Biodiversität ist das nächste große Ding, dieser Satz blieb hängen vom StiftungsWiesnTalk im Rahmen der StiftungsWiesn No. 3. Gesagt hat diesen Satz Michael Dittrich, der Chef für die Kapitalanlagen bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, die ihren Sitz in Osnabrück hat. Von dort reiste er zur diesjährigen StiftungsWiesn an, seine Diskussionspendant Michael Succow fand den Weg aus Greifswald in die bayerische Landeshauptstadt. Mehr Umwelt- und Nachhaltigkeitskompetenz geht fast gar nicht, und was die beiden im Gespräch mitbrachten, taugte zum Denkanstoß – und für mehr. Unsere drei Lehren.
Gemeinsam mit Kathrin Succow, die seit Jahrzehnten im Stiftungsbereich „unterwegs“ ist in verschiedensten Aufgaben und Verantwortungen, entstand auf dem Deutschen Stiftungstag in Berlin in diesem Jahr die Idee, von der StiftungsWiesn eine inhaltliche Botschaft ausgehen zu lassen. Was lag da näher als das Thema Klimwandel zur StiftungsWiesn mitzubringen und hier zwei Perspektiven zu beleuchten. Michael Succow brachte jene stiftungspraktische Sichtweise mit, die er seinerseits seit Jahren lebt. So muss man es in seinem Fall sagen. Er war praktisch sein gesamtes Leben der Umwelt, der Natur, der Nachhaltigkeit verpflichtet, spürte Entwicklungen auf weit bevor erst wenige und dann die Allgemeinheit darüber sprachen. Er wies früh auf die Bedeutung der Moore für das Weltklima hin, den mit dem Verschwinden der Moore verbundenen Wasserstress – und war stets voller Tatendrang, Menschen das Wunderbare der Natur näherzubringen. Seine Succownauten, mit denen er im Grünen kampiert, sind eine dieser Aktivitäten, die vor allem eines sind: beeindruckend.
StiftungsWiesn – die Impressionen:
Einige Eindrücke mehr der StiftungsWiesn No. 3 finden Sie auf www.stiftungswiesn.de.
Lehre Nummer 1: Die Menschen tun zu wenig
Michael Succow wies die StiftungsWiesn-Gäste darauf hin, dass unser Planet unter Stress steht – und die Menschen zu wenig dagegen tun. In der Mongolei gebe es die letzten Steppengebiete, deren Böden eben genau nicht der landwirtschaftschaftlichen Durchnutzung presigegegebn würden. In Bayern hätten wir eine gute Wasserqualität, was eng mit dem Vorhandensein funktionierender Moore zusammenhinge. Wir Menschen tuen zu wenig, um hierauf aufmerksam zu machen und dafür zu kämpfen, dass etwas Moore erhalten oder wieder hergestellt blieben. Dann sagte er einen Satz, der uns alle beeindruckte: Was einmal weg ist, ist weg, die Biodiversität bringe ich nicht zurück. Es gebe, so Michael Succow, Kipppunkte, ab denen Ökosysteme in sich zusammenfielen. Der Wegfall der Biodiversität sei einer davon – und wir seien nicht mehr weit davon entfernt.
Michael Succow rüttelt auf
Es war uns eine besondere Freude und Ehre, dass Michael Succow, einer der Vordenker und Vorreiter für Umweltbelange in Deutschland, Stifter der Michael Succow Stiftung, beim StiftungsWiesnTalk Rede und Antwort stand. Das was er zu sagen hatte, beeindruckte die StiftungsWiesn-Gäste nachhaltig, im wahrsten Sinne des Wortes, waren es doch klare, unaufgeregte, faktisch basierte Worte abseits temperierter Diskussionen. Wir sagen an dieser Stelle herzlich DANKESCHÖN, lieber Michael Succow!!!
Lehre Nummer 2: Biodiversität ist das nächste große Ding
Für Michael Succow hat Klimawandel also im Ergebnis einen maßgeblichen Einfluss auf die Biodiversität zur Folge, worin Michael Dittrich von Deutschen Bundesstiftung ihm beipflichtete. Biodiversität wird das nächste große Ding, ist er überzeugt, und nahm Stiftungen jedweder Coleur in die Pflicht, nicht nur Umweltstiftungen. Stiftungsexpertin Kathrin Succow, die den StiftungsWiesnTalk moderierte und deren Idee dieser StiftungsWiesnTalk war, wollte es dann genauer wissen, welchen gesellschaftlichen Kontext wir an dieser Stelle aufspannen. Es wird künftig Gemeinwohlaufgabe sein, sich um die Biodiversität zu kümmern, für Biodiversität zu streiten und Würdenträger für das Thema zu sensibiliserien.
