Stiftungsfonds und das Häkchen der Optimisten

Corona-Krise aktuell: Auf den Crash folgt die Erholung – wie sich Stiftungsfonds und stiftungsgeeignete Fonds jetzt schlagen

12627
Das Einmaleins der Optimistenhäkchen
Lesezeit: 5 Minuten

Ein Crash oder eine Korrektur an den Kapitalmärkten verlaufen meist nicht linear, sie verlaufen in Schüben. Stiftungen werden dies bei den von ihnen gehaltenen Stiftungsfonds kaum erkennen, aber auch der Corona-Crash hatte Tage, an denen sie durchschnaufen konnten. Mittlerweile riecht viel nach einer Erholung, ob Zwischenhoch oder Trendwende, das wird sich erst noch zeigen. Die Chartverläufe vieler Stiftungsfonds zeigen jedoch indessen rechts unten ein Häkchen, in unterschiedlichen Ausprägungen. Wir haben einmal untersucht, was das Optimisten-Häkchen über Stiftungsfonds und stiftungsgeeignete Fonds verrät.

Wer schon mal so einen Crash an den Kapitalmärkten mitgemacht hat, der kennt vielleicht das Muster. Erst wehrt sich der Markt noch gegen schlechte Nachrichten, dann folgen die ersten schwachen Tage, die aber noch als Konsolidierung auf hohem Niveau verkauft werden. Meist kommen dann über das Wochenende ein zwei Dinge zusammen, die die Anleger verunsichern, und der Orkan bricht los. Irgendwann dann ist es aber auch vorbei mit der Panik, und die Erholung beginnt. Schaut man dann auf die Charts auch von Fonds, dann bildet sich rechts meist eine Aufwärtsbewegung aus, die wie ein Haken oder ein Häkchen aussieht. Vielleicht ist es albern, in solch ein in wenigen Börsentagen entstandenes Häkchen etwas hineinzuinterpretieren, aber herauslesen lässt sich doch etwas. Auch wenn es nur Kleinigkeiten sind. Wir haben für einige der stiftungsgeeigneten Fonds aus dem Club der 25 in der FondsFibel für Stiftungen & NPOs eine kleine Häkchenschau gemacht.

NICHTS HIELT DEM CORONA-STURM STAND

Fangen wir vielleicht mit einem reinen Rentenfonds an. Beim Acatis IFK Renten nimmt sich das Häkchen noch recht klein aus,:Die erste Bewegung weg vom Tief kann noch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Fonds schon ganz ordentlich gelitten hat im Zuge des Corona-Crashs. Dieser brachte allerorten Verkaufsdruck mit sich, das heißt das, was früher galt –  dass nämlich Anleihen einem solchen Sturm schon irgendwie trotzen werden – diesmal nicht gegolten hat. Statt Aktien, Anleihen und Gold wollten Anleger schlicht in Cash über die Tage und über die Wochenenden kommen. Also wurde alles verkauft, eben auch Anleihen jedweder Couleur. Für den Acatis IFK Renten könnte abgeleitet werden, dass eine markante Aufwärtskorrektur zunächst noch auf sich warten lässt, einfach weil nach wie vor zu viel Unsicherheit vorherrscht und sich noch nicht abschätzen lässt, wie sich die Wirtschaftskrise auf die Bonitäten auswirkt.

DIE FRAGE NACH DEN BONITÄTEN

Fonds: Acatis IFK Renten
Häkchenform: kleiner Kartoffelnetzhaken
Interpretation aus Stiftungssicht: Der Fonds bietet jetzt sicherlich attraktive Spielräume auf Seiten des ordentlichen Ertrags. Aber die bisher schwache Erholung beim Anteilspreis macht eine gewisse Verunsicherung sichtbar hinsichtlich der Frage, wie sich die Bonitäten der gehaltenen Papiere bzw. deren Schuldner entwickeln.

FOKUS AUF QUALITÄT ZAHLT SICH AUS

Fonds: SWUK Renten Flexibel
Häkchenform: kleiner Kleiderhaken
Interpretation aus Stiftungssicht: Beim SWUK Renten Flexibel ist wichtig zu wissen, dass einmal im vergangenen Herbst planmäßig 2,75 EUR je Fondsanteil an die Anleger ausgekehrt wurden, das zum anderen der Fonds weit weniger litt als andere stiftungsgeeignete Fonds. Der Fokus auf Qualität und das strikte Vermeiden von Bonitätswetten lieferten im Corona-Crash deutliche Mehrwerte – in dem Sinne, dass der Fonds nur gut 5% im Anteilspreis einbüßte. Das ist sicherlich aufzuholen, denn Qualität ist das erste, was auch auf der Anleiheseite wieder gesucht sein dürfte. Ein kleines Häkchen, ja, aber eben auch eines, das zeigt, dass es nicht viel aufzuholen gibt. Für Stiftungen mit einem sensiblen Schmerzempfinden bei ihrer Kapitalanlage bzw. einer relativ stark konservativ ausgerichteten Anlagepolitik ist das eine erwähnenswerte Botschaft.

