Eine Stiftungswebsite für einen heißen Punkt

Die ultimative Stiftungswebsite-Lobhudelei: www.pointalpha.com

5351
Stiftungswebsite - Lobhudelei
Lesezeit: 4 Minuten

Als DDR-Geborener beschäftigt mich das Land irgendwie bis heute, und es gibt Stiftungen, die an das was sich zwischen 1949 und 1989 auf deutschen Boden abspielte, auf spannende, informative und zeitlose Art und Weise erinnern. Das schafft bei mir auf jeden Fall auch die Point Alpha Stiftung, die sich ihrem Namen nach mit dem heißesten Punkt im Kalten Krieg auseinandersetzt und damit, was hätte sein können wenn aus dem Kalten ein Heißer Krieg geworden wäre. Dann wäre er vermutlich am Point Alpha so richtig entfesselt worden. Die Stiftungswebsite weiß zu fesseln.

Natürlich, der Blick zurück verklärt Vieles, und manchmal verschwimmen Erinnerungen und Fakten auch so langsam, manches wird dann plötzlich nicht mehr ernst genommen oder eben auf die leichtere Schulter. Was sich inmitten des Kalten Krieges hätte ereignen können, welche Konsequenzen dies gehabt hätte und wo der Kalte Krieg tatsächlich Menschenopfern auf deutschem Boden gekostet hat, das ist Nukleus dessen womit sich die Point Alpha Stiftung beschäftigt. Da zudem in Kürze der 9. November ansteht, brachte mich das auf die Idee, die Stiftungswebsite der Point Alpha Stiftung unter www.pointalpha.com einmal genauer unter die Lupe zu nehmen – und diese Stiftungswebsite-Lobhudelei zu verfassen.

STIFTUNGSSLOGAN ALS KLAMMER AUF DER STIFTUNGSWEBSITE

Schon der Einstieg fällt stark aus. Zugegeben, von der Farbsprache her sehr reduziert, aber wer die Zitate der BGS-Soldaten, die historischen Eckpfeiler wie eben den Ausspruch von Willi Brandt am 10.11.1989 oder auch den Videofilm etwas weiter unten direkt auf sich wirken lässt, der erfährt sofort, dass hier Geschichte vermittelt und lebendig gehalten werden soll. Es braucht kaum das lange Suchen nach den Inhalten, diese werden Besuchern der Stiftungswebsite sofort auf einen Blick präsentiert, nichts wirkt verschenkt, die wesentlichen Aspekte werden benannt. Vor allem atmet die Stiftungswebsite aber die Geschichte, sie macht sie anfassbar. Für wie viele heute geborenen Kinder wird die innerdeutsche Grenze eine von Lehrern schlecht erzählte Episode aus fernen Tagen sein? Eben. Der Slogan zum Stiftungstun bringt es dabei direkt auf den Punkt.

POINT ALPHA UND WAS ES DAMIT AUF SICHT HAT(TE)

Die Point Alpha Stiftung wurde errichtet, weil sie sich des Gedenkens an den heißesten Punkt im Kalten Krieg annehmen soll. Es geht also um einen ganz besonderen Punkt, in der Geschichte und auch tatsächlich auf innerdeutschem Boden. Wäre es zum Krieg zwischen Ost und West gekommen, der Vorstoß – so die Theorien – hätte von Point Alpha aus stattfinden müssen, da auf diese Weise Westdeutschland hätte sehr leicht in zwei Teil geteilt werden können. Ausgangspunkt dieser Operationen wäre Point Alpha gewesen. Genau dieses Besonderes dieses kleinen Fetzen Erde ist Thema der Stiftung, und das arbeitet die Stiftungswebsite sehr sehr anschaulich heraus. Übrigens: Die URL mit dem Inhalt zu verknüpfen, das ist etwas, das sich viele Stiftungen abschauen könnten und sollten.

