Wenn’s an drei Runden Tischen rundgeht

Wir blicken voraus auf den ESMT-Roundtable zum Thema Stiftungsvermögen strategisch einsetzen

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Wenn es am Runden Tisch rundgeht
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Sie wissen es, uns treibt das Thema Stiftungsvermögen seit dem Launch unserer Plattform um. Ja, wir interpretieren das Stiftungsvermögen als dienendes Vermögen, ja, wir glauben daran dass professionelleres Management des Stiftungsvermögens unbedingt notwendig ist und ja, wir glauben auch an die Fondsanlage im Stiftungsvermögen, denn für die allermeisten Stiftungen ist dieser Weg der Delegation der stimmigste. Wie es die Großen machen, davon können sich Stiftungen am Mittwoch den 9.2.2022 ein Bild machen, in den von der ESMT initiierten Roundtables, die in Berlin stattfinden. Wir formulieren mal drei Fragen vorab.

Zunächst einmal müssen Stiftungen zu ESMT wissen, dass es sich hierbei um die European School of Management and Technology handelt, aus der heraus die Societal Impact Financing Initiative entstand. Diese Initiative wiederum wird unter anderem unterstützt von der Bill & Melinda Gates Foundation sowie der Schöpflin Stiftung. Die Verortung der ESMT-Roundtables ist damit klar: Es sprechen die Großen mit den Großen, über die großen Themen. Dieser Austausch ist durchaus wichtig und auch mehrwertig, auch die beiden Perspektiven, einerseits das Neuausrichten des Stiftungsvermögens und das Vermeiden von Anlagen, die die Stiftungszwecke konterkarieren, ist richtig gewählt. Wir haben beim Blick auf das Programm trotzdem mal drei Fragen vorab, die wir gerne beantworten hätten.

Frage Nummer 1: Neue Anlagebausteine im Stiftungsvermögen

Im ersten Panel werden grundsätzliche Fragen aufgeworfen, unter anderem mit Dieter Lehmann, dem bekannten Finanzchef der Volkswagen-Stiftung (Wir weisen an der Stelle gerne darauf hin, dass Dieter Lehmann auch Teilnehmer unseres ersten Virtuellen Tags für das Stiftungsvermögen im Jahr 2020 war) und Anja Mikus, der Chefin des KENFO, also des Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung. Der Aufriss dreht sich um das, was sich zuletzt im Stiftungsvermögen getan hat, wie die Stiftungsrechtsreform etwas verändert und welche Chancen sich aus der Revolution der passiven Anlageansätze für Stiftungen ergeben. Dieser Aufriss passt für uns ziemlich gut in die Zeit, wir hätten an dieser Stelle gerne etwas zum Thema Private Markets erfahren. Sind Stiftungen hier zunehmend unterwegs? Was ist hier der Beweggrund, etwa die geringen Korrelationen zum Aktien- und Anleihemarkt?

Private Markets sind für viele Stiftungen tatsächlich privat

Wir fragen uns diese auch deshalb, weil die Groß-Stiftungen hier natürlich auch in gewisser Weise einmal Steigbügelhalter für die Masse der Stiftungen sein könnte. Viele Private Markt-Investments sind für die meisten Stiftungen ob bestimmter Volumenanforderungen kaum zu machen. Sprich: Sie sind zu klein, sie werden nicht als qualifizierter Anleger eingestuft und dürfen damit solche Anlagen nicht tätigen. Wenn nun aber die Großen hier praktisch ihren Leumund über die kleineren Stiftungen stülpen würden, könnten solche Möglichkeiten vielleicht doch von einer breiteren Masse genutzt werden. Die Groß-Stiftungen werden einwerfen, dass dies 1) nicht ihre Aufgabe sei und sie 2) schon genug Verantwortung für den Sektor tragen, aber für uns greift dies zu kurz, weshalb ein Diskurs hier spannend wäre.

Frage Nummer 2: Woran hapert die ESG-Umsetzung wirklich?

