Wir halten an der Save-Haven-Duration fest

Corona-Krise aktuell: Wie der AB European Income Portfolio Stabilität und Einkommen in das Stiftungsvermögen bringt

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Gespräch Kjaersgaard AB
Lesezeit: 6 Minuten

Ein reiner Rentenfonds, der auch noch ein stock-konservatives Kernportfolio aufbaut – ist das nicht aus der (Nullzins-) Zeit gefallen? Keineswegs, erklärt Jorgen Kjaersgaard. Der Fixed Income-Spezialist von Alliance Bernstein erläutert im Interview ganz dezidiert, dass Stabilität und Einkommen keine konkurrierenden Ziele sind: Wie mit gutem Research, moderner Technik und handwerklicher Solidität kontinuierliche Ausschüttungen erarbeitet werden.

Der AB European Income Portfolio (WKN A14PH0) ist ein reiner Rentenfonds, der in Euro denominierten Anleihen investiert.  Jorgen Kjaersgaard – Co-Head European Fixed Income bei Alliance Bernstein, erläutert im Interview mit stiftungsmarktplatz.eu, wie mit Anleihen auch zukünftig Ausschüttungen von 3% p.a. und mehr realisiert werden sollen. Es sei richtig, dass es im Niedrigzinsumfeld schwieriger geworden ist, attraktive Erträge mit europäischen Anleihen zu erzielen. „Wir können jedoch eine gute Erfolgsbilanz hinsichtlich der Zielerreichung vorweisen“ so der Anleihenexperte. Die ausgewogene und dennoch starke Einkommensgenerierung bilde dafür das Fundament. „Darüber hinaus sehen wir Chancen in der dynamischen Ausnutzung der Volatilität und der Kurvensteilheit von Staatsanleihen der Peripherieländer.“ Bei den Hochzinsanleihen hat das Coronavirus die Kreditspreads wieder auf attraktivere Einstiegsniveaus zurückgedrängt. Insbesondere wurden Bankanleihen im Verhältnis zur zugrundeliegenden Emittentenstabilität überverkauft. Und schließlich würden Euro-Anleihen von US-Emittenten eine attraktive Chance bleiben, die von europäischen Anlegern manchmal übersehen wird. „Alles in allem bieten Euro-Anleihen nach wie vor zahlreiche Anlagemöglichkeiten für einkommensorientierte Anleger, wie etwa Stiftungen“ befindet Kjaersgaard.

STIFTUNGSMARKTPLATZ.EU: SIE STREBEN MIT STABILITÄT UND EINKOMMEN ZWEI IM PRINZIP KONKURRIERENDE ZIELE AN. MIT WELCHER GRUNDSTRATEGIE GEHEN SIE DIE UMSETZUNG AN?

Kjaersgaard: Wir sehen Stabilität und Einkommen nicht als konkurrierende Ziele. Sie können durch eine einzige Strategie erreicht werden, die wir seit 1999 verfolgen. Wir sorgen für Stabilität, indem wir Zins- und Kreditrisiken ausgleichen. Diese Struktur nutzt die negative Korrelation zwischen hochwertigen und höher verzinsten Anleihen aus, und unser dynamisches Management trägt dazu bei, den vom jeweiligen Marktumfeld begünstigten Teil hervorzuheben. Die Hochzinskomponente stellt sicher, dass wir ein günstiges Einkommen für unsere Investoren erzielen. Daher ist das European Income Portfolio als Allwetter-Portfolio für auf Euro lautende Anleihen konzipiert. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die qualitativ hochwertige Komponente des Fonds eine gewisse Stabilität der Erträge gewährleistet, während die Hochzinskomponente ein größeres Potenzial für Einkommen und Kapitalwachstum bietet.

NACH WELCHEN KRITERIEN ENTSCHEIDEN SIE ZU GEGEBENEN ZEITPUNKT, OB STAATS- oder UNTERNEHMENSANLEIHEN GEKAUFT WERDEN? WIE ALSO FUNKTIONIERT ES IM MASCHINENRAUM?

