Halloween calling…

6 Thesen rund um Stiftungsfonds & Co., damit das Horrorjahr 2022 eine Ausnahme im Stiftungsvermögen bleibt

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Halloween 2022
Lesezeit: 5 Minuten

Jedes Jahr am 31. Oktober wird irgendwie das gleiche Spiel gespielt. Nach dem Börsenmonat Oktober ist vor der Jahresende-Rally, Heidi Klum lässt sich für ihre legendäre Halloween-Party wieder wild umstylen, Michael Myers kehrt im Fernsehen nach Haddonfield zurück und im Radio werden Gewinnspiele mit der diabolisch-minimalistisch-genialen Halloween-Filmmusik untermalt. Doch dieses Jahr ist etwas anders. Über allem schwebt die Omni-Krise, und das Börsenjahr könnte eines der schlechtesten seit Langem werden. Stiftungsfonds haben hier einen schweren Stand, im Stiftungsvermögen muss agiert und nicht nur reagiert werden. Was jetzt zählt, dazu stellen wir heute mal 6 Halloween-Thesen auf.

These 1: Nicht diversifiziert ist nichts

Es gibt im Ur-Halloween-Film jene ikonische Szene mit Jamie Lee Curtis. In ihrer Rolle der Laurie Strode schreit sie sich inmitten einer Konfrontation mit ihrem Bruder Michael Myers aus der Szenerie. Es ist für schwach Besaitete eine echte Erfahrung, hier ruhig mit Chips in der Hand zuzuschauen. Ähnliches gilt im Stiftungsvermögen, wer nur auf Anleihen setzt. Im ersten Halbjahr dieses Jahres gab es den Myers-Effekt im Stiftungsdepot zu sehen. Die Kurse wurden nicht nur zurechtgestutzt, sie wurden regelrecht aufgeschlitzt, mancher sprach von einem Blutbad am Rentenmarkt. Dies muss Stiftungen eine Lehre sein, nicht nur auf Anleihen zu setzen, und auch nicht nur auf gaanz konservative Stiftungsfonds. Selbst wenn die Zinsen jetzt wieder steigen, allein auf diese Kategorie zu setzen, ist wie im Film auf Michael Myers zu warten.

These 2: Die Unwuchten im Stiftungsvermögen kündigten sich an

So wie Michael Myers im ersten Halloween-Film von John Carpenter immer wieder an den verschiedensten Orten im kleinen Städtchen Haddonfield auftaucht, um Laurie Strode zu beobachten, genauso kündigte sich das Grauen in vielen Stiftungsdepots frühzeitig an. Ok, Kursverluste sind jetzt nicht direkt etwas grausames, ausbleibende Ausschüttungen sind aber auf jeden Fall mehr als ärgerlich. Dort wo die Allokation windschief war und ist, wo also zu wenig von den Dingen gemacht wurde, die schon meine Oma als richtig empfand, dort entstehen jetzt womöglich Löcher, die tatsächlich das Stiftungshandeln tangieren. Oder waren die Löcher nicht schon eine Weile da, man wollte sie nur nicht sehen? Wir hören von vielen, gerade kleineren Stiftungen, die durchaus als notleidend angesehen werden können, dort dauert das Oeuvre des Halloween-Originals übersetzt 5 Stunden.

These 3: Gegen die Inflation hilft der Kleiderbügel wenig

Es gibt diese eine Szene im Halloween-Urfilm, in der sitzt Laurie Strode im Schrank. Sie wehrt sich gegen ihren Peiniger Michael Myers und sticht ihm in einem Kampf einen Kleiderbügelhaken ins Auge. Aber sie werden es sich denken, sie konnte sich nur vermeintlich in Sicherheit wähnen. Gegen Inflation und deren Wirkweise hilft im Stiftungsvermögen nur nun nicht der Kleiderbügel, sondern das radikale Umsteuern. Das Qualitätsunternehmen mit Preissetzungsmacht ist jetzt gefragt, der Schuldner mit der besten Bonität, die Wirtschaftsregion mit dem größten Prosperitätshebel, die Anlageklasse mit der höchsten Dekorrelation zum „normalen“ Kapitalmarkt. Viele dieser jetzt notwendigen Bausteine sind in vielen Stiftungsvermögen nicht vertreten. Warum nicht? Fragen Sie doch mal jene, die im Horrorfilm behaupten, sie würden gleich wiederkommen – um dann eben nicht wiederzukommen.

