Pandemiezeit = Fundraisingzeit?

Rückblick auf ein Webinar, das Stiftungen ermutigte, jetzt Spenden zu akquirieren

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Pandemiezeit gleich Spendenzeit
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Die Corona-Pandemie ist kein Grund, weniger Energie in die Akquise von Spenden zu stecken. Vielmehr gibt es zahlreiche Gründe, gerade jetzt die eigene Organisation, das eigene Anliegen selbstbewusst zu präsentieren. Das betonte Dr. Patrick Roy, Geschäftsführer Triple Impact, während eines Webinars des Stiftungsnetzwerkes des Bankhauses Donner & Reuschel am 30.6.2020. Wir haben reingeschaut und das Wichtigste aus Stiftungssicht zu Papier gebracht. Das erste Fazit vorab: Die Mission Mutmachen ist geglückt.

Der Wert der 45-mintigen Online-Veranstaltung selber lag eher im psychologischen Bereich der Ermutigung, sich durch die Pandemie nicht davon abhalten zu lassen, weiter zu akquirieren – erwartungsgemäß lassen sich binnen einer Dreiviertelstunde Feinheiten des Fundraisings eher nicht vermitteln. Ein konkretes Beispiel diente aber als Brückenbauer. #AdvantageWe – unter diesem Hashtag haben der Deutsche Tennis Bund (DTB) und Triple Impact im Mai eine Hilfsaktion gestartet, die den finanziellen Bedarf von sozialen Organisationen wirkungsvoll mit einer breiten Spenden- und Unterstützungsbereitschaft zusammenbringen soll. Roy berichtete von dieser Initiative, die in Pandemiezeiten für Pandemiefolgen aufgelegt worden war – und zwar mit zwei Fördertöpfen: Einem für allgemeine soziale Anliegen, und einem weiteren für Hilfen für gemeinnützige Tennisvereine und dem Sport nahestehende Projekte.

WIE FINDEN STIFTUNGEN JETZT VERMÖGENDE GELDGEBER?

Klar sei, dass man das seitherige Fundraising nicht ohne Anpassungen fortführen könne: „Präsenzvermarkter sind derzeit nicht das Mittel der Wahl“ sagte Roy, und ob und wann solche Mitarbeitenden wieder eingesetzt werden können sei offen. Es sei davon auszugehen, dass die Spendenbereitschaft bei Unternehmen abnehmen werde, denn Spenden auf der einen Seite und Kurzarbeit auf der anderen seien kaum vermittelbar. Besser sei es daher, an Organisationen, Förderstiftungen und vor allem vermögende Personen heranzutreten. „Vermögende Geldgeber wissen um ihre Vorbildfunktion, und sie wissen, dass es hohe Bedarfe gibt“ berichtete Roy.

LEHRE NUMMER EINS

Stiftungen müssen keinerlei Bedenken haben, weiter Spenden zu akquirieren – sie müssen es nur auf eine angepasst Art und Weise tun und neue und weitere Adressaten ansprechen.

Prinzipiell bringt die Pandemie-Zeit mit den Einschränkungen sogar Vorteile: Man erreiche Entscheidungsträger im Schnitt besser als zuvor, da die wichtigen Leute eben nicht auf Dienstreise und besser greifbar sind, hat Roy festgestellt. Und die Angesprochenen verstehen, dass sie jetzt angerufen und angemailt werden. Die Einschränkungen gerade in den Angeboten der Zivilgesellschaft sind bekannt und würden bedauert, damit korrespondierend sei die grundsätzliche Bereitschaft vorhanden, zu spenden. Die relativ gute Erreichbarkeit der Entscheider eröffne Stiftungen die Chance, neue Themen zu setzen.

LEHRE NUMMER ZWEI

Jetzt ist die Zeit für Beziehungspflege. Entscheider sind erreichbar und haben in der Regel ein offenes Ohr. Stiftungen sollten die Phase nutzen, das relationship management zu bestehenden Spendern zu intensivieren und potenzielle neue Spender anzusprechen.

Es ist immer wichtig, Geldgebern genau zu erklären, wofür die Mittel benötigt werden, aber ganz besonders in der aktuellen Phase hätten Spender das Bedürfnis zu erfahren, wie ihr Geld konkret verwendet wird. Da viele Spender zwar einsehen, dass kurzfristige Unterstützung während der Pandemie wichtig ist, noch lieber aber langfristigen Impact erzielen wollen, ergibt sich eine besondere Chance: Neue Ideen, Projekte, Engagements aus Anlass der Pandemie aufzusetzen – gleichzeitig aber auch eine langfristige Perspektive zu eröffnen. Roy fordert, die Wirkungsgeschichte gut zu kommunizieren und möglichst aktivierende Argumente einfließen zu lassen.

LEHRE NUMMER DREI

Es bestehen gute Chancen, Mittelzuflüsse langfristig abzusichern wenn es gelingt, mit Corona als Aufhänger ein Projekt aufzusetzen, das es Wert ist, auch in „normalen“ Zeiten fortgeführt zu werden.

Die Aufgabe, Freude am Teilen bei potenziellen Geldgebern zu entwickeln, setzt voraus, die Spender da abzuholen, wo sie sich eben eine Spende vorstellen können. Es bestehe übrigens kein Grund, besonders schüchtern zu sein oder verminderte Beträge anzufragen. Nachdem die Aktienmärkte fast wieder ihre Höchststände erreicht hätten seien die vermögenden Geldgeber praktisch ohne Blessuren durch die Pandemie gekommen. „Diese Menschen haben ihre Schäfchen im Trockenen und sind bereit zu teilen“ hat Roy festgestellt. Man muss sie eben an der richtigen Stelle abholen, und diese Stelle kann sich während der Pandemie ändern. Stiftungen müssten also bereit sein, neue Wege zu gehen und zu lernen, was bei der Zielgruppe aktuell ankommt.

LEHRE NUMMER VIER

Stiftungen müssen testen, was derzeit gewissermaßen ankommt und bereit sein, neue Wege zu gehen. Hier schließt sich der Kreis zur Lehre Nummer eins: Nicht nachlassen in den Bemühungen – diese Bemühungen bei Bedarf aber anpassen

ZUSAMMENGEFASST

So ein bewegtes Fundraising-Stündchen bringt fürs Handwerkliche eher wenig, gibt aber neue Motivation und Bestätigung: Von der Pandemie bloß nicht abschrecken lassen, weiter für die gute Sache Mittel aufzutreiben! Stiftungen können das, denn Stiftungen haben Netzwerke und Beziehungen, die jetzt eben aktiviert werden müssen. Insofern hat das Bankhaus Donner Reuschel mit seinem Stiftungsnetzwerk den richtigen Impuls zur richtigen Zeit gesetzt. Pack ma‘s, liebe Stiftungen.