Im Rahmen des 3. Virtuellen Tags für das Stiftungsvermögen nahmen stiftungsgeeignete Fonds wieder auf dem heißen Stuhl Platz. Diesmal waren es deren zwei Elevator Pitches, in denen jeweils 3 Fonds in drei Minuten vorgestellt wurden. Mit dabei war ein breiter Mix an Fonds. Im aktuell sehr komplexen und teilweise unübersichtlichen Kapitalmarktumfeld ist diese Ideenvielfalt aus Stiftungssicht wichtig. Denn die eierlegende Stiftungsfonds-Wollmilchsau ist eine bedrohte Art.
Das Besondere an einem Elevator Pitch ist, dass die Essenz eines Fondskonzepts „rübergebracht“ werden muss. Stiftungen hilft solch ein kompakter Pitch dabei, schnell auf den Kern eines Fondskonzepts zu stoßen. Warum dies immer wichtiger ist, hat einen einfachen Hintergrund. Für das Stiftungsvermögen werden künftig einzelne Aufgaben definiert werden müssen. Aufgaben, für deren Lösung die Stiftungsfonds-Wollmilchsäue nur mehr teilweise beitragen werden. Es wird für Stiftungen darum gehen, ein Portfolio aus verschiedenen Bausteinen zusammenzustellen. Jeder Baustein für sich leistet einen Beitrag zum Ertragsziel, das sich die Stiftung entlang ihrer individuellen Ausgabenkurve gegeben hat.
Authentischer ESG-Ansatz beim EB Öko-Aktienfonds
Pauschal 70 zu 30 anzulegen, in einen Stiftungsfonds, das wird dem nicht mehr gerecht. Und es entspricht auch nicht den stiftungsrechtlichen Vorgaben hinsichtlich der ab 1.7.2023 im Stiftungssektor geltenden Business Judgement Rule. Aber im Einzelnen. Im ersten Elevator Pitch stellte Dr. Sabine Hampel von der EB-SIM den EB Öko-Aktienfonds vor. Dieser ist ein reiner Aktienfonds, der nach streng nachhaltigen Kriterien gemanagt wird und dessen Alleinstellungsmerkmal sicherlich sein langer Leistungsnachweis ist. Der EB Öko-Aktienfonds kann als Werkzeug für den Aufbau der Aktienquote gesehen werden. Wollen Stiftungen hier Akzente setzen, dann kommen sie an „pure play“-Aktienfonds nicht vorbei. Legen Sie zudem den Fokus auf Nachhaltigkeit bzw. ein authentisches ESG-Konzept, dann rückt der EB Öko-Aktienfonds fast schon automatisch ins Blickfeld. Denn beides vereint der Fonds.
Transparent, pur, kostengünstig – der UBS ETF auf den MSCI EMU SRI Low Carbon-Index
Teil von Elevator Pitch Nummer 1 war auch Dag Rodewald von der UBS. Er leitet dort das ETF-Team und stellte beim #vtfds2022 den UBS ETF auf den MSCI EMU SRI Low Carbon-Index (hier verlinken auf https://fondsfibel.de/ubs-etf-msci-emu-sri/) vor. Auch hier handelt es sich um einen reinrassigen Aktienbaustein, aber eben als ETF aufgesetzt. Das Konzept fußt auf der strengen Eingrenzung des Aktienuniversum. Stiftungen investieren hier in einen Index, der aus Unternehmen besteht, die einen stark nachhaltigen Fußabdruck haben. Sie investieren aber vor allem, und darauf insistierte Dag Rodewald sehr stark (hier verlinken auf https://stiftungsmarktplatz.eu/blog/warum-sri-fuer-stiftungen-taugt/), in europäische Unternehmen, denen man eine nachvollziehbare und funktionable ESG-Unternehmenspolitik unterstellen darf. Dass der ETF extrem günstig gepreist ist, zudem ausschüttet und ein hochgradig transparentes Fondsvehikel ist, untermauert die Stiftungseignung dieser Fondslösung – für das Segment der Aktienquote in einem Stiftungsportfolio.
