Neue Orte, neue Energie

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SommerTour 2025 Update
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Seit dem besonderen Auftakt mit „The Gatsby“ am 24.7. in München mit Workshop und Party im Gatsby-Stil machte sich unser StiftungsApéro-Team Kathrin Succow und Tobias Karow auf zur StiftungsApéro SommerTour 2025. Stationen machte der StiftungsApéro im Rahmen seiner 25er SommerTour bis heute in 5 Städten, zu Gasten waren wir in Dresden, Berlin, Osnabrück, Köln und Lübeck. Wir trafen auf gut 150 Stiftungsmenschen, mit denen wir wieder über das sprachen, was sie derzeit in der täglichen Stiftungspraxis umtreibt. Es waren alte Problemchen dabei, aber in der Stiftungslandschaft rumort es auch.

Als wir in Dresden ankamen, der ersten Station der StiftungsApéro SommerTour nach dem Grand Opening mit „The Gatsby“, zeigte sich die sächsische Landeshauptstadt strahlend schön und warm. Gut 25 Grad Außentemperatur, Sonne, ein Cappuccino am Neumarkt, und ab 17 Uhr begrüßten wir gut 30 Stiftungsverantwortliche in der Unterkirche der Frauenkirche. Zum dritten Mal war der StiftungsApéro in Dresden, und zum dritten Mal hieß es „auf geht’s zum Stuhlkreis“. Quasi Familientreffen meets Fachkreis, so in etwa lässt sich der StiftungsApéro beschreiben. Es zeigte sich aber sofort, dass in diesem Jahr die Stimmung eine aufgeladenere war, weil die Stiftungslandschaft gerade mit einer Frage konfrontiert wird, die es in sich hat. Es ist ein Diskurs, der Stiftungen durchaus schmerzt, der aber andererseits auch notwendig ist: Brauchen wir Stiftungen überhaupt, bzw. gelingt dem Sektor als Ganzes genug, um ihn weiter zu steuerprivilegieren?

StiftungsApéro SommerTour 2025
Angekommen in Dresden, zur zweiten Station der StiftungsApéro SommerTour 2025, ging es mit Straßenbahn und zu Fuß zur Frauenkirche, wo wir erneut in der Unterkirche zu Gast sein durften. Foto: Archiv stiftungsmarktplatz.eu

Lehre Nummer 1: Wir brauchen jede einzelne Stiftung!

Die Antwort fiel in Dresden, obschon wir die Frage nicht offensiv diskutierten, eindeutig aus. Natürlich brauchen wir Stiftungen, natürlich brauchen wir das Konstrukt der steuerprivilegierten Körperschaft, die frei von fremden Einflüssen gemeinwohlorientiert agieren darf. Allerdings muss dieses Tun relevant sein, und es muss sichtbar sein, damit eben genau solche Frage nach dem „Wofür gibt es Stiftungen“ gar nicht erst aufkommen. Genau mit diesem Sichtbarsein, mit dem Zeigen des eigenen Gelingens haben nicht wenige Stiftungen ihre Problemchen. Einige wollen nicht nach draußen gehen, einige können nicht nach draußen gehen, einige dürfen nicht nach draußen gehen mit Ihren Geschichten des Gelingens, und genau daraus erwächst die Frage nach der Legitimation des Sektors. Wir haben es beim StiftungsApéro in Dresden diskutiert, wir haben es in Berlin gehört, es war Thema in Lübeck. Wenn Stiftungen einen zu konservativen, versteinerten Ansatz beim Thema Sichtbarsein fahren und die Parameter für das notwendige mediale Wahrgenommenwerden anno 2025 ignorieren, wird der Sektor früher oder später ein Problem bekommen. Nicht dass es ihn nicht mehr geben wird, aber dass er sein Gewicht behalten wird. Denn es gibt politische Konstellationen, in denen es Stiftungen schwer haben mit ihrer Existenz. Womit wir beim aktuellen Demokratiediskurs wären.