In erster Linie hat für uns eine robuste Struktur in unserem Prozess Priorität. Wir bauen unser Portfolio so auf, dass wir dem Prinzip der Ausgewogenheit folgen. Wir werden also niemals nur auf Staatsanleihen oder Hochzinsanleihen ausgerichtet sein. Wir haben immer eine Allokation von Staatsanleihen, und hier entscheiden wir, welche Anleihen uns die beste Qualität bieten, um die Volatilität der Kreditmärkte auszugleichen. Bei Hochzinsanleihen konzentrieren wir uns auf drei Hauptüberlegungen: Grundlagen, Bewertung und technische Aspekte. Unser konjunkturelles, bonitätsbezogenes und quantitatives Research gibt Aufschluss darüber, wie stark und wo wir Risiken eingehen. Zu diesem Zweck beschäftigen wir acht Volkswirte, stützen uns auf das Fachwissen von mehr als 40 Analysten und verfügen über spezielle quantitative Modelle, etwa für Chancen bei Finanzanleihen.

IHR FONDS HAT SICH IN LETZTER ZEIT GROSSER MITTELZUFLÜSSE ERFREUT UND IST MITTLERWEILE AUF 4 MRD. ANGEWACHSEN. WIE MANAGEN SIE DAS LIQUIDITÄTSRISIKO?

Der erste Schutzwall gegen das Liquiditätsrisiko ist ein starker Governance-Rahmen. Dazu gehören unabhängige Risikomanager, regelmäßige Portfolio-Stresstests und Überprüfungen von Kursen und Handelsvolumen. Zweitens haben wir unser Research und unseren Handel durch branchenführende technologische Innovationen wie ALFA und Abbie umgestaltet, indem wir von hochgradig manuellen Ansätzen zu digitalisierten, automatisierten Prozessen übergegangen sind. So integrieren wir beispielsweise alle Quellen für Informationen zum Anleihenhandel in Echtzeit in einer Benutzeroberfläche und können Warnmeldungen erstellen, wenn die Verfügbarkeit von Anleihen oder Kurszielen erreicht wird. In schnelllebigen Anleihenmärkten, die in viele kleine Liquiditätsinseln zersplittert sind, schafft dieser Technologiesprung bereits einen erheblichen Vorteil. Dieser Vorsprung wird noch wichtiger werden, wenn die Liquidität weiter unter Druck gerät. Drittens diversifizieren wir den Anteil der Unternehmensanleihen in unserem Portfolio in hohem Maße, und halten zudem stets hochliquide Staatsanleihen. Wir sind der Meinung, dass wir durch das Halten eines breiter diversifizierten Wertpapierkorbs flexibler und kostengünstiger handeln können.

DIE GRÖßTEN POSITIONEN IM BEREICH DER STAATSANLEIHEN SIND LANGLÄUFER, DIE DURCHSCHNITTLICHE DURATION IM FONDS BETRÄGT ÜBER 5 JAHRE. WIE UND MIT WELCHER AUSRICHTUNG MANAGEN SIE DIE LAUFZEIT?

Es ist wichtig zu verstehen, dass wir ein Kernanleihenportfolio aufbauen wollen, das attraktives Einkommen erzielen kann. Um ein Kernanleihenportfolio zu sein, brauchen wir eine Qualität im Portfolio, die widerstandsfähig ist, wenn die USA und China in einen Handelskrieg geraten oder eine Virusepidemie rund um den Globus ausbricht. Dazu gehören zum Beispiel deutsche Bundesanleihen. Uns gefällt der längerlaufende Teil der Kurve, weil diese Anleihen die beste Qualität haben, um auf risikofreien Märkten eine Performance zu erzielen. Die Renditen sind nach wie vor positiv und haben den größten Spielraum, um zu fallen, was wiederum bedeutet, dass die Kurse am stärksten steigen können. In der Regel liegt unsere Duration zwischen 4 und 6 Jahren – das ist in der Regel ausreichend, um unsere Sensibilität gegenüber Bewegungen an den Kreditmärkten auszugleichen.

HOCHVERZINSTE STAATSANLEIHEN LAUFEN NACH UND NACH AUS – WIE KOMPENSIEREN SIE DENN VERLUST ATTRAKTIVER KUPONS? GIBT ES AUSSCHÜTTUNGSFÄHIGE RESERVEN?

