„Es geht um die Kompetenz, Prämien für die Risikodeckung zu errechnen“

Interview mit Christoph Zitt, Plenum Investor Services

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Interview mit Christoph Zitt
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In unserer Ideenliste für das Stiftungsportfolio haben wir mit dem Plenum CAT-Bond Dynamic Fonds zum ersten Mal einen Vertreter dieser Assetklasse aufgenommen. Hohe Diversifikationseigenschaften für das Stiftungsportfolio und stabil tiefe Korrelationen zum Kapitalmarkt sind zwei wichtige Argumente. Hinzu kommen der direkte Impact und die Performance des Fonds seit Auflegung (Bester CAT Bond Fund in der Peer Group im Jahr 2024), die die Stiftungseignung determinieren. Im Interview erläutert Christoph Zitt, Senior Client Director, die Feinheiten der noch relativ jungen Assetklasse, auf die Stiftungen achten müssen.

Waldbrände und Tornadosaison

Starten wir mit einem aktuellen Blick, und zwar auf die Waldbrände in Kalifornien und die Tornadosaison und deren Schadensauswirkungen auf den CAT Bond-Markt. Das Palisade und Eaton Feuer, die im Januar 2025 in Los Angeles insgesamt 16.251 Gebäude zerstörten, gehören zu den verheerendsten Waldbränden in der Geschichte Kaliforniens. Die durch diese Brände entstandenen Schäden für die Versicherungsindustrie werden auf rund 30 Mrd. USD geschätzt, was sie zu den teuersten in der Geschichte Kaliforniens macht. Was lässt sich nun, wenige Monate nach diesen Waldbränden, über deren Auswirkungen auf den Markt für Katastrophenanleihen sagen?

Von den 349 CAT Bonds auf dem Markt decken nur 52 Waldbrände in Kombination mit anderen Gefahren ab. Waldbrände machen in den meisten Fällen nur einen kleinen Teil des Risikos aus, so dass ein einzelnes Waldbrandereignis diese Anleihen nur dann auslösen kann, wenn es in Kombination mit anderen Ereignissen während desselben Risikozeitraums auftritt. In den letzten sechs Monaten gab es jedoch ein solches Szenario: Die Wirbelstürme Helene und Milton ereigneten sich im Sommer 2024, und die Waldbrände in Palisade und Eaton traten im Januar 2025 auf. Die kombinierten Verluste aus diesen Ereignissen haben die Preise der 10 risikoreichsten dieser Anleihen, die Schäden über 12 Monate aggregieren, unter Druck gesetzt. Der Swiss Re CAT Bond Index verlor im Januar 2025 0.84% und spiegelt damit diesen Preisdruck wider. Da diese Anleihen weiter Schäden aggregieren und sie mehreren Gefahren ausgesetzt sind, könnten sie auch durch schwere Gewitterstürme Verluste erleiden, weswegen sich die Blicke nun Richtung Tornadoaktivität in den USA richteten.

Tornadoaktivität über Durchschnitt

Die Tornadoaktivität in den USA lag 2025 deutlich über dem Durchschnitt. Bis zum 18. Mai wurden 731 Tornados registriert – nur knapp unter dem bisherigen Höchstwert. Der Schwerpunkt der Aktivität verlagerte sich in die Region entlang des mittleren Mississippi, östlich der traditionellen „Tornado Alley“ über den Great Plains. Zwar liegen noch keine verlässlichen Schätzungen zu den versicherten Schäden der aktuellen Saison vor, doch ein klarer Trend ist erkennbar: Zwischen 1990 und 2022 stiegen die versicherten Tornadoschäden in den USA jährlich um durchschnittlich 8,9 %. Hinweise darauf, dass der Klimawandel die für schwere konvektive Stürme relevanten atmosphärischen Bedingungen beeinflusst, gibt es kaum. Mehr als 80% der Schadenentwicklung lassen sich vielmehr durch die zunehmende Exposition erklären.

Defensive Strategie geht auf

CAT Bonds mit Tornadodeckung sind meist als aggregierte Multiperil-Strukturen ausgestaltet, die unterschiedliche Naturkatastrophenrisiken abdecken. Der Zeitraum von Mai 2024 bis April 2025 war besonders schadensreich: Die genannten Hurrikane Helene und Milton und die genannten großen Waldbrände in Los Angeles und die aktive Tornadosaison führten zu erheblichen Belastungen. Laut aktuellen Schadensberichten verzeichnen sieben der risikoreichsten Multiperil-Bonds Verluste zwischen 33 % und 100 % ihres Nominalwerts. Die Plenum-Strategie, aggregierende CAT Bonds unterzugewichten (was man in diesem Kontext als defensive Strategie bezeichnen kann), hat sich bewährt. Der Plenum CAT Bond Dynamic Fund ist lediglich in zwei dieser Anleihen investiert – mit je unter 40 Basispunkten Gewichtung, wobei die Teilverluste bereits weitgehend im Markt reflektiert sind.