Mit dem blauen Rucksack
Kathrin Succow und Tobias haben ihn jedes Mal im Gepäck, er wurde ihnen von den Initiatoren der #mdc25 um Stefan Haake von der CER Stiftung bei „The Gatsby“ mit auf den Weg gegeben, mit Wegproviant und kleinen Erinnerlis, warum Stiftungen den Weg zur #mdc25 finden sollten: Der blaue Rucksack. Foto: Caroline Lucius Fotografie

Lehre Nummer 2: Demokratie geht Stiftungen was an, weil es ohne Demokratie keine Stiftungen gibt

In diesem Jahr ist die StiftungsApéro SommerTour auch eine Reise. Eine Reise, die auf der Münchner Demokratie Conference am 19.11. (in München stattfindend) endet. Wir möchten Stiftungen einladen, mit nach München zu kommen, mit uns auf der #mdc25 über Demokratie über genau das zu diskutieren, was verloren geht, wenn es Demokratie nicht mehr gibt. Darüber sprachen wir auch in Berlin, in Köln, in Lübeck, es war interessant zu sehen, dass der Diskurs in der Stiftungslandschaft angekommen ist. Wichtig bei alldem ist aber die optimistische Note, die wir mitnehmen von den SommerTour-Stationen. Dieses „Jetzt müssen wir als Sektor eben erst recht Gas geben“ wurde zu etwas wie dem geflügelten Wort, das es auch braucht. Wir sprachen beim StiftungsApéro in Köln drüber u.a. mit Sabine Richards vom ASB NRW, wir teilten dort auch Gedanken mit Stiftungsexpertin Barbara von der Mark – und wir waren uns einig, dass der Sektor anpacken und nicht nur drüber reden muss. Entsprechend sind wir überzeugt, dass wir einige der StiftungsApéro-Gäste auch auf der #mdc25 am 19.11. in München wiedersehen werden.

StiftungsApéro 2025 Köln
Mit Michael Dittrich von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) über Stiftungsvermögen zu diskutieren, öffnet nicht nur Augen, sondern auch Horizonte. Foto: Leevke Elisa)

Lehre Nummer 3: Stiftungspraxis zwischen Pflicht und Kür

Wir haben es in Osnabrück von Michael Dittrich von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt im Gespräch mit Michael Löbbel vom Vermögensverwalter Spiekermann gehört, was es im Stiftungsvermögen braucht: Eine Strategie, Durchhaltevermögen, aber stets eben auch das offene Auge für das aktuelle Umfeld. Eine Strategie und Anlageparameter, die 2011 richtig und passend waren, könnten von den Entwicklungen überholt worden sein. Manche Stiftung dürfte sich hier ertappt fühlen, nachdem sie gerade vor 12 Jahren ihre Anlagerichtlinie überarbeitet haben. Der Appell könnte lauten, dass Kapitalanlage fortwährendes Kümmern braucht, und eine oder einen, der auch die Rolle der Kümmerin oder des Kümmerers auch auszufüllen in der Lage ist. Genau dieses „sich kümmern“ bedeutet heute bspw. auch in der Stiftungskommunikation etwas anderes als noch vor 10 Jahren. Genügte damals einmal im Jahr die Pressemitteilung zum neuen Jahresbericht, reicht das heute nicht mehr. Kommunizieren heißt heute auch kontinuierliches Kümmern, Kommunikation gehört zum Pflichtenkatalog der Stiftungsverantwortlichen heute dazu wie der Sand zum Strand, genau wie Registerpflichten, die auf jeder Station der 25er SommerTour Thema waren.

Stiftungsexperten Handbuch 2025

Zusammengefasst

Die ersten Stationen von der StiftungsApéro SommerTour zeigten es ganz deutlich: Die Stiftungspraxis im Stiftungssektor verändert sich, der Pflichtenkatalog weitet sich, vielleicht weil sich der von außen geführte Diskurs um die Stiftungslandschaft herum auch verändert. Es mag hier sich gegenseitig verstärkende Effekte geben, Eines zeigte sich jedoch: Stiftungen und ihre Verantwortlichen haben sich auf den Weg gemacht, wir erinnern uns an die Worte von Ulrich Müller, unserem Gastgeber in Berlin im dortigen charity Lab der Deutschen Kleiderstiftung. „Wenn Du das Richtige richtig machen willst, dann ist das richtig Aufwand.“ Wir stimmen vollumfänglich zu, in Salzburg und beim Grande Finale in Freiburg am 30.9. werden wir zu diesem Diskurs weitere Stimmen einfangen. Weiter geht’s.