Es ist wichtig, zwischen Kupon und Rendite zu unterscheiden. Bei Staatsanleihen mit hohen Kupons sind die Kurse stark gestiegen und die Renditen gesunken. Daher gibt es nur sehr begrenzte Einkommenschancen mit unseren Staatsanleihen. Diese dienen vor allem dazu, das Portfolio zu stabilisieren und unseren Anlegern einen glatteren Ertragspfad zu bieten. Eine Ausnahme bildet vielleicht Italien, das Volatilitätsspitzen erlebt hat. Das kann attraktive Kaufchancen erzeugen, die wir in den letzten Jahren erfolgreich genutzt haben.

VON WELCHEM ZINSSZENARIO GEHEN SIE IM HINBLICK AUF KÜNFTIGE INVESTITIONSENTSCHEIDUNGN AUS?

Wir gehen davon aus, dass die EZB die Zinsen in den kommenden Monaten auf Eis legen wird, aber eine Lockerung der Politik ist wahrscheinlicher als eine Straffung, insbesondere nach dem Ausbruch des Coronavirus. Die Angst vor dem Coronavirus hat die Renditen im Euroraum in den letzten Wochen nach unten gedrückt. Da die Erholung wahrscheinlich nur schleppend verlaufen wird, die Zinssätze im negativen Bereich verankert sind und die EZB weiterhin Anleihen kaufen wird, dürfte ein Anstieg der Renditen nur mäßig ausfallen.

14% DES FONDSVERMÖGE>NS STAMMEN VON EMITTENTEN AUS DEN USA. WORIN IST DER FONDS DORT INVESTIERT? WELCHE ROLLE SPIELEN IN IHRER STRATEGIE GENERELL AUßER-EUROPÄISCHE EMITTENTEN?

Die Kreditzuteilung an US-Unternehmen (die in europäischen Währungen emittieren) liegt bei 14 %, wobei mehr als zwei Drittel in Hochzins-Emittenten investiert sind, da wir erwarten, dass diese Unternehmen von der dank robusten Konsums besseren Wachstumsdynamik in den USA profitieren werden. In absoluten Zahlen stellen die USA unsere größte Länderallokation dar, die über die verschiedenen Sektoren gut diversifiziert ist. Nicht-europäische Emittenten helfen uns bei der weiteren Diversifizierung des Portfolios und ermöglichen es uns, von der unterschiedlichen Wachstumsdynamik und den unterschiedlichen Bewertungsprämien zu profitieren.

STIFTUNGEN INVESTIEREN NUN GERNE ZUSAMMEN MIT LANGFRISTIGEN INVESTOREN. HABEN SIE KENNTNIS, WELCHE ANLEGER IM FONDS INVESTIERT SIND UND VERFÜGEN SIE ÜBER DATEN ZUM BEISPIEL ÜBER DIE DURCHSCHNITTLICHE HALTEDAUER?

AllianceBernstein, einschließlich des AB European Income Portfolio, hat einen sehr großen Kundenstamm, der über verschiedene Anlegersegmente und Regionen hinweg gestreut ist. Wichtig ist, dass unsere Kunden uns als langfristigen Partner schätzen, der eine starke Anlageinteressenkongruenz bietet. In Deutschland und auf anderen europäischen Märkten genießt unsere Firma bei institutionellen Anlegern, die diesen Fonds ebenfalls unterstützt haben, einen guten Ruf.

SPIELEN ESG-KRITERIEN ODER DIE FÖRDERUNG DER SDGs DER UN EINE ROLLE BEI DEN INVESTITIONSENTSCHEIDUNGEN?