NORMALITÄT WIRD SICH WIEDER ABBILDEN

Fonds: Commerzbank Stiftungsfonds
Häkchenform: mittlerer Angelhaken
Interpretation aus Stiftungssicht: Der Abschwung inmitten des Corona-Crashs steht beim Commerzbank Stiftungsfonds im Kontext dessen, was der Fonds verspricht: konservativer Ansatz, sensibel auf der Risikoseite, aber eben auch nicht gefeit vor solchen Einbrüchen, insbesondere dann, wenn alles abverkauft wird. Das Erholungshäkchen zeigt zweierlei: Einmal steigt der Anteilspreis unter Zuckungen, was darauf hindeutet, dass die Allokation nicht hundertprozentig zum derzeitigen Marktmodus passt. Zum anderen jedoch sind bereits wieder ein Viertel der Abschläge aufgeholt worden, besonders die sehr starken Tage konnte der Commerzbank Stiftungsfonds gut „mitgehen“. Der Fonds hat noch einen Weg vor sich, aber sobald die Märkte wieder gen Normalität unterwegs sind, wird sich das im Fondsanteilspreis auch abbilden.

AUFWÄRTSPEAK MIT RICHTIG RUMMS

Fonds: EB Ökoaktienfonds
Häkchenform: Pfeil mit Widerhaken
Interpretation aus Stiftungssicht: Der EB Öko-Aktienfonds hat sicherlich gelitten im Zuge des Corona-Crashs, anders lässt sich der Chart gar nicht lesen. Der Absturz war aber marktkonform, der Fonds hat nicht überreagiert in dem Sinne, dass die im Fonds gehaltenen Titel überproportional gesunken wären. Im Gegenteil. In der letzten Phase des Crashs hat sich das Abwärtsmomentum sogar sichtbar reduziert – im Portfolio gab es also Titel, die noch in der letzten Ausverkaufsphase bereits wieder an einer Wende arbeiteten. Der Aufwärtspeak dann hatte richtig Kraft, das Portfolio ist also bei steigenden Märkten scheinbar richtig aufgestellt. Eine Notiz am Rande: Die Ausschüttungsrendite dürfte tendenziell steigen für die Stiftungen, die jetzt Anteile dieses Fonds (oder der anderen in der 2020er FondsFibel analysierten Aktienfonds) erwerben. Bleiben die Dividenden dort, wo sie sind oder sinken weniger stark, als es der Kurs getan hat, lässt sich bei der Ausschüttungsrendite vermutlich ein kleines Plus zum bisherigen Niveau verbuchen.

AUSSCHÜTTUNGAGÜTE GEHT VOR AUF UND AB

Fonds: Hamburger Stiftungsfonds
Häkchenform: kleiner Balkonkastenhaken
Interpretation aus Stiftungssicht: Für den Hamburger Stiftungsfonds waren die Tage des Corona-Crashs keine einfachen. Der Fonds litt kursseitig nicht unerheblich, die Verluste waren zweistellig, gleichzeitig ist der Abschlag angesichts des derzeitigen Umfelds kein Drama. Die Aufwärtskorrektur hat bisher noch nicht richtig gegriffen, was aber mit der Allokation zu tun hat. Im Fonds sind viele Positionen enthalten, die der Kategorie Qualität zugerechnet werden undzudem liquide sind. Diesen Investments ist gemein, dass sie sich dem Verkaufsdruck in einem Abverkauf nicht komplett  entziehen können, sie sich dann aber auch noch gemächlicher erholen. Das Häkchen sieht danach aus, als würde sich der Fonds Schritt für Schritt und nicht in einem Rutsch erholen, wobei für Stiftungen eines nicht außer Acht gelassen werden darf: die Ausschüttungsgüte. Hier ist der Hamburger Stiftungsfonds sehr lieferfähig, und das dürfte auch so bleiben, eben weil die genannten Investments getätigt wurden.

