Kessel fünf und sechs befeuert

Ein Blick, wie im Maschinenraum des EB Ökoaktienfonds gearbeitet wird

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Ein Blick, wie im Maschinenraum des EB Ökoaktienfonds gearbeitet wird
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Früher hieß es bei Dampfschiffen, man müssen Kessel fünf und sechs befeuern, um möglichst schnell ans Ziel zu kommen oder günstige Wetterbedingungen ausnutzen zu können. Ein paar Kohlen auflegen, so hieß es früher, und beim Blick auf den EB Ökoaktienfonds, fiele einem die gleiche Metapher ein. Am Portfolio wurde fleißig geschraubt, am Ausschüttungsprofil ebenfalls. Wir waren im Maschinenraum des Fonds und haben auch mit dem Chef-Maschinisten (=Fondsmanager) gesprochen.

Der Öko-Aktienfonds der Evangelischen Bank (Anm.d.Red.: Der Fonds wurde in der FondsFIbel für Stiftungen & NPOs auf seine Stiftungseignung hin untersucht.), gemanagt durch die 2018 ausgelagerte neue Gesellschaft EB SIM (Sustainable Investment Management GmbH), hat in den vergangenen Monaten eine bemerkenswerte Entwicklung erreicht. Lag bei der Übernahme des Managements für den Fonds das Volumen bei ca. 42 Mio. EUR, ist es nunmehr auf mehr als 90 Mio. EUR angewachsen. Die Anlegerstruktur war seinerzeit heterogen. Stiftungen und kirchliche oder kirchennahe Investoren, deren Risikoprofil tendenziell als risikoavers zu beschreiben ist, waren unterrepräsentiert. „Nach der Umstellung konnten wir das Fondsvolumen auf momentan über 90 Mio. EUR mehr als verdoppeln“ freut sich Portfolio-Manager Philipp Hohmann. Besonders erfreulich sei dabei, dass der Anteil kirchennaher Kunden und von Stiftungen kontinuierlich gesteigert werden konnte. Mittlerweile repräsentieren diese mehr als 50% des Anlagevolumens.

LÜCKE ZWISCHEN KAPITALBEDARFSPLANUNG DER STIFTUNGEN UND REALISIERBAREN RENDITEN SCHIEßEN

Als reiner Aktienfonds lässt sich eine gewisse Volatilität kaum vermeiden, aus mehreren Gründen sieht Hohmann den Fonds aber als geeignet für Stiftungen an. Denn: „Ertragspotenzial und Risiken bedingen sich gegenseitig. Ohne Risiken lassen sich keine Erträge erzielen. Diversifikation, also die Verteilung von Risiken, erweist sich als effizientes Instrument.“ Die Finanzmarkttheorie habe gelehrt, dass im Risikokontext 1+1 nicht zwangsläufig 2 ergeben muss. Um diese mögliche Asymmetrie zu nutzen, also die Risiken bei gleichen Chancen zu senken oder die Chancen bei gleichem Risiko zu erhöhen, setzt der Fonds einen individuell entwickeltes Konstruktionsprozess um (siehe Interview). Damit wird ein grundsätzliches Problem adressiert: „Wir glauben, dass im aktuellen Kapitalmarktumfeld eine eklatante Lücke zwischen der Kapitalbedarfsplanung institutioneller Anleger und den realisierbaren Renditen existiert.“

Welche Renditen bei welchem Risiko realistisch sind, lässt sich angesichts mangelnder Visibilität kaum abschätzen. Fragen wie Brexit, Zölle oder die Bepreisung der Decarbonisierung liegen in der Hand der Politiker. „Bedauerlicherweise haben diese aktuell keine belastbaren Verhaltensmuster, sondern agieren oftmals unerwartet. Dadurch entstehen in deutlich geringeren Zeitspannen kurzfristig deutliche Volatilitätsänderungen“ bedauert Hohmann. Anleger sollten sich hiervon nicht verunsichern lassen und ihren langfristigen Anlagehorizont fokussieren, lautet sein Rat.

DERZEIT EHER DEFENSIV AUSGERICHTET

In der kurzen und mittleren Frist sei damit zu rechnen, dass sich die beschriebene politische Unsicherheit weiter fortsetzt. Daher ist weiterhin aktuell eine leicht defensivere Portfoliostruktur empfehlenswert. Unerwartete deutliche Rücksetzer könnten momentan dafür genutzt werden, kostengünstig auf eine sukzessiv neutrale Positionierung hinzuarbeiten. „Ausgehend davon können risikobewusste Investoren dann auf Erleichterung in Handelskonflikten spekulieren“ schätzt der Fondsmanager die Situation ein. Anschließend wird voraussichtlich aufgrund der existierenden strukturellen Problemstellungen weiterhin eine defensivere Positionierung empfehlenswert sein. Insbesondere Stiftungen profitieren jedoch von solchen defensiveren Portfoliostrukturen. Neben geringerer Volatilität schütten defensivere Unternehmen oftmals aufbauend auf einer robusten Cashflow-Generierung kontinuierlich hohe Dividenden aus.

