StiftungsApéro feiert Premiere in Basel

profonds als Gastgeber des Finales der StiftungsApéro SommerTour 2024

687
Rückschau StiftungsApéro SommerTour FinaIe
Lesezeit: 4 Minuten

Im Rahmen der SommerTour feierte der StiftungsApéro eine weitere Premiere. Erstmals machte der StiftungsApéro in der Schweiz Station, genau gesagt in Basel in den Räumen des Dachverbands gemeinnütziger Stiftungen der Schweiz, kurz profonds. Es war ein StiftungsApéro, bei dem der Klartext zu Gast war, aber eben auch der damit verbundene Gedankenanstoß. Natürlich kam auch das StiftungsApéro-typische Essen, Trinken & Reden nicht zu kurz, bei uns weckte der StiftungsApéro sofort die Neugier auf mehr. Denn in der Schweiz ticken vielleicht die Uhren anders, aber die Stiftungsmenschen eint wie hierzulande vor allem Eines: die gute Tat.

Wir machten uns am Morgen des 4. September mit dem Zug gen Freiburg auf den Weg nach Basel, Deutsche Bahn-typisch wurde der ICE am Bahnhof Basel-Bad angehalten, da der Zug aus Deutschland kommend Verspätung aufgebaut hatte. Die Schweizerische SBB geht damit aber konsequent um: Derlei gibt es in der Schweiz nicht, und bevor der Schweizer Fahrplan durch die Deutschen durcheinandergebracht wird, werden deren Züge einfach gestoppt. War aber kein Problem, direkt am Parkplatz am Bahnhofsvorplatz wartete Stiftungsberater und -experte Ronald Biehler auf mich. Er holte mich ab und kutschierte uns beide in die Dufourstraße, wo die Kanzlei Dufour und eben profonds ihren Sitz haben. In Empfang nahmen uns Susannah Todd, die uns im Vorfeld tatkräftig unterstützte, und Dr. Christoph Degen, Chef von profonds und vermutlich (sicherlich) der profundeste Kenner der Schweizerischen Stiftungslandschaft.

Apérothek-Tipp:
Alle Eindrücke von der diesjährigen StiftungsApéro SommerTour bzw. dem, was sich auf den 7 Stationen alles zugetragen hat, finden Sie auch in der Apérothek.

Transparenzregister kann man auch mit anderer Brille sehen

In seinem Impuls gab Dr. Christoph Degen dann einen sehr eindrücklichen wie kompakten Eindruck zu dem, was ihn in seiner täglichen Praxis aus Stiftungssicht umtreibt. Ein Thema hatte es ihm besonders angetan, und ich muss sagen, dass ich Christoph Degen sehr dankbar war, dass er hier so offen gesprochen hat. Für ihn ist das Transparenzregister aus Stiftungssicht zumindest problematisch zu sehen.

Das Transparenzregister, so vernünftig ein solches ist, sieht auch für Stiftungen vor, die Begünstigten zu nennen, in einer Datenbank zu führen und diese Information auch aktuell zu halten. Dies setzt voraus, dass Begünstigte einer Stiftung benannt werden können. Genau hier entsteht das Problem in den Augen von Dr. Christoph Degen. Denn Stiftungen haben ja per se keine Begünstigten, die Regelung, ersatzweise die Gremienverantwortlichen zu benennen, ist schlichtweg nicht zu Ende gedacht worden. Denn wenn es keine Begünstigten im Sinne des Transparenzregisters gibt, ersatzweise dann Gremienmitglieder herangezogen werden müssen, werden Stiftungen und deren Verantwortliche quasi zu einer Falschaussage gezwungen.

Pflichtverletzung ante portas?

Wer nun als Stiftungsverantwortlicher zu einer Falschaussage gebracht wird, handelt dieser noch zum Wohle der Stiftung? Und wenn er das nicht tut, entsteht dann nicht der Tatbestand der Pflichtverletzung? Diese Fragen brachte Dr. Christoph Degen auf, er konnte auf Basis dessen darlegen, warum es in der Schweiz ein solches Transparenzregister nicht gibt. Dies wiederum brachte uns in der Diskussion zu der Frage, warum wir Deutschen in vorauseilendem Gehorsam direkt mal ein Transparenzregister eingerichtet haben, den Stiftungen damit eine Aufgabe aufgebürdet haben, die für jede einzelne Stiftung Fragen provoziert, die diese eigentlich weder braucht noch beantworten kann. Es war interessant zu hören, dass sich da „Thema Transparenzregister“ auch anders lesen lässt, dass die Frage erlaubt sein muss, ob zwischen Pflichtverletzung auf Stiftungsseite und Ausformung der Beschaffenheit des Transparenzregisters auf Seiten des Gesetzgebers ausreichend abgewogen wurde.

