In eigener Sache +++ Wir beim Fachtag Stiftungsfundraising am 7./8. November

Der Skipper – ein Newsletter von stiftungsmarktplatz.eu, Oktober 2024

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Newsletter der Skipper Oktober 2024
Lesezeit: 5 Minuten

Es ist wieder September. Ein September, in dem das deutsche Parteiensystem ordentlich in Bewegung ist, in dem sich hierzulande immer mehr Menschen die Frage stellen, wohin dieses Land eigentlich möchte, welchen Platz es in Weltwirtschaft und Weltgemeinschaft einnehmen sollte. Wir erleben, dass gerade in Ostdeutschland viele Menschen eine Partei wählen, die für ein vorgestriges Deutschland stehen, und es fühlt sich an wie im Herbst 1989, als vor allem junge Menschen in die Prager Botschaft stürmten, weil sie „raus“ wollten. Es ist auch ein September, in dem wir im Stiftungssektor einen Gesetzesentwurf diskutieren, der den Entfall des Gebots der zeitnahen Mittelverwendung beinhaltet – und der wie ein Schuss aus der Hüfte daherkommt, wie ein Herausreißen eines Eckpfeilers stifterischer Praxis, das im Ergebnis Unsicherheit bedeuten könnte. Denn was passiert, wenn Stiftungen ihre Erträge nicht mehr ausgeben? Bleiben sie dann relevant, und letztlich auch legitimiert?

CAS Fundraising Leadership

Wir sind zu Ihnen gekommen…

Wir werden es sehen, die Messe ist hier ja noch nicht gelesen. Aber was wird später einmal vom September 2024 hängenbleiben? Wird es ein heißer Herbst, wie 1989? In diesen Septembertagen ist es 35 Jahre her, dass in der bundesdeutschen Prager Botschaft tausende DDR-Bürger den Weg in den Westen bzw. die Freiheit suchten, den ihnen Außenminister Genscher mit seinem legendären „Wir sind zu Ihnen gekommen, Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise…“ dann auch bahnte und die Züge in die Freiheit aufs Gleis schickte. Für uns war 2024 bisher schon ein heißes Jahr. Gut 35 Wochen ist es her, dass wir unser Handbuch „Mein Stiftungsexperte“ erstmals veröffentlichten und an mehr als 20.000 Stiftungen versendeten. Vor 35 Tagen wiederum haben wir unseren Newsletter umbenannt (in Der Skipper) und unsere Informationsplattform zur Anlage von Stiftungsvermögen in Fonds umfänglich aktualisiert, bevor wir zur StiftungsApéro SommerTour 2024 aufbrachen. Erste Station war die Stiftung Frauenkirche in Dresden, weiter ging es über Berlin und Hamburg nach Frankfurt/Main, Köln, Dortmund und Basel. Mehr als 200 Stiftungsverantwortliche und Stiftungsexperten waren während der StiftungsApéro SommerTour unsere Gäste. In der Apérothek finden Sie mehr als 100 Bilder zur Tour

Das war die StiftungsApero Sommertour 2024

Drei take aways von der StiftungsApéro SommerTour 2024

Was wir aus der StiftungsApéro SommerTour 2024 für die StiftungsApéro WinterTour 2025 (ab 21.1.2025) mitnehmen, sind drei Gedanken:

1) Einzeldisziplinen wie Fundraising, Kommunikation, Personal, werden von der Einzeldisziplin zur Querschnittsaufgabe. Je mehr Stiftungen bestimmte Fragen „vor der Brust haben“, desto häufiger wird die gesamte Organisation damit konfrontiert. Stiftungen profitieren beim Auf- und Umsetzen dann, so hörten wir mit Interesse, von ihren Freiheitsgraden, die sie nun mal ob ihres Rechtskörpers innehaben.

2) Anlagerichtlinie is king, Anlagekonzept is queen. Wer Stiftungsvermögen heute anlegen muss, und das müssen alle Stiftungen, der braucht ein Anlagekonzept, das dann in der Anlagerichtlinie Ausdruck findet. Die zentrale Maßgabe darf dann nicht der Zins sein, sondern das langfristige Wohl der Stiftung. Dieses wiederum hängt vor allem an der breiten Diversifikation der Vermögenswerte – egal wie klein oder groß die Stiftung ist.

3) Gemeinnützige Organisationen können Innovation. Es ist eine Mär, dass der gemeinnützige Sektor verschlafen ist, es ist ein Mythos, dass Dinge hier immer ewig brauchen. Nein, das stimmt nicht. Genau weil das nicht stimmt, ist der Weg zur Innovation ein kurzer, Arbeitsplatzerkundung via VR-Brille, Prothesen und Orthesen aus dem 3D-Drucker? Da geht was, und da geht noch mehr.

Stiftungsexperten-Handbuch

Stiftungspraxis vor Ort – 8.11. Fachtag Stiftungsfundraising

Womit wir bei einigen Tipps wären, wo Stiftungen sich innert Herbst fachlich informieren und austauschen können. Da wäre zunächst einmal der Fachtag Stiftungsfundraising am 7ten und 8ten November in Berlin. In diesem Jahr wird der Fachtag das Thema Storytelling zum Inhalt haben, denn an guten Geschichten gibt es im Stiftungssektor etliche, die müssen halt nur erzählt werden. Am Abend des 7.11. sind die Gäste des Fachtags auch herzlich eingeladen in die Stiftung Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, ich selbst werde an diesem Abend n bisschen mit Annette Scholl, Referentin Kommunikation und Fundraising bei der gastgebenden Stiftung, diskutieren. Am 8.11. ist Start um 9:30 Uhr, alle Details finden Sie in der Anmeldemaske. Wir sehen uns dort, ich freue mich darauf.