SCHAUT AUF DIESE URL

Oder gibt es Eingänglicheres als einen direkten Bezug der URL zum Stiftungstun? Wohl kaum, viele Stiftung verschwurbeln sich hier immer ein klein wenig, in dem sie um den Namen der Stifterin oder des Stifters herum ihren Namen kreieren. Zielführend, auch hinsichtlich wie die Stiftung über ihre Stiftungswebsite im Netz gefunden und verortet wird, ist das eher nicht. Verortet ist auch ein gutes Stichwort zur Stiftungswebsite der Point Alpha Stiftung. Wer etwas weiter hinunter scrollt findet eine schick aufbereitete Aktuell-Sektion, die den Namen auch verdient. Die Artikel selbst sind dann so aufbereitet, wie es die Suchmaschinen wünschen. Eine Lesezeit ist angegeben, die Texte sind in Absätze unterteilt, sie enthalten Bilder (die auch beschrieben sind), einzig mit Absatzüberschriften wird n‘ bisschen sparsam umgegangen.

ALLES ZUR POINT ALPHA-GEDENKSTÄTTE

Toll gelöst ist auch die Sektion zur Point Alpha-Gedenkstätte. Das was dort zu sehen ist wird nicht nur erzählt bzw. in drei Sätzen niedergeschrieben, es wird mit einer Route über das Gelände erklärt, es sind Anreisemöglichkeiten aufgezeigt, die Eintrittskarten-Versionen werden gezeigt und auch das kleine Restaurant Black Horse Inn wird nicht vergessen. Es lässt sich gut aushalten und aufhalten in der Gedenkstätte, die Geschichte die hier erzählt wird, ist einfach aber eingängig: Es gibt viel zu sehen, hier erlebt Ihr Point Alpha, den heißesten Punkt im Kalten Krieg, Ihr kommt auf verschiedenen Wegen hierhin und Ihr werdet auch nicht verhungern. So würde ich mir das von vielen Stiftungen wünschen, dass sie einladen, ihr Tun zu sehen und nachzuhalten, dass sie sich anfassbar machen im Täglichen. Zudem sind die Ansprechpartner ansprechend fotografiert und mit ihren Koordinaten hinterlegt.

AUF DIESER STIFTUNGSWEBSITE STÖBERT SICH’S GERN

Speziell die Bildungsangebote sind wichtig und nützlich, und es spricht für die Point Alpha Stiftung, dass sie diesen einen eigenen Menüpunkt gibt. Denn damit verbindet der Nutzer der Stiftungswebsite das Wesen der Stiftung direkt mit einem Wofür. Diese Verknüpfung ist wichtig, denn sie lädt das Stiftungshandeln um eine Perspektive auf, die viele Stiftungen so nicht zeigen, oder gar nicht bieten können. Die Point Alpha-Stiftung schafft über ihr Bildungsangebot einen Nutzen, für Schulen wird das Ganze auf den Titel „Lebendiger Lernort mit greifbarer Geschichte“ eingenordet, der bringt es nahezu perfekt auf den Punkt. In dieser Sektion wird dann nicht lange getextet, sondern das bewegte Bild spricht die Sprache derer, die die Stiftungswebsite besuchen. Der Bezug zu einzelnen Jahrgangsstufen und die verschiedenen Workshop-Stufen sind zudem schön aufbereitet, es macht schlicht Spaß hier etwas zu stöbern.

ZUSAMMENGEFASST

Die Stiftung zum Thema „Der heißeste Punkt im Kalten Krieg“, das ist die Point Alpha-Stiftung. Punkt. So oder so ähnlich würden wir es in einem Workshop benennen, wenn es darum ginge, die Stiftung mit einem Satz zu beschreiben. Dass die Point Alpha-Stiftung das alles mit sehr viel Leben zu füllen weiß, dass sie Bildungs- und Besuchsangebote macht und diese auf ihrer Stiftungswebsite sehr anschaulich darlegt, das macht einfach Lust auf mehr. Auf mehr Information, auf mehr Austausch zum Thema, und auf das Erleben dieses ganz besonderen Flecks auf deutschem Boden. Die Stiftungswebsite unter www.pointalpha.com ist ein Beispiel dafür, wie Geschichte anfassbar gemacht werden kann, sie stellt das Thema, die Mission der Stiftung in den Vordergrund und holt den Nutzer damit ziemlich vollumfänglich ab. Mich auf jeden Fall, mit meiner kleinen Tochter werde ich die Gedenkstätte besuchen, denn irgendwann sind die DDR-Geschichten aus Papas Mund auch erzählt.