Stiftungsfonds und der Hauch der Ausschüttung

Die Club der 25-Stiftungsfonds im James Bond-Check

417
Stiftungsfonds und der Hauch der Ausschüttung
Lesezeit: 7 Minuten

Stiftungsfonds spüren wieder den Hauch der Ausschüttung, es wird leichter, bei den Ausschüttungen wieder etwas draufzusatteln. Dass dies nicht nur ein Quantum Zins ist, hat sicherlich mit dem wieder gestiegenen Zinsniveau zu tun. Aber auch die Tatsache, dass Aktien wie Renten im Jahr 2022 eine Art perfekten Sturm erlebt haben, lässt den Ausblick bei vielen Stiftungsfonds wieder auf konstruktiv wechseln. Roger Moore als James Bond würde den Ausblick äußerst schnittig nennen. Wir schließen uns ihm an.

Es gibt so viele legendäre James-Bond-Momente, dass es nicht so schwer fällt, einzelne Szenen auf ihre Parallelen zu Stiftungsfonds hin abzuklopfen. Müssten wir eine Szene für das finden, was Stiftungsfonds anno 2022 passiert ist, es wäre der Kampf zwischen James Bond und dem Bösewicht mit den metallummantelten Fingerkuppen um Zug durch die Wüste. Kurz zuvor erscheint Madeline Swan in einem atembraubenden Outfit im Speiseagen, sagt zu Bond, er möge sie nicht so anschauen, worauf er erwidert, dann solle sie nicht so aussehen. In diesem Moment beginnt ein Kampf, bei dem Bond irgendwann die Kraft ausgeht, sein Blick wird leer, er scheint der Gegenwart zu entsagen. Eine Finte macht ihm das Überleben schließlich aber doch noch möglich. Dieser Kampf, er könnte spiegelbildlich für das stehen, was Stiftungsfonds in 2022 aushalten mussten.

Stiftungsfonds zwischen Drawdown und Ausschüttungsplus

Erkennen lässt sich derlei an den Charts von Commerzbank Stiftungsfonds Stabilität, DZPB II Stiftung A, FVM Stiftungsfonds, Hamburger Stiftungsfonds, Hansen & Heinrich Stiftungsfonds und Spiekermann Stiftungsfonds. Zwischen November 2021 und November 2022 stand für praktisch alle Mischfondskonzepte der eine Härtetest an, der irgendwann mal kommen musste. Wie James Bond haben die Stiftungsfonds überlebt, aber Spuren hat der Kampf mit Aktien- und Rentenmarkt natürlich hinterlassen.

Zweierlei lässt sich aus den Chartbildern aber herauslesen:

  1. Dieser Drawdown zwischen November 2021 und November 2022 war ein besonderer, für alle Stiftungsfonds. Solch schwere Hiebe von zwei Seiten haben auch James Bond schon mal tief Luft holen lassen.
  2. Die Ausschüttungen beginnen, dem Zinsniveau hinterherzulaufen,  sie beginnen sich in der Breite wieder in Richtung 3% und darüber zu bewegen.

Dem Sturm getrotzt

Für uns sind diese Erkenntnisse Anlaß genug, die fondsfibel Stiftungsfonds einmal James Bond-mäßig zu analysieren. Denn die 25 Bond-Vefilmungen sind so verschieden wie die Anlagekonzepte von Fonds, gemeinsam ist ihnen, dass der Held am Ende eben doch überlebt, dass er ein Problem gelöst hat. Genau wie die Stiftungsfonds, die dem Sturm getrotz haben und jetzt – und hier lehnen wir uns bereits aus dem Fenster – gestärkt aus diesem Sturm hervorgehen werden. Wir haben uns entsprechend fünf James-Bond-Filme herausgesucht und nach Analogien zu den fondsfibel Stiftungsfonds gesucht. Ein Film fehlt dabei, es ist Casino Royale, der erste Film mit Daniel Craig in der Rolle des Agenten. Denn dieser Film lässt den Zuschauer trotz legendärer Szenen wie dem Pokerspiel, der Dinner-Jacket-Battle im Hotel oder dem Kennenlernen zwischen Bond und Vesper Lynd („I am the money“, „And every penny of it.“) mit einem leicht beklemmenden Gefühl zurück. Aber nun denn, for your eyes only.

