„Es wird immer wichtiger, die Botschaft einer Stiftung der Öffentlichkeit näher zu bringen“

Nachgehakt. Wer in Verbindung mit dem liebsten Sport der Deutschen, dem Fußball, dieses Wort sagt, der hat sofort die Kolumne von Alfred Draxler im Kopf. Mit dem BILD-Chefkolumnisten sprachen wir über das, was Stiftungen heute und in Zukunft machen sollten (Storytelling) und wie sich eine gute Story am besten transportieren lässt (Bilder). Und Alfred Draxler weiß: Bild ist nicht gleich Bild.

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Bettina Model im Gespräch - Folge 7
Lesezeit: 2 Minuten

Alfred Draxler (68) gehört sicherlich zu den bekanntesten Sportjournalisten Deutschlands, ist seit 24 Jahren Mitglied der BILD-Chefredaktion und Chefredakteur von Sport-BILD. Heute ist er zudem Chefkolumnist bei BILD, seine Kolumne „Nachgehakt“ erfreut sich wachsender Beliebtheit, weil wohl kaum ein Journalist das fußballerische Treiben so pointiert kommentiert. Nicht zuletzt ist Alfred Draxler auch Experte beim wöchentlichen „Doppelpass“ beim Spartensender Sport1 und Mitglied im „Eagles Charity Golf Club“.

Ich hatte Gelegenheit, mit ihm über Stiftungen, Spenden und Storytelling zu sprechen.

Bettina Model: Herr Draxler, ich weiß, dass sie sich schon seit vielen Jahren beim Eagles Charity Golfclub engagieren und somit viele soziale Projekte unterstützt haben. Gibt es ein Projekt, das sie ganz besonders beeindruckt hat?

Alfred Draxler: Neben den „Eagles“, die sich das Motto „Spielend helfen“ auf die Fahnen geschrieben haben und so insgesamt schon mehr als 42 Millionen Euro wohltätigen Zwecken zuführen konnten, hat mich die Franz Beckenbauer Stiftung immer ganz besonders beeindruckt. Sie unterstützt behinderte, bedürftige und unverschuldet in Not geratene Menschen. Franz hat die Stiftung 1982 mit den Einnahmen aus seinem Abschiedsspiel in Hamburg gegründet. Im nächsten Jahr wird also das 40-jährige Bestehen gefeiert, hoffentlich mit vielen Spenden. Ich habe Franz Beckenbauer immer wieder bewundert, mit welchem persönlichen Engagement er sich für die gute Sache einsetzt. Und es ist schön, dass seine Frau Heidi mit ihm gemeinsam den Stiftungsvorstand bildet.

„Bilder, das können auch Videos sein, also Bewegtbilder.“

(Alfred Draxler)

Viele Stiftungen müssen gerade in der letzten Zeit umdenken und sich verändern. Aufgrund der Niedrigzinsphase, der Corona Pandemie und fehlender Spendeneinnahmen müssen viele Vereine und Stiftungen noch aktiver auf Ihre Spender zugehen. Storytelling ist ein wichtiger Teil. Was ist das Geheimnis einer guten Story?

Sie haben Recht. Es wird immer wichtiger, die Botschaft und den Zweck einer Stiftung der Öffentlichkeit näher zu bringen. Storytelling heißt das heute. Und dabei sind vor allem Bilder wichtig. Denn wir Menschen reagieren vor allem auf Bilder, nicht auf lange Texte. Das nackte Mädchen, das mit schmerzverzerrtem Gesicht vor einem Napalm-Angriff in Vietnam flieht, steht unauslöschlich für die Schrecken und die Grausamkeiten dieses Krieges. Die fröhlichen Menschen auf der Berliner Mauer für die Freude über die deutsche Wiedervereinigung. Bilder, das können auch Videos sein, also Bewegtbilder, sprechen potenzielle Spender oder Unterstützer direkt und unmittelbar an. Dabei ist es allerdings oft eine schwierige Entscheidung, ob man beispielsweise ein krankes Kind zeigen soll. Oder besser ein geheiltes Kind. Das hängt sicher auch vom Stiftungszweck ab und ist letztlich auch eine persönliche Entscheidung.

Glauben Sie, dass die „Story“ in den nächsten Jahren noch wichtiger werden wird?

Ganz sicher! Vor allem durch Social Media. In den Sozialen Netzwerken kann jeder seine Bilder, Texte, Meinungen und Botschaften verbreiten. Darauf müssen sich auch die Stiftungen einstellen. Viele tun dies bereits mit viel Erfolg.

Medien, Magazine und Tageszeitungen verändern sich. Seit 2020 sind sie einer der TV-Experte in der Fußball Talkshow Doppelpass auf Sport 1.
Wird das bewegte Bild den Text ablösen?

Das Medienverhalten wird sich in den nächsten Jahren weiter stark verändern. Wir können auf dem Handy lineares TV sehen, Streamingdienste nutzen, Zeitung lesen, Radio hören oder im Netz nach Nachrichten suchen. Wann wir wollen und wo wir wollen. Das bewegte Bild, bei der jüngeren Generation je kürzer desto besser, gewinnt sicher immer mehr an Bedeutung. Aber Zeitungen und Zeitschriften mit Texten und Bildern wird es immer geben. Ob in gedruckter Form oder digital.

Welchen Stiftungszweck würde Ihre Stiftung haben?

Sollten meine Frau und ich jemals eine Stiftung realisieren können, dann wäre es schön, wenn wir notleidenden Kindern ein wenig helfen könnten.

Eine schöne Idee, die wir sofort begleiten würden. Danke Ihnen für Ihre Zeit und das Gespräch.