Stiftungspraxis im Web

Tipp No. 1 +++ Engagement Global lädt am Donnerstag, den 07.11.2024 von 14 bis 15:30 Uhr zum digitalen Entwicklungspolitischen Stiftungsgespräch ein +++ Thema diesmal: Wirkungsmessung bei erfolgreichen Auslandsprojekten +++ Zentrale Fragen: Worauf kommt es bei der Gestaltung eines guten Auslandsprojektes an? Wie können Sie den Erfolg eines Projektes mit möglichst wenig Ressourcen messen? Wie sehen Indikatoren und andere Messgrößen in der Praxis aus? +++ Weitere Informationen und die Anmeldemöglichkeit finden Sie HIER.

Tipp No. 2 +++ Kontora Family Office lädt zu drei Webinaren ein, am 19ten, 20ten und 21ten November, jeweils von 11 bis 12 Uhr +++ Themen sind die Strategische Asset Allocation (19.11.), Das Universum Alternativer Anlageklassen (20.11.) und Fondskonstruktionen für Stiftungen und aus Stiftungssicht (21.11.) +++ Referenten sind die Kontora-Stiftungsexperten Niklas Bockhop, Alexander Köster, Henning Landsiedel & Dr. Patrick Maurenbrecher +++ Adressiert werden alle Stiftungsverantwortlichen, die das Thema Stiftungsvermögen auf dem Tisch haben und sich hier gerade mit grundsätzlichen Fragestellungen beschäftigen +++ Sie melden sich HIER an.

Tipp No. 3 +++ Univation (das Institut für Evaluation) bietet auch ab dem Herbst 2025 wieder seine Fortbildung zum Thema Projekte wirkungsorientiert Evaluieren an +++ Inhalte sind die Grundlagen der Evaluation, das Planen von Evaluation, die Steuerung von Evaluationsprojekten sowie Erhebungsdesign und Datenerhebungsmethoden +++ die Weiterbildung wird zertifiziert, richtet sich an Projektmitarbeiter u.a. in Stiftungen und Vereinen +++ Start ist im Oktober 2025, weiterführende Details finden Sie HIER.

News Posts on the Blog

Stiftungen, die perfekten Kunstförderer? Eine Folge AHOI, NPO! mit Michael Freundt vom Dachverband Tanz Deutschland
Deutsche Geschichte als Anliegen – die Ultimative Stiftungswebsite-Lobhudelei für www.bundesstiftung-aufarbeitung.de
Stiftungsvermögen und der Yale-Style – was Endowment so erfolgreich macht
Compliance in Stiftungen – unsere Umfrage, wie Stiftungen hier vorankommen können
Sorgfalt in der täglichen Stiftungspraxis – wir sprachen in AHOI, NPO! drüber mit Dr. Christoph Degen

Das finale Apercu

Wie intensiv haben Sie den Herbst 1989 erlebt? Die Betonung liegt hier auf intensiv, denn ich finde schon, dass viele Stiftungen sich derzeit wahrnehmbar intensiv mit bestimmten Fragestellungen befassen. Es treibt sie um, dass sich da am Stiftungsgremienhimmel etwas abzeichnet, was sich als Gremienengpass bezeichnen ließe. Es treibt sie um, dass sie sich mit dem „Zurück zum Zins“ schwertun, wo das doch einfacher aber vermutlich weniger nahe dran am (langfristigen) Wohle der Stiftung dran wäre. Es treibt sie um, dass sie gerne sichtbarer wären mit ihrem Tun, beispielsweise weil Vermächtnisgeber es dann einfacher hätten, ihr Vermächtnis einer Stiftung zu hinterlassen. Sichtbarsein hat jedoch auch damit zu tun, ob Stiftungen weiterhin dauerhaft so legitimiert bleiben werden wie bisher.

Personio

OK, es werden einige einwenden, dass der Stifterwille das Verwirklichen des Stiftungszwecks vorsieht, und nicht das Sichtbarmachen dessen. Aber genau das wird künftig weit mehr als bisher mit dem Sichtbarsein, also mit Stiftungskommunikation, zusammenhängen. Die Welt wird mehr eine Null und Eins-Welt werden, sie wird, so wenig wir das möchten, sich in den kommenden Jahren schwerer damit tun, Schattierungen zu sehen. Demgemäß gibt es nur, sei sichtbar, oder sei nicht sichtbar – und Stiftungskommunikation ist die Werkbank dazu, die digitalen Tools sind die zu nutzenden Werkzeuge. Stiftungen werden sich in größerer Anzahl, jede für sich von innen heraus, die Frage stellen, ob sie sichtbarer sein wollen, ja müssen. Für mich gibt es keine Frage: Sie müssen. Denn muss nicht Zivilgesellschaft erst recht in Umbruchszeiten (und niemand sagt, dass Umbrüche immer in einem Herbst abgehandelt sein müssen) sichtbarer sein? Überhaupt Herbst 1989. Es hieß damals, dass wer jahrelang gehorsam war, der müsse zivilgesellschaftlichen Ungehorsam erst lernen. Mit der Sichtbarkeit ist es das Gleiche. Wer stets unsichtbar war, muss … Remember 1989.