Hamburger Stiftungsfonds – Liebesgrüße aus Hamburg

Der Bond-Film: Liebesgrüße aus Moskau, aus dem Jahr 1963, James Bond muss eine Chiffriermaschine in Istanbul entwenden und flüchtet dann mit dem Zug bis nach Venedig. Der Film ist ein Agententhriller erster Güte, bei Bond-Fans ein echter Geheimtipp.

Die Bond-Analogie: Der Hamburger Stiftungsfonds ist einer der ältesten am Markt etablierten Stiftungsfonds, er wurde als strikt konservatives Anlagekonzept speziell für die Zielgruppe Stiftungen aufgelegt, ist einer der wenigen Stiftungsfonds-Klassiker. Der Fonds liefert verlässlich Ausschüttungen, in den vergangenen drei Jahren jeweils 1,60 EUR je Fondsanteil, die Niedrigzinsphase hat das Ausschüttungsniveau abschmelzen lassen, aber die Zuverlässigkeit der Auskehrungen ist sicher ein Alleinstellungsmerkmal.

Einschätzung: So wie man bei „Liebesgrüße aus Moskau“ weiß, was man bekommt verhält es sich auch beim Hamburger Stiftungsfonds. Die Auskehrungen dürften steigen in den kommenden Jahren, das ist absehbar. Der im Chart ersichtliche Drawdown wird eher aus dem Aktienexposure heraus aufgeholt werden – sofern das Zinsniveau hoch bleibt und Anleihekurse sich damit nicht wieder nach oben bewegen. Für uns eine sichere Bank, wenn Stiftungen Belastbarkeit in ihre Ausgabenplanung bringen möchten.

Spiekermann Stiftungsfonds – Goldfinger lässt grüßen

Der Bond-Film: Auric Goldfinger möchte die Goldreserven in Fort Knox radioaktiv verseuchen, er hat dafür mit Kriminellen aus aller Welt ein Atomgerät bauen lassen, um dies in den Golddepots detonieren zu lassen. James Bond wird von Goldfinger in der Schweiz gefangen genommen und nach Baltimore verfrachtet, wo er dann den Plan durchschaut – und vereitelt.

Die Bond-Analogie: Goldfinger zählt zu den besten Filmen der Bond-Reihe, nicht zuletzt gab Gerd Fröbe dem Bösewicht jenes Format, an dem auch Bond wachsen konnte. Der Spiekermann Stiftungsfonds setzt nicht nur auf eine Portion Gold im Fondsdepot, abgebildet über einen ETF, sondern ist für uns auch einer der besten Stiftungsfonds, ob seiner Leistungsmerkmale. Er ist zudem ein Fonds, der von einem bankenunabhängigen Vermögensverwalter gemanagt wird, der Stiftungen auch auf Mandatsebene betreut. Diese Stiftungsaffinität lässt sich aus dem Fondsportfolio herauslesen.

Einschätzung: Ablesbar an der im September gezahlten Ausschüttung für 2023 in Höhe von 3 EUR je Fondsanteil wird der Spiekermann Stiftungsfonds eine 3 vor dem Komma in den kommenden Jahren ziemlich sicher auskehren können. Dazu hat das Portfolio ob seiner Akzentuierung auf der Aktienseite, der Portion Gold und der „ausfahrbaren“ Aktienquote Potential, performanceseitig auf der Oberseite zu überraschen. Augenscheinlich ist das aktive Management, auch das wird in den kommenden Jahren seinen Beitrag leisten.

FVM Stiftungsfonds – Handwerklich at its best wie „In tödlicher Mission“

Der Bond-Film: Einer meiner persönlichen Bond-Favoriten ist jener Bond-Film mit Roger Moore aus dem Jahr 1981. Ein Agentenfilm um ein britisches Spionageschiff, das „dank“ einer Seemine vor Korfu sinkt und das ATAC-Kommandosystem für die U-Boot-Flotte der Royal Navy mit sich in die Tiefe reißt. Ein Wettlauf zwischen Bond und Kristatos, einem griechischen Schmuggler, beginnt.

Die Bond-Analogie: Der zentrale Aspekt bei „In tödlicher Mission“ ist das Agenten-Handwerk, das wieder in den Vordergrund rücken sollte, und der Aspekt Handwerk ist es auch, der beim FVM Stiftungsfonds hervorsticht. Der FVM Stiftungsfonds wird auf der Aktien- und Rentenseite über Einzel- und Fondsinvestments gestreut, hinzu kommt auch hier eine Portion Edelmetall, Hashtag gefällt.

