Nach nur drei Jahren hat der Ökobasis One World Protect (ISIN: DE000A2DJU46 Retailtranche, ISIN: DE000A2DJU53 Insti-Tranche) so viele Ausschüttungsreserven anlegen können, dass die aktuelle Ausschüttung von 2,5% bereits auf Jahre gesichert ist. Wie die Verantwortlichen das gemacht haben und was das alles mit einem Bonmot von Andre Kostolany zu tun hat klären wir in unserer Analyse des Fonds.
DREI EXPERTEN FÜR EIN HALLELUJA
Der Ökobasis One World Protect ist ein gemeinsames Projekt von Ökorenta Luxemburg GmbH, der Steyler Ethik Bank sowie Grohmann & Weinrauter VermögensManagement GmbH. Die Grundidee besteht seit Beginn darin, Investoren die Möglichkeit zu geben, ganz konsequent und kompromisslos nachhaltig Geld anzulegen. Dazu werden die Anlageentscheidungen auf Basis der ethischen Grundsätze der Steyler Missionare getroffen – und viele Sustainable Development Goals der UN direkt adressiert. Unter den Beteiligten gibt es eine klare Aufgabenverteilung: Ökorenta vermarktet und hält den Kontakt zu Investoren, die Steyler Ethik Bank gibt das investierbare Anlageuniversum vor, und Grohmann & Weinrauter steuern im Rahmen der gegebenen Leitplanken das Portfolio ausgesprochen aktiv. Ökorenta-Geschäftsführer Lothar Antz ist Mitglied im Ethik Anlagerat der Steyler Ethik Bank. Dadurch ist sichergestellt, dass alle Entscheidungen, die in diesem Gremium getroffen werden, zeitnah im Fonds umgesetzt werden.
DYNAMISCH MIT HOHER FLEXIBILITÄT
Das Sondervermögen ist als dynamischer Mischfonds mit sehr hoher Flexibilität konzipiert. Läuft der Aktienmarkt gut, können bis zu 100%des Vermögens in Aktien allokiert werden. In Abwärtsphasen darf die Aktienquote auch auf Null gesenkt werden – theoretisch – um für diesen Fall die Mittel in Anleihen oder Cash zu parken. Das Fondsmanagement setzt dabei auf eine seltene Kombination: Aktives Handeln, dies aber prognosefrei. „Wir wollen in großen Kursabwärtsbewegungen nicht passiv bleiben. Wir steuern unsere Investitionsquoten von Aktien und Anleihen aktiv. Unsere Entscheidungsprozesse sind nicht fundamental, sondern quantitativ geprägt. Wir entscheiden uns nicht für individuelle Meinungen, sondern verzichten auf jeden Prognoseversuch und folgen der Mehrheit der Marktteilnehmer. Mathematische Modelle blenden emotionale Faktoren für uns aus und folgen unbeirrt der Nachfrage- oder Angebotsdominanz der Märkte“ formuliert es Fondsmanager Martin Weinrauter.
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KLARE NACHHALTIGE AUSRICHTUNG
Anlageentscheidungen werden strikt auf Basis der ethischen Grundsätze der Steyler Missionare getroffen – und viele Sustainable Development Goals der UN direkt adressiert. Die Auswahl der Wertpapiere des globalen Anlageuniversums erfolgt anhand von Umwelt- und Sozialkriterien durch die Steyler Ethik Bank. Diese Kriterien werden zweimal im Jahr vom Ethik-Ausschuss der Bank evaluiert und angepasst. Aus einer Datenbank von aktuell ca. 5.000 Nachhaltigkeitsaktien werden in einem dreidimensionalen Auswahlprozess zurzeit ca. 400 Unternehmen ermittelt. Jedes dieser Unternehmen hat in dieser Taxonomie eine herausragende Nachhaltigkeitsperformance (absoluter Best in Class). Ihre Produkte und Dienstleistungen tragen zudem mit einem qualitativen und messbaren Beitrag zur Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (SDG) bei. Unternehmen, die gegen Ausschlusskriterien verstoßen (u.a. Rüstung, Atom, Missachtung von Menschenrechten), finden im Anlageuniversum keine Berücksichtigung.
KONZENTRIERTES PORTFOLIO MIT 40 WERTEN – EIGENTLICH…
„Konkret investiert der Fonds mit dem systematischen Risikomanagement in ein konzentriertes Portfolio von bis zu 40 Aktien, im Idealfall jeweils mit einem Anteil von 2,5%“ erläutert Ökorenta-Geschäftsführer Lothar Antz. Die Auswahl der relativ stärksten Einzelwerte erfolgt dabei über Momentumberechnungen. Im Kern handelt es sich also um einen reinen Aktienfonds, der von einem Chancenmanagement gesteuert wird, wenngleich seit Auflage die Quote noch nie die Marke von 80% klar überschritten hat. Wenn aber der Börsenausblick sehr stark nach Süden zeigt kann das Management Gelder in Staatsanleihen nach oekom Country Rating zwischenparken.
