Stiftungsfonds und das Donnern der Kanonen

Ukraine-Krise AKTUELL: Wie sich Stiftungsfonds unmittelbar nach dem Ausbruch der russischen Ukraine-Aggression schlugen

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Stiftungsfonds und das Donnern der Kanonen
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Ukraine-Krise AKTUELL: Es kam wie es kommen musste, so scheint es jedenfalls. Die Russischen Streitkräfte haben sich in Bewegung gesetzt, eine internationale Krise mit langfristiger Tragweite ist entstanden, und mit ihr wird sich die politische Agenda in den kommenden Monaten und Jahren vermutlich stark verändern. Gebannt haben sicherlich auch viele Stiftungsverantwortliche auf die Reaktion an den Börsen geschaut, die erwartungsgemäß scharf ausfiel. Weltweit gingen die Börsen am vergangenen Donnerstag in die Knie. Aber was verheißt das für Stiftungsfonds und andere stiftungsgeeignete Fonds, und lässt sich aus den ersten Kursreaktionen etwas aus Stiftungssicht herauslesen? Wir wagen den Versuch.

Irgendwann im 19. Jahrhundert sagte Carl Mayer von Rothschild seinen berühmten Satz: Kaufen, wenn die Kanonen donnern, verkaufen, wenn die Violinen spielen. Dieses Bonmot für das Agieren an der Börse in Kriegszeiten wird immer wieder herumgereicht, wenn wie jetzt eine kriegerische Auseinandersetzung mit globalen Konsequenzen ausgefochten wird. Wir überlassen es den Experten, die Situation zu beurteilen, aber wir wollen uns mit den Fakten der Fonds des Clubs der 25 beschäftigen, wie diese in den ersten Stunden auf die russische Aggression reagiert haben. Denn natürlich war der DAX am Donnerstag den 24.2.2022 unter Druck, knallte es auf dem Börsenparkett, gingen die Börsen weltweit in die Knie, knallten Öl- und Goldpreise nach oben, kamen Währungsrelationen in Bewegung. Aber passt der Satz von Rotschild schon? Wir glauben: Eher nicht.

Wie frei können sich die Club der 25-Fonds vom Marktgeschehen machen?

Im Club der 25 sind ganz verschiedene Fonds enthalten, sowohl klassische Stiftungsfonds, handwerklich hochstehende Income-Fonds, reine Aktienfonds, reine Rentenfonds, und auch dekorrelierte Bausteine aus den Segmenten Infrastruktur, Immobilien und Mikrofinanz. Beim Blick auf die Wertentwicklung in der vergangenen Woche fällt jedoch auf, dass sich die Aufregung in den Fonds in engen Grenzen hielt. Natürlich waren Abschläge bei den jeweiligen Anteilspreisen zu sehen, aber diese lagen in der Regel unter jenen der Indizes, vor allem aber gar es praktisch keinen Ausreißer nach unten. Das sagt über Fonds einmal aus, dass der Streuung im Konzept an sich schon für ein gewisses Abfedern sorgt, zum anderen kann dieses „sich frei machen vom Marktgeschehen“ noch ein gutes Stück unterfüttert werden, so ein Fondsportfolio aus verschiedenen Anlagekonzepten, Anlagestilen und Anlageklassen zusammengestellt wird.

Der Club der 25 und der 24. Februar

Aber schauen wir doch einmal in ein paar Fonds des Clubs der 25 hinein, was sich in der vergangenen Woche getan hat:
Aegon Global Diversified Income – hier ging es am 24.2., also am Tag der russischen Invasion auf ukrainisches Staatsgebiet, um etwas mehr als 1,5% herab, allerdings lag dieser Abschlag weit geringer aus als jene der globalen Aktienindizes. Am Tag danach wurde zudem mehr als die Hälfte des Abschlags bereits wieder aufgeholt. Bewertung: Die Fähigkeit, Dellen aufzuholen, ist nach wie vor klar vorhanden, das Portfolio leidet bislang unterproportional.

Comgest Growth Europe – Typisch Comgest möchte man fast sagen. Der Fonds hat am 24.2. abermals nur leicht abgegeben, um etwas mehr als 1% bezogen auf den Anteilspreis. Das Portfolio hat zwar davor schon ein paar Pünktchen preis gegeben, der Ukraine-Rücksetzer jedoch konnte dem Fonds kaum etwas anhaben. Auch hier ist die Korrektur im Grunde schon seit Januar im Gange, ein zweistelliges Minus inkl. Ukraine-Krise sieht auf den ersten Blick nicht gut aus, aber der Fonds performt im langen Zeitfenster extrem stabil. Bewertung: Die Ukraine-Krise war für den Fonds kein Anlass, auf den er stärker reagiert hat, bei den Top-Portfolio-Unternehmen fällt zudem auf, dass schon etliches der Kursgewinne der vergangenen Jahre abgeschmolzen wurde. Das Stadium der Korrektur würden wir hier in vielen Fällen als bereits fortgeschritten bezeichnen.

CSR Ertrag Plus – der Fonds tut genau das, was er am besten kann, nämlich bei Marktbewegungen wie am 24.2. einfach schlafend zu stellen. Der Anteilspreis des Fonds fiel um nicht einmal 1% zurück, die stark unterproportionale Partizipation in Korrekturzeiten hat der Fonds einmal mehr bewiesen. Bewertung: Die Korrektur im Fonds läuft im Grunde schon seit Januar 2022, die Abschläge liegen bei rund 5%, inklusive des Ukraine-Schocks, an den Renten- und Aktienmärkten ging es in der Zeit mehr zur Sache. Der CSR Ertrag Plus wird seiner Rolle als Ruhepolster wieder einmal gerecht.

