Zöpfe ab im Stifterland Deutschland?

Waren Sie in diesem Jahr auch beim Deutschen Stiftungstag in Berlin? Beim Jubiläumsstiftungstag zum 75ten des Bundesverbands Deutscher Stiftungen?

Dann haben Sie das berühmte „Zöpfe ab“ sicherlich auch des Öfteren gehört. Das Wort Zopf existiert dabei seit der Steinzeit, Pharaonen zierten ihre Bärte als Zeichen ihrer Göttlichkeit mit zopfigen Verzierungen. Auch die Bibel kennt das Wort Zopf, etwa um die Stärke Samsons zu illustrieren. Aber müssen Zöpfe, auch alte, als Zeichen von Schaffenskraft, wirklich ab? Oder müssen sie nur ab und an neu geflochten werden? In unseren Augen müssen nicht alle alten Zöpfe wirklich ab im deutschen Stiftungswesen, an drei Punkten bietet sich aber das Neuflechten sicherlich an:

1. Das Thema Kommunikation wird in vielen Stiftungen immer noch zu stiefmütterlich behandelt. Hier muss umfassend gelüftet werden, der alte Zopf, dass Stiftungen niemandem eine Info darüber schuldig sind, was sie so den lieben langen Tag tun, der muss ab. Wir haben dazu im #FreitagsPodcast AHOI, NPO! mit Digital Change Agent Andreas Wagner gesprochen, für ihn ist klar, dass Stiftungskommunikation und Fundraising in 10 Jahren ganz anders ablaufen als heute.
2. Das Thema Stiftungsvermögen muss an etlichen Stellen neu geflochten werden. Das alte Konservativ-Raster beschreibt eine Welt von gestern, die es so nicht mehr gibt. Konservativ spaltet sich künftig womöglich auf in ‚zeitgemäß und zeitlos‘, und automatisch weitet sich das Gedankenraster. Sie wissen, wir sprechen ausführlich darüber beim 4. Virtuellen Tag für das Stiftungsvermögen, vorab gibt’s Interviews mit allen #vtfds-Protagonisten – wie Susanne Hauswaldt von der Bürgerstiftung Braunschweig, für die die Arbeit bei der Anlagerichtlinie erst anfängt.
3. Die Business Judgement Rule ist noch nicht in allen Stiftungsgremien vollumfänglich angekommen. Dieser neue Haftungsrahmen, der letztlich vorsieht, dass Entscheidungen zum Wohle der Stiftung getroffen werden müssen. Das werden sie, wenn sie gut fundiert sind. Mit 6 Stiftungsrechtsexperten haben wir dazu gesprochen, aber auch zu anderen Aspekten, die Stiftungsverantwortliche zur Stiftungsrechtsreform kennen sollten (und müssen).

Neue Freiheiten im Stiftungssektor?

Mit neuen Zöpfen ist das eben so eine Sache, mit neuen Freiheiten aber auch. Darum drehte sich viel in Berlin, beim 2023er Stiftungstag, oder wie es neudeutsch heißt: beim #DST23. Unser Redaktionsleiter Stefan Preuß hat sein ganz persönliches Fazit vom Pflichttermin für alle #Stiftungsmenschen gezogen, nicht ohne dabei über Fallstricke, no-shows und unangenehme Gewohnheiten zu schreiben. Gleichzeitig gilt es den Blick voraus zu werfen, auf abermals spannende Termine für Stiftungen und deren Verantwortliche, hier ist eine Auswahl: Deutscher Fundraising Kongress (5. Bis 7.6.2023, #DFK23, alle Infos gibt es hier +++ Zukunftsworkshop ‚Ökologischer Umgang mit Plastik, auf Einladung des Verbands für gemeinnütziges Stiften in Österreich,  (13.6.2023, Zoom-Meeting von 15:30 bis 17 Uhr, Anmeldungen bitte an office@gemeinnuetzig-stiften.at senden) +++ 42. Münchner Stiftungsnetzwerk (19.6.2023, #stiftungsnetzwerk, Anmeldung bei christian.opelt@donner-reuschel.de +++ Münchner Stiftungstag (5.7.2023 #MST23, Infos unter www.muenchnerstiftungstag.de) +++ 12. Baseler Stiftungstag (29.8.2023, #BST23, alle Details finden Sie hier +++ Schweizer Stiftungssymposium (21.9.2023, #symposium2023#BraveNewPhilanthropy, Hintergrund gibt es hier

Ein Termin fehlt noch…

Natürlich fehlt hier noch ein Termin – der 14.6.2023. An diesem Tag findet unser 4. Virtueller Tag für das Stiftungsvermögen statt, wieder als Livestream, wieder auf www.vtfds.de.

Wir senden ab 9.30 Uhr aus dem Studio in Heidelberg, die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren. Als kleinen Vorgeschmack haben wir zudem das FondsFibel #vtfds SPEZIAL produziert, als Begleitlektüre mit 30 Gesprächen rund um Stiftungsvermögen.

Lesen Sie mal rein, das PDF gibt’s hier – oder bald in Ihrem Briefkasten. Oder lesen Sie auf unserem Blog #stiftungenstärken alle Gespräche in der Langfassung, wie etwa jenes mit Prof. Roland Koch von der Ludwig Erhard-Stiftung. Er diktiert uns ins Pflichtenheft, warum Ludwig Erhard aktueller ist denn je.

Das finale Apercu

Bei alte Zöpfe ab fällt uns auch relativ schnell Alexandre Dumas D’Artagnan ein. Auch er war so ein Verfechter des ‚Zöpfe ab‘, weshalb es uns auch nicht schwerfiel, für einen Runden Tisch mit Dr. Erich Theodor Barzen, Dr. Stefan Fritz und Dr. Christoph Mecking einen Comic à la „Die drei Musketiere“ anfertigen zu lassen.

Die drei Stiftungsrechtskoryphäen streiten für mehr stifterische Freiheit, für einen funktionableren Stiftungsstandort Deutschland, für ein Stifterland Deutschland (dazu habe ich beim Österreichischen Stiftunsgsfrühling übrigens einen Vortrag gehalten, in dem engagementseitig vieles wenn nicht alles möglich ist. Ihr Säbel ist ihre Stiftung FUNDATIO, ihre Mission hat gerade erst begonnen.