Doch weitaus wichtiger als aktuelle Schadensereignisse, die zu höheren Prämien führen werden und zum Umstand, dass es höchstwahrscheinlich Einzelpolicen auf das Risiko Waldbrand geben wird, ist die Betrachtung der langfristigen Aspekte dieses Investment-Themas. Dazu gab uns Christoph Zitt Auskunft.

#stiftungenstärken.de: Herr Zitt, was müssen Stiftungen zu dieser jungen Anlageklasse wissen?

Christoph Zitt:  Der Grundstein für CAT Bonds (Abkürzung für Catastrophe bonds) wurde 1992 gelegt. Damals verursachte der Hurrikan Andrew Schäden in Höhe von mehr als 15,5 Mrd. USD (was heute 80-100 Mrd. USD entspricht). Das Ausmaß der versicherten Schäden führte zum Konkurs von mindestens 16 Versicherungs-gesellschaften und untermauerte die Notwendigkeit, Naturkatastrophen-risiken auf den Kapitalmarkt zu übertragen. Seitdem haben sich CAT Bonds zu einem wichtigen Bestandteil des Rückversicherungsmarktes entwickelt und erfreuen sich bei institutionellen Anlegern zunehmender Beliebtheit. Der Markt hat beeindruckende Wachstumszahlen vorzuweisen: Sein Volumen beläuft sich derzeit auf 52 Mrd. USD, wobei auch in 2025 Rekord-Neuemissionen verzeichnet werden.

#stiftungenstärken.de: Somit haben sich CAT Bonds in den letzten Jahren als tragende Säule im weltweiten Versicherungsgeschäft von Naturkatastrophenrisiken entwickelt. Wie funktioniert aber das Geschäftsmodell des Rückversicherns?

Christoph Zitt: Ohne Kredite gäbe es kein Bankengeschäft und somit ohne Schäden keine Versicherungswirtschaft. Beide Geschäftsmodelle haben eines gemeinsam: Sie preisen das Ausfallrisiko bzw. kalkulieren eine Risikomarge. Auf längere Sicht gelingt eine durchschnittliche Gewinn-marge, trotz kurzfristiger Unter- oder Überdeckungen. Je größer die Nachfrage nach Krediten oder Versicherungsdeckung, desto größer ist der Margenumsatz. Das Geschäftsfeld des Rückversicherungsgeschäfts ist stark durch Naturkatastrophen geprägt und es ist ein probabilistisches Geschäftsmodell, also eines, das auf Wahrscheinlichkeiten basiert, das jedoch über längere Zeiträume sehr profitabel sein kann. Die Rückversicherungsbranche spekuliert demnach nicht auf das Ausbleiben von Katastrophen, sondern sie rechnet mit ihnen.

#stiftungenstärken.de: Wer emittiert CAT-Bonds, wie genau lassen sich die Renditequellen eines CAT-Bonds definieren?

Christoph Zitt: Bei der Emission eines CAT Bonds wird eine spezielle Zweckgesellschaft (Special Purpose Vehicle, SPV) gegründet. Diese schließt einen Rückversicherungsvertrag mit dem Sponsor oder Zedenten – in der Regel einem Erstversicherer oder Rückversicherer – ab. Ein wesentlicher Vorteil dieser Struktur ist die Minimierung des Kredit- und Zinsrisikos des Zedenten bzw. Anlegers. Die Verluste für die Anleger sind auf den ausstehenden Nominalbetrag begrenzt. Während der Laufzeit – und bis zu einer möglichen Schadenzahlung des CAT Bonds – wird das eingezahlte Kapital typischerweise in US-Geldmarktfonds angelegt. Zwei Renditequellen speisen grundsätzlich den Coupon. CAT Bonds sind als variabel verzinsliche Anleihen (Floating Rate Note) strukturiert, deren Kapitalrückzahlung ausschließlich vom Eintritt einer bestimmten Naturkatastrophe abhängt. Der Coupon besteht aus zwei Komponenten:

  • Prämie für das Versicherungsrisiko (Risk Spread), die den Anleger für die Übernahme des Katastrophenrisikos bezahlt.
  • Variabler Ertrag aus besicherten Anlagen (Collateral Yield), die von der Performance der Geldmarktfonds abhängt.

