Der I-AM Vision Microfinance von Impact Asset Management zählt zu den Urgesteinen im Club der 25 auf fondsfibel.de. Firmengründer und CIO Günther Kastner erläuterte jetzt die attraktiven Aussichten für 2024 und darüber hinaus.
Pionierfonds für das Genre Microfinance
Mit dem I-AM Vision Microfinance investieren Stiftungen in einen der Pionierfonds im deutschsprachigen Raum. Die österreichische Fonds-Boutique Impact Asset Management GmbH hat Mikrofinanzkredite schon im Jahr 2006 investierbar gemacht. Der Fonds überzeugt seitdem mit stabilen und vom breiten Marktgeschehen weitestgehend unabhängigen Erträgen. Im Fonds werden die von Investoren vereinnahmten Anlagegelder in Form von Darlehen an Mikrofinanzinstitute weitergereicht, die diese dann als Mikrokredite an Kreditnehmer, in der Regel Klein- und Kleinstunternehmer, weiterreichen. Die Rückzahlungsquote liegt hier bei annähernd 100%.
FED-Leitzinssatz ausschlaggebend
Der Fonds profitiert vom gestiegenen Zinsniveau, das sich sehr schnell niedergeschlagen hat. „Hintergrund ist: Es handelt sich um einen dollarbasierten Mikrofinanzfonds. Wir vergeben Darlehen in US-Dollar, und deshalb ist auch der FED-Leitzinssatz ausschlaggebend“, erläutert Kastner. Bekanntlich hatte die FED deutlich vor der EZB die Leitzinsen hochgeschraubt. Der Zinssatz, der mit den Darlehensausreichern vor Ort diskutiert wird, liegt allerdings um bis zu 3-6% höher. „Leider“, wie Kastner findet – aber hier geht es um Kreditrisiken wie bei jedem Darlehen. Woher kommt der zeitnahe Anstieg? „Zum einen haben wir Floater im Fonds, die durch Ihre variable Verzinsung den Zinsanstieg unmittelbar in das Portfolio bringen, und dann laufen bis zu einem Drittel des Portfolios jedes Jahr aus die wir neu investieren müssen. Im vierten Quartal 2023 waren es sogar 10% des Portfolios. Wenn wir Darlehen mit 5% beenden und neue mit 8% ausreichen, steigt die Portfolioverzinsung um 0,3%.“
Neue Zinsstruktur schlägt sich schnell nieder
Das gehe bereits seit einem Jahr so, und das bedeutet: Der Anstieg der FED-Leitzinsen auf 5% findet schnell Eingang in die Zinsstruktur des Portfolios. Man nähere sich damit dem Niveau von 2006 an, angesichts einer Duration von 1,6 dauert es nur noch wenige Quartale, bis die Verzinsung des Portfolios wieder auf 7,5 oder vielleicht sogar 8% steigt. „Mal sehen, wie schnell Notenbanken dann wieder die Zinsen senken, aber derzeit sieht es so aus, als ob wir ziemlich sicher auf 7,5 bis 8% Portfolioverzinsung kommen.“ Das sei ein Punkt, ein zweiter liegt darin, „dass auch Cash im Fonds wieder verzinst wird.
Und wichtig für den Euro-Investor ist noch die Zinsdifferenz zwischen EUR und USD beim Leitzinssatz. 2023 betrug diese 1,5%. Die Differenz lag auch schon bei 3%. Das heißt, die Hedging-Kosten sind gesunken“, erläutert Kastner. Die Gesamtsituation stellt sich somit positiv dar: „Die Portfolioverzinsung steigt, USD/EUR Hedging-Kosten fallen, so haben wir recht schnell statt den 2-3 % p.a. in der Vergangenheit 4 bis zu 6% p.a. Ertrag für die nächsten Jahre.“
Was kann man zu den Ausschüttungen sagen?
Welche Ausschüttungen lassen sich mit dem wieder höherem Renditeniveau erwarten? Für Kastner ist es keine Frage, dass die günstigen Rahmenbedingungen 2024 zu einer erhöhten Auskehrung führen werden, 5% in EUR sind nicht unrealistisch. Dabei könne es durchaus zur Situation kommen, dass die Leitzinsen bereits wieder gesenkt wurden. Ob die Leitzinsen in den USA und Europa tatsächlich wieder rasch gesenkt werden, sei natürlich nicht vorhersehbar, „aber es hat sich ja nun auch nicht alles geändert, von daher ist das schon wahrscheinlich“, so Kastner. Die Inflation gehe zurück, weil die befeuernden Elemente zunehmend entfallen. Zudem seien dauerhaft hohe Leitzinsen wenig wahrscheinlich, weil die Staatsverschuldungen zu hoch sind: „Das heißt: Es gibt kein Interesse, die Zinsen hochzuhalten.“
Impact ganz konkret
#stiftungenstärken: Ich habe mit einer Organisation gesprochen, die auch in der Entwicklungs-Zusammenarbeit tätig ist, und die sagte, es existiert eine enge Korrelation zwischen Mikrofinanz, letztlich also das Enablen von Unternehmertum, und Migration. Wer eine Perspektive besitzt, mache sich nicht auf den Weg nach Europa.
