Greifen Stiftungsverantwortliche zu Stiftungsfonds, dann häufig aus dem Grund heraus, dass diese für die Belange von Stiftungen aufgelegt wurden. Die Belange von Stiftungen, das ist schnell dahingesagt, aber konzeptionsbedingt fällt es vielen Stiftungsfonds mittlerweile schwer, dies heute noch mit ausreichend Leben zu füllen. Im Gegenzug dazu fällt dies vielen Income-Fonds leichter, und sind damit näher am Stifterwillen „dran“ als viele Stiftungsfonds.
Neulich las ich einen Tweet, also eine Twitter-Nachricht. Dort freute sich ein Fondsanbieter über die Auswertung in einer der führenden Wirtschaftsmagazine in Deutschland. Es war eine Analyse der besten Stiftungsfonds, und diese Analyse wurde rein anhand der Wertentwicklung vorgenommen. Die Freude angesichts des guten Anlageergebnisses lässt sich zu Recht teilen, jedoch nützt diese Auswertung Stiftungen ganz und gar nichts, da sie sich eben rein auf die Wertentwicklung bezog und stiftungsrelevante Informationen wie jene zur Ausschüttung außen vorließ. Richtig ärgerlich war die Auswertung, weil auf dieser Top-Stiftungsfonds-Liste auch noch zwei ganz junge Produkte vertreten waren, über deren Ausschüttungsgüte noch gar keine Aussage getroffen werden kann. Lassen sich Stiftungen hier also von der Analyse leiten, dürfte das zu Problemen führen.
TOP-STIFTUNGSFONDS-LISTE OHNE STIFTUNGSRELEVANTE INFO
Denn eines ist nun mal für Stiftungen sakrosankt, und das ist der ordentliche Ertrag. Der Stifterwille verlangt, den Stiftungszweck zu erfüllen, die Basis dafür sind ordentliche Erträge. Analysen wie oben benannte zeigen ja mit der Auflistung der Wertentwicklung nichts anders als aus Stiftungssicht außerordentliche Erträge, die erst bei entsprechender Satzungsregelung für die Zweckverwirklichung verwendet werden dürfen (zumindest nach momentaner Rechtslage). Wertentwicklung sagt aber eben genau nichts aus über die ordentlichen Erträge eines Fonds, und wenn dann in einer Liste die besten Stiftungsfonds aufgeführt werden, diese aber teilweise ordentliche Erträge um 1% p.a. aufweisen, dann führt Stiftungen das in die Irre.
NICHT NUR AUF DIE WERTENTWICKLUNG DES STIFTUNGSFONDS GUCKEN
Um das Kopfschütteln an dieser Stelle zu vermeiden, kam mir die Idee, Stiftungsverantwortlichen einmal den notwendigen Blickwinkelwechsel näher zu bringen. Der Blick auf die Wertentwicklung sollte nämlich nicht der erste sein, auch nicht der auf die Ausschüttung, sondern der auf den eigenen Kapitalbedarf, also die Liquidität, die für die Zwecke im kommenden Jahr und in den nächsten drei Jahren vermutlich bzw. aller Voraussicht ausgereicht werden soll. Sprich: Wie viel Euro muss ich aus meinen Anlagen erwirtschaften, für meine Stiftungszwecke, das sollte die erste Frage aus Stiftungssicht sein, wenn sie sich mit stiftungsgeeigneten Fonds befassen. Weiß ich das, ggf. auch in Heller und Pfennig, dann geht es auf die andere Seite, die Fondsseite.
KENNE DEIN AUSSCHÜTTUNGSZIEL
Welche Fonds liefern wie viel Ausschüttung, wie viele Fonds brauche ich, um mein Ausschüttungsziel zu erreichen, und ist es zielführend, eventuell nur auf einen Fonds zu setzen? Machen wir mal ein Beispiel. Sie brauchen 3,0% ordentlicher Ertrag pro Jahr, gerechnet auf ihr gesamtes Stiftungsvermögen, dann sind fünf Stiftungsfonds mit einem durchschnittlichen ordentlichen Ertrag von 1% p.a. nicht die Lösung. Denn dann fehlen noch 2,5% an ordentlichen Erträgen. Also brechen wir das Stiftungsfonds-Konstrukt einmal auf, etwa mit einem Income-Fonds, der 4% p.a. ausschüttet, mit einem Aktienfonds für Qualitätsaktien, der 4% ausschüttet, und mit einem Fonds für Infrastrukturanlagen, der ebenfalls 4% p.a. ausschüttet. Drei Fünftel des Stiftungsportfolios schütten dann 4% aus, zwei Fünftel gehen mit 1% nach Hause, im Ergebnis kommen dann schon mal gut 2,5% p.a. heraus.
SCHRITT FÜR SCHRITT ZU 3 PROZENT ORDENTLICHEM ERTRAG
Finde ich dann ggf. noch einen weiteren Income-Fonds und einen Stiftungsfonds, der vielleicht noch eine 2 vor dem Komma schafft, ist die Aufgabe schon so gut wie geschafft, allerdings bilden die Basis des Stiftungsdepots dann Income-Fonds, und eben nicht Stiftungsfonds. Denn vom ersten Stiftungsziel her gedacht, sind es eben jene Income-Fonds, die genau darauf einzahlen. Wenn ich in meiner Stiftung die Pflicht habe, den Stiftungszweck zu erfüllen, was mir auch der Stifterwille so vorgibt, dann bin ich damit auch verpflichtet, den ordentlichen Ertrag vor dem Kapitalerhalt in der Zielsystematik zu setzen – und wenn zum Erreichen dieses Ziels „klassische“ Stiftungsfonds nicht mehr gänzlich ihren Beitrag leisten können, dann muss ich mir andere Basisbausteine suchen. Basisbausteine, die mir eine Basis bauen, die belastbar ist, und die ich dann noch um andere Fondsbausteine ergänzen kann.
