Fit für Stiftungsfonds

Wie Stiftungen rausfinden, was ein Stiftungsfonds (oder ein stiftungsgeeigneter Fonds) taugt

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Fit für Stiftungsfonds
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Was ein Fonds taugt, das zeigen eigentlich der Chart und der Depotauszug. Frei von vertrieblicher Prosa verrät der Chart eines Stiftungsfonds, ob die großen Dellen vermieden wurden, und der Depotauszug erzählt die Geschichte der Ausschüttung, ob diese zum Termin in vorausgesagter Höhe floss. Aber wie finden Stiftungen solche Stiftungsfonds, oder wie wir sie etwas übergeordnet nennen: stiftungsgeeignete Fonds? Wir versuchen mal, Stiftungen anhand dreier einfacher Kriterien fit für Stiftungsfonds zu machen.

Könnten sich Stiftungen einen Stiftungsfonds schnitzen, wäre dies sicher ein Fonds mit fixer Ausschüttung von gut 4% und der Garantie, der Börse stets die Stirn bieten zu können. Irgendwo zwischen Wunsch und Wirklichkeit dürfte aber bei Stiftungsfonds die Wahrheit liegen. Wenn Stiftungen sich nun ein paar Fonds suchen möchte, dann sollte sie für sich 1) Fonds in der Anlagerichtlinie berücksichtigt haben, und zwar ohne 70zu30-Beschränkung oder Zugehörigkeit zur Mündelsicher-Liste, 2) entschieden haben, die Anlageentscheidungen in professionelle Hände zu delegieren, und 3) die Rolle der Stiftungsverantwortlichen als passive Portfoliokontrolleure mit dem scharfen Blick auf die Finger der Fondslenker akzeptieren.

ORDENNTLICHER ERTRAG IST GEWICHTIGER ALS DER KAPITALERHALT

Dies vorangestellt geht es an die Suche nach dem richtigen, nein: passenden Fonds. Passend zu was? Zu den Zielen der Stiftung, und diese umfassen zumindest ein Ziel für die Ausschüttung, also den ordentlichen Ertrag, und ein Ziel für das Erreichen des Kapitalerhalts. Warum wir an dieser Stelle eine Trennung vornehmen? Weil wir gemeinsam mit Stiftungslenkerinnen und -lenkern der Meinung sind, dass der ordentliche Ertrag dem Kapitalerhalt übergeordnet ist, da der ordentliche Ertrag, also die Ausschüttung, auf die Zweckverwirklichung einzahlt und die Performance eines Fonds, also dessen Wertentwicklung, lediglich auf den Kapitalerhalt.

DER ERSTE BLICK, DER DER ZWEITE SEIN SOLLTE

Übersetzt auf die Analyse von Stiftungsfonds und stiftungsgeeigneten Fonds heißt das, dass für Stiftungen damit der erste Blick bei der Fondsanalyse der Ausschüttung und eben nicht der Performance gelten muss. Natürlich sieht die Fondsbranche das anders und kredenzt weiterhin Performancelisten, aus Stiftungssicht liefern diese aber erst Informationen für die zweite Runde. Denn schüttet ein Fonds konsistent aus, ist das die für Stiftungen wichtigere Information im Vergleich zum Wissen um die Wertentwicklung im Jahr x und im Jahr y. Außen vor gelassen werden darf sie dennoch nicht.

BEIM STIFTUNGSFONDS BEGINNT DIE ANALYSE MIT DER AUSSCHÜTTUNG

Die Analyse eines Stiftungsfonds bzw. eines stiftungsgeeigneten Fonds muss trotzdem bei der Ausschüttung beginnen. Einmal gilt es, die Höhe der Ausschüttung zu eruieren und für die Jahre seit Auflage des Fonds zusammenzutragen, denn nur dieses komplette Bild zeigt, ob der Stiftungsfonds konsistent ordentliche Erträge produzieren konnte. Entsprechend müssen Schwankungen der Ausschüttungen geprüft werden, ob diese marktgegeben waren (wie jetzt im Zuge der Nachwehen der Corona-Pandemie) oder ob die Schwankungen mit den einzelnen Anlagen zu tun haben. Ersteres ist eine Schwankung, die ich hinnehmen muss als Stiftung, zweiteres muss hinterfragt werden.

DER BLICK AUF DIE AUSSCHÜTTUNGSRESERVE

Wichtig ist auch die Frage nach der Ausschüttungsreserve, die entstehen hätte können, wenn der Stiftungsfonds bzw. stiftungsgeeignete Fonds in denen vergangenen Jahren stets nicht den gesamten ordentlichen Ertrag ausgeschüttet hätte. Ist solch eine Ausschüttungsreserve vorhanden, kann der Fonds ggf. das Ausschüttungsniveau länger stabil halten. Apropos stabil. Stabil war die Wertentwicklung speziell im ersten Quartal 2020 definitiv nicht, der Corona-Crash hat hier ganze Arbeit geleistet. Es ging also richtig zur Sache, und genau in solchen Abwärtsphasen lohnt sich der Blick auf den Fondschart durchaus – auch und gerade bei Fonds für Stiftungen.

