Land in Sicht

Drei Lehren aus dem UI-ChampionsCall mit Cape Capital

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3 Lehren aus dem UI-ChampionsCall mit Cape-Capital
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Wer die Presse aktuelle aufmerksam studiert, der würde nicht zu dem Urteil ‚Land in Sicht‘ kommen. Zu allgegenwärtig ist die Krise oder sind die Krisen. Für Stiftungen und die Verwaltung ihres Vermögens sind dies, Stand jetzt, keine guten Nachrichten. Aber es gibt eben auch Portfolio Manager wie Michael Lienhard von Cape Capital, der basierend auf seinen Analysen zum Kredit- und Rentenmarkt zu dem Schluss kommt, dass das Schlimmste bereits vorbei sein dürfte. Im UI-ChampionsCall begründet er seine Sichtweise. Unsere drei Lehren daraus.

Michael Lienhard ist ein Kenner des Rentenmarkts, beim Golf würde man sagen, er kann das Grün lesen. Entsprechend überrascht es vielleicht, was er ganz grundsätzlich zum Rentenmarkt sagt, aber für Stiftungen ist dies eine ganz essenzielle Erkenntnis. Selbst offensiv investierenden Stiftungen können – trotz Wachstums- und Inflationssorgen – kaum auf breit diversifizierte Rentenanlagen bzw. Rentenfonds verzichten. Denn die Streuung des Kapitals in verschiedene Asset-Klassen ist das A und O eines Investments bzw. Voraussetzung bei der Risikostreuung. Stiftungen haben dem Diversifikationsgebot zu folgen, und ausgehend davon darf die Assetklasse Anleihe nicht völlig ignoriert werden. Hier gibt es, so lesen wir es aus den Ausführungen Michael Lienhards heraus, keine zwei Wahrheiten. Womit wir bei Lehre Nummer 1 aus dem UI-ChampionsCall mit Cape Capital wären.

Lehre Nummer 1: Die aktuelle Lage ist herausfordernd wie selten

Festverzinsliche Wertpapiere der Industrieländer stehen vor einer harten neuen Realität. Das aktuelle Zinsumfeld stellt Fixed Income-Fondsmanager vor große Herausforderungen. Die Makro-Seite ist schlicht das Problem. „Die Steuerbarkeit der Anleihen hat abgenommen“, sagt Lienhard. Investment Grade Anleihen brachten keine Carry mehr. (von Carry wird in erster Linie bei Währungsanlagen gesprochen, aber der Begriff Carry wird auch als der Mehr­ertrag gegenüber Treasuries mit identischer Duration definiert. So betrachtet ist Carry der erwartete Credit-Ertrag). In Zeiten sinkender Zinsen hat sich die Duration ausgeweitet, aktuell sehen wir die umgekehrte Entwicklung.

Neben den fehlenden Carrys sieht der Fondsmanager ein weiteres Problem: Die Assetklassen diversifizieren nicht. Die Korrelation ist hoch. Im ersten Halbjahr 2022 war dies deutlich zu erkennen. Aktien fielen, Anleihen fielen, Rohstoffe nehmen eine konjunkturelle Delle vorweg, sogar Gold neigte zuletzt zur Schwäche. Zustände also, die sehr herausfordernd sind für die Fondsverwalter. Lienhard sieht allerdings auf Mikro-Ebene noch kein Problem, denn: Die Bewertungen sind attraktiv. Die Fundamentaldaten der Unternehmen seien demnach das Sicherheitsnetz, auf das Anleger bauen können. Die Zentralbanken scheiden hier jedoch erst einmal aus, mittel- bis langfristig werden sich die Inflationserwartungen allerdings stabilisieren. Dies hat für Michael Lienhard aber viel mit Vertrauen zu tun, und dieses werden sich die Zentralbanken mit großen Anstrengungen zurückgewinnen müssen.

Lehre Nummer 2: Aktive Fondslenker agieren jetzt

Der von Michael Lienhard gemanagte UI – Cape Credit Fund setzt die Segel ein Stück weit neu. Grundsätzlich wird zwischen Zinsrisiken (Zinsduration – liegt bei ca. 1,5 Jahren) und Kreditduration (ungefähr 4 Jahre) unterschieden. Die beiden Komponenten werden separat gemanagt. Der Fonds bevorzugt aktuell nichtzyklische Branchen (Gesundheitswesen, Telekommunikation oder Versorger), Unternehmen mit starken Bilanzen bzw. solche, die hohe Cashflows generieren können. Bei den Finanzwerten liegt der Anteil der Versicherungstitel höher als der der Banken. Bei der geographischen Aufteilung liegt das Augenmerk auf „Zentraleuropa“, südeuropäische Emittenten sind unterrepräsentiert. Der Fokus liegt auf Investment Grade Anleihen. Das Portfolio besteht aus ca. 100 Titeln. Cash wird aktiv hoch- oder runtergefahren, je nach Investitionsaussichten. Die Cash-Quote lag mal auch schon bei 30% und diente als Puffer. Wichtig aus Stiftungssicht: Die derzeitige Phase im Zinserhöhungszyklus bedarf aktiven und sensiblen Managements.

Lehre Nummer 3: ESG hat viel mit Risikomanagement zu tun

Neben dem aktiven Management ist aus Stiftungssicht derzeit sicherlich immer wichtig, herauszubekommen, welche Meinung respektive Haltung ein Fondsmanager zum Thema ESG bzw. Nachhaltigkeit hat. Michael Lienhard hält hier nicht hinterm Berg. Er betrachtet den Themenkreis grundsätzlich aus drei Aspekten, und diese Herangehensweise ist aus Stiftungssicht spannend: Für Lienhard bilden beim Thema ESG die drei Sphären Ideologie, Performance und Risk Management den Rahmen. Ideologie lässt er außen vor, zur Performance meint er, dass die ESG-Kriterien nicht unbedingt zur besseren Wertentwicklung verhelfen. Aber Risikomanagement ist für ihn sehr wichtig. Für den Fondsmanager heißt es: ESG = Risk Management. Wer also ESG-strenger investiert, der investiert risiko-sensibler, hat die Risiken stärker im Blick. Ein für Stiftungen wichtiger Hinweis.

FondsFibel

Zusammengefasst

Der UI-ChampionsCall mit Michael Lienhard von Cape Capital aus Zürich förderte das zutage, was wir erwarteten: Klartext zum Rentenmarkt. Für Stiftungen ist derlei Klartext wichtig, denn er liefert Kontext. Eventuell ist das Schlimmste schon vorüber, Michael Lienhard hat hierfür gute Argumente parat und seinen UI – Cape Credit Fund entsprechend positioniert. Dazu darf bei allem Krisengezeter aber die Diversifikation nicht aus dem Auge verloren werden, sie ist der wesentliche Faktor für den Anlageerfolg auch von Stiftungen (die Diversifikation ja auch in Form des Diversifikationsgebots im Pflichtenheft stehen haben). Diese Diversifikation wiederum macht Eines in der aktuellen Phase genau nicht: Anleiheinvestments zu ignorieren. Was es dann noch braucht sind Menschen, die den Rentenmarkt lesen können wie ein Golfspieler das Grün. Menschen wie Michael Lienhard.