Die US-Wahl zeigt zweierlei ganz deutlich: Nichts ist mehr sicher, und alles ist möglich. Will eine Stiftung ihr Stiftungsvermögen entlang dieser Prämissen anlegen, kommt sie zwangsläufig an einen Punkt, an dem sie sich fragt, was es denn brauchen wird, um künftig noch auskömmlich ordentliche Erträge erwirtschaften zu können. Immer mehr schält sich heraus, dass es ohne Diversifizieren und Delegieren kaum mehr gehen wird und dass die Instrumente dazu Stiftungsfonds und stiftungsgeeignete Fonds sind.
Ich sitze nun seit 23 Uhr vor dem Fernseher und folge der Wahlberichterstattung. Das mache ich seitdem Bill Clinton zum Präsidenten gewählt wurde, sogar auf ein paar Wahlpartys bin ich früher gewesen, US-Wahl war eben einfach ein Event, das hat einen mitgerissen. Ob es jedoch noch viele Wahlnächste mehr werden, kann ich nicht sagen, wenn ich höre, dass jetzt schon die Anwälte in Stellung gebracht werden, um die Ergebnisse oder die Prozedere anzuzweifeln, dann frustriert mich das. Vor allem aber schürt dieses ganze Getue Unsicherheit, die keiner gebrauchen kann, mit der aber jeder – auch Stiftungsverantwortliche umgehen müssen.
STIFTUNGSVERMÖGEN DIVERSIFIZIEREN UND DELEGIEREN
Für Stiftungen bedeutet die US-Wahl auch, dass die beiden Ds schlagend werden, jetzt erst recht. Diversifizieren und Delegieren, das werden die beiden Maßgaben sein für das Verwalten des Stiftungsvermögens in den 20er Jahren des 21ten Jahrhunderts. Diversifizieren heißt hierbei, sich auch als Stiftung stärker global aufzustellen und bei Aktien nicht einfach nur ein paar amerikanische Titel zu ein paar deutschen Titeln hinzuzufügen. Diversifizieren heißt damit auch, nicht nur nach Amerika zu schauen sondern auch den Blick nach Asien schweifen zu lassen, denn dort wird vermutlich genüsslich zugeschaut, wie sich eine Supermacht gerade selbst kleiner macht.
NICHT NUR AKTIEN UND ANLEIHEN
Diversifizieren heißt aber für Stiftungen auch, nicht nur in den Kategorien Aktien und Anleihen zu denken, sondern auch weitaus mehr Anlageklassen mit ins Boot zu holen. Der Hintergrund ist ein einfacher: Die Welt wird nicht einfacher zu greifen werden, sie wird eine unberechenbare bleiben, und demgemäß steht ein Stiftungsvermögen umso sattelfester, wenn Aktien verschiedener Couleur, Anleihen verschiedener Couleur, Immobilien, REITs und beispielsweise auch Infrastruktur gemeinsam in das Portfolio einer Stiftung gepackt werden. Das Fundament muss künftig aus mehr Bausteinen bestehen als bislang.
UNSICHERHEITEN WERDEN SICH POTENZIEREN
Denn die Unsicherheiten, die jetzt beispielsweise die US-Wahl mit sich bringen, werden aller Voraussicht nach nicht aufhören, sondern weitergehen oder sich sogar noch potenzieren. Denken wir vier Jahre voraus, dann wird – egal ob Trump oder Biden im Weißen Haus sitzen – ein grundlegender Politikwechsel in den USA passieren, auf den wir in Europa reagieren müssen, und in Asien, Russland oder auch Lateinamerika wird man dies auch aufmerksam realisieren. Und dass Trump den Gerichtsweg bestreiten will, setzt dessen Demokratie-Demontage-Bemühungen die Krone auf. Diese Unsicherheiten dürfen sich aber nicht jedes Mal im Stiftungsvermögen äußern, weshalb dieses auf mehreren Säulen und eben nicht nur Engagements in Aktien und Renten fußen darf.
GREEN DEAL DER EU ALS CHANCE FÜR STIFTUNGSVERMÖGEN?
Die Unsicherheiten der kommenden Jahre werden die weltpolitische Rolle Europas betreffen, das transatlantische Verhältnis, das Verhältnis zu China und Russland, aber auch der Green Deal Europas als mögliche industriepolitische Antwort auf die „Geschäftsmodelle“ Asiens und Amerikas ist ein Regime, dessen Wirkung sich erst noch vollends entfalten wird in den kommenden Jahren. Hier liegen viele Fakten, Pläne und Wünsche auf dem Tisch, die erst noch zu einem stimmigen Ganzen zusammengepuzzelt werden müssen. Auf diese Unsicherheit aber reagieren Stiftungen am besten mit einem gut ausbalancierten und diversifizierten Ansatz ihr stiftungsvermögen betreffend.
WER DIVERSIFIERT STIFTUNGEN DAS STIFTUNGSVERMÖGEN?
Mit Diversifizieren ist aber nur die eine Disziplin absolviert, Stiftungen müssen sich auch fragen, ob sie dieses Maß an Diversifikation wirklich selbst hinbekommen bzw. ob ihre eine Hausbank ihnen ein so diversifiziertes Portfolio mit hauseigenen Produkten zusammenstellen kann. Stiftungsverantwortliche sollten einfach darüber nachdenken, die Verwaltung des Stiftungsvermögens in versierte Hände zu geben, in Hände, die mit den oben genannten Assetklassen versiert sind. Dies lässt sich sehr gut über Fonds darstellen, die auf ihre Stiftungseignung hin geprüft werden müssen und nicht zwingend Stiftungsfonds sein müssen.