Darin waren sich unsere beiden Stiftungsprotagonisten einig. Hierbei geht es implizit um den Menschen. Bricht diesem die Daseinsgrundlage weg, stellt das auch sein Dasein an sich in Frage. Wenn wir heute also Klimarettung postulieren, werden wir in Bälde den Erhalt der Biodiversität in die Mitte des Diskurses rücken müssen. Sowohl Michael Succow als auch Michael Dittrich wiesen dabei darauf hin, dass beim Thema Nachhaltigkeit immer noch sehr viel auf Deutschland geschaut würde, wir hier zu Recht vorangehen sollten – vielleicht sogar müssen. Aber wir müssten vorangehen mehr mit Tun, und weniger mit Reden.
Michael Dittrich gibt Einblick
Für Michael Dittrich, der sich seit 1992 um die Kapitalanlagen der Deutschen Bundesstiftung Umwelt kümmert und für deren erfolgreiche Entwicklung verantwortlich zeichnet, malte ein klares Bild davon, wie er klimapolitische Herausforderungen in konkrete Investments übersetzt. (Foto: forstory)
Lehre Nummer 3: Stiftungsvermögen nachhaltig zu investieren ist ein Weg…
Natürlich hat der Klimawandel auch praktische Implikationen für die Kapitalanlage einer Stiftung, hier gab Michael Dittrich den StiftungsWiesn-Gästen einen Einblick. Für ihn ist es seit 1992 die Aufgabe, Nachhaltigkeit bzw. das Rahmenwerk dazu in Kapitalanlagen zu übersetzen. Michael Dittrich schilderte dies auch als Weg, den man anfangen müsse zu gehen, bei dem man aber letztlich nie an ein Ende kommen würde.
Wir übersetzen das mal für uns: Jene, die Stiftungen vorwerfen, sie würden zu wenig machen, unterschätzen und ignorieren den Weg, den gerade die DBU bereits in der nachhaltigen Veranlagung ihrer Stiftungskapitalien gegangen sind. Michael Dittrich wies auf die Investments der Stiftung in die Erzeugung nachhaltiger Energien hin, aber auch zunehmend in den Bereich Transformation, unter den etwa das Thema Batterieladeinfrastruktur subsummiert werden kann. Michael Dittrich weiß genau wovon er spricht wenn er über Diverifikation spricht, aber eben auch was es heißt, den Fußabdruck der Kapitalanlage der Deutschen Bundesstiftung Umwelt immer noch nachhaltiger, im Sinne der Biodiversität immer noch in die richtige Richtung zu entwickeln.
Deutschland und seine internationale Rolle
Für den zweiten Teil des StiftungsWiesnTalks mussten wir uns in die Kanzleiräume begeben, da ein Baggerfahrer nebenan hartnäckig Überstunden anhäufen wollte. Die Diskussion setzte sich also im privateren Rahmen fort, Michael Succow und Michael Dittrich wussten trotzdem, für Biodiversität und den Erhalt dergleichen sowie die Rolle Deutschlands hierbei zu sensibilisieren. Den Diskussionsleitfaden verfasste Stiftungsexpertin Kathrin Succow. (Foto: forstory)
Zusammengefasst
Würden wir den StiftungsWiesnTalk auf den Punkt bringen würden wir es so sagen: Wir sind das Klima und die Biodiversität betreffend an einem kritischen Punkt, tun als Menschheit im Bewusstsein dessen zu wenig, um dem entgegenzuwirken. Stiftungen können hier über Arbeit auf der Projektseite und der Sphäre Kapital einen erheblichen Beitrag leisten, vor allem um die Menschen zu erreichen und auch um ein Umdenken etwa beim Managen des Stiftungsvermögens anzustoßen. Allein, sie werden die Welt nicht retten können.
Dennoch gingen wir mit einem guten Gefühl zum StiftungsWiesn-Anstich über, denn das Gefühl, dass es Menschen wie Michael Succow und Michael Dittrich gibt, die Hebel in die richtige Stellung bringen können, macht Hoffnung. Für Michael Succow sind es denn auch die jungen Menschen, die ihm Hoffung geben. Ja, sie kleben hier und da an zu idealistischen Bildern, aber ihre darunterliegende Absicht passt ins Heute und erst Recht im Morgen – und in diesem gedenken wir ja zu leben.