Stiftungswebsite des Gelingens

Die ultimative Stiftungswebsite-Lobhudelei: www.futurzwei.org

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Stiftungswebsite FuturZwei
Lesezeit: 4 Minuten

Zukunftsthemen scheinen bei vielen nur noch wenig Enthusiasmus zu entlocken. Zu dunkel erscheinen die Probleme, auf die wir zusteuern oder uns bereits fest in ihrer Hand haben. Zugegeben, düstere Vorahnungen hat es in Bezug auf die Zukunft wohl schon immer gegeben. Nur in dieser Bandbreite wie wir sie heute haben – sei es Klima, Flucht, Rassismus, soziale Ungerechtigkeit – das kann schon phlegmatisch stimmen. Muss aber nicht. FUTURZWEI bietet eine Gegenbewegung zum Mainstream der medialen Zukunftsthemen. Hier wird über Geschichten des Gelingens statt neuer Katastrophen geschrieben. Der Tenor ist lösungsorientiert statt schwarzmalerisch. Das zeichnet sich auch in der Aufmachung der Website ab. Zeit, sich diese mal genauer anzuschauen. Und die enttäuscht ganz und gar nicht!

DER ERSTE EINDRUCK: JUNG, VERSPIELT UND INTERAKTIV

…So würde ich meinen ersten visuellen Eindruck von der Stiftungswebsite der FUTURZWEI beschreiben. Der Neugierige unter den Besuchern fragt sich, was man hier finden kann. TRAFO, Zukunftsarchiv, Karte des Gelingens, Flaschenpost, … was hat es damit wohl auf sich? Man wird auf Entdeckungsreise geschickt: Anklicken und ausprobieren, es bewegen sich Grafiken, über eine Landkarte gelangt man zu den Projekten, über die bei FUTURZWEI von „Geschichten des Gelingens“ gesprochen wird. Diese kartografische Darstellung macht Freude am Durchklicken: „Was, an all diesen Orten gelingt etwas?“

Man merkt, in diese Website ist viel Kreativität und Liebe zum Detail geflossen. Ein Beispiel: Anstatt sich für einen weiteren Newsletter anzumelden und darauf gleich nach Aufrufen der Website durch ein nerviges Pop-Up-Fenster aufmerksam gemacht zu werden, bekommt man hier am Ende der Startseite die Möglichkeit, eine digitale Flaschenpost zu erhalten. Und wer bekommt nicht lieber eine Flaschenpost als einen Newsletter?

SPASSIGE AUFMACHUNG – UND DOCH GEHT ES UM INHALTE

Erfrischend erscheint, dass die Startseite nicht mit einer Vorstellung der Stiftung à la „Das sind wir“/ „FUTURZWEI haben wir ins Leben gerufen, um…“ beginnt, sondern der Besucher vielmehr in die Welt von FUTURZWEI hereingesogen wird. An oberster Stelle lockt bei jedem erneuten Aufruf der Startseite ein neuer Artikel mit passendem Bild. Es wirkt nie statisch, sondern abwechslungsreich und überfordert gleichzeitig auch nicht durch Informationsflut. Diese Aufbereitung von verschiedensten Themen auf der Website passt besonders gut zu einer Stiftung wie FUTURZWEI: Man bekommt Stück für Stück eine große Bandbreite zukunftsrelevanter Geschichten präsentiert. Nur ein wenig auf der Startseite weitergescrollt, erschließt sich der Rest des Stiftungs-Universums. Man braucht sich nicht erst durch verschiedene Reiter durchklicken, sondern ist gleich mittendrin im Geschehen. Lediglich das Schwarze Brett erscheint ein wenig dürftig: Dort finden sich Ankündigungen von Veranstaltungen der letzten zwei Jahre. Wahrscheinlich ist hier noch ein wenig Nachholbedarf.

DER BLOG IST HIER EIN ONLINE-MAGAZIN

Wenn das Interesse geweckt ist, und das geschieht schnell bei den verbildlichten Links, gelangt man mit einem Klick auf den Artikel des stiftungseigenen Online-Magazins TRAFO. Besonders gefällt mir an den Artikeln, dass die Schlagwörter im Text farblich hinterlegt wurden. Klingt simpel, aber das zieht das nochmal mehr meine Aufmerksamkeit an als eine schlichte Unterstreichung im Text und verführt somit zum Draufklicken. Die meisten Artikel lassen sich in wenigen Minuten lesen, zudem gibt es viele Absätze im Text, was angenehme Pausen erzeugt. Zusätzliche Zwischenüberschriften über den Absätzen (vielleicht ist dies einfach ein spezielles Faible der Blog-Redaktion von stiftungsmarktplatz), könnten die „catchy“ Aufmachung von FUTURZWEI-Website noch unterstreichen.