Einschätzung: Der FVM Stiftungsfonds konnte sich vom Novembertief 2022 schon ganz ordentlich berappeln, befindet sich wieter auf dem Pfad, den Drawdown zu egalisieren. Die Ausschüttung wurde schon im Dezember 2022 von 6 auf 8 EUR je Anteil erhöht, wir haben Phantasie, dass sich dieser Trend robust fortsetzt. Damit ist und bleibt der Fonds eine Bank, für Stiftungen mit einer konservativen Haltung zum Thema Anlage.

Commerzbank Stiftungsfonds Stabilität A – Unterschätzt wie der erste Bond mit Timothy Dalton

Der Bond-Film: Es gibt diese Bond-Filme, die unterschätzt werden, etwa der erste der beiden Filme mit dem britischen Theaterschauspieler Timothy Dalton. Der Hauch des Todes behandelt die Geschichte um einen Agentenaustausch, der sich letztlich als Finte eines windigen wie einfältigen Waffenhändlers herausstellt. Die ersten 45 Minuten dürfen durchaus als Agentenfilm-Highlight gesehen werden, Timothy Dalton interpretiert Bond weniger ironisch und näher „dran“ an der Vorlage.

Die Bond-Analogie: Beim Commerzbank Stiftungsfonds Stabilität A fällt uns das Wort unterschätzt relativ schnell ein. Der Fonds schüttet zweimal im Jahr 1 EUR aus, die Ausschüttungsrendite liegt damit bei soliden 2% bezogen auf den aktuellen Fondsanteilspreis. Dieses Niveeau hält der Fonds seit mehreren Jahren stabil – so wie der Hauch des Todes Spannung und Tempo kontinuierlich hoch hält. Unterschätzt wird der Fonds auch, weil er vom Konzept her auf der Höhe der Zeit streut und das Fondsportfolio aktiv aufstellt.

Einschätzung: Mit aktuell knapp 15% Aktien ist die Aktienquote nicht voll ausgereizt vom Fondsmanagement, bis 30% Aktienquote ist es noch ein Stück. Der Drawdown aus 2022 wird ein Stück Arbeit, ihn zu egalisieren, die aktuellgewählte Allokation etwa bei Einzelaktien und Einzelanleihen birgt aber das Potential, das zu schaffen. Zudem dürfte auch beim Commerzbank Stiftungsfonds Stabilität der Ausschüttungsausblick auf positiv schwenken.

Übrigens: Mit dem Commerzbank Stiftungsfonds Rendite existiert ein Schwester-Konzept mit strukturell höherer Aktienquote.


TV-Tipp:
Schauen Sie doch mal in der Mediathek des 4. Virtuellen Tags für das Stiftungsvermögen rein, was zum Beispiel Hans-Dieter Meisberger, Stiftungsexperte bei der DZ Privatbank, zum Thema Anlagekonzept einer Stiftung für wichtig erachtet.

DZPB II Stiftung A – Eine Strategie á la Goldeneye

Der Bond-Film: GoldenEye war der erste Bond-Film mit Pierce Brosnan, der eigentlich schon in den 80er Jahren als James-Bonds-Darsteller verpflichtet werden sollte. In GoldenEye wird die Diamantenfieber-Story in die 90er verfrachtet, ein früherer und vermeintlich toter Kollege Bonds mutiert zum im Raketenzug lebenden Bösewicht und plant im Zuge des Zusammenbruchs der Sowjetunion das Kapern der Satellitenwaffe GoldenEye. Dieser Bond setzte die Reihe neu auf, entwickelte Figuren weiter (M wurde gespielt von Judi Dench) und persiflierte das Mehr an Action über Bonmots wie „Männer und ihre Spielzeuge“.i

Die Bond-Analogie: Der DZPB II Stiftung A ist eine klassische Strategie, die im Stiftungsvermögen Basisaufgaben erfüllen kann. Neu bzw. in die Zeit entwickelt wurde dieses Konzept mit der Nachhaltigen Vermögensverwaltung für Stiftungen in der ISIN DE000A3C20D2, die sehr viel stärker Bezug nimmt auf nachhaltige Parameter in der Verwaltung von Stiftungsvermögen, die Untergrenze liegt bei 30% Aktien, bis 50% dürfen es maximal sein. Ausschlusskriterien im Verbund mit einer best-in-universe-Herangehensweise zeigen, dass hier Dinge anders gemacht werden, dass Flexibilität und nachhaltige Komponenten stärker gewichtet werden als bisher. Einiges neu also, so wie 1995, als GoldenEye in die Kinos kam.

