Der defensive Mischfonds TBF Global Income investiert weltweit in Aktien (max. 25%) und Anleihen. Dabei werden Unternehmensanleihen staatlichen Emittenten vorgezogen, aber beide Genres genutzt. Im Interview spricht Fondsmanager Guido Barthels über die zukünftige Positionierung.
Verlässliche Ausschüttung und Inflationsschutz für das Grundstockvermögen – so lauten die zwei wichtigsten Anforderungen von Stiftungen an Fonds. Zum Thema Ausschüttung kann der TBF Global Income auf die ununterbrochene Ausschüttungsrendite von mehr als 3% auch in Niedrigzinsphasen verweisen: Haken dran. Und beim Thema Werterhalt steht in den vergangenen 10 Jahren (30.6.24) ein Plus von gut 2,5% p.a. zu Buche – also auch hier Haken dran.
Geringe Aktienquote zur Jahresmitte
Der Fonds verfügt über eine vergleichsweise geringe Aktienquote von maximal 25%, die wurde zum Ende des 1. Halbjahres 2024 bei weitem nicht ausgeschöpft: Nur knapp über 10% waren dergestalt allokiert. Das Fondsmanagement um Guido Barthels setzt aktuell zu mehr als 50% auf Unternehmensanleihen. Die größten Positionen lauten Apple, Cheniere Energy, Constellium, Dell Computer und Meta Platforms. Neben Staatsanleihen finden sich auch weiterhin zwei weitere TBF-Fonds im Portfolio.
Nachhaltigkeit mit steten Verbesserungen
Der Fonds berücksichtigt im gesamten Investmentprozess ESG Kriterien nach Artikel 8 der Offenlegungsverordnung. Das umfasst sowohl Ausschlüsse als auch Parameter bei der fundamentalen Analyse. Das MSCI-ESG-Gesamtrating ergibt ein A. 32% der Investments verfügen über ein grünes ESG-Rating (AAA oder AA), 35% stehen für ein A. Bei kontroversen Geschäftsfeldern ist das Portfolio bemerkenswert clean, einzig bei Alkohol sowie unkonventionellem Öl&Gas gibt es kleine Positionen. Insbesondere bei der Senkung des CO2-Footprints der Zielunternehmen kommt der Fonds voran: Mittlerweile ist die Carbon-Intensität pro Umsatzmillion deutlich unter 45 Tonnen gesunken. Zu Jahresbeginn lag der Wert noch bei deutlich über 50 Tonnen.
Relativ hohe Cash-Position
Das Halbjahr beschloss der Fonds mit einer Cash-Position nahe 10%, Pulver wurde also trocken gehalten. „Der amerikanische Leitindex S&P 500 verzeichnete auch im Juni 2024 neue Höchststände. Die Marktbreite ließ hingegen zu wünschen übrig, wie die negative Performance des S&P 500 EqualWeight veranschaulicht“ kommentierte Barthel. Erneut wurde die positive Entwicklung des Marktes von den großen Technologiewerte getragen, wie die Indexschwergewichte Nvidia, Microsoft und Apple mit fulminanter Wertentwicklung unterstreichen. Titel der zweiten Reihe konnten mit der Entwicklung nicht Schritt halten, wie der Russell 2000 Index mit rund 2,5 % Wertverlust zeigt, so der Fondsmanager. „Im TBF Global Income zählte Nvidia erneut zu den Werten mit der höchsten positiven Kontribution. Auch die anderen Technologiewerte Apple und Dell trugen zu einer positiven Monatsperformance im Juni bei. Die Duration im Segment der Staatsanleihen blieb relativ unverändert und bleibt bei 3,74 Jahren bei einer attraktiven Rendite von 4,69%. Die Duration der Unternehmensanleihen hingegen bleibt bei >6, jedoch maßgeblich geprägt von den sich verbessernden Unternehmensprofilen.“
Einstiegschance vor neuen Zinssenkungen
Man sei am Ende des Zinserhöhungszyklus angekommen und die ersten bedeutenden Zentralbanken haben mit den Zinssenkungen begonnen (Bank of Canada, Europäische Zentralbank, Schweizer Nationalbank, Sveriges Riksbank), befindet TBF. „Es ist zu erwarten, dass nicht nur weitere Zinssenkungen folgen, sondern auch weitere Zentralbanken Zinssenkungen vornehmen werden. In den letzten drei Monaten konnten wir 19 Zinssenkungen und lediglich 3 Zinserhöhungen bei den 39 beobachteten Zentralbanken feststellen“, heißt es von TBF. Auch die Fed komme ihrer ersten Zinssenkung näher, was zu weiteren Zinssenkungen gerade bei Schwellenländern führen sollte. Der Effekt, dass der Kurs von Bestandsanleihen steigt, wirkt sich natürlich am meisten auf reine Fixed Income-Fonds aus, aber auch der anleihebetonte Global Income wird davon profitieren – erst recht angesichts der langen Duration bei den Unternehmensanleihen, die hohe Zinssensivität bewirkt.
