Als wir die Idee für den Virtuellen Tag hatten, war das noch in einer Welt vor Corona. Der persönliche Austausch fand auf Veranstaltungen statt, man traf sich, besprach sich, der virtuelle Raum war einer zum Arbeiten, aber keiner für Events. Für das Konzept zum Virtuellen Tag für das Stiftungsvermögen wurden wir belächelt, „so was braucht kein Mensch“, hieß es. Das ist 6 Monate her. Mittlerweile ist die Welt eine in der Corona-Krise und nach dem Corona-Crash, und plötzlich sind virtuelle Events spannend. Dabei haben wir 6 Dinge gelernt, die wir mit Stiftungen teilen möchten.
Wenn heute eine Stiftung ein Event organisiert, dann dürfte das kein einfaches Unterfangen sein. Stiftungen sind ja als Eventveranstalter versiert, viele veranstalten zahlreiche Events pro Jahr, manche wiederum überlegen sich, ob sie eine Veranstaltung im digitalen Raum durchführen möchten oder nicht. Für alle Stiftungen gilt dabei, dass physische Veranstaltungen derzeit nicht oder kaum durchführbar sind, und dass mit den Verboten oder Einschränkungen allerlei Unsicherheit bezüglich der Planung verbunden ist. Ein digitales Event hat daher den Charme, dass es von solchen Parametern unbenommen bleibt, aber es sind auch einige Dinge, die es dabei zu beachten gilt. Für unseren Virtuellen Tag für das Stiftungsvermögen ging das schon los, als wir uns für das Format zu entscheiden hatten. Lassen wir Webinare aufeinander abfolgen, oder filmen wir Diskussionen live im Studio, das waren Fragen, die auftauchten. Wir entschieden uns für den Stream, denn Stiftungen ganz einfach über einen Klick auf Rechner, Handy oder Tablet verfolgen können. Aber aus Stiftungssicht dürften es zunächst andere Erkenntnisse sein, die für ein virtuelles Event sprechen.
1) SCHLANKNESS
Ein virtuelles Event ist schlank, und zwar sowohl für Veranstalter als auch für Besucher. Der Veranstalter spart sich viel Aufwand für Location und Catering, der Besucher muss sich allenfalls registrieren und kann dann die Inhalte einfach an Rechner oder Handy nachverfolgen, dort wo er sich eben gerade aufhält. Es spart ihn Reisen-, Aufenthalts- und Anmeldekosten, in der Regel kommt hier schon ordentlich was zusammen. Ebenfalls bewegt sich der Besucher weitestgehend anonym auf der Veranstaltung und muss sich keine Gespräche aufzwingen lassen. Das mag für Stiftungsverantwortliche ein ganz ordentlicher Vorteil eines digitalen Events sein.
2) AUFHÄNGER
Ein virtuelles Event braucht einen Aufhänger. Ohne einen klar definierten Aufhänger, ohne ein klares Profil also, dürfte ein digitales Event nur wenig Interesse erzeugen. Es muss der Nutzen bzw. der Nutzwert für den Besucher im Vordergrund stehen, die Nutzwerte sind im Internet das, worum es sich dreht. Der Aufhänger orientiert sich immer am Ziel der Veranstaltung, was ich also erreichen möchte. Wir mit unserem virtuellen Tag für das Stiftungsvermögen möchte Stiftungen die Kapitalanlage betreffend präparieren und inspirieren, mit konkreten Anregungen. Darum geht es uns, und um diesen Aufhänger herum haben wir den #VTFDS2020 konzipiert und gefüllt.
3) INHALT
Eng mit dem Aufhänger verbunden ist der Inhalt. Ohne gute Inhalte ist heute alles nichts. Einfach nur etwas vorstellen oder verkaufen, das wird nicht funktionieren, auch Stiftungen würden sich mit solch einem Setup sehr schwertun. Der Inhalt steht an erster Stelle, und hier sind es die Protagonisten, mit denen man das Programm bestreiten will. Einfach nur irgendjemanden irgendwas erzählen zu lassen, das zieht keinen Besucher an den Rechner. Daher braucht es Referenten, um die herum man die Inhalte konzipiert. Und bei diesen Inhalten stehen die Nutzwerte im Vordergrund allen Bemühens. Außerdem gilt es, unique Inhalte zu schaffen. Es gibt ja derzeit Webinar an Webinar von Finanzhäusern, hier ist man nach dem sechsten Webinar geschafft, weil die Einschätzungen der vorherigen fünf Webinare komplett ins Gegenteil verkehrt wurden. Hier erkennen Sie den Fehler rasch. Es stand nicht der Nutzer im Fokus, sondern das Verbreiten der Information.
4) KOMMUNIKATION
Auch ohne Kommunikation vorab ist heute alles nichts. Auch eine Stiftungsveranstaltung sollte vorab etwas Welle machen, es sollten Pressemitteilungen versandt und andere Multiplikatoren gefunden werden. Vor allem aber sollte der potentielle Besucher relativ oft etwas zum Event hören. ZU warten, dass die Ankündigung allein schon Nutzer auf die Seite ziehen wird, ist im Internetzeitalter ein Irrglaube. Entsprechend braucht es auch noch den einen oder anderen Euro, den ich ggf. in gezielte Internetwerbung einbringen kann, denn der Charme des Internets ist ja, dass ich Nutzer ggf. gegen Aufpreis ziemlich genau ansprechen kann.
5) MICROSITE
Jede Veranstaltung braucht, wenn sie relevant sein soll, eine eigene Microsite. Dort sind alle Programmpunkte und weiteren Informationen enthalten. Zum #VTFDS2020 haben wir www.vtfds2020.de eingerichtet, dort sind alle Programmpunkte, Referenten und sonstigen Inhalte zur Veranstaltung hinterlegt. Derlei ist wichtig, weil die Veranstaltung dann direkt ein anderes Relevanzlevel erreicht, und für eine Stiftungsveranstaltung, die ja öfter stattfinden sollte, ist solch eine Microsite auch eine weitere Referenz im Netz. Die Microsite zum Event hat auch den Vorzug, dass sich Nutzer schon mal auf Ihrem Internetauftritt verlieren, sie also insgesamt sichtbarer werden mit Ihrer Stiftungsarbeit.
6) NACHBEREITUNG
Kein Event ohne Nachbereitung. Die Schwächen an vielen Events sind ja, dass sie stattfinden und der Besucher dann nie wieder was vom Veranstalter hört. Genau hier sollten Stiftungen ansetzen und die Inhalte der Veranstaltung im Nachhinein verfügbar halten. Für den #VTFDS2020 werden wir alle Inhalte in kleinen Portionen für Stiftungen bereithalten, und diese Inhalte auch vertextlichen, einfach weil die Anregungen für die Praxis nachhallen sollen, und weil es uns ein Anliegen ist, Stiftungen hier über den Tag hinaus effektiv zu unterstützen. Nachbereitung setzt aber Ressourcen voraus, das ist mir jetzt schon klar, und diese sollten schon vorab entsprechend einkalkuliert werden. Denn wer die Nachbereitung vier Wochen nach dem Event beginnt, der verschenkt schon ordentlich etwas von dem Momentum, was ein Event für eine Stiftung durchaus aufbauen kann. Natürlich, wir wissen auch nicht, ob unser Ansatz für den Virtuellen Tag für das Stiftungsvermögen so verfängt wie wir uns das wünschen, entsprechend lässt sich nicht sagen, ob Stiftungen ihre Events gänzlich im virtuellen Raum stattfinden lassen sollten. Denn am persönlichen Gespräch kommen Stiftungen nicht vorbei, dies steht über Allem. Aber es durchzudenken, ob hier und da solch ein virtuelles Event nicht vielleicht sogar mehr Mehrwert stiftet als ein konventionelles, das kann auch post-Corona sinnvoll sein. Darauf heben auch einige der ReferentInnen und UnterstützerInnen des #VTFDS2020 ab.