Günther Kastner: Toller Punkt, ich habe auch gerade einen spannenden Artikel über einen Migrationsmitarbeiter im Senegal gelesen. Der versucht die Menschen zu überzeugen, zu bleiben und sagt: Bitte macht das nicht, mit einem Boot über das Mittelmeer zu fahren. Er sagt, er kann das fast immer nur dann verhindern, wenn er jemanden Zugang zu einem Kredit verschafft. Es ist klar: Die Leute wollen eine Zukunft haben, dennoch ist es so, dass einer aus der Familie ins Ausland gehen muss. Meistens macht sich der Vater oder der älteste Sohn auf den Weg und wenn es gut läuft, kann er dann Geld nach Hause schicken, das dann im besten Fall in ein kleines Geschäft investiert werden kann. Mikrofinanz ist noch ein zu kleines Thema, um das Problem ganz zu lösen, aber ein wichtiger Baustein.
#stiftungenstärken: Zur Länderallokation: Sie investieren ausschließlich in Länder, in denen bereits mehrere Mikrofinanzinstitute tätig sind. Benchmark Gründe?
Kastner: Ja, es geht darum eine Peergroup zu haben damit wir wissen, wie hoch der Zinssatz ist, wenn Geld an Kleinunternehmer geht. Wie war die Entwicklung in den vergangenen Jahren, gibt es eine funktionierende Aufsicht der Mikrofinanzinstitute und stimmt die Datentransparenz sind weitere wichtige Fragen, die es zu beantworten gilt. Wir sind jetzt im 18. Jahr tätig und wir können feststellen: Es geht überall voran, in allen Ländern, in denen wir aktiv sind, wird die Aufsicht besser, die Überwachung der Kredite, der Grad der Verschuldung, und auch die Datenlage verbessert sich insgesamt.
#stiftungenstärken: Welche Länder kommen denn neu auf ihrer Landkarte?
Kastner: Wir sind erst seit kurzem in China aktiv, denn das Land war bisher sozusagen Consumer-Credit-lastig. Dort gibt es sehr viele Finanzdienstleister, da müssen wir eher schauen, wer passt zu uns, wer macht Mikrofinanz. Neu war vor einigen Jahren Myanmar. Das Geschäft dort wurde aber aufgrund des Militärputsches eingestellt.
#stiftungenstärken: In Afrika sind Sie noch unterrepräsentiert. Liegt das an den vielen „Failed States“ dort?
Kastner: Nein, das kann man auf keinen Fall sagen. Es gibt dort zahlreiche Länder mit sehr unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklungen. Es existieren von öffentlichen Geldern finanzierte Mikrofinanzangebote, die professionell gemanagt werden. Sie bereiten das Feld vor. Wir verfolgen das, aber es gibt noch zu viele Ausfälle, und die Verzinsung, die man bekommt, rechtfertigt nicht das Risiko. Wir würden gerne mehr Engagements in Afrika tätigen. Auch unsere Investoren fragen danach, allerdings ist dies im Moment noch nicht umsetzbar.
#stiftungenstärken: Also beim Thema Afrika sind sie vorsichtig, welche Warnsignale gibt es noch, auf die Sie im Fonds achten?
Kastner: Kennzeichen, dass man vorsichtig werden muss, ist wenn zum Beispiel der Markt nicht um 10 bis 20%, was gesund ist, wächst, sondern um ein Vielfaches dessen. Das hatten wir in Marokko, Bosnien und aktuell in Kambodscha. Der Markt wächst dabei in der Spitze zu schnell und ist plötzlich „overbanked“. Es gibt dort zu viele Finanzinstitute, zu viele Anbieter, und es schlägt dann um in Konsumentenkredite und andere Finanzdienstleistungen bei deren Vergabe nicht mehr eine nachhaltige Zusammenarbeit im Vordergrund steht. Es wird dann zunehmend schwerer, die passenden Partner vor Ort zu finden, und an diesem Punkt muss man sich dann fragen, ob man dort aktiv bleiben will oder lieber abwartet, bis sich die Situation wieder abgekühlt hat. Es ist nicht so, dass die Länder dann für ewig verbrannt sind, sondern meistens wird regulatorisch eingegriffen, der Markt kommt in die nächste Entwicklungsstufe und ist dann auch wieder investierbar.
#stiftungenstärken: Was können Stiftungen aus dem Social Impact Report herauslesen?