Im Gespräch geht der Fondsmanager Philipp Hohann noch weiter ins Detail.

stiftungsmarktplatz.eu: Sie verfolgen einen individuellen Investitionsprozess für den EB-Ökoaktienfonds. Was macht ihn besonders?

Philipp Hohmann: Durch den Konstruktionsprozess wird sichergestellt, dass das realisierte Risikoprofil dem Risikoprofil globaler Aktienanlagen entspricht. Dies ist insbesondere für Kunden extrem wichtig, deren Asset Allokation auf Asset-Liability-Studien aufbaut, um planerische Sicherheit zu gewinnen. Darüber hinaus bietet der EB-Öko-Aktienfonds eine attraktive, mehrstufige Nachhaltigkeitsimplementierung an. Neben klassischen Ausschlüssen werden Nachhaltigkeitsinformationen aktiv in den Portfoliokonstruktionsprozess und in die Einzeltitelauswahl integriert. Besonders hervorzuheben ist hierbei die aktive Integration der investierbaren Sustainable Development Goals (SDG). Zusammenfassend lässt sowohl die relative Attraktivität der Assetklasse als auch insbesondere der Portfoliomanagementansatz der EB-Sustainable Investment Management GmbH das Produkt insbesondere für Stiftungen attraktiv erscheinen.

stiftungsmarktplatz.eu: Gemäß aktuellem Factsheet sind Sie mit mehr als 47% in US-amerikanischen Unternehmen investiert. Welche Gründe leiten Sie, schließlich sind die USA das Land mit den höchsten Pro-Kopf-Emissionen weltweit?

Hohmann: Wir wollen genau dort aktiv sein, wo besonders hoher Handlungsbedarf identifiziert wurde! Ursächlich für unsere aktuelle geografische Allokation sind zwei Aspekte – unser Risikoansatz und unser Nachhaltigkeitsverständnis. Elementarer Bestandteil der Anpassung des Investmentprozesses war der Wunsch, den Fonds aus seiner „Nische“ zu bewegen. Themenfonds passen aufgrund ihrer Risikostruktur oftmals nicht in klassische Kategorien einer „Asset Liability“-Studie und werden daher gar nicht oder nur nachrangig berücksichtigt. Für uns war es daher wichtig einen Investmentprozess zu implementieren, durch den ein Risikoprofil entsteht, welches dem Risikoprofil globaler Aktien entspricht. Außerdem erscheint es uns aus Risikoaspekten zwangsläufig notwendig, dass Fondsprodukte ein definierbares Chancen-Risiko-Profil abbilden. Nur so können institutionelle Anleger ihr Portfolio zuverlässig strukturieren. Daher ist es für ein globales Aktienprodukt zwangsläufig notwendig, einen hohen Anteil an Investitionen in den US-amerikanischen Aktienmarkt zu tätigen. Betrachtet man die entwickelten, globalen Aktienmärkte aus Sicht der Marktkapitalisierung, ist der US-amerikanische Markt mit über 61 % repräsentiert. Demzufolge sind wir in unserer aktuellen Positionierung relativ betrachtet sogar eher unterrepräsentiert.

stiftungsmarktplatz.eu: Bedeutet die Umstellung also weniger Nachhaltigkeit und stattdessen ein klassisches globales Aktienprodukt?

Hohmann: Definitiv nein – der Nachhaltigkeitsansatz des Fonds hat sich nur mit der gesamten Nachhaltigkeitsdebatte, die momentan unsere Gesellschaft dominiert, entwickelt. Außerdem trägt er der zunehmenden Professionalisierung der Kunden und den regulatorischen Entwicklungen Rechnung. Die Zeiten, in denen ein Portfoliomanager nach Gefühl die fünf besten Aktien gekauft hat und aus diesen sein Portfolio gebaut hat sind weitestgehend vorüber. Aus Risikoaspekten ist diese Entwicklung außerdem absolut zu befürworten. Bedeutet der Investmentprozess unseres Hauses also Passivität? Absolut nicht. Die Bandbreiten der aktiven Performance sind nur klar definiert. Sicherlich sind Anleger euphorisch, wenn ihr Portfoliomanager +20% über der Benchmark liegt – doch dabei muss man immer berücksichtigen, dass aus solchen Strukturen ebenso eine gleichgeartete Underperformance resultieren kann. Daher definieren wir aus Risikoaspekten tragbare Bandbreiten für die erwartbare „aktive“ Performance. Der Hauptteil unserer Arbeit liegt dann darauf, möglichst attraktive Aktien zu identifizieren. Elementarer Baustein dafür ist ein selbstentwickeltes quantitatives Bewertungsmodell. Ausgehend von den resultierenden Bewertungen kann die Anzahl qualitativ zu beurteilender Unternehmen extrem reduziert werden. Dennoch kann ich Ihnen versichern, dass jedes Unternehmen vor Investition von uns qualitativ analysiert wird. Dies gilt insbesondere bezogen auf die Nachhaltigkeit des Unternehmens. Wo Öko draufsteht, soll schließlich auch Öko drin sein.