…ABER NICHT, WENN KLUMPENRISIKEN DROHEN
Aktuell befinden sich 53 Werte im Portfolio. Das, so Weinrauter, ist aus Gründen der Diversifikation so: „Das Portfolio würde idealerweise in 10 % des Anlageuniversums investieren. Bei ca. 400 Aktien entspricht das 40 Aktien, und zwar die mit dem höchsten Momentum. Falls allerdings mehr als 5 Aktien aus den Top 40 Momentum-Aktien aus einer Branche kommen, dann teilen sich diese Aktien den Platz von 5 Aktien. Wir vermeiden damit Klumpenrisiken im Fonds.“ In dem Fall steigt also Anzahl der Titel. Bei 53 Aktien bedeutet dies, dass entsprechend viele Aktien aus einigen wenigen Branchen kommen – sie werden dann entsprechend geringer gewichtet.
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„Das gestiegene Fondsvolumen würde aktuell eine größere Anzahl von unterschiedlichen Aktien ermöglichen. Das Ergebnis würde aber nach allem, was wir an Daten berechnen können, dabei nicht besser“ erläutert Weinrauter. Es sei also aktuell unter Performancegesichtspunkten nicht sinnvoll, breiter zu diversifizieren. Es wäre erst dann sinnvoll, wenn das Anlageuniversum größer würde. Die dahinterstehenden mathematischen Berechnungen liefert die Absolute Investments Research Center GmbH (AIRC). Im Prinzip, so Antz, könne das Fondsmanagement die Aktienquote flexibel steuern, praktisch werde man global aber immer Werte finden, die mehr Rendite als Staatsanleihen versprechen. Daher ist die Senkung der Aktienquote auf Null nahezu theoretisch. „Sie wird nur in den ganz großen und lang andauernden Abwärtsbewegungen der Märkte für kurze Zeiträume zu sehen sein“ sagt Weinrauter.
KOMMEN WIR NUN ZU KOSTOLANY
Zu den bekanntesten Bon-Mots Kostolanys gehört eine grundlegende Erkenntnis: „Straßenbahn und Aktien läuft man nicht hinterher“. Damit nähern wir uns dem eigentlichen Erfolgsrezept des Fonds: Die Momentum-Berechnungen sind hinreichend sensibel, um Weinrauter rechtzeitig auf aussichtsreiche Titel aufmerksam zu machen – und Weinrauter hinreichend zupackend, davon besonders erfolgversprechende rechtzeitig ins Depot zu nehmen. Anders ausgedrückt: Aus dem Fundus werden nach Möglichkeit jene Aktien herausgefiltert, die die besten Aufwärtschancen in ihrem als attraktiv bewerteten Segment besitzen. So rennt man der Straßenbahn nicht hinterher – der Fonds i s t die Straßenbahn.
DIE HIGHFLYER-BEISPIELE
„Mit dem US-amerikanischen Brennstoffzellenhersteller Plug Power hat es eine Aktie geschafft, einen Kursgewinn von 1.000 % zu überbieten“ berichtet Weinrauter. Die Identifizierung der Aktien erfolgte eben über Momentum-Berechnungen. „Die Aktien müssen im Anlageuniversum sein und sie müssten stärker steigen als andere Aktien aus dem Universum. Dann kommen sie ins Portfolio. Ganz automatisch. Plug Power haben wir z. B. im Oktober 2019 bei 2,42 USD gekauft.“ Im Januar 2021 erreichte sie ihr bisheriges Hoch von 76 USD. Bei einer solchen Performance kommt wieder die Flexibilität zum Tragen, denn die angestrebten 2,5% des Fondsvolumens waren natürlich schnell überschritten.
GEWINNE LAUFEN LASSEN
Gewinne zu lassen und nicht voreilig zu verkaufen zählt zu den wichtigen Fähigkeiten erfolgreicher Fondsmanager – was gerne übersehen wird. „Gewinne lassen wir immer laufen. Aber es erfolgt auch eine monatliche Reallokation. Aktien, die sich also in einem Monat verdoppelt haben, werden wieder zurückgesetzt auf die Quote, die dieser Aktien bei einem Neukauf in diesem Moment zugebilligt würde“ erläutert Weinrauter die angenehme Erkenntnis, dass von Gewinnmitnahmen noch niemand ärmer geworden ist. Ähnlich lief es mit Tesla im Dezember 2019. Da war der Fonds splitbereinigt für 67 USD eingestiegen. So wurden jeden Monat ansehnliche Gewinne vereinnahmt, gleichzeitig blieb der Fonds bei den aussichtsreichen Titeln investiert.