#stiftungenstärken.de: Wenn Stiftungen in CAT-Bonds investieren – in welches Segment begeben sie sich dann?

Christoph Zitt: CAT-Bond-Investoren stellen Versicherern oder Rückversicherern Kapital zur Verfügung und profitieren damit von der Kernkompetenz der Versicherer, ihre Prämien gewinnbringend zu kalkulieren. Das Rückversicherungsgeschäft beruht zu einem großen Teil auf der Zeichnung von Naturkatastrophenrisiken. Das bedeutet aber nicht, dass die Rückversicherer versuchen, durch eine wie auch immer determinierte Auswahl Naturkatastrophenrisiken zu vermeiden. Vielmehr erwarten und berücksichtigen sie den Eintritt von Katastrophen in ihrer Prämienkalkulation. Das Underwriting sieht eine Risikoprämie für die Deckung solcher Naturkatastrophen vor. Ein weiteres Charakteristikum der Rückversicherung ist die asymmetrische Verteilung der Erträge. Während seltene, jedoch signifikante Verluste aus Naturkatastrophen als sogenanntes „Tail-Risiko“ gemanagt werden müssen, treten positive Erträge häufiger auf, sind jedoch in der Regel geringer.

#stiftungenstärken.de: Überschwemmungen, Hurricanes, gewaltige Waldbrände – macht der Klimawandel CAT Bonds nicht zu risikoreich und damit für Stiftungen unattraktiv?

Christoph Zitt: Es verhält sich genau umgekehrt, der Klimawandel wirkt sogar als Wachstumstreiber. Versicherungsschäden stiegen über die letzten hundert Jahre erheblich an und werden weiter steigen. Haupttreiber hierfür sind nach wie vor der demographische und ökonomische Wandel (US-Küstengebiete, Verstädterung, Wohlstand, Wertekonzentration). Davon losgelöst stellt sich die Frage, ob mehr Naturkatastrophen passieren, die stark genug sind, entsprechende CAT Bonds zu triggern. Der Klimawandel bzw. die steigenden versicherten Schäden stellen einen Wachstumstrend dar, der zu einer steigenden Nachfrage nach Versicherungsdeckung führt. Dies wiederum schlägt sich in der Prämienentwicklung nieder. Die zentrale Frage lautet daher, ob die Risikomodelle, die kontinuierlich an die neuen Gegebenheiten angepasst werden, das effektive Risiko korrekt abbilden.

#stiftungenstärken.de: Werden die Risiken denn in Cat-Bonds gerecht abgebildet – oder landen eben gerade weniger attraktive, schlechte Risiken in den Anleihen?

Christoph Zitt: Der Begriff „schlechtes Risiko“ ist irreführend. Ein schlechtes Risiko ist ein nicht adäquat entschädigtes Risiko oder ein Risiko, das sich durch Modelle schlecht quantifizieren lässt. Informationsasymmetrie könnte die Ursache für eine nicht angemessene Entschädigung sein. In einer CAT-Bond-Struktur wird dies durch den Einsatz unabhängiger Parteien bei der Risikobewertung minimiert. Da sich viele CAT Bonds bei der Ermittlung der Schadenzahlung auf Faktoren stützen, die durch den Sponsor nicht beeinflusst werden können, z. B. Windgeschwindigkeiten oder Industrieschäden, werden Informationsasymmetrien weiter reduziert. CAT Bonds sind keine Asset Backed Securities-Struktur, da keine Hinterlegung mit Einzelpolicen stattfindet, sondern das Versicherungsbuch des Zedenten/Sponsors im Mittelpunkt steht. Daher ist das Risiko einer adversen Selektion ebenfalls ausgeschlossen. Aussagekräftig in diesem Zusammenhang ist auch, dass rund 10 % aller CAT Bonds wiederum von Rückversicherern gekauft werden.

#stiftungenstärken.de: Ist sichergestellt, dass Cat Bond-Investoren einen fairen Anteil an den Prämien erhalten?

Christoph Zitt: Diese Befürchtung spiegelt die Einschätzung wider, dass der Kapitalmarkt als letztes Glied in der Risikotransferkette keinen gerechten Anteil erhält, weil der Erstversicherer den höchsten Prämienanteil, der vom Versicherungsnehmer bezahlt wird, vereinnahmt, und alle nachgelagerten Ebenen deshalb weniger erhalten. Jedoch steht der Kapitalmarkt nicht zwingend hinter dem Rückversicherer: Heute werden ca. 75 % der CAT-Bonds von Erstversicherern begeben. Das heisst, dass der Kapitalmarkt im Naturkatastrophengeschäft eine Alternative zur traditionellen Rückversicherung darstellt. Darüber hinaus werden an jedem Glied dieser Kette Risiken aggregiert und ein Teil des aggregierten Risikos wird an den nachgelagerten Rückversicherer oder Kapitalmarkt ausgelagert.