GLS Bank Aktienfonds – hier passierte etwas ganz Erstaunliches. Am Tag des russischen Einmarschs in der Ukraine stieg der Anteilspreis des Fonds sogar ganz leicht an, nach er in den Tagen und Wochen davor um gut 6% abgebröckelt war. So kann es einem Aktienportfolio, speziell wenn es stark auf die künftig übergeordneten Themen und Entwicklungen ausgerichtet ist, auch ergehen, dass es dann wenn es knallt sich im Positiven davon freimacht. Bewertung: Sicherlich muss ein solcher Konträr-Aufwärtshaken noch nichts heißen, aber es zeigt, dass hier ein Fonds anders tickt als die meisten Aktienquoten in klassischen Stiftungsfonds. Die Korrektur seit Januar jedenfalls ist einfach nur um en kleines Kapitel reicher geworden.

JPMorgan Global Income – der Anteilspreis befindet sich seit seinem Hoch im Januar im Korrekturmodus, der Ukraine-Abschlag ist hier mit rund 1% eher ein Puzzleteil der fortgesetzten Korrektur als Auslöser für einen verstärkten Rückgang. Wichtig aus Stiftungssicht zu wissen ist, dass die Ausschüttungsgüte von den aktuellen Ereignissen nicht tangiert werden dürfte, der Fonds zudem am 25.2. bereits wieder weite Teile des Verlusts vom 24.2. ausgleichen konnte. Bewertung: Alles im Lot beim Schwergewicht unter den Club der 25-Fonds, Korrektur ist Korrektur, gehört dazu, fertig.

Morgan Stanley Global Brands Equity Income Fund – am 24.2. ging es um etwa 3% bergab mit dem Anteilspreis, was auch einleuchtet, da der Fonds ein reiner Aktienfonds ist. Großes Aber: Von diesen Abschlägen konnten am 25.2. mehr als drei Viertel wieder aufgeholt werden, was beweist, dass die Aktien im Fonds an starken Tagen nach wie vor stark gesucht sind. Bewertung: Ein Aktienbaustein, der sich ob des Qualitätsansatzes umso robuster zeigt, je länger eine Marktverwerfung dauert.

Spiekermann Stiftungsfonds – beim Anteilspreis des Spiekermann Stiftungsfonds ging es am 24.2. nicht einmal 0,5% nach unten, angesichts des Drucks an den Märkten ein deutliches Indiz dafür, dass der Fonds ein resilienter Basisbaustein, bei dem Stiftung auch draufsteht, für das Fondsportfolio einer Stiftung sein kann. Bewertung: Der Fonds hat bereits eine gewisse Korrektur hinter sich, im Zuge der marktlichen Bereinigungen, die Ukraine-Krise ist keine, die bislang überproportional auf den Anteilspreis drückt.

UBS-ETF MSCI EMU SRI Low Carbon Select – Der ETF der UBS ist ein nahezu perfektes Beispiel, welche Rolle ein ETF in einem Stiftungsportfolio spielen kann. Am 24.2. „rauschte“ der ETF mit den Märkten bis Mittag etwa 3% gen Süden, um sich dann am Nachmittag im Zuge der Beruhigung der Marktteilnehmen praktisch wieder auf das Ausgangsniveau zu erholen. Am Freitag den 25.2. dann schloss der ETF gar höher als vor dem Ausbruch der Ukraine-Krise. Hier muss es „HALTEN“ heißen, sofern die säkuläre Story stimmt, und das tut sie hier in diesem Fall. Bewertung: Ausgesuchte Indexinvestments gehören, auch qua Stiftungsrechtsreform, in das Fondsportfolio einer Stiftung, denn so schnell wie Indizes sich im Fall der Fälle wieder erholen, so schnell hat kein Stiftungsvorstand Aktienpositionen wieder neu aufgebaut.

Zusammengefasst

Im Club der 25 war in der vergangenen Woche ordentlich Bewegung drin, allerdings war die Bewegung in jedem Fall gut erklärbar. Es ist beileibe nicht so, dass ein Fonds nach unten ausgebrochen ist, eher im Gegenteil, es sind die eine oder andere Überraschung dabei gewesen. Wichtig aus Stiftungssicht ist zweierlei: Zum Ersten muss ein Konzept in den Tagen nach dem Drawdown zeigen, dass es eben auch Erholung kann, und zum Zweiten sollte ein Fonds im Drawdown nach Möglichkeit weniger stark nach unten partizipieren. Ob es, wenn derlei aus den Verläufen der Anteilspreise herauszulesen ist, schon Zeit fürs Nachkaufen ist, das bleibt hier erst einmal außen vor. In der Vergangenheit aber waren die ersten Käufer meist nicht die, die die besten Entscheidungen getroffen haben. An diesen harten Tagen aber genau auf das zu schauen, was „mein“ Stiftungsfonds bzw. „meine“ Aktie machen, das hat sich noch immer ausgezahlt.

P.S.: Wir werden das Geschehen an den Märkten und bei den Club der 25-Fonds weiter eng durch diese aktuelle Krise verfolgen und hier auf #stiftungenstärken immer wieder Wasserstandsmeldungen dazu geben, so Sie spezielle Fragen haben, dann schreiben Sie mir gerne an t.karow@stiftungsmarktplatz.eu.