Mit Stiftungsfonds & Co. ins Hochalpine

Warum sich die #fondsfibel-Stiftungsfondsgedanken so stark um 2030 drehen

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Mit Stiftungsfonds ins Hochalpine
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Wir haben es wieder getan. Wir haben uns auf den Weg in die Berge gemacht, genauer gesagt auf die Zugspitze, um uns in dieser Umgebung ein paar Gedanken rund um Stiftungsfonds & Co. zu machen, und um die Analysen zu den Fonds des Clubs der 25 wieder auf den neusten Stand zu bringen. Einmal zeigte sich, dass es für Stiftungen nicht wichtig sein wird, den einen besten Stiftungsfonds zu finden, sondern dass es eine Hand voll zu den Stiftungszielen passenden Fonds sein werden, mit denen sie die kommenden Jahre bestreiten werden. Das Gelände ist zu alpin, um dort mit einem schicken paar Budapester gut durchzukommen.

Wer einmal auf der Zugspitze war, also auf knapp 3.000 Metern, der weiß, dass von dort oben Vieles klein wirkt, Vieles weit weg, und Vieles einfach nur wunderschön. Von der Aussichtsplattform etwa ist bei gutem Wetter auch der Starnberger See zu erkennen, wie er sich ins Alpenvorland schmiegt, wie es riesig wirkt aus der Entfernung. Auf der anderen Seite baut sich hinter dem Zugspitzplatt eine beeindruckende Alpenkulisse auf, die es zu bewundern aber eben auch zu bewandern gilt. Niemand würde auf die Idee kommen, hier mit einem 15 Jahre alten, durchgelatschen Turnschuh eine Bergtour anzugehen. Der Stiftungsfonds aber, mit seinem Konzept auf den frühen 2000er Jahren, der soll es im Stiftungsvermögen richten.

Wie viel Ausschüttung darf es denn sein?

Das kann nicht funktionieren, und es funktioniert ja schon heute nicht mehr richtig. Die wenigsten Stiftungsfonds taugen noch als das eine Basisinvestment, das immer und zu jeder das abliefert, was die Stiftung für sich als Ziel der Verwaltung des Stiftungskapitals festgelegt hat. Das sollen 4% Ausschüttung sein, noch n bisschen Performance obendrauf, nachhaltig soll er sein, und nix kosten, das versteht sich von selbst. Nur, das Gelände da draußen ist mittlerweile so hochalpin, da gibt es nichts mehr umsonst, und geschenkt gleich gar nicht. Der klassische Stiftungsfonds hat in diesem hochalpinen Anlageumfeld zwar immer noch seine Berechtigung, aber eben als Baustein einer Fondsallokation mit einer ganz bestimmten Aufgabe.

LESETIPP: Auf www.fondsfibel.de finden Sie wie gehabt Analysen zu 25 stiftungsgeeigneten Fonds, neue Ideen für das Fondsportfolio einer Stiftung, einen ausführlichen Ratgeber zur Fondsanlage von Stiftungen sowie u.a. eine umfassende Ausschüttungsdaten mit Ausschüttungsdaten zu allen Stiftungsfonds und Club der 25-Fonds.

Der Eispickel fürs Stiftungsvermögen

In einer Seilschaft im Hochalpinen werden die Aufgaben auch geteilt, so sollte das im Stiftungsvermögen auch sein. Wir haben den #fondsfibel-Club der 25 auch einmal dahingehend analysiert, wie die einzelnen Fonds Ausschüttung und Wertentwicklung zusammenbringen, oder wie sie die Themen ESG und Ausschüttung miteinander vereinen, und es lässt sich eine große Streubreite der Ergebnisse konstatieren. Wer ESG-seitig stark ist, „bezahlt“ das oft mit einer geringeren Ausschüttung, wer performt, der liefert nicht selten eher weniger Ausschüttung. Das könnte nun ob den Nullzinses ein Riesenproblem sein, wäre da nicht die Stiftungsrechtsreform um die Ecke gekommen im vergangenen Jahr. Sie gibt dem Stiftungsvorstand eine Art Eispickel für den extrem steilen Eisfall an die Hand.

