Der Stiftungsfonds

Eine Charakterstudie in fünf Kapiteln

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Cartoon-Foendschen
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Kennen Sie noch Bernhard Grzimek? Bekannt wurde er vor allem dafür, einen Oscar für seinen Film „Die Serengeti darf nicht sterben“ erhalten und sehr früh für das Thema Biodiversität sensibilisiert zu haben. Genau diese Diversität braucht es auch bei Stiftungsfonds bzw. stiftungsgeeigneten Fonds. Ein Grund mehr, sich dem Stiftungsfonds einmal in einer Charakterstudie zu nähern.

PODCAST
„Der Stiftungsfonds“

Kapitel I: Der Name

Ein Stiftungsfonds gehört zur Gruppe der Fonds, der Gattung nach ist er ein Sondervermögen, in das zum Zweck der Vermögensmehrung Kapital eingebracht werden kann. Der Begriff Stiftungsfonds ist dabei kein geschützter Begriff, und es ist auch nicht so, dass Stiftungsfonds nur von Stiftungen gekauft werden. Ebenso sind viele Stiftungsfonds bei Privatanlegern sehr beliebt. Manchmal führt der Begriff Stiftungsfonds sogar in die Irre, denn in manchen Fonds ist gar nicht das drin, was draußen draufsteht.

Stiftungsfonds bedeutet dem Sinn nach, dass hier Stiftungen eine Lösung für ihre Ziele in der Kapitalanlage finden, wobei Stiftungsfonds auch als Untergruppe von stiftungsgeeigneten Fonds gesehen werden können. Denn zu stiftungsgeeigneten Fonds gehören nicht nur Stiftungsfonds, sondern eben auch andere Fonds, wie zum Beispiel Income-Fonds, ausschüttende Aktienfonds, Fonds mit Fokus auf ESG oder auch Immobilien- bzw. REIT-Fonds. Zu unterscheiden ist der Stiftungsfonds als Kapitalanlagevehikel vom Stiftungsfonds als Spenden- oder Zuwendungsvehikel. Manchmal wird im Fachsprech ein stiftungsgeeigneter Fonds auch als „Fonds für Stiftungen“ bezeichnet. Als Stiftung darf man nicht den Fehler machen, vom Namen automatisch auf die Eigenschaften des Fonds zu schließen, und auch nicht darauf, dass ein Stiftungsfonds stets zu „meinen“ Zielen passt.

Kapitel II: Das Wesen

Der Stiftungsfonds ist ein treuer Geselle. Er liegt meist lange im Habitat (siehe Habitat), bewegt sich dort häufig nur sehr gemächlich, und wenn, dann getrieben von äußeren Einflüssen. Wird es also drumherum mal etwas lauter oder ungemütlicher, dann ist der Stiftungsfonds häufig durchaus etwas aktiver, etwas bewegungsfreudiger. Dennoch macht er es vielen Artgenossen nicht nach, jede noch so unwägbare Untiefe oder jede Höhe zu erklimmen. Er spart sich also Energie dafür, ein langes Leben zu haben und seinen Besitzer fortwährend zu erfreuen, nicht mal nur zwischendurch.

Auch ist der Stiftungsfonds ein gebefreudiger Fonds. Er ist ein Fonds, der darauf ausgerichtet ist, seinem Herrchen oder Frauchen regelmäßig eine Freude zu machen. Fonds, die dieses regelmäßige Freudemachen nicht als Wesenszug ihr Eigen nennen, können eigentlich nicht als Stiftungsfonds bezeichnet werden. Und eines ist der Stiftungsfonds auch: Er ist ein recht transparentes Wesen, man kann leicht nachvollziehen, was gerade in ihm vorgeht. Sein Herrchen verlangt das aber auch, dass er stets nachvollziehen kann, warum er gerade wohin geht oder eben in einem Versteck nach Ruhe sucht – und wie groß die Freude ausfallen wird, der er seinem Herrchen macht.

Kapitel III: Das Habitat

Der Stiftungsfonds hat seine natürliche Umgebung in einem Wertpapierdepot. Dort fühlt er sich heimisch und entwickelt durchaus eine gewisse Nestwärme. Zu anderen Artgenossen in einem Wertpapierdepot zeigt er aber stets ein ausgeprägtes Konkurrenzverhalten, dennoch weiß er sich gut anzupassen und zu ergänzen.

Dieses Habitat muss aber gut gewählt werden, es darf keines sein, in dem sich der Stiftungsfonds nicht einleben kann. Dazu gehört, dass die Eintrittsbarrieren niedrig sind, und sich der Stiftungsfonds auch ohne viel Gewese sein eigenes oder ein neues Habitat suchen kann. Das Wertpapierdepot sollte also nicht zu teuer und nicht zu unzugänglich sein.

Was dem Wesen des Stiftungsfonds zudem entgegenkommt, ist, wenn das Wertpapierdepot für das Einsetzen des Stiftungsfonds keine Gebühren verlangt, der Stiftungsfonds also direkt mit seinen Artgenossen in Berührung kommen kann, ohne irgendwelche Gebührenschranken. Hierzu kann es sein, dass der Stiftungsfonds sich relativ neue Gemeinschaften von Wertpapierdepots aussucht, dort ist es luftiger und schöner als in manchen verstaubten, älteren Wertpapiersammelstellen.

Kapitel IV: Die tägliche Arbeit mit dem Stiftungsfonds

Am besten wird der Stiftungsfonds mit einigen anderen stiftungsgeeigneten Fonds in einem Wertpapierdepot gemeinsam gehalten. Dort kann er sich zum einen seinen Platz ergattern und behaupten, zum anderen kommen dann vor allem die guten Eigenschaften des Stiftungsfonds zum Tragen. Als Halter eines solchen Wertpapierdepots ist darauf zu achten, dass nicht fünf gleiche Stiftungsfonds nebeneinander gesetzt werden.