Kastner: Die Bilanz-Kennzahlen sind wichtig, aber natürlich auch das Thema Social Rating mit den für uns wichtigen Kennzahlen. Wo werden Mitarbeiter schlecht geführt, vermarkten sie zu aggressiv, wie stabil ist das Management, gibt es hohe Fluktuation? Welche Erfahrungen, welchen Background haben sie? Im Impact Report finden sich die wichtigen Zahlen, etwa zur Frauenförderung oder welche Dienstleistungen zur Verfügung gestellt werden. Der Report behandelt nicht nur die Kredite, sondern auch die Versicherungen, Transferleistungen sowie die Regionen in welche wir investieren. Die Daten werden den UN-Entwicklungszielen und denen der Weltbank gegenübergestellt, damit Investoren auch das große Bild sehen. Um Armut zu vermeiden, menschenwürdige Arbeit und Gleichstellung der Frauen zu fördern, braucht es eine finanzielle Infrastruktur, den Zugang zu Geld. Auch diese Daten werden bereitgestellt.
#stiftungenstärken: Wenn Sie jetzt ihren track record ansehen und auf 2006 zurückblicken und Sie Mikrofinanz gestern und heute vergleichen: Hat sich etwas Grundsätzliches verändert?
Kastner: Mikrofinanz ist jetzt anerkannt. Als wir 2006 anfingen, bewegten wir uns in einer Nische. 2005 hat die UN dann Mikrofinanz ausgerufen, 2006 hat Yunus den Nobelpreis bekommen, auf einmal war sehr viel Aufmerksamkeit da, aber auch viele Missverständnisse. Es ist sozialromantisch, dass Mikrofinanz alle Probleme lösen kann, wenn man jedem Menschen Kredit gibt. So ist es ja nicht. Damals haben wir begonnen mit dem Slogan „Unternehmer für Unternehmer“, als wir Family Offices und Unternehmer angesprochen haben, um Geld einzuwerben. Viele haben gesagt: Gute Idee, wir haben Mittel erhalten, aber das wurde eher als Spende gesehen, die haben nie gedacht, dass sie das Geld zurückbekommen. Und über die Finanzkrise haben wir dann eine Verzinsung von 4% gezahlt, da waren viele ganz erstaunt. Wir haben in kleinste Unternehmen investiert, in kleinen Banken in Nicaragua zum Beispiel , das war wirklich für alle sehr exotisch. Jetzt blicken wir auf fast 18 Jahre zurück und haben die Möglichkeit zu zeigen: Wenn man mit Sorgfalt und Bedacht das Portfolio zusammenstellt und auch stets auf das Thema Impact und Nachhaltigkeit eingeht, dann bekommt man ein sehr stabiles Portfolio, das funktioniert.
#stiftungenstärken: Was haben Sie aus den Krisen in den vergangenen Jahren gelernt?
Kastner: Dass Mikrofinanz super resilient ist und dass man sich nicht mehr so viel Stress machen muss. Eine der ersten Krisen für uns war, als im August 2008 Russland in Georgien einmarschiert ist. Wir haben auf Google Maps geschaut, wo die Filialen von den Mikrofinanzinstituten lagen. Die hatten alle geschlossen, wurden aber nach zwei Wochen wieder eröffnet und das Geschäft weitergeführt. Nach der Naturkatastrophe auf den Philippinen war schön zu sehen, dass beim Wiederaufbau die Regierung erkannt hat, dass Mikrofinanz ein großer Teil der Lösung sein kann. Die größte Herausforderung war natürlich COVID, als eine global auftretendes Ereignis. In Indien zum Beispiel haben wir sehr intensiv mit öffentlichen Geldgebern und weiteren Mikrofinanzanbietern zusammengearbeitet, um die drei bis sechs Monate der Lockdowns zu überbrücken. Liquidität wurde zur Verfügung gestellt statt die ausgeliehenen Gelder unverzüglich zurückzufordern. Wir können heute feststellen, dass es die richtige Herangehesweise war und es funktioniert hat.
#stiftungenstärken: Letzte Frage: Ist Mikrofinanz für Sie ein resilienter Impact-Baustein, der gut zu Stiftungen passt?
Kastner: Unbedingt. Impact-Bausteine gibt es mittlerweile eine ganze Menge, aber keine mit einem so langem und erfolgreichen track-record und einem positiven Ertrag in 2022. Weiterhin profitiert unser Mikrofinanzfonds direkt von den steigenden Zinsen und somit auch das Stiftungsportfolio.
Zusammengefasst
Microfinanz-Investments haben eine hohe Relevanz für Stiftungen. Die Diversifikation des Stiftungsvermögens kommt voran, der Impact-Abdruck des Portfolios ebenso. Dazu stimmen auch die Rendite- bzw. Ausschüttungskennziffern. Das geht schon fast in Richtung eierlegende Wollmilchsau, an einem Portfoliokonzept kommen Stiftungen aber dennoch nicht vorbei. Dort aber sollte (vielleicht sogar: muss) Mikrofinanz einen festen Platz haben. Günther Kastner ist seit mehr als 20 Jahren auf Mikrofinanz-Mission – und er weiß genau, warum.