EINKOMMEN STEHT IM BLICKPUNKT

Fonds: Kames Global Diversified Income Fund
Häkchenform: mittlerer Kartoffelnetzhaken
Interpretation aus Stiftungssicht: Für einen Fonds, der auf Einkommen ausgerichtet ist, hat der Kames Global Diversified Income schon recht ordentlich eingebüßt. Dies war im Corona-Crash aber der hier schon oft zitierten Tatsache geschuldet, dass im Crash alles verkauft wurde. Da der Fonds recht breit aufgestellt ist –  eben um das Einkommen zu maximieren – litt er etwas mehr als ein Stiftungsfonds, weil viele der eingegangenen Investments unter Druck kamen. Im Corona-Crash litten besonders breit aufgestellte Fonds besonders stark, das allein zeigt schon, wie besonders das Corona-Marktgewitter war. Das Aufwärtshäkchen jedoch zeigt, dass der Fonds anders als viele Stiftungsfonds seine Abschläge bereits mit ordentlich Dampf teilweise wieder aufholen konnte, er  also bei wieder zur Normalität zurückkehrenden Märkten auch wieder „mit dabei“ sein dürfte. Der Aufwärtsschwung war teilweise sehr steil, das vom Anteilspreis ausgebildete V also sehr spitz. Entscheidend für Stiftungen ist aber, dass der Fokus bei diesem Fonds weniger auf dem Anteilspreis als vielmehr auf dem Einkommen liegt, und die dafür notwendigen Bestandteile behalten wurden. Die Argumentation für diese Anlagen muss durch den Crash nicht gewechselt werden. Eine wichtige Nachricht, denn hieraus lässt sich Kontinuität für das Einkommen, also den ordentlichen Ertrag, herauslesen. Und das zählt nun mal für Stiftungen mehr als der reine Anteilspreis und dessen Auf und Ab.

ÜBERGEORDNETE THEMEN WERDEN NICHT EWIG VOM MARKT AUSGEBLENDET

Fonds: UniInstitutional Stiftungsfonds Nachhaltig
Häkchenform: Geschmiedete Gaslaterne
Interpretation aus Stiftungssicht: Im Corona-Crash erwischt hat es den UniInstitutional Stiftungsfonds Nachhaltig, just in dem Moment, als der Fonds etwas Fahrt aufgenommen hatte. Der Fonds streut seine Anlagen breit, auf der Aktienseite beispielsweise über globale oder ESG-orientierte Aktienfonds, auf der Anleiheseite werden viele interessante Ideen gespielt. Der Corona-Crash hat den Anteilspreis des Fonds ordentlich absacken lassen, wobei die erste Erholung noch recht seicht ausgefallen ist. Auch hat das Häkchen praktisch direkt ein zweites Beinchen bekommen, die Aufwärtskorrektur konnte also noch nicht richtig gespielt werden. Das Fondsportfolio reagiert gemessen daran augenscheinlich eher weniger auf markttechnische Reaktionen als vielmehr auf übergeordnete Entwicklungen. Nur werden diese eben derzeit von den Marktteilnehmern lieber erst einmal ausgeblendet, was jedoch nicht bedeutet, dass der Fokus eines nahen Tages nicht wieder auf diesen Themen liegen wird. Genau dann wird ein nachhaltig bzw. auf ESG ausgerichteter Fonds seine Stärken wieder aufspielen, dann kommt die Häkchenform einem großen Kartoffelhaken gleich.

ZUSAMMENGEFASST

Es hat vielleicht etwas von Kaffeesatzleserei, sich Charts von Stiftungsfonds und stiftungsgeeigneten Fonds und dort dann Häkchenformationen anzuschauen. Mancher Stiftungsvorstand wird sich bei der Lektüre denken, dass man es auch übertreiben kann mit der Analyse eines Fonds und dessen Wertentwicklung. Dennoch zeigt solch eine Crash-Lage meiner Meinung nach mehr über einen Fonds als jede Hausse. Denn ein Crash besteht aus einer Anflutphase, einer Abverkaufsphase, einer Erholungsphase und einer Kapitulationsphase. Sich als Stiftung anzuschauen, welcher Stiftungsfonds sich in welcher Phase wie schlägt, kann die Anlageentscheidung bezüglich eines Fonds noch weiter nuancieren. Manchmal sagt ein Häkchen mehr als tausend Performancezahlen, und manchmal hat ein Häkchen nicht nur Optimisten im Schlepptau.