Mit dem Carmignac Private Equity Evergreen-Fonds besitzen Stiftungen die Möglichkeit, in ein breit diversifiziertes PE-Portfolio zu investieren. Wie der Fonds funktioniert, welche Vorteile der Fokus auf Secondaries bringt und wie sich der Markt entwickeln dürfte erläutert Carmignac-Fondsmanager Edouard Boscher.
Exit sorgt für hohe Rendite
Im ersten Quartal 2025 war die Performance des Carmignac Private Evergreen-Fonds positiv. Diese Performance ist vor allem auf die Wertsteigerung des Portfolios von Project Luigi zurückzuführen, einer Limited Partner- (Kommanditist-) geführten Secondary-Transaktion, bei der der Fonds 12 mittelständische Unternehmen aus zwei von FSI verwalteten Fonds erworben hat, sowie von Project Archimed, einer weiteren LP-geführten Secondary-Transaktion, die bilateral mit dem Verkäufer vereinbart wurde und den Erwerb eines ausgewählten Portfolios von 15 Unternehmen beinhaltet, die von einem bekannten französischen GP, Naxicap, verwaltet werden. Die positive Wertsteigerung von Project Luigi umfasste einen realisierten Exit, der für den Fonds eine Rendite von gut 300% erzielte.
Die Ergebnisse des ersten Quartals sind auch auf den Abschluss von zwei neuen Gelegenheiten zurückzuführen, einer sekundären und einer direkten Ko-Investition: Das Projekt Bernabeu setzte den Erwerb von 24 Fondsbeteiligungen, die von renommierten Managern in Europa und den Vereinigten Staaten kontrolliert werden, um. Das diversifizierte Portfolio von 121 zugrundeliegenden Unternehmen und der attraktive Übernahmepreis (18% Abschlag auf den Nettoinventarwert bei Abschluss) sind zwei der Hauptmerkmale dieser Transaktion.
Auch direkte Investments getätigt
Mit AHEAD7 wurde ein schnell wachsendes Technologieberatungsunternehmen akquiriert, das große, erstklassige Unternehmen dabei unterstützt, deren IT-Umstellung zu beschleunigen. Das Unternehmen ist gut positioniert, um von dem starken Rückenwind des Marktes zu profitieren, da für die IT-Ausgaben in den USA von 2023 bis 2028 ein Wachstum von ca. 9 % CAGR (Compound Annual Growth Rate) prognostiziert wird, und verfügt über mehrere Wertschöpfungshebel. Die Transaktion wurde mit einem attraktiven zweistelligen Abschlag zum Nettoinventarwert zum Zeitpunkt des Abschlusses durchgeführt, was durch eine günstige Käufer-Verkäufer-Dynamik ermöglicht wurde.
Aktuell bietet das Portfolio durch neun Transaktionen ein Engagement in mehr als 380 Unternehmen. Es ist in Bezug auf Geschäftsbereiche, Regionen und Jahrgänge stark diversifiziert, wobei der Schwerpunkt auf den entwickelten Märkten liegt. Carmignac Private Evergreen konzentriert sich auf eine Auswahl hochwertiger Vermögenswerte, die zu attraktiven Konditionen erworben werden, wobei der durchschnittliche Abschlag des Portfolios zum Zeitpunkt des Abschlusses 15% beträgt.
Im Interview mit stiftungsmarktplatz.eu gibt Fondsmanager Edouard Boscher tiefe Einblicke in die Assetklasse und das „making of“ des Carmignac PE Evergreen.
#stiftungenstärken.de: Herr Boscher, ist der PE-Sekundärmarkt ausreichend liquide für einen Evergreen-Fonds?
Edouard Boscher: Der Private Equity-Sekundärmarkt hat sich aus einer Nische der alternativen Investitionen zu einem florierenden Ökosystem mit rekordverdächtigen Transaktionsvolumina entwickelt. Seinerzeit entstand dieser Markt als Lösung für die grundlegenden Probleme der Illiquidität bei Private Equity, bei dem herkömmliche geschlossene Fondsstrukturen das Kapital in der Regel für 7-10 Jahre oder länger binden. Der weltweite Sekundärmarkt verzeichnete 2024 ein Transaktionsvolumen von 160 Mrd. USD und damit ein erhebliches Wachstum gegenüber 114 Mrd. USD im Jahr 2023 und 103 Mrd. USD im Jahr 2022. In den vergangenen 10 Jahren ist der Sekundärmarkt mit einer beeindruckenden durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 18 % gewachsen und hat damit sogar die robuste Wachstumsrate von 15 % des primären Private Equity-Marktes übertroffen.
#stiftungenstärken.de: Welche Gründe sind für diese Entwicklung ausschlaggebend gewesen?
