Wie sich für Stiftungsfonds das Ausschüttungsjahr 2022 entwickeln könnte, damit haben wir uns im Oktober vergangenen Jahres das erste Mal beschäftigt. Konkret haben wir die Entwicklung der Ausschüttungsbeträge sowie die der Ausschüttungsrenditen unserer #fondsfibel-Club der 25 analysiert. Für Stiftungen ist das ein wichtiger Anhaltspunkt, speziell in einem schwierigen Börsenumfeld wie zuletzt. Anfang 2023 haben wir diese Analyse vervollständigt, nachdem alle – im Jahre 2022 angefallenen Ausschüttungen – nun bekanntgegeben wurden, inkl. für die Fonds, die nur oder auch in den letzten Monaten des Jahres ihre Auszahlungen tätigen. Und siehe da: Ausschüttungsseitig war 2022 ein gutes Jahr!
Das Anlagejahr 2022 war in der Tat außergewöhnlich. Performanceseitig dürftig, aber ausschüttungsseitig richtig ordentlich. Aber der Reihe nach. Elf Fonds des #fondsfibel-Clubs der 25 konnten 2022 sowohl den Ausschüttungsbetragals auch die Ausschüttungsrendite gegenüber dem Vorjahr steigern. Es sind fast 46% aller Positionen. Sechs Fonds haben ihre Ausschüttungen stabil gehalten (gleiche Beträge als 2021). Sie repräsentieren ein Viertel der Club 25 – Fonds. 29% der Anlagen (7 Fonds) konnten die Höhe des ausbezahlten Betrags vom Vorjahr nicht halten. Es ist ein gutes Ergebnis in einem Jahr, wo praktisch alle wichtigen Börsenindizien hohe oder sehr hohe Kursverluste verkraften mussten.
Ausschüttungsrenditen im #fondsfibel-Club der 25 legten 2022 zu
Denn nicht nur die Aktien gaben vielerorts nach, sondern auch die Kurse der festverzinslichen Papiere. Im Jahr 2022 ereignete sich einer der stärksten Kursstürze, den die Anleihemärkte je erlebt haben. Stiftungen, die immer noch in erster Linie in diesem Segment investiert sind, haben diese Entwicklung schmerzhaft erlebt. Um so erfreulicher ist die Tatsache, dass unter unseren 25 ausgewählten stiftungsgeeigneten Fonds-Positionen 71% die Ausschüttungen gehalten bzw. sogar erhöhen konnte. Das Bild bei den Ausschüttungsrendite ist noch erfreulicher: Bei22 Fonds (fast 92%) sind die Ausschüttungsrenditen gestiegen, bei einem Fonds ist diese gefallen und bei einer weiteren Position konnten wir diese aufgrund fehlender Zahlen nicht ermitteln.
TV-Tipp:
In Folge 4 unseres Stiftungsfonds-TV-Talks #fondsfibel AKTUELL sprachen wir mit Thorben Pollitaras (Comgest) und Thorsten Albrecht (Union Investment) über de Aktienquote und Fondsmanagement in krisenhaften Zeiten.
Was bedeutet es, wenn die Ausschüttungsrenditen steigen?
Was sagen Stiftungsverantwortlichen diese Zahlen? Ist es eine gute, unwichtige oder schlechte Nachricht, wenn wir feststellen, dass „nur“ 71% der Fonds die ausgeschütteten Beträge halten/erhöhen konnte? Warum ist aber bei 92% die Ausschüttungsrendite gestiegen? Wie ist dies zu bewerten? Nun, 2022 war ein sehr schwieriges Jahr. Russlands Krieg gegen die Ukraine, die gestiegenen Energiepreise, hohe Inflation – um nur einige Parameter zu nennen – haben an den Kapitalmärkten Spuren hinterlassen. Die alte Regel, wonach in schlechten Aktienzeiten festverzinsliche Anlagen die Verluste teilweise oder ganz auffangen können, hat allerdings nicht gewirkt. Mehrere Rentenindizes mussten auch zweistellige Verluste hinnehmen. Einige Stiftungen fragen sich sicherlich, ob es in diesem Umfeld überhaupt möglich ist, Ausschüttungen zu generieren. Unsere Analysezahlen geben hier jedoch eine positive Antwort.
Analyse-Tipp:
Einer der #fondsfibel-Analyseschwerpunkte sind die Ausschüttungsgüte sowie die Ausschüttungstrends von Stiftungsfonds und stiftungsgeeigneten Fonds. Zusammengetragen werden die Informationen in der #fondsfibel Ausschüttungsdatenbank.
