Unser Dank gilt den angeschlossenen Funkhäusern in Österreich und der Schweiz, das wollte ich immer schon mal sagen. So beschloss ich die erste Folge unseres neuen TV-Talks rund um Stiftungsfonds & Co., in der ich mit dem Geschäftsführer der BINGO-Umweltstiftung, Karsten Behr, und dem Stiftungsexperten der DZ Privatbank, Hans-Dieter Meisberger über das sprechen konnte, was Stiftungen eben so umtreibt rund um die Fondsanlage, im Heute und im Morgen. Mittlerweile dreht sich hierbei jedoch nicht mehr alles nur um die Ausschüttung. Denn das wäre zu einfach. Unsere 3 Lehren aus Folge 1 von #fondsfibel AKTUELL.
Natürlich muss auch die Fondsanlage von Stiftungen mit der Zeit gehen, sonst geht mit der Zeit die stiftungsimmanente Finanzkraft. Darauf konnten wir uns in den einzelnen Gesprächen verständigen, aber de Wege dorthin sind doch verschieden. Das jedoch darf nicht verwundern, denn so heterogen die Stiftungslandschaft, so heterogen auch die Lösungsansätze das Stiftungsvermögen betreffend. Klar kam aber heraus, dass es in den meisten Stiftungen ein ‚Weiter so‘ nicht geben darf und geben wird, und dass das Stiftungsvermögen künftig einen klaren aber gleichzeitig eben auch atmenden Rahmen braucht. Denn das Umfeld, in dem Kapitalanlage künftig auch für Stiftungen stattfinden wird, ist das gleiche wie für Kommunen, Universitäten oder Pensionskassen – und es ist extrem komplex.
Lehre Nummer 1: Die Anlagerichtlinie hat es ins BGB geschafft
Lehre Nummer 1 nehmen wir aus dem Gespräch mit Hans-Dieter Meisberger mit, der als Stiftungsexperte bei der DZ Privatbank schon hunderte Stiftungen begleitet und auf den richtigen Weg gebracht hat. Vor allem aber hat er immer wieder propagiert, dass das zeitgemäße Verwalten des Stiftungsvermögens eine Anlagerichtlinie braucht, und diese es durch die Stiftungsrechtsreform nun endlich ins BGB geschafft hat. Das, so Hans-Dieter Meisberger, ist ein richtiger Gamechanger für die Stiftungsverantwortlichen, denn dort wo früher Unklarheit über den Regelrahmen herrschte, besteht nun Klarheit, dass alles dem Wohle der Stiftung unterzuordnen ist. Das wiederum bedeutet für das Stiftungsvermögen, dass ich als Stiftung alles machen kann, dass ich das was ich dann tatsächlich aber mache einfach auch gut begründen muss, um eine sachgerechte Entscheidung treffen zu können.
VIDEO-TIPP:
Folge 1 von #fondsfibel AKTUELL mit Karsten Behr (BINGO-Umweltstiftung) und Hans-Dieter Meisberger (DZ Privatbank) finden Sie im RE-LIVE auf www.fondsfibel.de oder auf unserem youtube-Kanal. So Sie Anregungen zu den Inhalten haben, schreiben Sie mir an t.karow@stiftungsmarktplatz.eu.
Diversifikation hört künftig nicht bei Aktien und Renten auf
Für Hans-Dieter Meisberger mündet das auch darin, dass die Fondsanlage künftig anders ausschauen wird. „Wir haben eine neue fondsummantelte Vermögensverwaltung konzipiert, die letztlich genau darauf abzielt, schon dem neuen Regelwerk gemäß weitaus mehr Möglichkeiten in der Veranlagung nutzen zu können.“ Was das hieße, konnte ich ihm auch entlocken, denn die Streuung hört bei Aktien und Renten eben genau nicht auf, sondern setzt sich fort hin zu den Alternativen Anlagen und wird ergänzt um Covered Call Writing, um hier ggf. noch eine weitere Quelle für den ordentlichen Ertrag der Anlagelösung „anzapfen“ zu können. Wie heißt es dann an der Stelle immer so schön, state oft he art, aber wer auch im Stiftungsvermögen bzw. den stiftungsgeeigneten Anlagekonzepten nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit.