Beim zweiten Roundtable dreht sich alles um das Thema Nachhaltigkeit, das Umsetzen von ESG-Strategien. Es diskutieren unter anderem Dr. Stefan Fritz, der mit der von ihm geführten Bischof Arbeo-Stiftung auch Partner unseres Virtuellen Tags für das Stiftungsvermögen ist, und Matthias Kopp vom WWF, der beim #vtfs2021 zu Gast war und dort in den Nachhaltigkeitsmaschinenraum des WWF Deutschland blicken ließ. Die Frage die wir uns beim Themenkomplex Nachhaltigkeit immer wieder stellen ist jene des Scheiterns. Eigentlich gilt es ja, erst einmal anzufangen und sich dann sukzessive entlang der stiftungsindividuellen Ziel in das Thema hineinzutasten, trotzdem sind viele Stiftungen beim Thema Nachhaltigkeit relativ blank.

Qua ihrer DNA dürfen Stiftungsinvestment dem Gemeinwohl nicht schaden

Woher kommt das, wo doch gerade Stiftungen ob ihrer DNA angehalten sein müssten, verantwortungsbewusster und weitsichtiger zu investieren als viele andere Investorengruppen. Gerade die Kapitalanlage einer Stiftung darf dem Gemeinwohl nicht schaden, egal wo, egal wie, egal wofür. Sie muss sich eigentlich mit Errichtung der Stiftung dem verpflichten, was wir heute alle hoch und runter diskutieren, nämlich dem Schutz des Raums in dem wir leben und dem Schutz der Menschen, die in diesen Räumen leben. Aber warum tun sich viele Stiftungen so schwer damit, dies in tatsächliche Anlagen zu übersetzen? Und wenn sie es selber nicht so richtig hinbekommen, dann gibt es Fondsanbieter, die diese Aufgabe hinbekommen, ziemlich gut sogar, wie ein Blick in viele Portfolien von Fonds zeigt, die wir mit dem Label „stiftungsgeeignet“ versehen.

Frage Nummer 3: Ist Impact Investing nicht ganz massiv von den Stiftungsverantwortlichen abhängig?

Beim dritten Roundtable sehen wir in der Panelisten-Liste unter anderem Markus Ziener von der Software-AG-Stiftung und Dr. Philipp Windeknecht, der uns auch schon mal im #FreitagsPodcast für ein Gespräch zum gleichen Thema Rede und Antwort stand. Die dort miteinander diskutieren, verstehen das Thema Impact Investing sicherlich aus Stiftungs- und Investmentsicht. Was wir aber anzweifeln bzw. was uns interessiert, ist, ob dies bei einer breiten Masse von Stiftungen auch bewerkstelligt werden kann, bzw. dass dieser Wissensstand in einer großen Zahl von Stiftungen gelegt werden kann. Wir kennen Beispiele, etwa die Social Business Stiftung in Hamburg , dort ist der Stifter der Macher, dort wird Impact von vorne bis hinten gelebt, dort ist das notwendige Doing in der DNA der Stiftung eingebettet. Aber kann dies bei vielen Stiftungen so sein? Das fragen wir uns, und natürlich interessieren uns die Ansätze, das zu ändern, sehr.

Zusammengefasst

Ein spannender Themenaufriss mit einem Kreis sehr prominenter Diskutanten, so lässt sich der ESMT Roundtable beschreiben. Los geht’s am 9.2.2022 um 13:45 Uhr, das Ganze ist als Zoom-Konferenz geplant, das Anmeldeformular ist auf der Microsite zur Veranstaltung hinterlegt. Wer live dabei sein möchte, der kann eine E-Mail an olga.almquist@esmt.org schreiben. Wir freuen uns sehr auf die Austausche zwischen diesen Stiftungsgranden, ein kleiner Schmunzler sei aber erlaubt. Wer die Website zur Veranstaltung ansteuert, erkennt direkt beim Einstieg ein Gebäude. Es ist dies das ehemalige Staatsratsgebäude, in dem unter anderem Walter Ulbricht und Erich Honecker ihren Dienst verrichteten. Um in die Zukunft des Stiftungsvermögens zu blicken, wäre ein anderes Einstiegsbild vielleicht ein passenderes gewesen. Aber dies erkennt womöglich auch nur, wer im anderen Deutschland geboren wurde.