Stiftungsvermögen muss investiert werden, da es sonst dem Stiftungszweck nicht dienen kann. Es gibt diese eine, wichtigste Regel, die für das Veranlagen des Stiftungsvermögens gilt. Zwei weitere sehr wichtige Regeln lauten allerdings, dass Stiftungsvermögen diversifiziert werden muss, und dass es resilient sein muss. Für uns ist dieser Dreiklang so etwas wie das Investitionsdreieck für das Stiftungsvermögen und gibt den Rahmen vor – speziell für den Blick auf Stiftungsvermögen 2030. Genau diesen werfen wir beim 3. Virtuellen Tag für das Stiftungsvermögen.
Es sind manchmal Gewissheiten, die sind so trivial, dass sie schnell unterschätzt werden. Stiftungsvermögen muss investiert werden ist in den Augen vieler Stiftungsverantwortlicher sicherlich so eine. Sie werden sich fragen, worauf will er denn an dieser Stelle hinaus? Will er uns auf etwas hinweisen, was wir ohnehin schon wissen? Oder will er uns einfach den Spiegel vorhalten? Nun, es ist von beidem Etwas. Aber vor allem geht es mir um die zentrale Botschaft, die letztlich das gesamte Stiftungsvermögen deutscher Stiftungen betrifft. Wir sprechen hier über mehrere hundert Milliarden Euro, die über ihre Erträge für die Zweckverwirklichung nur dann auch Wirkung entfalten können, wenn sie denn auch investiert sind.
Stiftungsvermögen ist ein dienendes Vermögen
Auf Twitter habe ich jüngst die Bilanz eines Stiftungsmachers gelesen, er schrieb dort (grob) jenen Satz, der mich zum Nachdenken brachte: „20 Jahre im Gutmenschensektor aktiv, meine persönliche Bilanz: viel Gedöns, wenig Impact.“ Ich verkürze das Ganze hier, aber die Botschaft ist klar. Es wird viel angeschoben, es wird viel über Effizienz, Evaluation und Wirkung gesprochen, allein erreicht wurde gemessen an den Gedanken drumherum zu wenig. Außerdem schwingt im Stiftungssektor immer wieder mit, dass er eben finanziell doch nicht so ausgestattet ist, wie er das sein müsste, und genau hier erfolgt dann der Zirkelschluss zum Stiftungsvermögen als dienendem Vermögen.
TV-TIPP:
Ein thematischer Schwerpunkt beim 3. Virtuellen Tag für das Stiftungsvermögen am 27.4.2022 ist ab 12:15 Uhr „Das resilientere Stiftungsvermögen“, wir sprechen und diskutieren hierzu unter anderem mit Dr. Uwe Dyk (Karl Schlecht Stiftung), Thorsten Wellein (FAROS Consulting), Arndt Funken (Aquila Capital) & Hannes Banzhaf von der Carl-Zeiss-Stiftung.
Vom Investitionsdreieck für das Stiftungsvermögen
Wird dieses Vermögen, das dem Stiftungszweck zu dienen hat, nicht investiert, speziell nicht in Zeiten von Nullzinsen, dann kann eine Stiftung nur sehr wenig mit dem Stiftungsvermögen anfangen. Bei Nullzinsen ist dann auch die Vermögensgröße fast schon egal. Dieses Investieren muss wiederum ein Ziel haben (das die Liquiditätsplanung vorgibt), was ich wiederum nur erreiche, wenn ich diversifiziere. Hierunter verbirgt sich die Wurzel der Resilienz einer Vermögensmasse, denn breit gestreute Vermögen haben stets Untiefen und Wirren relativ gut umschiffen können. Vermögen mit Unwuchten, etwa nur in Anleihen investierte, waren in der Vergangenheit stets verletzlich.
Der Deutsche weiß, dass die Aktie Teufelszeug ist
Erinnert sei hier an die vielen vielen Stiftungen, die hierzulande zu einer Investition in Kriegsanleihen vor den beiden Weltkriegen getrieben (=gezwungen) wurden. Erinnert sei auch an die vielen Stiftungen, die bis heute noch in ihren Satzungen das fiese Wörtchen „mündelsicher“ stehen haben. Wieder andere Stiftungen investieren nicht in Aktien, weil der Deutsche weiß, dass die Aktie Teufelszeug ist, man mit ihr nur verlieren kann. Nur hat der Deutsche diese Meinung bzw. Haltung eben weltexklusiv. Gemein haben diese Erfahrungen, Haltungen und Meinungen vor allem Eines: Sie konterkarieren das, was eine Stiftung heute machen müsste. Investieren, Diversifizieren, dadurch resilient werden, diese drei Eckpfeiler sind es, die Stiftungen einziehen müssten.
Investieren heißt auch delegieren
Investieren heißt dabei, seine Ziele zu kennen und zu definieren, gleichzeitig aber auch zu reflektieren, ob ich selber in der Lage bin, der Gemengelage an den Kapitalmärkten eine Interpretation abzuringen – oder ob es nicht vielleicht doch das Beste wäre, die Anlageentscheidungen in versiertere Hände zu geben. Das Investitionsdreieck, so wie wir es verstehen, setzt dies praktisch voraus. Zu delegieren heißt ja nicht, aus dem Auge aus dem Sinn, sondern in die Hände eines Profis zu geben – und eben ein Auge darauf zu haben. Dies ist eine grundsätzliche Frage, aber sie ist eine, die Stiftung heute für sich beantworten müssen, um für das Morgen in der Welt die passenden Fragen im Stiftungsvermögen geben zu können.
Zusammengefasst
Uns treibt enorm um, dass die Welt an den Kapitalmärkten durch Nullzins, geopolitische Verschränkungen und auch konfiskatorische Maßnahmen binnen kürzester Zeit eine andere geworden ist. Andererseits scheinen noch zu wenige Stiftungsverantwortliche hierauf vorbereitet zu sein, verharren eher in der „Das haben wir immer so gemacht“-Welt. Dann ist das Stiftungsvermögen zwar angelegt, aber ist es auch investiert, ist es diversifiziert, ist es widerstandsfähig genug? Hat die Stiftung in jeder Phase das wirtschaftliche Stehvermögen, um die Stiftungszwecke zu verwirklichen? Diese Fragen müssen Stiftungen beantworten, und genau deshalb diskutieren wir sie beim 3. Virtuellen Tag für das Stiftungsvermögen, im Themenstrang Das resiliente Stiftungsvermögen.