stiftungsmarktplatz.eu: Müssen Sie nicht trotzdem viele Kompromisse eingehen? Eine ihrer größten Positionen ist Microsoft – sollte man nicht insbesondere bei den großen Tech-Unternehmen in Zeiten von Datensammelwut und angesichts des immensen Energieverbrauchs von IT-Infrastruktur kritisch sein?

Hohmann: Sicherlich gibt es bei allen großen Unternehmen in Teilen Geschäftspraktiken, die durchaus kritisch gesehen werden können. Die Frage ist, wie das Unternehmen hiermit umgeht. Auf Microsoft wirkt jedoch sein Gründer Bill Gates und dessen wohltätiges Engagement ein, Stichwort: „Bill & Melinda Gates Stiftung“ und die Spendeninitiative „Billionaires Giving Pledge“. In der Analyse zeigt sich, dass Gates seine grundsätzliche Philosophie auch in diesem Unternehmen verankert hat. Microsoft operiert grundsätzlich in einer aus Nachhaltigkeitsgesichtspunkten weniger riskanten Branche, verglichen z.B. mit Waffenherstellern oder Rohstoffförderern. Hinzu kommt neben diesem grundsätzlichen Vorteil aber ein herausragendes Engagement, wodurch Microsoft aus sozialer und aufsichtsrechtlicher Sicht herausragend zu bewerten ist. Das Unternehmen zählt zu den nachhaltigsten 5% des gesamten Bereichs Software und Services. Ein Wert, der nach unserer Einschätzung allein schon sehr aussagekräftig ist.

stiftungsmarktplatz.eu: Und die gesellschaftliche Dimension?

Hohmann: Microsoft arbeitet unserer Einschätzung nach an extrem wichtigen Projekten. Hierbei ist insbesondere das Segment der Künstlichen Intelligenz (KI) zu erwähnen. Microsoft macht im eigenen Unternehmen vor, wie KI dabei helfen kann, ein Unternehmen nachhaltiger zu strukturieren. Die begleitenden wissenschaftlichen Publikationen setzen dabei wichtige Meilensteine, um auch andere an der Entwicklung partizipieren zu lassen. Microsoft ist zudem, wie soeben dargelegt, nicht nur ein nachhaltiges Unternehmen, sondern auch eines der größten Unternehmen weltweit. Folglich ist es durch die enorme Marktkapitalisierung auch von enormer Bedeutung – selbst in einem globalen Segment. Daher wäre es aus Risikogesichtspunkten extrem fahrlässig, ein zudem nachhaltiges und erfolgreiches Unternehmen nicht in das eigene Portfolio zu integrieren. Natürlich überwachen wir laufend alle Portfoliobestandteile. Auch der öffentliche Diskurs, etwa zu ebenjenen großen IT-Unternehmen, wird entsprechend berücksichtigt. Sollte sich am bisher herausragenden Nachhaltigkeitsmanagement von Microsoft etwas ändern, würden wir das selbstverständlich berücksichtigen.

ZUSAMMENGEFASST

Beim Chefmaschinisten des EB Ökoaktienfonds bekommt man sofort das Gefühl, dass da jemand weiß was er tut. Sicherlich, über Unternehmen wie Microsoft und deren nachhaltigen Charakter lässt sich trefflich streiten, aber die Herleitung, warum es das Unternehmen durch das Prüfraster des Fondslenkers schafft, ist plausibel und zeigt die Entwicklungsschritte. Für Stiftungen steckt in der gezeigten Vorgehensweise eine versteckte Botschaft. Zwar soll Öko drin sein wo auch Öko draufsteht, aber in Wahrheit sind Unternehmen wie Microsoft einfach über die Jahre hinweg herausragend geführt worden, auch jetzt inmitten der nächsten Transformation. Damit verschiebt sich auch der Fokus im Fonds, weg vom Thema Öko hin zum Thema Verantwortung. Denn in der Verantwortung steckt die eigentliche Nachhaltigkeit.