Birgit Nupens
Bezirksregierung Detmold, Stiftungsaufsicht
„Digitale Austauschformate können im Zeitalter der Digitalisierung ein Medium der Zukunft sein, denn schon Franz Kafka sagte Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.“

Thomas Schiffelmann
Leiter Marketing Handicap International
„Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern sie macht es Stiftungen möglich, sich professioneller und zeitgemäßer zu organisieren. Digitale Formate wie der #VTFDS2020 helfen Stiftungen zudem mit konkreten Anregungen für die Praxis. Diesen Transfer braucht es, und deshalb sind wir hier mit dabei.“

Ruth Williams
Generalsekretärin Verband für gemeinnütziges Stiften
„Gemeinnützig aktive Stiftungen sind unverzichtbare Partner*innen für den dritten Sektor. Dabei sind sie teils selbst und mit ihren Mitarbeiter*innen von den Auswirkungen der Pandemie betroffen. Angesichts der Lage auf den Kapitalmärkten herrscht auch Sorge um den Vermögenserhalt und damit einhergehende Handlungsfähigkeit bei der Weiterführung von Unterstützungsleistungen. Umso wichtiger ist es mit vereinten Kräften das Thema Stiftungsvermögen zu beleuchten und gemeinsam nachhaltige Lösungen weiterzudenken.“

Larissa Probst
Geschäftsführerin Deutscher Fundraising Verband
„Nachhaltiges Fundraising zu unterstützen und umzusetzen sichert die Zukunft des gemeinnützigen Sektors. Hierbei spielt die digitale Welt eine große Rolle, weshalb auch Initiativen wie der #VTFDS2020 so wichtig sind.“

Manfred Wieland
Gründer Stiftung Nextgen
„Digitalisierung ist ein Zukunftsmodell auch für Stiftungen. Die damit verbundene Transparenz und Unterstützung des Managements speziell auch für Vermögensfragen führen zu einer Veredelung der Stiftung. Daher sind wir beim #VTFDS2020 mit an Bord.“
ZUSAMMENGEFASST
Digitale Events oder Events im virtuellen Raum hatten bis vor 6 Monaten kaum eine Chance, überhaupt in die Denkräume von Stiftungen durchzudringen. Und ganz ehrlich: Mir ging es ganz ähnlich, ein virtuelles Event war für mich plastikhaft und etwas Künstliches, das was es an Effektivität zu viel hat, hat es an Emotionalität zu wenig. So dachte ich jedenfalls, weil ich auch exakt dieses Feedback zum Konzept für den #VTFDS2020 bekommen hatte. Sechs Monate später ist die Welt eine andere, sie ist eine, in der auch Stiftungen den Charme digitaler Events zu schätzen lernen und verstehen, dass solche Formate aus anderen Beweggründen heraus ein sehr griffiges Werkzeug etwa in der Spendergewinnung für sie sein können. Die 6 Dinge, die wir gelernt haben, stellen zwar schon gewisse Hürden dar, andererseits wachsen auch Stiftungen an ihren Herausforderungen.