DIE ZUKUNFT KANN GELINGEN

Im Online-Magazin finden sich auch die „Geschichten des Gelingens“, für die FuturZwei bekannt ist. Man könnte sich fragen, warum nicht auch „Geschichten des Scheiterns“ erzählt werden. Hier ein eigener Erklärungsversuch aus Besuchersicht: Sehen wir nicht das Scheitern täglich in den Nachrichten? Katastrophenmeldungen, die sich wie eine Perlenkette des Scheiterns aneinanderreihen: Klima, Flucht, Konflikte, Inhaftierungen, übermäßiger Konsum, angespannte Diplomatie… Wen deprimiert es nicht, wenn nicht auch mal über die Lösungsansätze berichtet wird? Oder insbesondere über das, was bereits getanwird? Kein Herumgedruckse und Aneinandervorbeireden wie wir es aus dem letzten Bundestagswahlkampf kennen, sondern das Aufzeigen realer Lösungen. FUTURZWEI möchte sich gleichzeitig aber auch politischer positionieren als zuvor und kommuniziert dies über sich selbst. Neben Geschichten des Gelingens kommen also auch andere Themen nicht zu kurz. Hier darf gleichzeitig Hoffnung entstehen und aufgerüttelt werden.

TIEFER TAUCHEN

Ein Thema, das mir persönlich sehr am Herzen liegt, ist die Flucht von Menschen aus ihren Herkunftsländern nach Europa. Auch nach zwei Jahren ehrenamtlicher Beratung für Geflüchtete habe ich durch Artikel noch viel über neue Projekte in der Geflüchtetenhilfe erfahren, die mir zuvor noch nicht bekannt waren. Das Schöne ist, dass man am Ende eines Artikels auf verwandte Themen wie „Kommen & Bleiben“ und „Migration“ weiterklicken kann und sich die passenden Artikel zum Thema mit Titel zeigen, ohne dass man gleich auf eine neue Seite gelenkt wird. Das schafft eine gewisse Ruhe beim Lesen und ein Gefühl der Selbstbestimmung beim Navigieren auf der Website.

ZUKUNFTSTHEMEN FÜR ALLE

Trotz der Fülle an Themen, die mit der Website transportiert werden, hat man das Gefühl, alles im Blick zu haben. Aber gerade aufgrund dieser inhaltlichen Breite und der zeitgenössischen Relevanz des Stiftungsauftrags kommt ihre Aufbereitung nicht ohne neue und alte Fremdwörter aus. Auch diesbezüglich bietet die Website ein nützliches Tool: Ein Glossar mit hilfreichen Erklärungen, welches sich als aktuelles Projekt der Stiftung noch im Aufbau zu befinden scheint. So sind Zukunftsthemen für alle zugänglich, die sich Gedanken über die Zukunft unserer Gesellschaft und Umwelt machen. Eine wunderbar hilfreiche Ergänzung für jede Stiftungswebsite, die für möglichst viele Menschen ansprechen möchte.

ZUSAMMENGEFASST

Wer die Website von FUTURZWEI aufruft, wird ein bisschen aus der Komfortzone gelockt. Es finden sich nicht gleich die „üblichen“ Schlagwörter einer Stiftungswebsite, und dennoch erschließt sich das Konzept sofort. Vielleicht mag man die Farbgebung und die Gestaltung der Website ein wenig verspielt finden für eine Stiftung, aber das ist Geschmackssache und das Gesamtbild der Website wirkt stimmig. Vielmehr noch ist FUTURZWEI ein Beispiel, wie Stiftungen diesen Drang nach Veränderung, der sie antreibt, und diese stiftungseigene Motivation, die in jeder Stiftung steckt, auf ihrer Website wiedergeben können. Das Äußere und Innere von FUTURZWEI passt hier einfach zusammen. Fazit: Eine Stiftungswebsite, auf die ich in Zukunft immer wieder zurückkommen werde.