Wenn der Stiftungsfonds viermal Ernte liefert

Ein Blick auf die Ausschüttungstermine hilft bei der Liquiditätsplanung

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Wenn der Stiftungsfonds viermal Ernte liefert
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Stiftungsfonds wurden vor 30 oder 20 Jahren so ausgelegt, dass sie einmal im Jahr ausschütten. Das reichte auch, denn Stiftungen hatten mit Strafzinsen auf Guthaben oder eben zu geringen Einnahmen ganz grundsätzlich kein Problem. Die Ausschüttung kam, je nach Fonds eine im Frühjahr und eine im Herbst, und so war das Grundrauschen für die Ausgabenseite der Stiftung gewährleistet. Dem ist aber heute nicht mehr so, das Grundrauschen ist heute oft nur mehr ein Tröpfeln.

Mit dem Deka Stiftungen Balance gab es früh einen Stiftungsfonds, der viermal im Jahr ausgeschüttet hat. Dreimal einen kleinen Betrag und dann zum vierten Termin noch nen Schnaps obendrauf. Das war weitsichtig gedacht von den Machern hinter dem Fonds, denn in kleinen Portionen ausschütten heißt ja für eine Stiftung, dass sie sukzessive frische Liquidität zugeführt bekommt, in Form von ordentlichen Erträgen, die sie dann für die Verwirklichung der Zwecke ausreichen kann. In Zeiten von 3 oder 4% Leitzins funktionierte das Ganze auch wunderbar, solche Fonds hatten schon so etwas wie den Charme der eierlegenden Wollmilchsau.

NICHT MAL MEHR 1% AUSSCHÜTTUNG BEI MANCHEN STIFTUNGSFONDS

Aber, mittlerweile ist das Spiel ein anderes geworden. Zwar schüttet der Deka Stiftungen Balance immer noch viermal im Jahr aus, aber das Ausschüttungsniveau liegt – werden die vier Ausschüttungen zusammengenommen – nicht mal mehr bei 1% pro Jahr, weshalb aus der eierlegenden Wollmilchsau ein ganz normaler Fonds geworden ist, den ich als Stiftung auf seine Stiftungseignung hin genau prüfen muss. So ergeht es aber anderen Stiftungsfonds auch, und aus Stiftungssicht bedeutet derlei ja ein enormes Maß an Unplanbarkeit auf der Ausgabenseite. Wenn ich nicht weiß, wie viel „reinkommt“, kann ich meine Liquiditätsplanung glatt vergessen. Sie funktioniert schlichtweg nicht mehr.

UM DIE LIQUIDITÄTSPLANUNG GEHT ES

Genau um diese Liquiditätsplanung geht es aber bei Stiftung, denn an dieser hängt die Zweckverwirklichung. An dieser hängt das Wesen der Stiftung, das Umsetzen der Projekte. Kann ich mangels zuverlässiger Einnahmen hier nichts mehr sicher sagen, schadet das womöglich auf mittlere Sicht auch meiner Reputation, denn wenn meine Stiftung dafür bekannt wird, dass sie weniger oder auch mal gar nichts mehr „springen lässt“, dann ist es schnell vorbei mit dem einwandfreien Leumund. Die aus einer nicht sauber fundierten Liquiditätsplanung Reputationsschäden können sich schnell zum Boomerang auswachsen.

LESETIPP: Informationen zu den Ausschüttungen an sich und den Ausschüttungsterminen tragen wir auf www.fondsfibel.de für den Club der 25, also den 25 von uns für stiftungsgeeignet befundenen Fonds, zusammen, genauso aber für jene Fonds, die für die Rubrik „Neu im Stiftungsfonds-Kosmos“ analysiert haben.

KENNE DIE AUSSCHÜTTUNG, KENNE DEN TERMIN

Umso wichtiger ist es, die Ausschüttungen an sich aber auch deren Termin genau zu kennen, bzw. sich das bei einem Stiftungsfonds bzw. einem stiftungsgeeigneten Fonds anzuschauen. Die Termine geben Aufschluss über die Frequenz der Ausschüttung, und es kann hier aus Stiftungssicht sehr sinnvoll sein, mehrere Fonds mit verschiedenen Terminen der Ausschüttung miteinander zu kombinieren, also auch diesen Aspekt der Diversifikation zu berücksichtigen. Denn viele einmal ausschüttenden Fonds können wunderbar um solche Fonds ergänzt werden, die über das Jahr hinweg zweimal oder viermal ausschütten, darüber entsteht dann ein Raster von vielleicht 6 oder 8 Terminen, an denen der Stiftung Liquidität aus ihren Stiftungsfonds zufließt.

AUSSCHÜTTUNGSTERMINE AUCH ALS DIVERSIFIKATIONSASPEKT NUTZEN

So aufgestellt macht es auch wenig, wenn bei dem einen oder anderen Fonds die Ausschüttung mal schwächelt, denn andere, ausschüttungsstärkere Fonds werden das beim nächsten Termin wieder egalisieren. Es macht dann auch nicht, wenn ein einmal ausschüttender Fonds mal ausgetauscht wird gegen einen mit einer höheren oder zumindest stabileren Auskehrung, das wird die Gesamtstatik der Ausschüttungsstruktur nicht angreifen. Einen Fehler sollten Stiftungen aber eben genau aus diesem Grund nicht machen: Sich nur auf einen Stiftungsfonds konzentrieren, nur diesem Konzept und der einen Ausschüttungsgüte vertrauen, das ist sicher charmant, weil es Aufwände spart, aber zielführend ist es aus Stiftungssicht nicht.

ZUSAMMENGEFASST

Der Ausschüttungstermin war früher ein Termin unter vielen im Stiftungsalltag, heute kann er sogar Teil der Diversifikationsüberlegungen einer Stiftung für ihr Stiftungsvermögen sein. So weit sind wir einerseits gekommen, andererseits ist eben so, dass praktisch kein Fonds es über 20 oder 30 Jahre konstant schafft, die ganz speziellen Ziele einer Zielgruppe zu erreichen. Die Ausschüttung zu generieren, das ist heute eine hohe Kunst und setzt ein hohes Maß an vermögensverwalterischem Handwerk voraus, sie setzt aber auch voraus, dass Stiftungen ihrerseits auf das im Durchschnitt geringer werdende Ausschüttungsniveau reagieren. Ausschüttungstermine als Diversifikationsaspekt heranzuziehen, ist ein Baustein dabei, das Hinzuziehen von stiftungsgeeigneten Fonds, die qua Konzept höhere Ausschüttungen generieren können, ein zweiter. Nur, da steht dann halt meistens nicht mehr Stiftungsfonds drauf.