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Warum wir in Deutschland mehr über Stiftungen und ihr Tun reden müssen

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Sich zu engagieren, in einem Verein, in einer Stiftung, in einer NGO, im Kindergarten, ist für viele Deutsche selbstverständlich. Dennoch hat das Ehrenamt gefühlt keine richtige Sichtbarkeit in der Öffentlichtkeit, über Stiftungen und deren Bedeutung für die Gesellschaft wird im Bundestag wie oft debattiert? Eben. Dabei ist es das Kennzeichen einer starken Demokratie, dass ihr ein starker Stiftungssektor innewohnt. Umso wichtiger ist, dass wir alle mehr über Stiftungen wissen und über das reden was sie tun. Denn das was sie tun, ist mehr als einfach nur gesellschaftlicht relevant.

Was Stiftungen für Deutschland leisten, lässt sich in Zahlen kaum ermessen. Es heißt immer, der Sozialstaat wäre der Kitt der Gesellschaft, mindestens so wichtig ist aber das Stiftungswesen. Denn der Sozialstaat alimentiert Menschen, macht sie bewusst unfrei, bewilligt Sozialleistungen in Prozessen, die mit intransparent und unfair noch gelinde umschrieben sind. Stiftungen hingegen sind ein Hort der Freiwilligkeit. Jeder, der ehrenamtlich in einer Stiftung arbeitet, dort eine Aufgabe übernimmt, macht dies aus eigenem Antrieb heraus. Stiftungsarbeit ist so etwas wie der Gegenpol zum sozialstaatlichen Handeln. Stiftungsarbeit ist dazu – und das wir gern unterschätzt – viel näher dran an den Menschen als ein Apparat, der sich zunächst einmal hinter grauen Fassaden oder unfassbar komplizierten Websiten verschanzt.

Stiftungen „produzieren“ Nähe zu Menschen

Diese Nähe zu den Menschen produziert ihrerseits natürlich auch wieder Nähe zwischen den Menschen, bringt Interaktionen hervor und stärkt das eigenverantwortliche Handeln. Davon brauchen wir in Deutschland, viel mehr. Immer nur zu fragen, was der Staat für Dich tun kann, das wird diesen Staat eines Tages ermüden und die Menschen, die den Staat fragen, enttäuschen. Weil sie keine Antworten mehr bekommen. Es ist viel mehr die Frage, was der Einzelne für den Staat bzw. das Allgemeinwohl tun kann. Hierbei spielen dann Stiftungen und Vereine eine extrem wichtige Rolle. Denn sie bauen die Brücken, ganz schnell Antwort auf die Frage zu finden, was ich als kleines einzelnes Menschenlicht für die Gesellschaft denn bitte schön tun könne.

Stiftungen müssen viel sichtbarer werden in der Gesellschaft

Jede Menge, so Stiftungen hier erkannt werden als jener Mechanismus, der die Ideen, Kontakte und Mittel aufnehmen und in Handeln ummünzen kann. Damit diese Brücke aber auch sichtbar wird, müssen Stiftungen ihrerseits mehr tun, um im gesellschaftlichen Diskurs sichtbar zu sein. Zugegeben es ist blöd, mit dem Finger auf Stiftungen zu zeigen, aber Stiftungen sollten nicht warten, dass mehr Menschen auf sie zukommen, sondern sich selbst ins Schaufenster stellen. Frage nicht, wann die Menschen auf Dich aufmerksam werden, sondern sieh zu, dass Du selber Thema bei den Menschen wird. Passiert genau das, wird es viel mehr Menschen geben, die in Stiftungen eine Heimat sehen, um sich zu engagieren. Um sich gesellschaftlich einzubringen, um der Alimentationsmaschinerie des Staates ein wirkkräftiges Gegengewicht entgegenzustellen.

Zusammengefasst

Wer sich heute mit den gesellschaftlichen Herausforderungen befasst, kommt an Stiftungen nicht vorbei. Denn die systemische Überforderungen des Sozialsstaates und des Sozialstaatsmodells ist überall mit Händen zu greifen. Der Sozialstaat ist für immer mehr bedürftige Menschen ein Gängelapparat, der um selbst zu überleben, immer mehr Gängelbänder ausrollen muss. Stiftungen können hier ein Gegengewicht bilden, indem sie einerseits Probleme lösen oder lindern, zum anderen aber dabei auch Menschen jedweder Couleur in ihrer Arbeit mit einbeziehen. Sie sind damit mehr Kitt für die Gesellschaft als jedes Zuschussgeld, dass es seitens des Staates gibt. Wir wünschen uns entsprechend, dass Stiftungshandeln mit dem Beginn des neuen Jahres viel sichtbarer für uns alle wird, und dass über das Engagement des Einzelnen von staatlichen Stellen etwa über das Steuersystem honoriert wird. Jüngst sprach ich mit der Chefin einer prominenten Stiftung genau darüber. Sie meinte, es bräuchte Steuerfreibeträge für alle, die zuhause pflegen oder in Stiftungen ehrenamtlich arbeiten. Das wäre ein systemischer Wandel. Genau diesen brauchen wir jetzt, denn auf eine Welt im Wandel darf niemand mit Stillstand reagieren. Auch Deutschland nicht.