5% ordentlicher Ertrag, monatlich ausgezahlt
Der dritte Fonds im ersten Elevator Pitch war der Aegon Global Diversified Income. Barnaby Woods, Ansprechpartner für Stiftungen bei Aegon Asset Management in Frankfurt, stellte den Fonds im Elevator Pitch vor. Aber etwas anders als gedacht. Er eröffnete seinen Pitch mit der Frage, wie eine Stiftung reagieren würde, wenn er ihr sagte, dass er ihr rund 5% Einkommen pro Jahr zurufen würde, das zudem monatlich ausgezahlt wird. Ein spannender Aufriss, der aber für den Aegon Global Diversified Income sofort den Nagel auf den Kopf traf. Dieser Fonds ist eine regelrechte „income machine“, wie die Engländer sagen würden. Er ist mit dem Ziel aufgelegt wurden, Anlegern (und zu diesen gehören explizit auch Stiftungen) ein regelmäßiges Einkommen zu verschaffen.
Aegon Global Diversified Income sucht weltweit nach Income-Quellen
Vom Niveau her sollten 5% p.a. sein. Nicht zu schaffen, werden Sie jetzt einwenden. Nix da, würde ich entgegnen, denn der Aegon Global Diversified Income schafft genau das. Man könnte sagen, wer keine ambitionierten Ziele formuliert, der wird auch keine ambitionierten Ziele erreichen. Jedenfalls träfe dieser Spruch für den Fonds zu. Barnaby Woods erläuterte auch, woher diese Income-Güte stammt: aus der breiten, globalen Diversifikation. Es werden verschiedene Einkommensquellen miteinander kombiniert, es wird weltweit nach Income-Quellen gesucht. Das macht den Fonds aus. Er zahlt damit auch auf das Diversifikationsgebot ein, dem Stiftungen in der Veranlagung ihres Stiftungsvermögens zu folgen haben. Elevator Pitch Nummer 1 hatte damit drei Fondslösungen mit im Gepäck, mit denen sich der klassische Stiftungsfondskontext aufbrechen ließe.
Elevator Pitch #2 – 3 stiftungsgeeignete Fonds und ein WunschPitch
Hier knüpfte auch Elevator Pitch Nummer 2 an. Um kurz vor 12 hieß es Spot an für abermals 3 Fonds, die ihre Stiftungseignung aus ganz individuellen Konzeptkomponenten ziehen. Luca Orlando von Cape Capital aus der Schweiz stellte den Cape Credit Fund vor, einen reinen Anleihefonds. Anleihen müssen nach wie vor eine Rolle im Stiftungsvermögen spielen, trotz oder gerade vor dem Hintergrund des Anleihecrashs, den wir Anfang 2022 gesehen haben. Luca Orlando konnte hier ansetzen. Sein Fonds setzt auf Qualität, bei Anleihen, Wandelanleihen oder Hybrid-Anleihen. Orlando zeigt sich zudem davon überzeugt, dass sich diese Qualität langfristig ausdrückt in den Anlageergebnissen. Spannend ist solch ein Fonds für Stiftungen, die einen sehr defensiven Baustein für bislang nicht veranlagte Liquiditätspolster suchen.
Der #vtfds2022-Elevator Pitch #2 mit Cape Credit Fund, CANDRIAM Bonds Convertible Defensive, SV Balanced und Comgest Growth Europe
Wandelanleihen können Stiftungsallokation akzentuieren
Ebenfalls auf Qualität setzt der CANDRIAM Bonds Convertible Defensive, den Tanja Bender in Elevator Pitch Nummer 2 vorstellte. In ihren drei Minuten drehte es sich um die Wandelanleihe, die letztlich das Potential von Aktien mit den Vorteilen von Anleihen verbindet – und sich daher als Stiftungsinvestment durchaus eignet. Warum? Weil solch ein Investmentprofil einer bislang eher im Anleihebereich investierten Stiftung aus dem Renditedilemma hilft, ohne komplett auf die Aktienseite ausweichen zu müssen. Dass der CANDRIAM Bonds Convertible Defensive mit ESG-Filter investiert, auf Anleihen mit Investment Grade setzt und global nach Anlageideen sucht, zahlt ebenfalls auf stiftungsseitige Anforderungen ein. In den drei Minuten lernten Stiftungen eine womöglich für sie neue Anlageklasse kennen, die sie über den Fonds aber greifen können.
