Achtung, Strategiewechsel!

Warum der Frankfurter Stiftungsfonds gut daran tut, die Ausschüttungen stärker in den Mittelpunkt zu rücken

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Frankfurter Stiftungsfonds - Strategiewechsel
Lesezeit: 3 Minuten

Jüngst lese ich, dass der Frankfurter Stiftungsfonds jetzt nicht mehr auf den absoluten Ertrag abstellt, sondern die ordentlichen Erträge, die auch an Stiftungen ausgekehrt werden können, in den Blickpunkt seines Tuns rückt. Also nicht der Fonds sondern dessen Management. Das zeigte zweierlei: Absolute Erträge sind schwer zu erreichen, und sie sind auch aus Stiftungssicht nicht unbedingt das Wichtigste. Vor allem aber sagt ein solcher Strategiewechsel etwas über den Fonds aus.

Immer wenn in einem Fonds ein Strategiewechsel vonstattengeht, heißt es Vorsicht walten zu lassen. Denn nicht selten wurde die Strategie angepasst, weil die bisherige nicht funktioniert hat oder die adressierten Anleger mehr bzw. etwas Anderes vom jeweiligen Fondsprodukt erwarteten. Diese verdammte Erwartungshaltung zu befriedigen, das ist schon eine recht schwierige Aufgabe für einen Fondsanbieter. Shareholder Value hatte ja mit dem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen einen ausschüttungsstarken Aktienfonds zu einem der Flaggschiff-Stiftungsfonds in Deutschland entwickelt, der durchaus das liefert, was Stiftungen brauchen. Verlässlich Ausschüttung und Wertentwicklung, so dass Zweckverwirklichung und realer Kapitalerhalt bewerkstelligt werden konnten. Das Geheimnis war und ist das feine Händchen von Frank Fischer und seinem Team, die richtigen Aktien zum richtigen Preis zum richtigen Zeitpunkt zu finden und dann in das Portfolio einzubauen. Dieses Erfolgsmodell existiert noch immer, und wenn ich ehrlich bin, habe ich nicht so richtig verstanden, warum es dazu noch einen Stiftungsfonds braucht.

PODCAST
„Achtung, Strategiewechsel!“

MANCHMAL PASST ES EINFACH NICHT

Noch dazu wo der Fonds auf drei Säulen setzt, die sich bisher aber nicht richtig bewährt haben. Denn den stets absoluten Ertrag, also ein in jedem Fall positives Anlageergebnis, hat der Fonds – bisher jedenfalls – nicht erreicht. Das Konzept mit den drei Säulen suggerierte Diversifikation und das Generieren von ordentlichen Erträgen aus drei Quellen, wodurch die Ausschüttung nicht von einer Quelle allein, also der Dividende, abhängt. Wie gesagt, so richtig zusammengepasst hat das vielleicht in der Theorie, aber die Praxis zeigte, dass Stiftungen womöglich doch besser beim Original aufgehoben wären. Stiftungsgeeignete Fonds, die Ausschüttungen aus verschiedenen Quellen vereinnahmen, gibt es durchaus einige, und die eierlegende Wollmilchsau für Stiftungen zu bauen, das ist nun mal keine kleine Bastelei.

FOKUS AUF DIVIDENDEN, TITELANZAHL RUNTER

Jetzt soll auf der Aktienseite des Frankfurter Stiftungsfonds vor allem auf solche Werte gesetzt werden, die ausschüttungsstark sind, die also auf die Dividende viel Wert legen. Dazu soll die Titelanzahl von 100 auf 40 reduziert werden. Der Konzentrationsgrad des Portfolios nimmt also zu. Das alles kann ich nachvollziehen, aber für mich ist der Fonds damit erst einmal und bis auf weiteres nur auf der Ideenliste zu finden, gerade weil jetzt der Schwenk hin zum ordentlichen Ertrag erfolgt. Gleichwohl ist dieser richtig, keine Frage, denn die Ausschüttung ist das, was für eine Stiftung auf Platz 1 der Prioritätenliste bei der Fondsauswahl stehen sollte. Wenn ich also einen Fonds brauche, der aktienlastig und dazu mit Optionsbausteinen ordentlichen Erträge generiert, dann habe ich diesen Fonds griffbereit, sollte ich als Stiftung mein Stiftungsvermögen in diese Richtung diversifizieren wollen. Aber da gibt es auch ein zwei andere Fonds, die als stiftungsgeeignet bezeichnet werden können.

DIE SACHE MIT DER OPTIONSSTRATEGIE

In allen oder vielen anderen Fällen kann es für Stiftungen sinnvoll sein, erst einmal dem Original die Treue zu halten. Das Original funktioniert, hat sich über verschiedene Marktphasen hinweg bewährt – und vor allem ist das Profil sehr viel klarer als jenes des Frankfurter Stiftungsfonds. Das ist leicht zu durchsteigen, zumal das Informationsniveau wirklich also hoch bezeichnet werden muss. Ob Stiftungen zudem Spaß daran haben werden, einen Fonds mit Optionsstrategie mit ihrer Anlagerichtlinie abzugleichen bzw. diesen dort einzupassen, steht noch einmal auf einem anderen Blatt. Sie müssen die Optionsstrategie verstehen, sonst kann der Fonds eigentlich kaum in das Anlageuniversum aufgenommen werden. Insbesondere, da hier die Optionsstrategie zum Generieren von Erträgen gewählt wurde, und nicht nur zur Absicherung. Letzteres können Stiftungen in meinen Augen noch greifen, und letzteres ist vom Vorgehen her auch zu verstehen. Erträge mit Optionsgeschäften zu generieren, das dagegen ist weniger griffig und lässt für den nicht so Kapitalmarkt-versierten eigentlich zu viel Raum für Verständnislücken. Dieser feine Unterschied kann für Stiftungen das Zünglein an der Waage sein.

ZUSAMMENGEFASST

In aller Kürze lässt sich sagen, dass die Macher des Frankfurter Stiftungsfonds die Zeichen der Zeit und der Zielgruppe verstanden haben. Die Anpassung des Ansatzes ist aus Stiftungssicht verständlich, trotzdem ist erst einmal das Original, also der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen, womöglich die bessere Wahl. Denn Fonds, die verschiedene strategische Komponenten mischen, gibt es einige, die auch stiftungsgeeignet sind. Stiftungen mögen hier zum Beispiel an Income-Fonds denken. Insofern die Ideenliste eine Ergänzung benötigt, dann kann der Frankfurter Stiftungsfonds dort ruhig aufscheinen, aber eine Strategieanpassung muss auch erst einmal funktionieren. Und bei aller Mühe, das kann leider immer noch kein Fondsanbieter versprechen. Wie hieß es bei Großmuttern immer: abwarten, und Tee trinken.

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Tobias Karow
ist Gründer und Geschäftsführer von stiftungsmarktplatz.eu und im Stiftungswesen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein seit 10 Jahren aktiv. Er ist Herausgeber der FondsFibel für Stiftungen & NPOs, dem führenden Nachschlagewerk für Stiftungsfonds und stiftungsgeeignete Fonds (www.fondsfibel.de), Vorträge hält er vor allem zum Thema ‚Stiftungen und ihr Weg in die digitale Welt‘. Für beide Themen betreibt er den Blog #stiftungenstärken.