Boscher: Dieses robuste Wachstum ist auf das günstige Marktumfeld insbesondere in den letzten Jahren zurückzuführen, vor allem aber auf langfristige strukturelle Veränderungen auf den privaten Märkten. An den Wertpapierbörsen sind die meisten Transaktionen im Gegensatz zu IPOs sekundärer Natur, wobei der Großteil des Transaktionsvolumens aus dem Kauf und Verkauf bestehender Aktien stammt. Dies steht in krassem Gegensatz zur Welt des privaten Beteiligungskapitals, in der die Sekundärmärkte im Jahr 2024 nur etwas mehr als 1 % des weltweiten privaten Beteiligungskapitals ausmachten. Doch die Sekundärmärkte für privates Beteiligungskapital verzeichnen Zuwachsraten, was darauf hindeutet, dass sie zu einem immer bedeutenderen Instrument für Käufer und Verkäufer werden, um mit privaten Vermögenswerten zu handeln. Dies spiegelt die Evolution eines reifer werdenden Marktes wider, der sich in Richtung der heutigen börsennotierten Märkte entwickelt.
#stiftungenstärken.de: Wie ist der Sekundärmarkt organisiert, wie sind die Deals strukturiert?
Boscher: Sekundäre Private Equity-Transaktionen können viele Formen annehmen. Investoren können sich an einer direkten Sekundärtransaktion beteiligen, um direkte Beteiligungen an einem privaten Unternehmen zu handeln, oder sie können bestehende Engagements mittels eines Private Equity-Fonds handeln. Im letzteren Fall gibt es zwei Haupttypen von Transaktionen:
- LP-geführte Transaktionen: Dies sind die häufigsten Transaktionen, bei denen ein Kommanditist (LP, Limited Partner) seinen Anteil an einem oder mehreren Fonds an einen zweiten Käufer verkauft, der dann die Rechte und Pflichten dieses Kommanditisten im bestehenden Fonds übernimmt. Diese Transaktionen werden von einem LP initiiert.
- GP-geführte Transaktionen: Diese Transaktionen werden von einem Komplementär (GP, General Partner) initiiert, in der Regel um die Kapitalstruktur eines Unternehmens zu reorganisieren oder um den Investitionszeitraum für ausgewählte Vermögenswerte in einem Fonds zu verlängern. Im letzteren Fall werden die ausgewählten Vermögenswerte in ein neues Vehikel verlagert, und die bestehenden Kommanditisten haben die Möglichkeit, ihre Anteile entweder zu übertragen oder zu einem festgelegten Preis an einen zweiten Käufer zu verkaufen.
#stiftungenstärken.de: Worin besteht die Nützlichkeit eines sekundären PE-Marktes?
Boscher: Das Entstehen der Sekundärmärkte für Private Equity war logisch und zwangsläufig, insbesondere angesichts des langfristigen Horizonts und der Illiquidität der Investitionsobjekte. Secondaries sind zu einem wichtigen Liquiditätsinstrument in einem Ökosystem geworden, in dem GPs manchmal gezwungen sind, Investitionen länger zu halten als sie ursprünglich beabsichtigt hatten, sei es aufgrund höherer Zinssätze, langsamerer M&A-Aktivitäten, eines schwachen IPO-Marktes oder einfach der Zeit, die für die Umsetzung eines Geschäftsplans benötigt wird. Das schwierige Ausstiegsumfeld sollte sich aufgrund sinkender Zinssätze und einer Erholung der M&A-Aktivitäten wieder verbessern. Daher wird die Nachfrage nach Secondaries robust und weiterhin untrennbar mit dem Liquiditätsbedarf mancher Investoren verbunden bleiben. Cash hat immer eine hohe Bedeutung, unabhängig von der Marktlage oder dem Konjunkturzyklus.
#stiftungenstärken.de: Wie genau leitet sich daraus Attraktivität für Investoren ab?
Boscher: Während die Liquidität ein Hauptgrund für den Boom bei Secondaries war und einen wichtigen Vorteil für Verkäufer darstellt, bieten Secondaries auch Vorteile für Anleger. Zu nennen ist das Potenzial für attraktive Preisgestaltung und Strukturierung: Auf den Sekundärmärkten für privates Beteiligungskapital können Anleger im Gegenzug zur Bereitstellung von Liquidität und Nachfrage mit einem Abschlag in eine von Natur aus illiquide Anlageklasse investieren. Sekundärmarkttransaktionen ermöglichen auch die Verhandlung von Bedingungen wie Zahlungsfristen oder der Frage, ob beim Erwerb eines Portfolios Fremdkapital eingesetzt werden kann, und bieten so die Flexibilität, eine für alle Parteien vorteilhafte Lösung zu finden.
#stiftungenstärken.de: Gibt es weitere Vorteile?