Stiftungsrechtsreform als Gamechanger

Ein Eispickel, mit dem ich mit trotz glattem Untergrund trotzdem noch nach oben ziehen kann, mit dem ich das Ziel das oben auf dem Gipfel erst recht erreichen werde. Die Stiftungsrechtsreform erlaubt Stiftungen fortan, Umschichtungserlöse für die Stiftungszwecke zu verwenden. Ich würde mich zu der Aussage verleiten lassen, dass die Stiftungsrechtsreform damit ein Gamechanger für Stiftungsfonds & Co. ist. Denn sind thesaurierende Fonds damit nicht plötzlich auch – sofern sie entsprechende Leistungsmerkmale mitbringen – stiftungsgeeignet? Weil mit ihnen aus der Performance heraus ein Teil dieser Wertzuwächse für die Zwecksphäre abgeknapst werden kann?

Wenn die Welt neu vermessen wird…

Auf einmal sind reine Aktien- oder Rentenfonds, die performant genug sind um sie auf eine Ideenliste zu setzen, ein neues Halteseil in der Wand, in der ich mich nach oben bewege, trotz aller Stürme, die um mich herum toben. Oder was ist die Ukraine-Krise sonst als ein weiterer Vorbote des Neuvermessens der Welt im Geopolitischen? Was ist mit der Inflation, die vor 6 Monaten von der EZB noch verneint wurde, um plötzlich zum Eckpfeiler einer womöglich doch strengeren Geldpolitik zu werden? Wie verhält es sich mit den Plänen des nachhaltigen Umbaus der Volkswirtschaften, mit dem teilweisen Neubauen kompletter Infrastrukturen? Und hat Corona nicht gezeigt, wie verletzlich unsere Systeme und handlungsunfähig eigentlich sind, wie sie damit eigentlich selbst zum Risikofaktor werden?

Es wird hochalpin bleiben bis 2030

Diese Themen werden unsere #fondsfibel-Club der 25-Fonds weiter begleiten, und sie werden auch Stiftungen stetiger Begleiter sein. Es wird quasi hochalpin bleiben bis 2030, und vermutlich auch darüber hinaus. Die Antwort darauf darf keine starre Fondsallokation sein, es kann also nicht die Lösung sein, an einem nicht mehr zeitgemäßen Anlagekonzept festzuhalten oder aber an einer Fondsallokation, die nicht mehr lieferfähig ist entlang der Ziele, die sich jede Stiftung in der Kapitalanlage setzt. Wenn die Stiftungsrechtsreform der Eispickel ist, dann ist eine Mischung aus Income-, Aktien-, Mikrofinanz-, Stiftungs- und Immobilienfonds vielleicht so etwas wie der Kletterschuh mit den Steigeisen unten an der Sohle. Denn Eispickel ist schön, klettern muss ich aber immer noch aus den – mit Steigeisen besohlten – Beinen heraus.

Zusammengefasst

Wenn die Gemengelage „da draußen“ hochalpin ist, und unserer Analyse nach ist sie das, dann brauchen Stiftungsverantwortliche eine Ausrüstung für diesen Ritt durchs Hochalpine. Denn dass sie da durch oder hoch müssen, steht außer Zweifel, sie müssen ihr Stiftungsvermögen anlegen, das gehört zu ihren Pflichten. In unseren #fondsfibel-Stiftungsfondsgedanken haben wir hierzu versucht, wieder einige Anregungen zusammenzutragen, die Analysen in unserem #fondsfibel-Club der 25 wurden aktualisiert, dazu wuchs der #fondsfibel-Ratgeber noch einmal weiter. Uns treibt die Freude an der Aufgabe um, Stiftungsfonds und stiftungsgeeignete Fonds zu analysieren und zu übersetzen, was dieser oder jener Fonds in einem Stiftungsvermögen zu leisten vermag, der besseren Vergleichbarkeit halber haben wir dafür auch noch gemeinsam mit stiftungscockpit.de die QualiS360-Matrix entwickelt. Wir sind überzeugt, dass sich das Hochalpine meistern lässt, aber wie jeder Aufstieg bedarf es eben einiger Mühen. Der Ausblick jedoch, ganz gleich welcher, ist es wert.