Einschätzung: Beiden Konzepten ist gemein, dass sie im Zuge der Zinswende gelitten haben, und dass es eine Aufgabe sein wird, den Drawdown wieder aufzuholen. Großes Aber an der Stelle: Von der Grundausrichtung her sind beide Konzepte eng an dem dran, was Stiftungen brauchen, speziell die Nachhaltige Vermögensverwaltung im Fondsmantel holt Stiftungen dort ab, wo diese derzeit über ihre Stiftungskapitalien diskutieren. Man muss es hier sehen wie bei Bond in den 90ern: es gab eine Bond-Reihe vor dem Fall des Eisernern Vorhangs, und es gab einen danach. Die Zinswende 2022 ist für uns so eine Zeitenwende, dass man die Davor-Danach-Betrachtung durchaus anstellen kann, speziell wenn man heute überlegt, sich neu aufzustellen im Stiftungsvermögen.

Hansen & Heinrich Stiftungsfonds – Ein Stiftungsfonds im Skyfall-Format

Der Bond-Film: Skyfall, der dritte Bond-Film mit Daniel Craig gilt als echtes Highligt der Reihe, auf einer Stufe mit Goldfinger und Feuerball. In Skyfall möchte der Cyper-Terrorist Silva Geheimdienstdaten veröffentlichen und Agenten damit diffamieren, um sich dafür zu rächen, was der MI6 und deren Chefin M ihm einst angetan haben. Bond wird hier zu Beginn schwer verwundet, muss sich zurück in Agentenform bringen und zerbläst Zweifel an seiner Performance mit einer formidablen Performance. Nicht umsonst war dieser an den Kinokassen der bisher erfolgreichste.

Die Bond-Analogie: Bond at ist best könnten wir übersetzen mit Stiftungsfonds at ist best. So sehen wir den Hansen & Heinrich Stiftungsfonds, in dem wirklich so manches anders läuft. Einmal wurde in den Jahren vor der Zinswende auf der Anleiheseite von langlaufenden Anleihen abgesehen, was dazu führte, dass der Fonds nicht unter den Kursverlusten bei diesen Anleihen um Zuge der Zinswende litt. Dazu wird ein Nachhaltigkeitsreporting durch den externen Dienstleister LMM Investment Controlling durchgeführt, was die Selektion von Titeln und damit das Fondsmanagement inspiriert – und vor allem verändert. Stark performant einfach in schwierigen Zeiten, wie Bond eben in Skyfall auch.

Einschätzung: Für uns ein Stiftungsfonds, der sich von vielen anderen stiftungsgeeigneten Fondskonzepten abhebt. Der Hansen & Heirich Stiftungsfonds wird den Performancevorteil, den er sich „erarbeitet“ hat durch das bessere Durchkommen durch den perfekten Sturm anno 2022 in die nächsten Jahre mitnehmen, so als würde eine Fußballmannschaft schon mal mit 2:0 auf Feld kommen, zu Spielbeginn.

Newsletter-Anmeldung

Zusammengefasst

Nach Bond 25 wird es wieder einen Neustart der Reihe geben, denn Daniel Craig in der Rolle des James Bond starb den Filmtod und steht für einen sechsten mit ihm verfilmten Teil nicht mehr zur Verfügung. Zeitenwende also bei Bond, so wie 2022 eine Zeitenwende bei den Stiftungsfonds eingesetzt hat. Die Charts sprechen eine eindeutige Sprache, Stiftungen müssen sich die Konzepte jetzt mit zwei Brillen anschauen: Einmal vor der Zinswende, und einmal Post Zinswende. Denn die Parameter sind heute gänzlich andere, dass 2022 derart schwierig würde, war vorher nicht zu sehen. Jetzt aber hat sich der Sturm gelegt, man kann sehr klar auf die Konzepte blicken, sieht rasch, dass sich die Eckdaten bei den Ausschüttungen verbessert haben und verbessern werden. Auch wurde an den Allokationen insgesamt gearbeitet, Stiftungsfonds werden daher weiterhin einen festen Platz im Fondsportfolio einer Stiftung haben. Mit der Lizenz zum Ausschütten.