„Etwas mit Sinn“, gern kombiniert mit „etwas mit Menschen“ – diese beiden Wünsche stehen oft am Anfang einer Berufswegeplanung, die das Ziel „arbeiten bei einer Stiftung“ hat. Für viele Bewerberinnen und Bewerber jedoch wirkt der Weg zum ersehnten Stiftungsjob nebulös. Wer „Konditor“ oder „Betriebswirt“ werden will, dem ist der Ausbildungsweg klar vorgezeichnet. Wie aber qualifiziert man sich für die Arbeit bei den „Sinn-Stiftern“? Wir haben die wichtigsten persönlichen und fachlichen Voraussetzungen zusammengestellt.
Mehr als 23.000 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts existieren in Deutschland. Dazu kommen Stiftungen anderer Rechtsformen. Dass Stiftungen die passende Antwort auf berufliche Sinnsuche sein können, zeigt die Analyse der thematischen Stiftungszwecke: Mehr als die Hälfte widmet sich dem Thema „Gesellschaft“ (52,1 %), gefolgt von „Bildung“ (34,7 %), „Kunst und Kultur“ (31,8 %), „Wissenschaft“ (24,4 %) sowie „Gesundheit und Sport“ (20,1 %) (Quelle: https://bit.ly/3ndqjly).
EIN PAAR DINGE BRAUCHT ES FÜR DEN STIFTUNGSJOB
Was aber qualifiziert für die Arbeit bei der Stiftung, die einer politischen Partei nahe steht, die gemeinnützig dem Umweltschutz oder einem sozialen Zweck dient? Zunächst zählt eine Qualifikation, die auch für privatwirtschaftliche oder staatliche Arbeitgeber gilt: Wer schon im Geschäft ist, bevor dieses losgeht, der hat einen Pluspunkt – „Stallgeruch“ wirkt, auch im zivilgesellschaftlichen Sektor.
„STALLGERUCH“ IST AUCH BEI STIFTUNGEN GEFRAGT
Die Gründe hierfür sind die gleichen, die auch für Unternehmen oder Behörden als Arbeitgeber gelten: Wer eine zum Stiftungsziel passende Aus- bzw. Vorbildung, eventuell garniert mit einschlägiger Berufserfahrung mitbringt, hebt sich dadurch von der Kandidaten-Konkurrenz ab. Das gilt für die Umweltwissenschaftlerin oder -pädagogin, die ihr Bewerbungs-PDF an eine Umweltstiftung schickt ebenso wie für den fertig ausgebildeten Lehramtsreferendar, der sich bei einer Bildungsstiftung bewirbt.
Gleiches gilt für den Sportwissenschaftler, der sein Glück bei einer Stiftung versucht, die den Sport fördert. Stiftungen fördern Projekte ihres jeweiligen Themengebiets – eine inhaltliche Nähe in Form passender Berufserfahrung oder Ausbildungen belegt da nicht nur fachliche Eignung und Interesse bzw. Motivation eines Kandidaten. Sie lässt zudem erwarten, dass der neue Mitarbeitende die Ziele der Stiftung gut nach außen vertreten kann.
PRÄSENTIEREN, KOMMUNIZIEREN, AKQUIRIEREN – SOFT SKILLS FÜR DAS STIFTUNGSWESEN
Stiftungspersonal ist oftmals auch „Aushängeschild“ seiner Organisation. Dies bedingt, dass Mitarbeitende kommunikations- und präsentationsstark sein sollten – ein Grund dafür, dass bei Stellenbesetzungen auch Medien-, Geistes- und Sozialwissenschaftler gute Chancen haben, wenn das sonstige Qualifikationsprofil stimmt. Im Non-Profit-Sektor arbeiten Menschen mit Menschen, was zu den Schlüsselkompetenzen der Absolventinnen und Absolventen dieser Studienrichtungen passt. Je nach Position kann auch das Werben von Drittmitteln zu den Aufgaben gehören – wer da über nachweisbare Akquise-Erfahrungen aus früheren Berufswelten verfügt, ist im Vorteil.