Lehre Nummer 2: Die Anlagerichtlinie ist wie ein guter Vertrag
So ähnlich argumentierte auch Karsten Behr, der Chef der BINGO-Umweltstiftung, der mittlerweile auch als Fondsinitiator (nämlich des ESG Stiftungsfonds Global) fungiert, bei #fondsfibel AKTUELL. Für ihn muss eigentlich jede Stiftung eine Anlagerichtlinie haben, und diese Anlagerichtlinie sollte sein wie ein guter Vertrag, „die macht man einmal und dann langt man sie eigentlich nicht mehr an“, wobei er den Hinweis hinterherschob, dass die Anlagerichtlinie natürlich auch mit der Zeit gehen müsse, und dazu gehöre das Anpassen, wenn sich – und das ist unsere Lesart – beispielsweise die säkulären Themen an den Märkten verändern. Das war sozusagen Lehre Nummer 2. Mit Karsten Behr sprachen wir bei #fondsfibel AKTUELL auch dazu, was ein Fonds, speziell einer für Stiftungen, denn nun heute wirklich bräuchte, und an der Stelle wurde es für uns richtig spannend.
Stiftungsgeeignete Fonds brauchen Ausschüttungen, fertig
Denn ein Stiftungsfonds braucht heute natürlich nach wie vor Ausschüttungen, das ist das A und O. Das ist keine News, macht aber auch deutlich, dass mit vielen Fondskonzepten, bei denen Stiftung draufsteht, kein Staat mehr zu machen sein wird. Weil deren Ausschüttung zurückgeht, und weil sie wenn sie noch kommt einfach zu gering ausfällt (dazu mehr bei Lehre Nummer 3). Außerdem brauche eine Stiftungsfonds heute eine globale Anlagepolitik, so Behr weiter, Freiräume, eben global nach Anlagemöglichkeiten zu suchen. Die Asset Allocation sollte eher weniger nur auf Europa begrenzt sein, „das machen uns ja die ganz großen Stiftungen vor“, dass eine globale Anlagepolitik einfach diejenige ist, die am besten in die Zeit passt.
Lehre Nummer 3: Die Ausschüttungshistorie wird als Auswahlkriterium gewichtiger
Genau das brachte uns zu Lehre Nummer 3, dass Stiftungen eben genau auf die Entwicklung der Ausschüttungen und deren Herkunft schauen sollten. Globale Konzepte schaffen höhere ordentliche Erträge, so in etwa konnten wir es in einer Analyse am FlipChart zu den Fonds des Clubs der 25 herausdestillieren. Die Stiftungseignung leitet sich hier aber vor allem aus dem strikten, im Konzept hinterlegten Income-Fokus ab, zusammen mit der Ausschüttungshistorie, die einfach eine Stabilität zeigt, bei der so mancher von Stiftungen immer noch heiß und innig geliebte Stiftungsfonds nicht mehr mithalten kann. Konzeptbedingt. Unsere Analyse zeigte deutlich, dass global gemischte Fondskonzepte hier einen Vorteil haben in einem Umfeld, wie es sich mittlerweile abzeichnet, und es besteht die Möglichkeit, dass sich dieser Vorteil auch noch ausbaut.
Zusammengefasst
Die Premiere von #fondsfibel AKTUELL hatte alles, was ein neues TV-Format braucht. Sie hatten n‘ bisschen Kulenkampff (wir überzogen knapp 10 Minuten), sie hatte n‘ bisschen Gottschalk (beim Jackett habe ich Mut zur Farbe bewiesen), sie hatte n‘ bisschen Montagsmaler (die der Minuten am FlipChart), und sie hatte n‘ bisschen Lanz, denn meinen Gesprächspartnern konnte ich schon spannende Dinge entlocken. Auf jeden Fall war die Mischung so rund, dass Folge 2 von #fondsfibel AKTUELL nichts im Wege steht, los geht’s am 18.5.2022 um 10 Uhr, wieder mit zwei Gästen, wieder mit Flipchart, und wieder mit Input für Stiftungsverantwortliche rund um Stiftungsfonds & Co. Gerade jetzt braucht es Orientierung, und die wollen wir Stiftungen mit #fondsfibel AKTUELL geben. Hierzulande, aber auch in Österreich und Schweiz.