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AUSSCHÜTTUNG MUSS ZUR DNA EINES STIFTUNGSGEEIGNETEN FONDS GEHÖREN
Puuhhh, ein langer Satz, zu lang für einen Blog-Artikel, aber einer den wir nicht kürzen haben machen können – und wollen. Denn in diesem Satz steckt letztlich die Umkehrung dessen drin, was Stiftungsverantwortliche bisher vielleicht zuerst getan haben, wenn sie sich mit der Fondsanlage auseinandergesetzt haben. Sie haben nach Stiftungsfonds gesucht, sie haben nach denen gesucht, die schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben, die der Kollege vielleicht auch schon kannten. Die Suche nach Stiftungsfonds schloss dann natürlich Fondskategorien wie etwa Income-Fonds aus, sie kamen gar nicht auf die Ideenliste, ignorierend, dass diese – der Vorgabe des Stifterwillens folgend – sogar in vielen Fällen mehr Stiftungseignung mitbringen als gedacht. Denn Ausschüttung gehört dort zur DNA des Fonds, sie ist quasi die DNA des Fonds. Income steht für Einkommen, also für den Fokus auf das Generieren von kontinuierlich fließenden ordentlichen Erträgen.
CLUB DER 25 MIT FÜNF INCOME-FONDS
Exakt aus diesem Grund zählen wir fünf Income-Fonds zum Club der 25 in der FondsFibel für Stiftungen & NPOs, weil wir ausgehend von den Stiftungszielen zu dem Schluss gekommen sind, dass Income-Fonds aus genau den Gründen, weshalb Stiftungen bisher Stiftungsfonds präferiert haben, die im Hier und Jetzt stiftungsgeeigneteren Fondskonzepte sind. Beim AB European Income Portfolio sind es der Anleihemix und die aktive und ESG-integrierte Anlagepolitik, die immer noch ein Ausschüttungsniveau von 3% versprechen, für einen reinen Anleihefonds eine Drei, die unterstrichen werden muss. Eine Drei vor dem Komma schafft auch der EdR Income Europe, und das seit Jahren, mit den Investments, die auch in vielen Stiftungsfonds berücksichtigt werden, auch hier spielt aber ESG eine hervorgehobene Rolle.
LESETIPP: Alle Analysen zu den stiftungsgeeigneten Fonds des Clubs der 25, weitere Fonds für die Ideenliste einer Stiftung und einen ausführlichen Ratgeber zur Fondsanlage von Stiftungen finden Sie auf www.fondsfibel.de.
VIER-PROZENTER MIT LANGEM LEISTUNGSNACHWEIS
Für den JPMorgan Global Income wiederum spricht die Ausschüttung von 4% p.a. sowie die evolutive Entwicklung des Ansatzes, immer wieder werden Stellschrauben gedreht. Mittlerweile gibt es den Fonds auch als JPMorgan Global Income Sustainable Fund, der – und das dürfte für Stiftungen spannend sein – in einer jährlich ausschüttenden (ISIN: LU2279689314) und einer quartalsweise ausschüttenden (ISIN: LU2279689587) Tranche verfügbar ist. Das Ausschüttungsziel von 4% hat auch der TBF Global Income stets erreicht, was für diesen Fonds spricht, dazu zeigte er sich 2020 sehr resilient, konnte im Corona-Crash den Drawdown begrenzen und diesen dann auch rasch wieder aufholen. Zudem kann der Fonds unter den deutschen Income-Fonds zu den Vorreitern beim Thema Nachhaltigkeit gezählt werden.
AEGON GLOBAL DIVERSIFIED ERLAUBT STIFTUNGEN GRANULARE LIQUIDITÄTSPLANUNG
Handwerklich schließlich auch auf sehr hohem Niveau unterwegs ist der Aegon Global Diversified Income, der global diversifiziert unterwegs ist, die gesamte Klaviatur von ausschüttungsstarken Anlageklassen „bespielt“ und es darüber schafft, die 4%-Marke sogar ein gutes Stück hinter sich zu lassen. Der Aegon Global Diversified Income ist ebenfalls von vorn herein auf das Generieren von Income, also von regelmäßig fließenden ordentlichen Erträgen ausgelegt, was auch die monatliche Ausschüttung belegt. Stiftungen mit dem Wunsch, ihre Liquiditätsplanung etwas granularer zu gestalten, werden mit diesem Baustein richtig liegen, denn die meisten Stiftungsfonds liefern heute weit weniger als 4% Ausschüttung, und zahlen diese auch nicht monatlich, sondern in der Regel einmal im Jahr aus.
ZUSAMMENGEFASST
Stiftungsgeeignet ist ein Fonds dann, wenn er einer Stiftung dabei hilft, ihre Ziele in der Kapitalanlage zu erreichen. Diese Ziele werden natürlich von den handelnden Personen vorgegeben, vor allem aber ist es der Stifterwille, der die Rote Linie für das Verwalten des Stiftungsvermögens beschreibt. Der Stifterwille will, dass der Stiftungszweck verwirklicht wird, und die Bedingung dafür, dass dies gelingt, ist der ordentliche Ertrag. Entsprechend müssen die Basis eines jeden Fondsportfolios einer Stiftung ausschüttungsstarke wie -orientierte Fonds sein – und ausgehend hiervon sind Stiftungsfonds nicht mehr unbedingt in der Pole Position. Hier sind manche Income-Fonds mittlerweile an ihnen vorbeigezogen, denn sie machen es Stiftungsverantwortlichen eher möglich, ihre Pflicht zu erfüllen. Und die Pflicht zum ordentlichen Ertrag, die geht halt dann doch vor.