AllianceBernstein hat seit langem erkannt, dass Umwelt-, Sozial- und Governance-Fragen („ESG“) die Performance von Investmentportfolios beeinflussen können. Daher ist es seit langem unsere Politik, ESG-Faktoren in unseren Investmentprozess zu integrieren und sie sorgfältig zu berücksichtigen, wenn wir glauben, dass sie für unsere Prognosen und Investitionsentscheidungen wesentlich sind. Unsere Kreditanalysten integrieren ESG-Faktoren in ihre Fundamentalanalyse aller Unternehmensemittenten und unsere Volkswirte integrieren ESG-Faktoren in ihre Bewertungen staatlicher Emittenten. Als zusätzliche Ressource bei der Durchführung ihrer Untersuchungen haben unsere Analysten Zugang zu externen ESG-Datenanbietern, darunter Governance Metrics International (für Unternehmensemittenten) und Bloomberg (mit dem wir gemeinsam ein maßgeschneidertes ESG-Scoring-Modell für staatliche Emittenten entwickelt haben). Wenn wir feststellen, dass Aspekte des vergangenen, aktuellen oder erwarteten ESG-Verhaltens eines Emittenten für seine künftigen Ertragserwartungen von wesentlicher Bedeutung sind, gehen wir diese Bedenken in unseren Prognosen, Researchanalysen, Anlageentscheidungen und unserem Engagement an. Der engagierte Dialog mit Emittenten ist in der Tat ein wichtiger Teil unseres Researchprozesses. Unsere Kreditanalysten führen jedes Jahr Tausende von Management-/Unternehmensbesuchen durch, um die Strategien, die Performance und die Risiken der Unternehmen zu verstehen, die wir in Betracht ziehen oder in Kundenportfolios halten. Unser Engagement ist in der Regel bei denjenigen Emittenten am größten, bei denen die Verschuldung einen größeren Anteil an ihrer Kapitalstruktur ausmacht, sowie bei den Emittenten in den Sektoren Hochzinsanleihen, Schwellenländer, Versorgungsunternehmen und Finanzwerte.

AUS AKTUELLEM ANLASS: WIRKT SICH DAS CORONA-VIRUS AUF DIE ANLEIHEMÄRKTE AUS, WELCHE MITTEL- UND LANGFRISTIGEN SCHLÜSSE ZOEHEN SIE AUS DIESEM EXTERNEN EREIGNIS?

Das Corona-Virus hat die Kapitalmärkte kurzfristig beeinträchtigt und wird das Wachstum in der ersten Jahreshälfte wahrscheinlich deutlich unter Druck setzen. Als Reaktion auf die Unsicherheit halten wir weiterhin an der Safe-Haven-Duration im Portfolio fest, die in Zeiten der Volatilität wie schon in den letzten Jahren als Anker dient. Darüber hinaus werden die Zinsen aufgrund der weiterhin akkommodierenden EZB und der globalen Geldpolitik wahrscheinlich verankert bleiben. Da sich die Bewertungen in letzter Zeit verbilligt haben, finden wir weiterhin Chancen an den europäischen Kreditmärkten, wo die technische Nachfrage stark bleibt. Angesichts der Herabstufung der Wachstumsprognosen konzentrieren wir uns darauf, vor allem in fundamental starken Emittenten engagiert zu sein. So bleibt der Bankensektor beispielsweise attraktiv, da die Spreads gestiegen und die Bilanzen widerstandsfähig sind.

EINE OFFENE FRAGE ZUM SCHLUSS TREIBT UNS NOCH UM: WAS WOLLTEN SIE SCHON STIFTUNGSVERANTWORTLICHEN ZUR ANLAGE DES STIFTUNGSVERMÖGENS MIT AUF DEN WEG GEBEN?

Das AB European Income Portfolio bietet eine erprobte und innovative Lösung für Stiftungen. Es fährt einen Kernportfolioansatz, was dazu führt, dass wir im Durchschnitt immer ein Investment-Grade-Rating hatten. Darüber hinaus ermöglicht uns unsere Struktur, herkömmliche Lösungen wie Euro-Aggregate- oder Euro Investment Grade-Anleihenstrategien zu übertreffen. Daraus ergeben sich attraktive und regelmäßige Einkommensausschüttungen, die für Stiftungen in diesem Niedrigzinsumfeld unerlässlich sind.

HERR KJAERGAARD, WIR DANKEN IHNEN SEHR FÜR DAS AUSFÜRHLICHE GESPRÄCH, BLEIBEN SIE GESUND.

Das Interview führte Stefan Preuss für #stiftungentärken, den Blog von www.stiftungsmarktplatz.eu.