Diversifikation verteilt die Risiken
Wenn 71% der Fonds ähnlich hohe Auszahlungen geleistet haben wie ein Jahr zuvor oder sogar die Beträge erhöhen konnten, ist es eine gute Nachricht für Stiftungen, die weiterhin auf planbares Einkommen angewiesen sind. Die jüngsten Turbulenzen an den Aktien- und Anleihenmärkten haben aber auch gezeigt, wie wichtig die Diversifizierung ist. Bei den von uns untersuchten Fonds waren es überwiegend die Stiftungsfonds, Mischfonds oder Income-Fonds, die stabile Ausschüttungen generiert haben. Hinter diesen Fondsarten stecken breit aufgestellten Portfolios die neben Aktien in unterschiedliche Rentenpapiere, Rohstoffe oder auch Immobilien investieren. Dadurch steht dem Fondsmanagement eine größere Anzahl von Einkommensquellen zur Verfügung. Ein diversifiziertes Portfolio verteilt das Risiko auf eine Reihe von Anlagen und reduziert dadurch sowohl die Volatilität als auch das Gesamtrisiko des Investments, was ebenfalls ein wichtiges Ziel von Stiftungslenkern ist.
Die #fondsfibel-Ausschüttungsanalyse auf einen Blick >>
So geht Ausschüttungsstabilität
Ein schönes Beispiel für Ausschüttungsstabilität ist z.B. der FVM-Stiftungsfonds S (ISIN DE000A1110H8) der Freiburger Vermögensmanagement GmbH. Der Fonds richtet sich für Stiftungen, die regelmäßige Erträge und Kapitalerhalt anstreben. Die Strategie ist recht simpel: 30% des Fondsvermögens wird in Aktien, 62,5% in Rentenpapiere und 7,5% in Gold zum Jahresanfang investiert, zum Jahresende gibt es eine Rebalancing. Die Ausschüttungen können aus Zinsen, Dividenden und Veräußerungsgewinnen generiert werden. Seit Auflage des Fonds Ende 2014 wurden bis auf die Jahre 2019-2021 konstant 8 EUR oder etwas mehr pro Fondsanteil an die Anleger ausbezahlt. In den genannten 3 Jahren hat es immer noch 6,5 bzw. 6 EUR gegeben. 2022 hat der Fonds erneut 8 EUR/Anteil ausgeschüttet (ein Plus von 33,3% gegenüber 2021). Auch die Ausschüttungsrendite ist gestiegen: Um 1,6%. Was bedeutet es? Der Kurs des Fonds hat zwischen den beiden Ausschüttungsterminen um 8,5% nachgegeben.
Ordentlich Bewegung bei den Ausschüttungen im Club der 25
Interessantes zu stiftungsgeeigneten Aktienfonds
Eine höhere Ausschüttung vs. einem niedrigeren Kurs führt dazu, dass die Ausschüttungsrendite höher geworden ist. Was mathematisch erklärbar, und auf den ersten Blick unwichtig erscheint, bedeutet aber, dass trotz Kursrückgängen eine stabile Ausschüttung möglich war! Nicht nur die sog. Multi-Asset-Fonds (alle, die in mehrere Anlageklassen investieren als nur in Aktien und Renten) konnten recht gute Ausschüttungen aufweisen. Der AXA WF – Global Strategic Bonds A (auss.-q) EUR hedged (ISIN: LU0746604445) ist ein Rentenfonds, der weltweit und Staats- und Unternehmensanleihen sowie Geldmarktinstrumente investiert. Er hat seine Ausschüttungen sowohl 2021 als auch 2022 ebenfalls erhöhen können. Interessant ist das Abschneiden einiger Aktienfonds: So haben die EB-Öko-Aktienfonds (LU0037079380), der UBS ETF – MSCI EMU Socially Responsible ETF (LU0629460675) und der Morgan Stanley Global Brands Equity Income (LU1378880097) Fonds ebenfalls ihre Auszahlungen an die Anleger in den vergangenen zwei Jahren erhöhen können!
Zusammengefasst
Das vergangene Jahr war an den Börsen ein bewegtes. Es ging ordentlich zur Sache. Gleichzeitig – und das ist aus Stiftungssicht eine wertvolle Information – haben sich bei den Ausschüttungen und Ausschüttungsrenditen tendenziell ins positive Terrain bewegt. Heißt: Die Ausschüttungsgüte legte im Jahr 2022 zu, unsere Analyse zum #fondsfibel-Club der 25 mag hier nur einen Ausschnitt liefern, doch aber einen aus Stiftungssicht stichhaltigen. Für Stiftungen hielt das Jahr 2022 also durchaus gute Nachrichten für die Kapitalanlage bzw. zu Stiftungsfonds und stiftungsgeeigneten Fonds bereit. Denn auch die Welt der Ausschüttungen ist mit Zins durchaus wieder eine andere.