Die Stiftungswebsite

Erweitertes Impressum oder lebendiges Schaufenster?

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Schaufenster Stiftungswebsite
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Es gibt im Internet ganz viele Checklisten, was eine gute Website ausmacht, und was eine gute Website zu einer sehr guten Website macht. Diese Checklisten besagen, man solle Bilder verwenden, seinen Nutzer kennen, mit Optik beeindrucken sowie aktuell und schnell sein. Für die Website sollte derlei beherzigt und berücksichtigt werden, Stiftungswebsites haben demgemäß mancherorts Nachholbedarf.

Viele Stiftungswebsites sind weder aktuell noch modern, und sie haben auch das Problem, dass die Stiftungen sie eher für sich als für den Adressaten, Nutzer oder Besucher machen. Das mag früher gut gewesen sein, und die Rechtfertigung einer Website leitet sich ja immer noch gerne aus dem „weil es andere auch machen“ ab, aber das greift zu kurz. Gehen Sie doch mal durch die Stadt und überlegen Sie, an welchem Schaufenster Sie stehenbleiben. An solchen, die lieblos Dinge nebeneinanderstellen oder bei solchen, die mit Herzblut, Ideen und mit Handwerk lebendig gestaltet sind – und die im Optimalfall noch eine Geschichte erzählen. Mir geht es oft so, dass mich Schaufenster zum Einkaufen einladen, weil sie ansprechend dekoriert sind, weil sie mir suggerieren, hier würde ich etwas Passendes finden. Preise oder Ähnliches sind für die Aktion, zu der das Schaufenster auffordern möchte, dann schon keine Hürde mehr. Und ganz ähnlich verhält es sich mit dem Prinzip hinter einer Website.

TÜFTELN GEHÖRT ZUM HANDWERK

Was meinen Sie wie lange wir getüftelt haben, bis die Farbsprache, die Bildsprache, die Inhalte fixiert waren, wir wussten, was wir auf unserer Plattform „bringen“. Den Blog hier haben wir nicht aus einer Laune heraus aufgesetzt, sondern weil er die logische Ergänzung zu unseren Aktivitäten war, aber weil wir auch bereit waren, diesen entsprechend zu befüllen. Wir haben uns eine Bildsprache überlegt, die Bilder mit einer typischen Patina versehen, Grafik-Elemente entwickelt, zwei Themenfelder festgesetzt und eine Frequenz, mit der wir diese mit Bestandteilen befüllen.

Genau das sollten Stiftungen auch machen, wenn ihre Website leben soll. Hier gibt es kein Können oder Wollen, es gibt nur das Müssen, wenn die Website eben jenes Schaufenster sein soll, die Nutzer zum Verweilen anlockt. Stiftungswebsites brauchen diese Lebendigkeit, die Liebe zum Detail, diese klare Sprache, und auch das menschliche Element, damit sie beim Nutzer verfangen. Hierzu gehören dann Bilder, kurze Texte, starke Überschriften, vielleicht ein Podcast oder ein Video, ein paar Links, eben alles was ein Nutzer heute erwartet.

EINE STINKANGWEILIGE WEBSITE MIT SPENDENBUTTON BLEIBT EINE STINKLANGWEILIGE WEBSITE

Man muss eine Website konsequent vom Nutzer her denken, und nicht von sich selbst aus. Genau das aber ist in meinen Augen die Hürde, das in vielen Stiftungen immer noch gefragt wird, ob man eine Website wirklich brauche, wenn einer was wolle könne er ja anrufen – so wie in den vergangenen Jahren auch schon. Vom Nutzer her denken ist einfach diese andere Perspektive, zu erahnen, was ein Nutzer auf einer Website suchen könnte, was ich animieren könnte, zu spenden.

Eine stinklangweilige Website mit Spendenbutton bleibt eine stinklangweilige Website. Wenn da nix ist was einladend daherkommt, wird sich ein Besucher nicht zum Spenden animieren oder aktivieren lassen. Oder kaufen Sie gerne in einem heruntergekommenen Kaufhaus, dessen Wände den Duft der 70er atmen und dessen Deko nur einmal im Jahr getauscht wird? Eben. Dort kaufen sie nicht ein, und wenn eine Website diesen Charme verströmt, dann bleibt da kein Nutzer „hängen“.

ZEIGEN SIE DIE MENSCHEN DAHINTER

Vom Nutzer her denken heißt aber auch, nicht nur etwas zu verkaufen sondern auch authentisch zu sein. Eine Website ist dann authentisch, wenn man erfährt, wer dahintersteckt, und genau hier liegt ja eines der wichtigsten Alleinstellungsmerkmale einer Stiftung. Sie wird geprägt und gelenkt von Menschen, die intrinsisch motiviert sind und die sich zumeist ehrenamtlich engagieren. Diese Menschen sind das Pfund der Stiftung, diese Menschen sind das, weswegen ein Interessent in Kontakt kommt mit einer Stiftung, diese Menschen sind das Kapital einer Stiftung.

Damit dieses Kapital gehoben werden kann, sollte auf der Website dem Faktor Mensch viel mehr Raum gegeben werden als in den meisten Fällen. Natürlich sind die Projekte wichtig, und sie sind die Existenzberechtigung einer Stiftung, aber die Menschen in der Stiftung realisieren diese Projekte, sie füllen diese mit Leben, und deshalb gehören sie auf die Website – mit all ihren Facetten, mit all ihren Ideen, mit ihrem Antrieb, der sie ehrenamtlich tätig sein lässt. Leider wird den Menschen „hinter der Stiftung“ häufig zu wenig Raum gegeben. Schöne Bilder, O-Töne, Zitate, Collagen, Gruppenmontagen, all das ist einfach zu bewerkstelligen und gehört heute und erst recht morgen auf eine moderne Website.

ZUSAMMENGEFASST

Wenn sich eine Stiftung ihre Website anschaut, dann sollte sie sich immer fragen, ob sie hier spenden oder anderweitig aktiv werden würde. Vielleicht hilft ein Beispiel aus dem realen Leben. Vielleicht hilft die Frage, bei wem sie etwas kaufen. Diese Frage treibt mich immer um, denn ich kaufe bei Menschen. Ein Verkäufer, der mich nur anraunzt und mich ignoriert, der mir irgendwas bringt, nur nicht das was ich gerne hätte, der verkauft mir nix. Einer dagegen der sich bemüht, der ehrlich und authentisch ist, der verkauft mir das was ich brauche – und vielleicht noch a bisserl mehr. Mit einer Website ist es letztlich genauso, nur dass der Nutzer mit einem Klick die Website verlassen kann und für ihn das Angebot an Alternativen viel größer ist als im realen Leben. Web happens.