Deutsches Stiftungszentrum stellt den SV Balanced als Mischfondsalternative vor
Einen Mischfonds zu greifen, ist für viele Stiftungen wiederum etwas einfacher. Denn sie kennen Stiftungsfonds. Sie haben also bereits eine grobe Idee davon, wie ein Fonds wie der SV Balanced investiert. Vorgestellt wurde dieser Fonds von Stiftungsexpertin Sandra Hufendiek vom Deutschen Stiftungszentrum in Essen. Der SV Balanced legt sein Fondsvermögen global in Aktien und Renten an. Besonderheit des Fonds ist, dass die Aktienquote atmen kann, und zwar zwischen 20 und 70%. Durchschnittlich liegt die Aktienquote im Fonds bei 50%. Sandra Hufendiek hob in ihrem Pitch sehr stark auf die Aktienquote ab, vor allem auf die Sinnhaftigkeit von höheren Aktienquoten im langfristigen Anlagekontext.
SV Balanced holt Corona-Drawdown sehr rasch auf
Ihre Ausführungen zum Verhalten des seit Jahren existierenden SV Balanced im Corona Crash im März 2022 überzeugten zudem. Der Fonds verzeichnete zwar auch einen Drawdown von etwa mehr als 17% im Zuge des Marktverfalls, konnte diesen aber bis Ende 2020 komplett aufholen und dann in 2021 deutlich neue Anteilspreishochs erklimmen. Die Ausschüttung von 1,9% für das vergangene Jahr war dazu noch die berühmte Kirsche auf der Sahne. Zum Abschluss des zweiten Elevator Pitches bekam ich dann noch meinen WunschPitch. Einen Fonds wollte ich im Elevator Pitch „drin haben“, und die Steilvorlage zu diesem kam von Sandra Hufendiek in ihrem Pitch. Je langfristiger Stiftungen anlegen, desto höher können die Aktienquoten sein. Also schlossen wir den zweiten Elevator Pitch mit einem weiteren Aktienfonds, nämlich dem Comgest Growth Europe.
Comgest Growth Europe – Ein Pitch wie aus einem Guss
Thorben Pollitaras, Geschäftsführer von Comgest Deutschland (hier verlinken auf den Detail-Eintrag von Comgest) und einer der Ansprechpartner für Stiftungen bei der französischen Fonds-Boutique, brachte im Pitch die Alleinstellungsmerkmale wunderbar auf den Punkt. Aktien von Unternehmen zu kaufen, sei grundsätzlich eine gute Idee, jene von Qualitäts-Wachstums-Unternehmen umso mehr. Den Comgest Growth Europe zeichnet nicht nur der klare Fokus auf solche Unternehmen aus, sondern auch, dass er diese Idee so konsequent wie wohl kaum ein anderer Aktienfonds umsetzt. Dieses Disziplinierte ist ein Teil der Stiftungseignung, die Ergebnisse sind der zweite Teil. In nahezu allen langfristigen Performancevergleichen liegt der Fonds stets weit vorne in den Listen. Dass Qualitätsunternehmen zudem in der Regel auch recht nachhaltig wirtschaften, ihre Verantwortung wahrnehmen, ist ein Zuckerl obendrauf. ‚ESG embedded‘ gewissermaßen. Wenn Stiftungen nach höheren Aktienquoten dürsten, gehören solche Qualitätsaktienbausteine definitiv mindestens auf die Shortlist. Besser noch auf die Liste der zu investierenden Fonds.
Zusammengefasst
Mit den beiden Elevator Pitches verbanden wir beim 3. Virtuellen Tag für das Stiftungsvermögen eine Idee. Nämlich jene, das Handwerk auf Metaebene mal physisch zu übersetzen. Wie setze ich als Stiftung die Idee um, einen einkommensstarken Fondsbaustein neben meinen klassischen Stiftungsfonds zu setzen. Wie finde ich Fondsbausteine, die mir dabei helfen, meine Aktienquote akzentuiert aufzubauen. Wie finde ich Zugang zu Segmenten wie etwa der Wandelanleihe. Dazu braucht es Antworten in Form von konkreten Fondslösungen, die dann in den Stiftungsgremien diskutiert werden können. Denn auf die Fragen des komplexen Kapitalanlageumfeld konkrete Antworten in Form von Fondslösungen zu finden, ist der erste Schritt, ihm auch Herr zu werden.