Die Prämie für die Risikoübernahme wird auf jeder Stufe neu ausgehandelt und ist unabhängig vom Preis des Risikos auf anderen Stufen dieser Versicherungskette. Jeder Marktteilnehmer, der Risiko übernimmt, egal an welcher Stelle dies passiert, stellt sich immer die gleiche Frage, nämlich ob die Prämien im Einklang zum Risiko stehen und zu welchem Preis Deckungskapazitäten zur Verfügung gestellt werden sollen. Von daher ist es nicht ausschlaggebend, an welcher Position in der Kette ein CAT-Bonds angesiedelt ist – die Konditionen werden stets anhand des Risikos ausgehandelt.

#stiftungenstärken.de: Da sind wir beim zentralen Thema: Wie will man das Risiko von Naturkatastrophen berechnen, da diese ja nicht vorhersehbar sind – also wo genau es zu wie starken Überflutungen kommt oder wann ein Beben die Erde erschüttert?

Christoph Zitt: Es geht im Rückversicherungsgeschäft nicht um die Vorhersage von Naturereignissen – das kann niemand – sondern um die Ermittlung von Ereigniswahrscheinlichkeiten und der damit verbundenen Schäden. In Modellen werden dazu die bekannten Versicherungswerte theoretisch möglichen Ereignissen ausgesetzt. Diese Modelle werden laufend verbessert und mit den tatsächlichen Ereignissen rekalibriert, um die Differenz von modellierten und tatsächlich entstandenen Schäden so gering wie möglich zu halten. Bestehende Modellungenauigkeiten werden zudem über eine Vielzahl unabhängiger Risiken herausdiversifiziert.

Dass die Risikomodelle in der Rückversicherungswirtschaft funktionieren, kann man sehr gut am Geschäftserfolg der weltgrößten Rückversicherer Swiss Re und Munich Re sehen, die ca. 60 % des globalen Prämienvolumens auf sich vereinen. Würden diese Risikomodelle, die sowohl vom Zedenten als auch vom Investor eingesetzt werden, nicht funktionieren, könnte die Versicherungswirtschaft nicht seit Jahrzehnten erfolgreich – und das heißt in diesem Fall hochprofitabel – arbeiten. Außerdem: Die Risikomodelle werden herangezogen, um die Eigenmittelunterlegung der Versicherer zu kalkulieren. Das bedeutet, dass unabhängige Aufsichtsbehörden die Annahmen überprüfen.

#stiftungenstärken.de: Das gesamte Themenfeld CAT-Bonds scheint sehr komplex, wie können Stiftungen die Assetklasse CAT-Bonds verstehen?

Christoph Zitt: Das Rückversicherungsgeschäft per se, ungeachtet, ob es sich um traditionelle Rückversicherer oder den Kapitalmarkt handelt, also CAT Bonds, ist durch zwei wesentliche Fragen geprägt:

1.) Tritt ein Schadensereignis ein?
2.) Welche Prämien kann man am Versicherungsmarkt durchsetzen?

Mit anderen Worten, es geht um die Kompetenz, Prämien für die Risikodeckung zu errechnen. Die Rückversicherungswirtschaft spekuliert nicht auf das Ausbleiben von Naturkatastrophen, sondert rechnet mit Ihnen, denn es ist so sicher wie das Amen in der Kirche, dass große Schäden entstehen werden. Sie ist in der Lage, Risiken zu preisen (Prämienhöhe). Es geht um die Marge, die die Rückversicherungswirtschaft verdient, unabhängig ob viel oder wenig passiert. Es ist ein probabilistisches Geschäftsmodell, das keine Erwartungen oder News im herkömmlichen Sinne handelt, sondern sich mit Eintritts- und Schadenswahrscheinlichkeiten beschäftigt. Somit kann das Jahrhundertjahresereignis mehr oder weniger ad hoc eintreten. Daher ist der Zeithorizont dieser Anlageklasse langfristig ausgerichtet. Allerdings – und das verwundert umso mehr – ist die Amortisationszeit eher kurz im Verhältnis zu anderen Anlageklassen. Dies liegt am Umstand, dass die Prämien nach einem Großereignis abrupt steigen.

