Wald: Assetklasse mit großer Zukunft

Wie Klimawandel, Flächennutzung und gesellschaftlicher Konsens auf Investitionsentseidungen wirken

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Update Forstinvestments
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Wald zählt zu den jungen Assetklassen, deren Bedeutung aber schnell zunimmt. Bis in die 1970er Jahre waren es vor allem Unternehmen der Holzindustrie, die systematisch in Waldflächen investierten. Die Motivation lag ganz überwiegend in produktionswirtschaftlichen Kategorien. Einer der ersten großen Katalysatoren für breitere Finanzinvestitionen in Waldflächen kam – natürlich – aus den USA: Der Employee Retirement Income Security Act (ERISA) verpflichtete 1974 insbesondere Pensionsfonds, ihre traditionellen Anlageklassen zu diversifizieren . Es dauerte noch zwei Jahrzehnte, bis sich Wald als Anlageklasse etabliert hatte, 1994 wurde der erste Index auf Waldinvestitionen aufgelegt: Der NTI des National Council of Real Estate Investment Fiduciaries.

Seit ungefähr 2010 können Investoren spezialisierte Waldinvestmentvehikel, einschließlich Investmentfonds, auch in Europa allokieren, zum Beispiel den UB Nordic Forest Fund

Renditeprognosen basieren im Wesentlichen auf dem Zuwachs des Holzes, dessen Ernte und dem Verkaufserlös. In den vergangenen Jahren hat sich das Spektrum der Renditetreiber innerhalb dieser Anlageklasse stark geweitet. Entscheidungen, wie Flächen genutzt werden, unterliegen einer Reihe von lokalen, regionalen und globalen Faktoren. Einkommens- und Bevölkerungswachstum, Ertrags- und Produktivitätssteigerungen, Handelspolitik und Handelsrichtlinien, Klimawandel und veränderte Ernährungsgewohnheiten sind als Stichpunkte zu nennen. Die gesellschaftlichen Entscheidungen über die künftige Landnutzung haben erhebliche Auswirkungen auf die biologische Vielfalt, den Wasserhaushalt, die Kohlenstoffspeicherung, den Wert der Ökosysteme, die Landwirtschaft und die Wirtschaft insgesamt. Land ist eine endliche Ressource, und daher erhöht jede neue Nachfrage nach Land prinzipiell auch den Preis von Wald.

Kein Zweifel: Die Assetklasse entwickelt sich stetig weiter. Nach Angaben der Weltbank wird sich die weltweite Nachfrage nach Holz bis 2050 voraussichtlich vervierfachen. Das Angebot ist jedoch begrenzt, da die Ernte von Urwäldern problematisch ist, während ein neu gepflanzter Baum mehrere Jahrzehnte wachsen muss, bevor er geerntet werden kann. Diese Kombination macht voll entwickelte Märkte für Waldflächen, wie in der Ostseeregion, immer wichtiger, um die wachsende Nachfrage zu decken. Der Forstmarkt ist in der nordischen und baltischen Region jahrhundertealt und überzeugt mit gut etablierter Infrastruktur, qualifizierten Arbeitskräften und effizienten Organisatiotionen. Der Ostseeraum beherbergt einige der weltweit profitabelst bewirtschafteten Wälder der Welt und die Länder spielen eine wichtige Rolle im Forstsektor der EU27 und tragen ein Drittel der gesamten Waldfläche und der Rundholzproduktion bei.

Welche Faktoren bestimmen zukünftig den Ertrag, wie sieht professionelles Management aus, was müssen Investoren beachten? Auf diese Fragen gab Jyri Hietala, Manager für Waldinvests bei United Bankers in Helsinki, im Interview Antworten.

Interview United Bankers 2025

#stiftungenstärken.de: Der Markt für Wald entwickelt sich, der Holzpreis bleibt aber entscheidender Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg von Investitionen?

Hietala: Die wichtigste Komponente, die die Rendite von Waldinvestitionen beeinflusst, ist weiterhin die Preisentwicklung von Holz. Die akademische Forschung hat eine direkte Beziehung zwischen den Rundholzpreisen und dem Preis des stehenden Waldes bewiesen, was sich wiederum direkt auf die Investitionsrendite von Waldflächen auswirkt. Es wurde jedoch festgestellt, dass der Wert des Bodens unter den Bäumen stärker mit den Zinssätzen und der Inflation korreliert.

Die Forschung hat ergeben, dass die Holzpreise langfristig steigen werden, kurzfristig aber hohe Volatilität bei den Rundholzpreisen zu erwarten sind. Die langfristige Holzpreisentwicklung spiegelt sich spiegelt sich im Wert der biologischen Aktiva wider, während die kurzfristigen Holzpreise einen direkten Einfluss auf den jährlichen Cashflow-Ertrag besitzen. Ein langfristiger Waldinvestor kann den Zeitpunkt des Holzeinschlags und des Holzverkaufs optimieren, um den Gewinn zu steigern. Die Rundholzmärkte sind Wettbewerbsmärkte, auf denen die aktuelle Nachfrage und das Angebot die Preise für die verschiedenen Rundholzsortimente bestimmen. Die Nachfrage nach Rundholz leitet sich direkt von der Nachfrage der Endprodukte der Forstindustrie ab.

#stiftungenstärken.de: Langfristigkeit ist also unumgänglich. Gilt das Prinzip Buy&Build weiterhin?

