Einer muss die Welt ja retten: Stiftungen

Stiftungs-Apéro der DZ Privatbank: Der Hidden Champ des Stiftungswesens

75
DZ-Apero
Lesezeit: 4 Minuten

Die Begriffe Mut und Machen stehen im Zentrum des Deutschen Stiftungstages 2025. Klar, dass diese beiden Begriffe auch den Stiftungs-Apéro der DZ Privatbank beherrschten. Angesichts des Keynote-Sprechers Dr. Florian Langenscheidt war vorgezeichnet, dass nicht Verzagen angesichts multipler Krisen angesagt ist, sondern Optimismus. Einer muss die Welt ja retten, warum nicht Stiftungen?

In Bayern gilt alles, was zum zweiten Mal stattfindet, als Tradition. Mit Hannover und Wiesbaden fanden die bisherigen Stiftungs-Apéros zwar nicht im Freistaat statt – die Veranstaltung sollte aber dennoch zum festen Inventar des Deutschen Stiftungstages gehören. Ein erster Schritt ist gemacht, denn der Event in der Casino-Gesellschaft in Wiesbaden zählte dieses Jahr zum aktuellen Programm.

DZ Apero

Genossenschaftlicher Finanzbereich als Hidden Champion

Während des einleitenden Talks, den Moderator Hans Fleisch –  Stiftungsexperte und ehemaliger Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen – mit Arasch Charifi (Vorstand Private Banking&LuxCredit DZ Privatbank) und Dr. Peter Hanker (Vorstand der genossenschaftlichen Stiftung Aktive Bürgerschaft) wurde deutlich, dass die DZPB ein Hidden Champion im Stiftungssektor ist. Hidden deshalb, weil das Engagement in der Fläche nicht sofort Aufmerksamkeit erregt. Aber für viele Stiftungen ist der genossenschaftliche Banksektor erster Ansprechpartner, wenn es um Gründung und Vermögensverwaltung geht, berichtete Hanker.

Stiftung Aktive Bürgerschaft

Mit der Stiftung Aktive Bürgerschaft sind die Genossen in der Fläche unterwegs und unterstützen kleinteilig. Man habe Kriterien entwickelt, um gelingende Bürgerstiftungen zu unterstützen. Charifi machte deutlich, warum der genossenschaftliche Sektor so guten Zugang findet: „Wir sind in der Fläche, dort wo sich auch sehr viele Hidden Champions als Weltmarktführer befinden.“ Viele seien das geworden, was sie sind, weil die örtlichen Volksbanken – und Charifi war souverän genug auch den öffentlich-rechtlichen Sektor, also die Sparkassen zu nennen – sie in frühen Stadien und zum Teil seit mehr als 100 Jahren finanziert haben. Aus dem Kreis dieser häufig noch immer als Familienunternehmen verfassten Gesellschaften mit Unternehmenspersönlichkeiten  würden sehr viele Stiftungen entstehen. „Diese Gründer vergessen die gute Zusammenarbeit nicht und wenden sich auch mit Fragen zur Stiftungsgründung häufig an unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort.“

Mut in der Vermögensanlage

Das hochkarätig besetzte Panel befasste sich unter dem Motto Mut mit der Vermögensanlage von Stiftungen. Dr. Reinhardt Kraft, Vorstand der Polytechnischen Gesellschaft Frankfurt, stellte deutlich fest: „Stiftungen benötigen Mut in der Vermögensanlage. Das bedeutet unter anderem mehr Aktien als bisher, aber auch Private Equity. Das sichert das Überleben Ihrer Stiftung.“ Dr. Katja Bär, Vorstand der Hans- und Ilse Breuer Stiftung, betonte, dass die viel zitierten 30% Aktienanteil nirgendwo geschrieben seien. Aus der Praxis weiß sie: „Es braucht Mut, die Vermögensanlage einer Stiftung weiterzuentwickeln.“ Heißt ganz konkret: Auch dem Thema KI in der Anlage müsse man sich stellen und es erwägen.

DZ Apero

Das leidige Thema Anlagerichtlinien

Keine Neuigkeit, man muss es immer wieder betonen: Um sinnvoll und rechtssicher zu investieren benötigt eine Stiftung eine klare Satzung mit klaren Anlagerichtlinien. Birgit Nupens, ehemals Stiftungsaufsicht Detmold und heute Stiftungsberaterin, berichtete aus der Praxis, dass es bei diesen Basics noch immer hakt: „Es gibt weiterhin sehr viele Satzungen mit fragwürdigen Formulierungen zur Vermögensanlage. Stiftungen müssen den Mut haben, ihre Satzungen zu ändern.“ In der täglichen Praxis habe sie gesehen, dass zum Teil hohe Summen auf Girokonten lagen: „Das führt Stiftungen natürlich nicht weiter.“ Rechtlich besteht keinerlei Hinderungsgrund, unterstrich nochmals Judith Mehren, Partnerin bei Flick, Gocke, Schaumburg. Schon vor der Stiftungsrechtsreform und der Business Judgement Rule waren Stiftungsgremien auf der sicheren Seite, wenn der Informations- und Abwägungsprozess hinreichend genau dokumentiert worden war.

Lücken im Setting

Mathias Semar, Leiter Wealth Management Lösungen der DZPB, berichtete, dass auch heute noch etwa 30-40% der Stiftungen, mit der eine neue Zusammenarbeit aufgesetzt wird, keine Anlagerichtlinien besitzt. Er wünschte sich so gesehen weniger Mut bei den Stiftungen. Bei seinen Ausführungen zur konkreten Umsetzung des Investitionsprozesses wurde deutlich, dass in den aktuellen permavolatilen Zeiten die Erfahrung des genossenschaftlichen Sektors im Zusammenspiel mit dem Wissen um die Wünsche von Stiftungen wichtiger Faktor des Erfolgs seien. Für Stiftungsexperte Dr. Stefan Fritz bedeutet Mut, dass Stiftungen ihre Ziele klarer und selbstbewusster formulieren und das dann auch überprüfen: „Das gilt bei der Geldanlage, aber auch bei der gesellschaftlichen Wirkung.“

Die Seele gestreichelt

Nach all den Fakten, Regularien, Beschwernissen und Obliegenheiten war es an Dr. Florian Langenscheidt, die Seele der Stiftungsvertreter zu streicheln und die Betonung auf Optimismus zu legen. Selbst Stifter, berichtete er vom Aufbau der „Children for a better world“ und stellte fest: „Die Stiftungsarbeit verschafft viel mehr Lust und Befriedigung als jeder Business Deal, auch wenn da viel mehr Nullen dranhängen.“ Zu wissen, Zehntausenden von Kindern geholfen zu haben, die Chance auf ein gelingendes Leben zu eröffnen, sei ein bewegende Erfahrung. Er nutzte die Gelegenheit, den Stiftungsvertretern für deren Wirken zu danken. Denn Dank sei neben Gefühl für Engagement, Empathie, Mut, Optimismus und langem Atem ein ganz wichtiger Wesensteil für Stiftungsarbeit.

Zusammengefasst

Ein besserer Einstieg als den DZ-Apéro in den Deutschen Stiftungstag ist kaum vorstellbar: Von der tollen Location der Casino-Gesellschaft über die wichtigen Einschätzungen der Experten bis hin zum mutmachenden Impuls Langenscheidts hat alles gepasst.