STIFTUNGSFONDS KÜNFTIG MIT ANDERER AUFGABE
Stiftungsfonds sind per se für Stiftungsbelange aufgelegt worden, ihre Stiftungseignung speist sich aus dem Konzept, das in der Regel aus Ausschüttung und einer Mischung von Anleihen und Aktien mit einer maximalen Aktienquote besteht. Es kann sein, dass solch ein Stiftungsfonds künftig eine andere Funktion als die des Alleininvestments übernimmt, und dass andere stiftungsgeeignete Fonds für die geschilderten übergeordneten Themen oder andere Anlageklassen allokiert werden. Stiftungen ist diese Art der Delegation auf jeden Fall ans Herz zu legen, auch weil sie sich in diesem unsicheren Umfeld nicht dem Knowhow nur eines Anbieters „aussetzen“ sollte. Auch über Anbieter von Fondsstrategien hinweg zu streuen ist eine Form der Diversifikation.
ZUSAMMENGEFASST
Gerne hätten wir entlang einer finalen Entscheidung konkrete Maßnahmen formuliert, die für das Stiftungsvermögen ausgehend vom Wahlergebnis getroffen werden sollten. Aber, nix is fix, es gibt noch keine finale Entscheidung. Woran Stiftungen aber künftig nicht vorbeikommen werden, vor allem angesichts der sich abzeichnenden Unsicherheiten, sind Diversifizieren und Delegieren. Die beiden zentralen Ds also, die in unseren Augen für das künftige Veranlagen von Stiftungsvermögen unumgänglich sein werden. Dass das Doing dann, womit wir beim dritten D wären, Stiftungsfonds und stiftungsgeeignete Fonds umfasst, lässt sich aus den Überlegungen relativ schlüssig ableiten. Und das gilt auch ganz egal, ob Biden oder Trump nun die US-Wahl gewonnen haben werden.
P.S.: ÜBRIGENS, SO HABEN WIR DIE US-WAHLNACHT ERLEBT…
0Uhr10, Los geht’s, auf dem Sofa sitzend, ausstaffiert mit Cola, Kuchen und Häppchen folgen wir dem Geschehen in den USA….
0Uhr41, eine Umfrage: Würden die Deutschen den US-Präsidenten wählen, fiele ihre Wahl zu 89% auf Joe Biden, nur 4% würden den Amtsinhaber Donald Trump ihre Stimme geben.
0Uhr48, eine erste Analyse: Verliert Trump Florida wird es für ihn nahezu unmöglich, im Amt zu bleiben.
1Uhr01, in den USA finden nicht eine Wahl statt sondern deren 50, darauf weist Alexander Graf Lambsdorff im Fernsehen hin. Die Regeln, es Menschen schwer zu machen wählen zu gehen, hat in den USA eine lange Historie.
1Uhr03, Trump bekommt die ersten elf Wahlmänner aus Indiana
1Uhr31, die nächsten drei Staaten werden gemeldet, wieder ist es jeweils zu knapp, um den Staat schon einem der beiden Präsidentschaftskandidaten zuzuschlagen.
1Uhr55, ein Gespräch zu den Wahlkampagnen zeigt, dass in den USA extrem viel über Social Media wahlgekämpft wurde, eben weil bestimmte Zielgruppen so gezielt mit bestimmten Themen und Thesen angesprochen werden können.
2Uhr00, Joe Biden gewinnt die ersten drei Wahlmänner, es sind die drei Wahlmänner seines Heimatstaates
2Uhr32, 90% der Stimmen in Florida sind ausgezählt, auf Trump entfallen demnach 50,5% der Stimmen. Das erste Stirnrunzeln.
2Uhr47, Trumps Team reklamiert Erfolg in Florida für sich, riecht im Moment nach Rückenwind für den Amtsinhaber.
3Uhr12, es gibt ein koffeinhaltiges Kaltgetränk und eine Banane als Zwischensnack zu dieser zähen Angelegenheit
3Uhr43, eine Analyse zur Außenpolitik Donald Trumps über Mauern, Drohungen und Zölle, eine Reise in eine Vergangenheit, die kaum noch eine Zukunft hat.
3Uhr49, Trump gewinnt South Carolina, gibt es 2016 2.0?
4Uhr47, Pennsylvania ist zu eng, um es einem der beiden Kandidaten zuzuschlagen, Parallelen zu 2016 werden in den Betrachtungen zur US-Wahl gezogen, auf jeden Fall ist es knapper als gedacht. Das Pendel in Pennsylvania schlägt aber in Richtung Trump aus, derzeit jedenfalls.
5Uhr01, man wird n‘ bisschen nervöser auf der Couch. Früher zu diesem Zeitpunkt konnte häufig schon der Präsident verkündet werden, diesmal jedoch noch nicht.
5Uhr36, wir sehen eine Überschrift im Internet, Trump und seine schönsten Frisuren, was es nicht alles gibt.
6Uhr01, weiter ein enges Rennen, die Swing States swingen nicht, bislang jedenfalls.
6Uhr19, das Szenario Erdrutschsieg von Biden bzw. blauer Tsunami ist vom Tisch.
6Uhr39, Joe Biden spricht und versprüht Optimismus
6Uhr46, in Georgia gab es einen Wasserrohrbruch in der Nähe einer oder der Auszählstelle, weshalb sich das Auszählen verzögert, in Nevada wurde länger gewählt als vorgesehen, es lief also Einiges schief.
7Uhr12, Wisconsin sieht momentan komisch aus, aber es sind auch noch nicht mal 50% der Stimmen ausgezählt. Eine Kaugummiwahl…
7Uhr29, Wir brauchen jetzt erst einmal eine Pause, läuft alles in Zeitlupe, vorerst wird es keine Entscheidung geben…