Hietala: Aus Sicht eines großen Waldinvestors kann eine Buy-and-Build-Strategie als konsequenter Wertschöpfungsmechanismus genutzt werden. Größere Waldgrundstücke und Portfolios erzielen in der Regel einen Preisaufschlag im Vergleich zu kleineren Waldgrundstücken und -portfolios. Auf den nordischen Märkten sind die durchschnittlichen Waldtransaktionen flächenmäßig klein. Als Beispiel: Die durchschnittliche finnische Waldlandtransaktion umfasst ca. 30 Hektar. Auf solchen Märkten können große Waldland-Investoren durch optimierte Akquisitionsstrategien und Strategien und Taktiken, die in ausreichend hohen Volumina und der anschließenden Zusammenlegung der Waldflächen zu größeren Grundstücken und Portfolios bestehen, Mehrwert schaffen.

#stiftungenstärken.de: Sind weitere Renditetreiber denkbar?

Hietala: Ja, denn das vorhandene Waldland kann mit erweiterter Flächennutzung aufgewertet werden. Typischer Weise führt eine solche Landnutzungsänderung in der Regel zu deutlich höheren Renditen. Derzeit sind die wichtigsten Beispiele für diese alternativen, hochwertigen Landnutzungen die erneuerbaren Energien, sowohl Wind- als auch Photovoltaikenergie. Der zunehmende Fokus auf den Klimawandel aufgrund von Treibhausgasemissionen hat in letzter Zeit die Rolle der Wälder als natürliche Kohlenstoffsenken hervorgehoben. Waldkohlenstoff stellt eine Chance für Waldinvestoren dar. Die zusätzlichen Erträge sind positiv mit dem Kohlenstoffpreis korreliert. Bei einem Kohlenstoffpreis von etwa 20 USD pro Tonne würde die Kohlenstoffbindung etwa 21 % zur gesamten Rendite von Waldflächen beitragen, hat eine Untersuchung in den USA ergeben (Mei, B. (2023). Carbon offset as another driver of timberland investment returns in the United States. Journal of Forest Business Research, 2(1), 1-19).

#stiftungenstärken.de: Potenziale nach oben sind eine Sichtweise. Wie sieht es mit der Wertstabilität aus?

Hietala: Eine Studie kam bereits 1993 zu dem Schluss, dass Wald gegen die Inflation absichern kann und stellte gleichzeitig fest, dass die Hinzufügung der untersuchten US-Forstanlagen in ein Aktien- und Anleihenportfolio dessen Sensitivität für Inflation mindert. Auf der Grundlage empirischer Erkenntnisse aus den USA aus den Jahren 1987 bis 2009 wurde festgestellt, dass Private-Equity-Waldvermögen eine wirksame Absicherung gegen Inflation bietet. In derselben Studie zeigte sich, dass Public Equity Waldvermögenswerte unterschiedliches Verhalten in Auf- und Abschwungszeiten zeigen. In Zeiten wirtschaftlicher Expansion wurde eine höhere Effektivität bei der Inflationsabsicherung beobachtet. In jedem Fall gilt: Eine längere Anlagedauer in Private-Equity-Forstanlagen führt zu einer robusteren und beständigeren Fähigkeit zur Inflationsabsicherung. In einer späteren Studie, die von 1987 bis 2021 reicht, wurde festgestellt, dass Waldinvestitionen effektiv vor Inflation unter der Annahme von 15- und 30-jährigen Anlagehorizonten schützen.

#stiftungenstärken.de: Was kennzeichnet Waldinvests im Ostseeraum?

Hietala: Der Markt für Forstwirtschaft ist in der Region Jahrhunderte alt. Er ist hoch entwickelt, mit einer gut etablierten Infrastruktur, qualifizierten Arbeitskräften und effizienten Organisatiotionen. Die Wälder in der Region sind naturnah und keine Monokultur-Plantagen, was sie widerstandsfähiger gegen Schädlinge wie Borkenkäfer macht. Kiefer, Fichte und Birke sind die Hauptbaumarten in diesem Gebiet, aber auch Espe, Schwarzerle und Grauerle werden geerntet. Diese langsam wachsenden Bäume liefern hochwertiges Holz für hochwertige Anwendungen. Es werden moderne Bewirtschaftungsstrategien umgesetzt.

Eine gängige Erntetechnik ist zum Beispiel die Durchforstung eines Waldes vor der endgültigen Ernte. Die Lücken, die durch die geernteten Bäume entstehen, lassen mehr Sonnenlicht zu den verbleibenden Bäumen gelangen, wodurch diese gesünder und schneller wachsen. Im Allgemeinen werden für jeden geernteten Baum vier Setzlinge gepflanzt. Eine weitere Option ist die natürliche Regeneration, also die Naturverjüngung durch Fällung von Samenbäumen und Schutzholz, bei der große, gesunde Bäume stehen gelassen werden, um Samen für das Gebiet zu produzieren.

#stiftungenstärken.de: Welche besonderen Vorteile aus Investmentsicht bietet Wald im Ostseeraum?

Hietala: Zunächst einmal wird Holz in hoher Qualität produziert, das entsprechend attraktive Preise erzielt, denn es existiert in der Region ein transparenter Holzmarkt. Dies umfasst nicht nur den Holzhandel, sondern auch den Grundstücksmarkt für Wald. Durch geschickte Buy&Build-Strategien, die aus vielen kleinen Parzellen große, effizient zu bewirtschaftende Flächen schaffen, lässt sich Mehrwert generieren. Auf der Nachfrageseite trifft die Holzproduktion auf eine wachsende, vielfältige Verarbeitungsindustrie in der Region. Schließlich rücken die geringen Umweltrisiken zunehmend in den Fokus von Investoren, da die Gefahr von Waldbränden in der Region deutlich geringer ist als andernorts.

Sehr geehrter Herr Hietala, vielen Dank für diese Informationen.