Wenn die Prothese aus dem 3D-Drucker kommt…

Keine zwei Meinungen herrschten zu den anderen beiden Impulsen vor. Matthias Renner von Handicap International brachte in seinem Impuls noch einmal den Gedankenanstoß mit, dass gemeinnützige Organisationen zur Gänze Innovationen in sich tragen können, brachte zum Beweis das Beispiel der mit dem 3D-Drucker gefertigten Prothesen mit.

An dieser Technologie arbeitet Handicap International intensiv, macht solch eine Prothese die Arbeit vor Ort doch noch einmal zielführender, aber eben auch ein Stück weit einfacher. Henry Wolter von AQ Investment wiederum formulierte es in seinem Impuls über Infrastruktur-Investments im Stiftungsvermögen so: „Stiftungen haben das Diversifikationsgebot vor der Brust. Um das lebendig zu halten, bauen Anlagen etwa in Infrastruktur beispielsweise in Erneuerbare Energien mit ihren besonderen Eigenschaften praktisch jedem Stiftungsvermögen gewissermaßen eine Brücke.“

Was er meinte und was er auch zum Ausdruck brachte war, dass Diversifizieren im Stiftungsvermögen inzwischen sehr breit gefasst möglich ist. Es dürfte auch immer mehr Stiftungen möglich sein, ähnlich anzulegen wie die großen Endowments in den USA. Dafür aber, und da ist sich Henry Wolter sicher, braucht es Alternative Anlagen, denn ohne diese wäre der Anlageerfolg der Endowments niemals so eingetreten.

Drei take aways der StiftungsApéro SommerTour 2024

Beim StiftungsApéro-typischen Apéro dann hatte der Apéro ein Heimspiel. Der Begriff stammt aus der Schweiz, er meint das gesellige Beisammensein nach getaner Arbeit, und genauso nahmen wir das Ganze auch in Angriff – und nehmen genau diese Erinnerung mit in die Planung der StiftungsApéro WinterTour 2025.

Thematisch nehmen wir drei Thesen aus den sieben Terminen der StiftungsApéro SommerTour mit. 1) Stiftungspraxis verändert sich momentan, es baut sich Entscheidungsdruck auf, vom „Das haben wir immer so gemacht“ abzuweichen. 2) Kommunikation, StoryTelling, Major Donor Marketing sind drei Schlagworte, die Stiftungsverantwortliche künftig mit Inhalt füllen müssen. Will Stiftung als relevant wahrgenommen werden, muss sie bzw. müssen ihre Verantwortlichen diese Disziplinen können. 3) Im Stiftungsvermögen ist Sorgfalt künftig ein Rahmen, der mit mehr Ingredienzien befüllt werden muss. Sorgfalt heißt Konzept, Sorgfalt heißt 4Ds (Diversifizieren, Delegieren, Dokumentieren, Durchhalten) – plus einem fünften D: dem Dranbleiben. Stiftungsvermögen verlangt kontinuierliches Dranbleiben, erledigt ist die Aufgabe nie, nach der Anlageentscheidung ist vor der Anlageentscheidung.

Stiftungsexperten-Handbuch

Zusammengefasst

Die StiftungsApéro SommerTour 2024 feierte in Basel am 4. September ihren passenden Abschluss. Mit Dr. Christoph Degen, dem Chef von profonds, redete ein Verbandsvertreter Klartext und sprach den Anwesenden aus der (Stiftungs)seele. Stiftungspraxis verändert sich, weil sich das Stiftungsumfeld verändert, und dennoch gibt es Grundfesten, die für Stiftungsverantwortliche zeitlos gültig sind.

Diese Erkenntnis war so etwas wie die zentrale Mitnahme aus der StiftungsApéro SommerTour, nicht zuletzt, weil die Diskussion um die Rolle von Stiftungen in der Gesellschaft Fahrt aufzunehmen scheint. Wir können uns an dieser Stelle nur bei allen Protagonisten der StiftungsApéro SommerTour bedanken, allen Partnern und Begleitern, und natürlich bei den gut 200 Gästen, die in Dresden, Berlin, Hamburg, Frankfurt, Köln, Dortmund und Basel unserer Einladung folgten. DANKE, dass Sie vor Ort waren, und wir sagen es mal mit der österreichischen Schauspiel- und Gouverneurslegende Arnold Schwarzenegger: We will be back, mit der am 21.1.2025 startenden StiftungsApéro WinterTour 2025 (verweisen auf www.stiftungsapero.de).