchaus Mehrwerte liefern. Portfolioleistungen allein an Indizes zu hängen und passiv zu agieren, kann dagegen zu einem Nachteil im Stiftungsvermögen gereichen. Hier dann ein Gerüst bei der Hand zu haben, der Güte dieser Fondsmanager auf den Grund zu gehen, ist nicht nur hilfreich, sondern notwendig.

Stiftungsexperten-Handbuch

Zusammengefasst

Wenn Sie Krieg verhindern wollen, müssen Sie zeigen, dass Sie vorbereitet sind. Diesen Satz diktierte Ben Hodges den Gästen des FAROS Investoren Summit 2024 ins Pflichtenheft, und ins Stammbuch direkt mit. Der ehemalige Befehlshaber der US-Armee in Europa wusste, die geopolitische Gemengelage einzuordnen und die verschiedenen Interessenlagen der Akteure darzulegen. Gerade für uns Deutsche waren da einige unangenehme Wahrheiten mit dabei, andererseits: Den Kopf mal gewaschen zu bekommen, kann manchmal hilfreich sein. Wir, die wir beim FAROS Investoren Summit zu Gast waren, wissen jetzt zumindest, was auf uns bzw. unser Heimatland bzw. die Region um Deutschland herum zukommt. Das werden Herausforderungen sein, die nicht neu sind, die aber solche sein werden, die wir angehen werden müssen nicht, weil sie leicht sind, sondern weil sie schwer sind. Aus Stiftungssicht wichtig wird sein, dass Stiftungsvermögen dergestalt nicht wie bislang unter der Prämisse „Das haben wir immer so gemacht“ angelegt werden darf, denn dieser Satz fußt auf einem Umfeld, in dem eine Friedensdividende verfrühstückt werden konnte. Nur, diese Zeiten sind vorbei. Es war damit eine intensive Veranstaltung in Köln, die das FAROS-Team auf die Beine gestellt hatte, eine, auf deren Ausgabe 2025 wir uns heute bereits freuen.