Es sollte eine gute Mischung sein, aus ein zwei ganz klassischen Stiftungsfonds, die eben das in ein Wertpapierdepot mitbringen, was sie sollen, und noch zwei, drei stiftungsgeeigneten Fonds. Diese sind vielleicht etwas verspielter und agiler, aber sie ergänzen eben die Verhaltensweisen des klassischen Stiftungsfonds auf gut nachvollziehbare und erklärbare Weise. Wer als Stiftung ein Wertpapierdepot mit solch verschiedenen Stiftungsfonds oder stiftungsgeeigneten Fonds hat, der kann auch auf das unterschiedliche Verhalten dieser Fonds setzen – und sich dieses zu Nutze machen. Manche sind dazu willig, gleich zu Beginn des Jahres ihrem Herrchen etwas Gutes zu tun, manche stiftungsgeeignete Fonds verteilen ihre Wohltaten über das gesamte Jahr, das kann sich eine Stiftung zu Nutze machen.

Ganz wichtig in der täglichen Arbeit mit Stiftungsfonds ist aber eines: Stiftungsfonds und stiftungsgeeignete Fonds sollten von vornherein auf lange Sicht in das Wertpapierdepot gesetzt werden. Entsprechend kann es sinnvoll sein, sich im Vorhinein eingehend mit dem Wesen des jeweiligen Fonds zu beschäftigen und abzugleichen, ob die gewählten Fonds auch wirklich gut miteinander können, sich also ergänzen. Gut, erfahrene Wertpapierdepotler werden jetzt sagen, dass man das von vornherein nie ganz genau weiß. Dem sei aber entgegnet, dass die Ziele ja bekannt sind, und wenn ein Fonds dem gar nicht entspricht, aus der Historie heraus, dann passt er vermutlich sicher nicht zur Gruppe.

Kapitel V: Die Zukunft

Der Stiftungsfonds ist nicht gerade vom Aussterben bedroht, aber er ist mehr noch als andere stiftungsgeeignete Fonds durchaus dazu angehalten, sich an die neuen Umweltparameter anzupassen. Die Umwelt bzw. das Umfeld, in dem sich der Stiftungsfonds für gewöhnlich aufhält bzw. in dem er sich bewegt, ist ein anderes als noch vor fünf, zehn oder 20 Jahren. Damals konnte er recht träge mit wenigen Ideen ganz gut über die Runden kommen, sein Herrchen war überglücklich mit dieser Art von Stiftungsfonds, denn er brachte ihm genau das, was dieser wollte.

Heute aber reicht es nicht mehr aus, in der Ecke zu liegen oder sich aus der Sonne oder dem Regen heraus zu bewegen und sich ins Warme zu begeben. Denn der Regen kommt unvermittelt, er kommt heftig, und er kommt immer häufiger in Verbindung mit Stürmen, ganz egal zu welcher Jahreszeit. Sich zu sonnen wiederum und faul zu sein, also die Dinge laufen zu lassen, kann zu Sonnenbränden führen, die dann schmerzhaft sind, und die zunehmen, je stärker sich das Klima wandelt. Sich wie früher zu verhalten, kann für einen Stiftungsfonds falsch sein, und es kann eine falsche Strategie eines Stiftungsverantwortlichen sein, an solchen Fonds festzuhalten.

Die Stiftungsfonds verändern sich jedoch, und in immer mehr Habitaten werden zudem andere stiftungsgeeignete Fonds gesichtet. Diese nennen sich dann zum Beispiel Income-Fonds oder ausschüttender Aktienfonds, und sie passen sehr gut zum herkömmlichen Stiftungsfonds. Denn sie bringen häufig eine klarere Orientierung an den Bedürfnissen des Herrchens mit, und sind vom Ansatz her agiler und reaktionsfreudiger, ohne dabei auf bestimmte Belohnungen zu spekulieren. Sie sind bei allem dennoch sehr verlässlich.

In der Zukunft kann es also sein, dass im Wertpapierhabitat einer Stiftung die beste Mischung eine ist aus Stiftungsfonds und stiftungsgeeigneten Fonds, und dabei Aktien und Immobilien- bzw. immobilien-nahe Fonds. Das macht dem Stiftungsfonds das Leben künftig vielleicht etwas schwerer, aber man sieht auch bereits, dass sich einige Stiftungsfonds anfangen zu verändern bzw. sich an die neue Zeit anzupassen. Insofern besteht Hoffnung für die Art – als Stiftung heißt es aber, dass ich mehr Möglichkeiten habe, mein Wertpapierdepot zu bestücken, solange ich mein Ziel einigermaßen genau definiert habe.

Zusammengefasst

Der Stiftungsfonds ist der Stiftung wohlbekannter Artgenosse. Seit vielen Jahren arbeiten Stiftungen mit ihm und haben ihn schätzen und in manchen Fällen auch lieben gelernt. Seine Zuverlässigkeit und sein dem Menschen zugewandtes Wesen machen ihn zum gerne gesehenen Baustein in einem Wertpapierhabitat. Die sich ändernden äußeren Parameter jedoch legen einer Stiftung nahe, nicht mehr gänzlich auf Stiftungsfonds als Depoteinwohner zu setzen, sondern auch vermeintlich artfremde Fonds etwa aus der Income-Familie zu integrieren. Eine gesunde Mischung ist letztlich das Erfolgsgeheimnis. Oder wie wusste es Grzimek zu berichten: Es geht um die Artenvielfalt, denn dadurch klappt es auch mit dem Artenerhalt, also dem Schutz der Arten überhaupt.