REIT ist keine Aufforderung zum Reiten, und RE-IT ist auch keine Strategie, dem PC den Rücken zu kehren und stattdessen zur Schreibmaschine zurückzukehren. REITs sind stattdessen ein Investment, in das Stiftungen rund um den Globus nur allzu gerne investieren, nur hierzulande verhält es sich bei REITs und dem deutschen Anleger wie bei Happy und Birthday ab dem 40ten Geburtstag – sie gehen getrennte Wege. Hiesige Stiftungen machen hier keine Ausnahme. Warum eigentlich? Eine Spurensuche.
Der deutsche Anleger ist seit jeher ein komisches Wesen. Aber bei solchen Vorbildern wie dem derzeitigen Bundesfinanzminister Olaf Scholz, der sein Geld auf dem Girokonto bewahrt, ist das auch kein Wunder. Im Tatort hieß es neulich, Armut ist eine Geisteshaltung, dem schließe ich mich nicht an, aber die Aktienanlage so zu verteufeln und über Generationen gesagt zu bekommen, das sei nur was für Spekulanten – und wir spekulieren nicht –, das war und ist einfach nur merkwürdig und nicht zeitgemäß. Nun ist dieser deutsche Anleger auch in vielen Stiftungsorganen tätig, hat dort unter anderem die Aufgabe, das Stiftungsvermögen zu verwalten. Gemäß der Teufelszeug-Devise der Eltern wird in der Regel breit gestreut in Anleihen investiert, was auch jahrelang gut funktioniert hat. Der Zins lag auf auskömmlichen Niveaus, die Kosten guckten sich weg. Mittlerweile ist die Welt aber eine andere, und der deutsche von den Eltern geprägte Anleger ist mit seinem Latein für das Vermögensmanagement der Stiftung im HEUTE am Ende.
PODCAST
„REIT, was is’n das?“
NUR DEUTSCHE STIFTUNGEN ZIEREN SICH VOR REITS
Da nun die Affinität zur Aktie so unterausgeprägt, ist auch das Wissen rund um die Aktienanlage ein niedriges. Was Teufelszeug ist, dazu muss ich nichts mehr wissen. Aktien schwanken, produzieren Verluste, das war so und wird immer so bleiben. Der aktuelle Crash im Zuge der Corona-Krise ist nur ein weiterer, wenn nicht der beste Beleg dafür, dass Börse für konservative Anleger wie Stiftungen einfach nix ist. Jetzt sollen Stiftungen für ihr Stiftungsvermögen auch noch Investments à la REITs tätigen, etwas was Deutsche nicht mal richtig aussprechen können? Denn REIT spricht sich RIETH, nicht REIT von reiten.
Aber wechseln wir doch einmal den Standort, wechseln wir doch einmal in die USA, in die Niederlande, nach Großbritannien, die Schweiz oder Schweden. In all diesen Ländern sind Stiftungen zuhause, und in all diesen Ländern gehören REITs zum ganz normalen Instrumentarium, wenn es darum geht, Anlagen zu finden, die auskömmliche Erträge liefern. Nur eben hierzulande tun sich Stiftungsverantwortliche mit REITs schwer. Aber warum nur?
BESTANDSHALTER DER BESTANDSHALTER
Vielleicht weil es Aktien sind? Gut, REITs sind börsennotierte Bestandshalter von Immobilien, und ja, ihre Aktien schwanken wie andere Aktien auch. Aber sie sind eben neben der Aktie auch eine Immobilienanlage, denn in den REITs stecken einzelne Immobilien verschiedener Nutzungsarten. Thomas Körfgen, Manager des Savills IM REIT Income Funds (siehe auch Club der 25 in der FondsFibel für Stiftungen & NPOs, www.fondsfibel.de) sagt immer, mit seinem Fonds sei der Bestandshalter der Bestandshalter. Das ist richtig schlüssig, und in Bestand steckt auch das kleine aber für Stiftungen unendlich wertvolle Wörtchen beständig. Denn mit Beständen wird nicht spekuliert, Bestände werden über lange Haltezeiten hinweg gehalten, und diese Bestände werden auch gepflegt. Bestand heißt also aus Stiftungssicht, ich weiß ziemlich genau, was ich bekomme, wenn ich in solche REITs investiere. Daneben produzieren REITs beständig Erträge, und zwar in erklecklicher Höhe.