DIE BESTEN AKTIEN SIND DIE, DIE STEIGEN
Plug Power, Tesla, auch NVIDIA oder Nel Asa – die Aktien gelten Value-Investoren als reines Spekulationsmaterial, weil die gängigen Bewertungsparameter aus ihrer Value-Sicht schlicht Kursexzesse seien, die sich nicht hinter denen des seinerzeitigen Neuen Marktes verstecken müssen. Ist das wirklich etwas für Stiftungen? Für Weinrauter keine Frage: „Wir haben keine Meinung zum künftigen Kursverlauf von Tesla. Wir haben diese Meinung zu keinem Zeitpunkt des Investments. Wir haben aber eine Meinung dazu, welche Aktien in einem Portfolio einer Stiftung sein sollten: Idealerweise die Aktien, die steigen. Natürlich können wir das niemals und zu keinem Zeitpunkt gewährleisten. Wir versuchen es gar nicht erst.“
STRASSEBAHN HÄLT MONATLICH AN
Die Begründung für das Tesla-Engagement liegt daher ganz schlicht in den Fakten: Kauf mit 67 USD in einem zu diesem Zeitpunkt steigenden Trend. An jeder monatlichen Haltestelle der Straßenbahn wurde auf dem Weg Richtung 800 USD reallokiert und immer wieder neu Gewinne dabei mitgenommen, wobei die Chancen und Risiken des Investments jederzeit professionell gesteuert und diversifiziert werden. Das macht den Unterschied zu Otto Normalanleger, der häufig das gesamte Paket behält oder jedenfalls nicht regelbasiert Positionen austariert. So funktioniert aber Fondsmanagement eben nicht, sondern durch die Einhaltung des Grundsatzes, keiner Aktie mehr als die 2,5% des Gewichts im Fonds zu geben.
SO(!) FUNKTIONIERT RISIKOMANAGEMENT
Das illustriert das Risikomanagement des Fonds. Es berechnet für jede Aktie eine individuelle Investitionsquote. Die Summe dieser einzelnen Investitionsquoten folgt dem Marktgeschehen und reduziert in fallenden Märkten das Risiko markant. Der Wertverlust durch fallende Kurse ist dabei nur ein Teil des Risikos, und selbstverständlich zeigen die mathematischen Modelle auch den Zeitpunkt an, wann eine Aktie Momentum verliert und verkauft werden sollte. Unterschätzt wird häufig die Wichtigkeit des rechtzeitigen Wiedereinstiegs. Die mathematischen Modelle steuern die Aktienquote auch wieder konsequent nach oben. Wenn man so will: Das erneute disziplinierte Anfahren der Straßenbahn, zählt zu den zentralen Themen des Risikomanagements. „Es geht um das Risiko, nach einer starken Abbremsung nicht auf dem Abstellgleis stehen zu bleiben, sondern sofort wieder Fahrt aufzunehmen“ verdeutlicht Weinrauter.
SPEKULATION ODER NICHT SPEKULATION?
Wo verläuft die Grenze zwischen verantwortlichem Investieren und schnöder Spekulation? Für Weinrauter und Antz dann, wenn Diversifikation und das jederzeitige professionelle und konsequente Management von Risiken und Chancen vernachlässigt würde. Umgangssprachlich werden die Invests in die genannten Highflyer durchaus Spekulation genannt, so Weinrauter. Aber: „Tesla wird zur Spekulation erklärt, weil die Bewertungen (z. B. KGV) hoch sind? Nicht-Spekulation (umgangssprachlich) wäre dann der Kauf einer Aktie mit einem niedrigen KGV? Vielleicht mit einer hohen Dividendenrendite? Wäre das dann per se weniger riskant? Ertragreicher?“ fragt der Fondsmanager rhetorisch. Das sei eine potentiell höchst interessante Debatte. „Mir scheint es eher, dass hinter der Anmerkung die Überzeugung einer Value-Haltung steckt. Absolut OK meiner Ansicht nach. Aber warum aus dieser Haltung heraus dann erklärt wird, dass ausschließlich Value – und keinesfalls Growth – etwas im Portfolio einer Stiftung zu suchen hat, erscheint mir nicht schlüssig, denn es widerspricht dem Diversifikationsgedanken, einem der ganz großen Schlüssel zum langfristigen Erfolg von Kapitalanlagen.“
ZUSAMMENGEFASST
Das Fondskonzept funktioniert bislang ganz ausgezeichnet. Die kompromisslos nachhaltige Ausrichtung und die hohe Flexibilität in der Allokation spricht Investoren an, die ein weiteres Einkommen wünschen und also eine Ausschüttung vereinnahmen, dabei aber auch noch Chancen wahren wollen, Kursgewinne zu generieren.