Bei der Durchsetzbarkeit von Prämien (Preiszyklizität) geht es um die Frage, ob die Rückversicherungswirtschaft den Preis bzw. die Prämie durchsetzen kann. Dies hängt davon ab, wie groß die Nachfrage nach Versicherungsdeckung ist, bzw. wieviel Deckungskapazitäten zur Verfügung gestellt werden. Da eine Stiftung mit dem Kauf eines CATBonds die Kompetenz der Prämienkalkulation einkauft, muss sie nur noch zwei Überlegungen anstellen:

Die erste ist: Wie attraktiv ist die Risikokompensation im Verhältnis zu anderen Fixed Income Alternativen? Und die zweite: Welches Risikoprofil des Fonds passt zu mir? Dies geschieht anhand der Risikokennzahlen (Expected Loss und VaR (99%).

Es kann nachgewiesen werden, dass die Prämien in der Vergangenheit höher waren als die eingetretenen Schäden. Denn wäre das nicht so, gäbe es keine Versicherungsindustrie. Die Pleiten von Rückversicherer über die letzten hundert Jahre sind zudem sehr rar (denken Sie im Vergleich bitte einmal an die Banken). Fasst man diese Punkte zusammen, glaube ich, dass man zu Recht sagen kann, dass die Analyse von Aktien um ein Vielfaches komplexer ist aufgrund der großen Anzahl von Einflussfaktoren, die schwierige Ermittlung ihrer Wirkungskräfte und Interpendenzen. Ich hoffe, ich konnte erklären, dass CAT Bonds nicht wirklich komplex sind.

#stiftungenstärken.de: Sehen Sie die Dekorrelation zum Kapitalmarkt weiterhin als gegeben an?

Christoph Zitt: Eindeutig ja: Die Rückversicherungsbranche verfügt gegenüber dem Kapitalmarkt über zwei entscheidende Vorteile, die sich im fehlenden kausalen Zusammenhang zwischen Naturkatastrophenereignisse zueinander ausdrückt, wohingegen Finanzmarktereignisse häufig untereinander wechselwirken. Darüber hinaus ist die Korrelation von Naturkatastrophenrisiken und Finanzmarktrisiken nur schwach ausgeprägt. Dieser Sachverhalt führt zu einer stabilen und tiefen Korrelationseigenschaft, was die Diversifikationsqualität herkömmlicher Kundenportfolios wesentlich verbessert.

Das Diversifikationsversprechen von CAT Bonds wurde eindrücklich eingehalten, wie die Jahre 2001 (dot.com), 2008 (Finanzkrise), 2020 (Coronakrise) und 2022 (Ukraine und Inflation) aufzeigen. Auch Anfang April des lfd. Jahres – beim sog. „Orange Monday“, eine Anspielung auf die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump – zeigten sich CAT Bonds relativ unbeeindruckt. CAT Bond Investoren tragen zudem kein Konkursrisiko des Versicherers und die Zinsänderungsrisiken sind durch die Floater-Eigenschaft von CAT Bonds minimiert. Das Rückversicherungsgeschäft weist einen weiteren großen Vorteil auf: Kurze Amortisationszeiten nach dem Eintreten eines Schadenereignisses, da die Prämien in der Folge grundsätzlich stark steigen. Die strategische Allokation im Stiftungsdepot kann bis zu 5% betragen.

#stiftungenstärken.de: Warum werden CAT Bonds für Stiftungen immer interessanter?

Christoph Zitt: Stiftungen, die in das pure Rückversicherungsgeschäft investieren, profitieren von der Kernkompetenz der Versicherer, in dem sie über CAT Bond-Fonds Versicherungsdeckung bereitstellen. Seit 2001 erlauben die Fonds Investoren einen direkten Zugang zum attraktiven Rückversicherungsgeschäft und haben seitdem eindrücklich ihr Rendite- und Korrelationsversprechen eingehalten. Der demographische und ökonomische Wandel stellt wie auch der Klimawandel wesentliche Wachstumstreiber in der Versicherungsbranche dar und bietet weiterhin für Stiftungen attraktive Anlagemöglichkeiten. CAT Bond-Fonds bieten herausragende Diversifikationseigenschaften und nicht nur stabil tiefe Korrelationen. Weiterhin zeichnen sie sich durch kurze Amortisationszeiten nach dem Eintreten eines Schadensereignisses aus. Mit diesem Fonds stärken sie die Resilienz ihres Stiftungsportfolios und sollten meiner Meinung nach als fester Bestandteil der Strategischen Asset Allokation wahrgenommen werden.

Sehr geehrter Herr Zitt, vielen Dank für diese interessanten Einblicke.