Stiftungen suchen ja nach Investments, bei denen sie vielleicht auch mal wieder eine Chance auf 3 oder 4% Ausschüttung haben. Hintergrund ist hier, dass REITs auf Unternehmensebene steuerprivilegiert sind und ihre Erträge damit zu weiten Teilen an ihre Anteilseigner auskehren können. Der ordentliche Ertrag fällt also als Ausschlussargument aus.
LIQUIDE, BESTÄNDIG & AUSSCHÜTTUNGSSTARK
Für Stiftungen ist es dabei nicht wichtig, alles auf die Karte REITs zu setzen, aber als Baustein in Zeiten historisch niedriger Zinsen gehören REITs einfach in ein gut ausbalanciertes und akzentuiertes Fondsportfolio hinein, weil Immobilien in jedes Stiftungsportfolio gehören. Nicht umsonst greifen viele Stiftungen im internationalen Kontext auf REITs als Anlagebaustein zurück – der Punkt, dass es keine Vorbilder unter den Stiftungen gibt, die in REITs investieren, zählt somit nicht. Als Vorteil wird von in REITs investierten Stiftungen immer auch angegeben, dass REITs bzw. Fonds, die in REITs investieren, durch die Liquidität der Aktien recht schnell verflüssigt werden können.
Das stellt einen markanten Unterschied zur physischen Immobilienanlage dar. Stiftungen bekommen also Ausschüttungen und ein liquides Investment, um den „Preis“, dass Schwankungen zwischenzeitlich „passieren“ können. Ein Blick auf den Chart des Savills IM REIT Income Fund zeigt das durchaus. Per Ende Februar hat der Anteilspreis des Fonds im Zuge des Corona-Crashs knapp 7% verloren, per Mitte März ist bei den Abschlägen auch noch etwas obendrauf gekommen. Verschmerzbar ist solch eine Amplitude aber allemal, insbesondere für Langfristanleger wie Stiftungen.
GEDANKLICH AUSSCHÜTTUNG VON DER WERTENTWICKLUNG TRENNEN
Natürlich, das hilft wieder jenen, die meinen, auch REITs seien am Ende des Tages nur Aktien –vergessen dabei aber, dass eben jene Kursschwankungen keinen Einfluss auf den ordentlichen Ertrag haben. Stiftungen sollten also gedanklich die Schwankung des Anteilspreises von der Ausschüttung trennen. Solange letztere unbenommen bleibt von temporären Rücksetzern, ist alles im Lot, und selbst wenn ein zwei REIT mal etwas weniger bezahlen, tangiert das die Ausschüttung des Fonds vermutlich nur hinter dem Komma. Genau das aber ist für Stiftungen die entscheidende Nachricht.
Halten sie eine Anleihe, die ausfällt oder eine Aktie, die abstürzt und dann die Dividende aussetzt, dann werden die eingegangenen Risiken schlagend. Holpert es bei einem REIT, in einem Portfolio von REITs, dann geht der ordentliche Ertrag vielleicht ein wenig zurück, aber er fällt nicht gänzlich aus. Nicht umsonst investieren Stiftungen rund um den Globus in REITs, und bleiben hier auch beständig dabei. Im Übrigen kann es auch sinnvoll sein, nach Stiftungsfonds zu suchen, die ihrerseits in REITs investieren. Hierüber gelangen Stiftungen auf einem zweiten Weg indirekt in den Genuss, in REITs zu investieren.
ZUSAMMENGEFASST
Stiftungen suchen sichere und ertragreiche Anlagen, weil sie ertragreich und sicher anlegen sollen. Sicher ist heute nur noch, dass es keine Zinsen mehr gibt, unsicher ist in Zeiten der Corona-Krise eigentlich so gut wie alles. Ertragreich ist dagegen das, was Stiftungen vielleicht bisher gar nicht oder zu wenig ins Auge gefasst haben. Die Spuren, warum Stiftungen hierzulade nur so wenig in REITs investieren, sind vielfältig. Aber keine davon erklärt schlüssig, warum sich Stiftungen nicht eingehender mit REITs als Investment für ihr Stiftungsvermögen beschäftigen. Zwar ist die Corona-Krise auch für REITs ein echter Lackmustest, aber solche besteht Betongold eigentlich immer mit Bravour. Beständig eben.