BÜGELT DER STIFTUNGSFONDS DELLEN RASCH AUS?

Denn wenn die Delle rasch wieder ausgebügelt wird, dann stimmt es in der Allokation, zumindest auf den ersten groben Blick hin. Können Stiftungsfonds bzw. stiftungsgeeigneter Fonds dagegen die Delle nicht rasch wieder aufholen, bleiben also länger unter Wasser, dann könnte etwas in der Fondsallokation nicht stimmen – und hier gilt es dann für Stiftungen, beim Anbieter nachzuhaken. Warum holt der Fonds den Rutsch nicht wieder auf? Was bremst die Wertentwicklung? Wurde prozyklisch „unten“ verkauft, musste das vielleicht sogar getan werden? Solche Fragen sollten Sie dann dem Fondsanbieter stellen, und in der Regel bekommen Stiftungen diese dann auch beantwortet. So dies stimmig geschah, müssen Stiftungen einfach etwas Geduld mit dem Fonds haben, passt die Antwort nicht, muss womöglich gehandelt werden.

PERFORMANCEGEBIRGE EINES STIFTUNGSGEEIGNETEN FONDS SAGT VIEL AUS

Die Wertentwicklung macht für Stiftungen insbesondere in der Langzeitbetrachtung Sinn, weshalb sich eine Auflistung aller Wertentwicklungen in den Jahren seit Auflage lohnt. Was erkennen Stiftungen hier? Beispielsweise in wie vielen Jahren der Fonds im Plus war, ob der in einem schlechten Jahr mal einen Ausreißer nach oben hatte, und wie ich das Performancegebirge in den vergangenen Jahren entwickelt hat. Konnte der Stiftungsfonds sukzessive zulegen, ist alles fein, war aber beispielsweise 2018 ein schlechtes Jahr, 2019 ein sehr gutes und 2020 bis jetzt wieder ein schlechtes, dann muss auf jeden Fall geschaut werden, ob das Portfolio womöglich nachgeschärft werden muss. Die Wertentwicklung ist ein recht ehrlicher Fondsindikator, wie die Ausschüttung auch, daher müssen Auffälligkeiten hinterfragt werden.

BEI FACTSHEET-PROSA RUHIG MAL DRÜBERLESEN

Last but not least sollten Stiftungen auf jeden Fall auf die Informationspolitik schauen. Ein Factsheet, in dem Sätze drinstehen wie „Chancen und Risiken werden aktiv gemanagt, um einen insgesamt positiven Ertrag zu erzielen“, sind aus Anbietersicht vielleicht stimmig, aber sie helfen Stiftungen nicht weiter. Gott sei Dank sind viele Stiftungsfonds und stiftungsgeeignete Fonds mittlerweile auf dem Weg, ihre Factsheets und Präsentationen stiftungsspezifisch „aufzuladen“, aber der Weg ist noch ein weiter. Stiftungen können aus der Informationspolitik aber ableiten, ob der Fondsanbieter viel oder wenig mit Stiftungen arbeitet. Sind die Infos rund, enthalten sie also eine Angabe zur Ausschüttungshistorie und Ausschüttungspolitik, wird der Ansatz aus Anlegersicht erläutert und sind viele historische Daten zur Wertentwicklung hinterlegt, hilft das Stiftungen, den Fonds zu verstehen.

LASSEN SIE SICH ZUM STIFTUNGSFONDS EINE PRÄSENTATION KOMMEN

Stiftungen sollte sich zu Stiftungsfonds wie auch zu anderen stiftungsgeeigneten Fonds immer eine Präsentation kommen lassen und dann weitere Informationen zum Fonds zusammensammeln. Ohne Informationen kann ein Fonds nicht gegriffen, ohne Informationen zum Fonds kann nicht sachgerecht zum Anteilskauf entschieden werden. Anbieter, die Stiftungen ernst nehmen, bieten dieser Zielgruppe etwas mehr als Factsheet und Jahresbericht. Eine eigene Microsite zum Fonds ist eine tolle Sache, eine Präsentation im Netz mit stiftungsspezifischen Infos ebenso. Gibt es dazu Newsletter für Stiftungen oder Erklärvideos zum Fonds, dann holt das die Stiftungsentscheider informationsseitig ab. Leider sind nicht alle Fondsanbieter an dieser Stelle so weit bzw. vorbereitet.

ZUSAMMENGEFASST

Stiftungen sollten bei der Analyse von Stiftungsfonds und stiftungsgeeigneten Fonds zuerst die Ausschüttung und deren Historie betrachten, dann die Performance etwas auseinanderklamüsern und schließlich die Informationspolitik durchleuchten. Ein stimmiges Bild gibt ein Fonds dann ab, wenn er in keiner dieser drei Kategorie sichtbar abfällt – in der kurzen wie in der langen Frist. Backen brauchen sich Stiftungen einen Stiftungsfonds aber sicher nicht, es gibt eine ausreichende Zahl an  stiftungsgeeigneten Fonds, die kombiniert zu einem Portfolio Stiftungen immer noch dabei helfen können, ihre Ziele zu erreichen. Das hat auch der Corona-Crash gezeigt.