These 4: Dr. Loomis kommt (fast immer) zu spät

Im Halloween-Film gibt es diesen einen Psychoanalytiker, Dr. Loomis. Er entdeckte in den Augen des kleinen Michael Myers einst das absolut Böse, weshalb der Junge Zeit seines Lebens eingesperrt blieb. Wieso Myers trotzdem die Flucht gelang, nun ja, und Dr. Loomis, der immer geahnt hatte, kam just an jenem Tag zu spät. In Haddonfield dann war er auch stets ‚behind the curve‘, wie es im Finanzjargon so schön heißt. Er war immer zu spät am Ort des Geschehens. Für das Stiftungsvermögen kann das übersetzt heißen, dass es sinnvoll sein dürfte, jetzt Weichen zu stellen, um beim nächsten Meltdown nicht wieder hinten dran zu sein und sich wieder mit Risiken befassen zu müssen, die eigentlich ins Stiftungsvermögen gehören. Und hier kommt die Anlagerichtlinie ins Spiel. Hinten dran sind Stiftungsgremien meist immer dann, wenn sie nicht handeln können, wenn sie handeln müssten. Vielen fehlt der Rahmen, innerhalb dessen sie entscheiden. Dieser Rahmen heißt Anlagerichtlinie, wer heute keine hat, sollte sich morgen eine erstellen lassen. Übermorgen kann es schon zu spät sein, denken Sie an Dr. Loomis.

FondsFibel

These 5: Angst ist ein sehr sehr schlechter Ratgeber

Halloween-Filme sind an einem Kennzeichen klar zu erkennen: der Musik. Erklingen drei Töne des Klavier-Intros, weiß jeder sofort, dass Halloween ist oder ein Halloween-Film ante portas steht. Der Ur-Film aus dem Jahr 1978 spielte die perfekt mit den Ängsten der Menschen vor dem Unerwarteten und dem Unerwartbaren uns schockte mit Ausbrüchen selten gezeigter Gewalt. Das McGuffin des Films war die Angst, die Minute um Minute greifbarer wurde. Aber, das lehrt auch der Film-Klassiker, lässt sich überwinden und in Aktivität ummünzen. Laurie Strode stellt sich ihrem Bruder, sie behauptet sich. Genau das müssen Stiftungen auch machen, sie müssen die Angst vor der falschen Entscheidung hinsichtlich der Verwaltung des Stiftungsvermögens überwinden. Angst mag ein guter Diener sein, aber sie ist definitiv ein schlechter Herr. Die Angst, dass ein Fonds Verluste produziert, kann nicht die Maßgabe sein, nicht in Fonds zu investieren. Das müssen Stiftungen überwinden.

These 6: Das Jahresende kommt wie das Ende eines jeden Halloween-Films

Am Ende des Halloween-Film ist es immer so, dass Michael Myers tot, die vermeintliche Gefahr also gebannt ist. Doch plötzlich ist er weg. Verschwunden, verschollen, wo auch immer. Dieses vorhersehbare Ende haben auch Stiftungen vor sich mit dem Jahresabschluss. Der Blick auf den Depotauszug ist in diesem Jahr bestimmt kein leichter, mancher Brief bleibt vielleicht ein zwei Tage liegen. Aber, auf diese roten Zahlen lässt sich vorbereiten, sie sind per se nichts Schlimmes. Sie sind nämlich eine Momentaufnahme, die sich im nächsten Moment vielleicht wieder anders darstellt. So die Kursdellen marktgegeben sind, das Fondsdepot einer Stiftung aber ausschüttungsseitig weiter „liefert“, was ist dann genau passiert? Eben, nichts. Wichtig ist, dass dieses Portfolio nach Eckpunkten zusammengestellt wurde, dass eine Liquiditätsplanung existiert, ein Prozedere zum Auswahl von Fonds und eine Entscheidungsgrundlage, die sich nachvollziehen lässt. Dann kann das Jahresende ruhig kommen, auch wenn es leicht aus dem Depotauszug raustrieft.

vtfds2023 Save the Date

Zusammengefasst

Sie haben es gemerkt: Ich habe den Halloween-Film schon zweimal gesehen, auch den einen oder anderen „modernen“ Nachfolger des Urfilms. Weil nun heute Halloween gefeiert wird, haben wir Teile des Plots auf das Verwalten des Stiftungsvermögens im Hier und jetzt übertragen. Wichtig bei alldem ist, jetzt nicht abzuwarten, sondern die Gemengelage als das zu nehmen was sie ist: eine Herausforderung. Stiftungen sind herausgefordert, sich so aufzustellen, dass ihr wirtschaftliches Stehvermögen dauerhaft erhalten bleibt. Viele Jahre wie dieses 2022 dürften sich viele Stiftungen nicht leisten können. Das müssen sie sicher auch nicht, aber vorbereitet zu sein, zeitgemäß aufgestellt zu sein, das verlangt allein schon der Pflichtenkatalog. Aber vielleicht braucht es manchmal genau solche Halloween-Momente, damit Dinge – auch im Stiftungsvermögen – in Bewegung geraten.