PROJEKTMANAGER, KAUFMÄNNISCHER ALLROUNDER UND ÖFFENTLICHKEITSARBEITER GEFRAGT
Der Großteil der Stiftungen ist vergleichsweise klein, das heißt verfügt über ein Vermögen von weniger als einer Million Euro. Dies führt dazu, dass fachlich interdisziplinär aufgestellte Bewerber gern gesehen sind: Das ist nicht anders als bei kleinen Unternehmen der Privatwirtschaft, in denen bspw. auch schon einmal die Leiterin der Finanzbuchhaltung „nebenher“ für Teile des Personalmanagements zuständig ist. Bezogen auf Stiftungen bedeutet dies: Kaufmännische Allrounder, die Grundkenntnisse im Marketing, der Budgetverwaltung, dem Stiftungsrecht oder der Gestaltung von Verträgen mitbringen, sind gefragte Kandidaten. Gesucht werden oft auch PR- bzw. Öffentlichkeitsarbeitsexperten, Projektmanager und Fundraiser.
AKQUISE MIT SINN: FUNDRAISING BEI STIFTUNGEN
Wer für das Thema seiner Stiftung brennt, kommunikativ stark und einfühlsam ist, der verfügt in der Summe oft über die nötige Überzeugungskraft, um Geld- oder Sachmittelspenden für die eigene Organisation zu sammeln. Die Instrumente dafür reichen von Direktmarketing-Mailings bis hin zum Ausrichten von Spendengalas, können also auch Eventmanagement umfassen. Da es keinen staatlich reglementierten Zugangsweg gibt, bauen Fundraiserinnen und Fundraiser ihr Qualifikationsprofil meist aus Learning by Doing auf, das zu einschlägiger Berufserfahrung führt, und würzen dies mit entsprechenden Ausbildungen. Für letztere haben sich eine Reihe von Anbietern und Zertifikaten etabliert. Eine Übersicht passender Basisausbildungen, fundraisingnaher Ausbildungen und Spezialisierungen bietet die Seite https://sozialmarketing.de/fundraising-lernen.
DER EINSTIEG ALS TRAINEE
Manche Stiftungen bieten auch Praktika, Hospitanzen oder Traineestellen als Einstiegsoption an, bspw. adressiert an Studierende oder frisch gebackene Akademikerinnen und Akademiker. Über die entsprechenden Angebote informiert man sich am besten direkt bei der jeweiligen Stiftung, die dann in der Regel eine entsprechende Webseite in ihrem Karriere-Portal vorhält – wie etwa die Robert Bosch-Stiftung unter https://bit.ly/3qKSwmc. Eine umfangreiche Datenbank zur Stiftungssuche bietet der Bundesverband Deutscher Stiftungen unter https://stiftungssuche.de.
STELLENBÖRSEN FÜRS STIFTUNGSWESEN
Eine Online-Jobbörse für Stiftungen bietet der Bundesverband Deutscher Stiftungen unter https://www.stiftungen.org/jobs.html. Alternativ können Interessierte auch die Job- bzw. Karriere-Rubriken der Stiftungen direkt ansteuern, über den o. g. Link zur Stiftungssuche des Bundesverbands. Ebenfalls gibt es beispielsweise mit talents4good oder der AVAG International Unternehmen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Mitarbeiter und Führungskräfte für Stiftungen im Speziellen und Gemeinnützige im Allgemeinen zu finden und für eben jene Organisationen zu rekrutieren.
Über eine spezielle Qualifikation übrigens freuen sich die stiftungsinternen Recruiter zwar, erwarten sie meist aber nicht ernsthaft zwingend: praktische Vorerfahrung bei einer anderen Stiftung. Der Grund: Die Jobs bei den Sinn-Stiftern sind zu beliebt, als dass man sie ohne Weiteres wieder aufgeben würde. Die Fluktuation ist überschaubar: Wer einmal „drin“ ist, der bleibt es meist.
ZUSAMMENGEFASST
Der Stiftungsjob ist für viele gerade jüngere Bewerber einer, der irgendwie stimmig erscheint. Der Job hat einen tieferen Sinn, über ihn lassen sich Lösungen für gesellschaftliche Probleme miterarbeiten, und die Tretmühle, so es denn eine gibt, dürfte weniger frequent zu treten sein als in der freien Wirtschaft. Daran ist sehr Wahres, aber gleichzeitig sind diese Jobs in Stiftungen oder auch Vereinen rar gesät. Es braucht dann eine Mischung aus Stallgeruch, Qualifikation, Motivation, Hingabe und auch Durchhaltewillen, um einen der Stiftungsjobs zu ergattern. Und eine Portion Verzicht ist auch mit dabei. Das alles wird jedoch überstrahlt vom Sinn-Aspekt, der strahlt für immer mehr Jobsuchende einfach heller.