Staatsanleihen könnten wichtiger werden
Derzeit dominieren Unternehmensanleihen im Portfolio, in einer Analyse hat TBF aber einige Investitionsthemen herausgearbeitet, die auch Anleihen bestimmter Staaten attraktiv(er) erscheinen lässt. Fondsmanager Guido Barthels dazu im Interview:
#stiftungenstärken.de: Herr Barthels, TBF hat Zukunftsthemen analysiert, die künftig Staatsanleihen attraktiver erscheinen lassen können. Um welche Bereiche geht es?
Guido Barthels: Einen Themenbereich könnte man mit dem Begriff Energiesouveränität umreißen. Wir beobachten eine zunehmende Umstellung von Regierungen in Schwellenländern auf erneuerbare Energien. Die nachhaltige Energieerzeugung birgt das Potenzial, bedeutende ausländische Investitionen anzuziehen. In den kommenden Jahren wird der Übergang schrittweise erfolgen, was zu einer Zunahme staatlicher Ausschreibungen für ausländische Investitionen in Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien führen wird.
#stiftungenstärken.de: Welche weiteren Entwicklungen sehen Sie bei TBF positiv?
Barthels: Nearshoring wird an Bedeutung gewinnen. Neben einer strategisch günstigen Lage und Kosteneffizienz sind für ausländische Unternehmen auch der Zugang zu qualifizierten Arbeitskräften, ein günstiges Geschäftsklima und eine gute Infrastruktur von entscheidender Bedeutung. Dies dürfte die Regierungen dazu veranlassen, mehr in die Infrastruktur, einschließlich Energie, Transport und Logistik, zu investieren und damit die Bedingungen für Nearshoring zu verbessern. Als weiterer Punkt ist die Sicherung elementarer Rohstoffe für die Energietransformation zu nennen. Die Nachfrage nach Rohstoffen wie Kupfer, Lithium und Nickel wird im Kontext der Klimawende signifikant steigen. Lateinamerika wird eine entscheidende Rolle dabei spielen, diese wachsende Nachfrage zu befriedigen. Die Region verfügt über mehr als die Hälfte der weltweiten Lithiumreserven, über ein Drittel des Kupfers und fast ein Fünftel des Nickels und der Seltenerdmetalle. Die höheren Einnahmen aus dem Rohstoffexport werden sich positiv auf die öffentlichen Haushalte auswirken und zu einem Zufluss von mehr Devisen führen.
#stiftungenstärken.de: Wie wird sich diese strategische Analyse im Anleihe-Bereich des Global Income Fonds niederschlagen?
Barthels: Wir haben begonnen im niedrigen einstelligen Prozentbereich Anleihen von Mexiko, Rumänien und auch Ungarn zu allokieren, zum Teil auch in Lokalwährung. Damit partizipiert der Fonds, wenn auch zu einem geringen Teil, von den zu erwarteten überproportionalen Zuwächsen dieser Staaten durch das „Nearshoring“. Da wir gerade im Stiftungsorientierten Fonds TBF Global Income die möglichen Bewertungsschwankungen des Fonds im Auge haben, sind wir naturgemäß stärker limitiert bei diesen Allokationen als bei anderen unserer Fondsprodukte.
#stiftungenstärken: Bleibt es auf der Aktienseite beim Fokus auf US-Titel? Und welche Auswirkungen hat die bevorstehende Präsidentenwahl auf die Positionierung des Fonds?
Barthels: Die US-Wahl hat keinen Einfluss auf unsere Titelselektion. Unser Aktienfokus auf US-Titel hat keinen politischen Ursprung, sondern liegt an unserer über Jahre aufgebauter Expertise im global wichtigsten Aktienmarkt. Prognosen zu den Ergebnissen der Präsidentschaftswahl und auch die Folgen des Siegs des einen oder anderen Kandidaten sind oft nicht das Papier wert, auf dem sie gedruckt sind. Wir schauen stattdessen auf unsere hausinternes Bewertungsmodell der unterschiedlichsten Unternehmen und vertrauen unseren Analyseergebnissen. Das hat in der Vergangenheit uns gute Dienste geleistet und wir erwarten auch in der Zukunft ähnliche Ergebnisse.
Zusammengefasst
Die Strategie, gepaart mit richtig gutem Handwerk, hat sich über die unterschiedlichsten Phasen am Kapitalmarkt als resilient und sehr verlässlich bei den Ausschüttungen erwiesen. Wenn man so will übernimmt der Fonds die Rolle als überaus verlässliches Arbeitspferd innerhalb eines Gesamtportfolios.