Boscher: Ja, zum Beispiel den Zugang zu etablierten Portfolien und Diversifizierung. Da es sich bei diesen Anlagen um den Erwerb von Portfolien mit bekannten Basiswerten handelt, wird das Blind-Pool-Risiko verringert, und die Anleger können bei ihren Investitionen eine gründlichere Due-Diligence-Prüfung durchführen. Die zugrundeliegenden Unternehmen sind in der Regel in ihrem Wertschöpfungszyklus weiter fortgeschritten; darüber hinaus sind die Portfolien oft stark diversifiziert und bieten ein breites Engagement in Unternehmen unterschiedlicher Größe, Sektoren, Altersstufen oder Regionen. Hinzu kommt, dass die Abschwächung der J-Curve schnellere Kapitalrendite ermöglicht. Die J-Curve veranschaulicht die erwarteten Netto-Cashflows aus einer typischen Private Equity-Primärinvestition. Die Renditen sind in der Investitions- / Kapitalabrufphase negativ. Ein Einstieg in Secondaries erfolgt meist im vierten bis siebten Jahr des Lebenszyklus eines konventionellen Fonds, was bedeutet, dass in reifere Unternehmen investiert wird – und sich damit die Zeit bis zum Ausstieg bzw. einem Rückfluss von Barmitteln verkürzt.
#stiftungenstärken.de: Warum setzt Carmignac die Teilhabe an diesen Entwicklungen mit einem Evergreen-Fonds um?
Boscher: Sekundärmärkte für Private Equity sind eindeutig eine wichtige Liquiditätsquelle für traditionelle PE-Anleger. Dennoch bleibt eine wichtige Frage: Wie kann man Zugang zu diesen Transaktionen erhalten? Wir erleben den Beginn einer zweiten Phase von Kaufgelegenheiten auf den privaten Märkten. Wir möchten, dass unsere Anleger an diesem langfristigen Trend teilhaben können, und zwar ab heute.
Die Sekundärmärkte für Private Equity haben bereits einen robusten Wachstumskurs eingeschlagen. Carmignac Private Evergreen ist einer der wenigen Fonds, die sich auf ein reines Private-Equity-Engagement konzentrieren und verfügt über eine bemerkenswerte Allokation in Secondaries, um die Vorteile, die dieses Segment einem traditionellen Portfolio bieten kann, voll auszuschöpfen. Private Equity wurde in der Vergangenheit nur großen institutionellen Anlegern über geschlossene Fondsstrukturen zur Verfügung gestellt, die auf deren Fachwissen und Struktur zugeschnitten waren. Das wachsende Interesse nicht-institutioneller Anleger mit anderen Ressourcen und Präferenzen an dieser Anlageklasse hat jedoch zur Entstehung offener Strukturen geführt, die in den letzten Jahren immer beliebter geworden sind. Diese offenen Fonds, die auch als Evergreen-Fonds bezeichnet werden, haben die Landschaft der Private Markets revolutioniert und endlich einem breiteren Spektrum von Anlegern wie zum Beispiel Stiftungen den längst überfälligen Zugang ermöglicht. Denn auch sie wollen langfristig in Privatunternehmen investieren, ohne auf Flexibilität und Kontrolle verzichten zu müssen.
#stiftungenstärken.de: Gibt es weitere Vorteile von Evergrenn-Konstruktionen?
Boscher: Ja, Evergreen-Fonds bieten einen breiteren Zugang und ein sofortiges Engagement. Sie bieten einen besonderen Vorteil, da es keine „feste Laufzeit“ oder ein „Enddatum“ gibt und die Zugangsvoraussetzungen weniger restriktiv sind. Mit geringeren Mindestbeteiligungen und der Möglichkeit, den Fonds in regelmäßigen Abständen zu zeichnen, werden diese Strategien für eine breitere Gruppe von Anlegern zugänglich, die möglicherweise keinen Zugang zu traditionellen Private Equity-Fonds mit starreren und festen Zeichnungsfristen besitzen. Die Struktur dieser Fonds ermöglicht auch ein sofortiges Engagement in privaten Unternehmen vom ersten Tag an und die Beibehaltung einer konsistenten Zielallokation in dieser Anlageklasse. Im Gegensatz zu geschlossenen Fonds, die über den Anlagezeitraum (in der Regel die ersten fünf Jahre der Fondslaufzeit) schrittweise Verpflichtungen eingehen, können Anleger bei Evergreen-Fonds ihr Kapital sofort vollständig einsetzen. So können die Anleger ohne Verzögerung von einem Portfolio profitieren, das zum Zeitpunkt der Investition bereits bekannt ist.
#stiftungenstärken.de: Bedeutet das aber im Umkehrschluss nicht, dass die zu erwartenden Renditen geringer ausfallen im Vergleich zu seitherigen geschlossenen Fonds, Stichwert Illiquiditätsprämie?
Boscher: Evergreen-Fonds ermöglichen eine optionale Liquidität. Die periodischen Liquiditätsfenster von Evergreens, die die Möglichkeit bieten, in regelmäßigen Abständen Investitionen in den Fonds zu tätigen, ermöglichen es den Anlegern, ihre Allokationen anzupassen, wenn sie dies wünschen. Ebenso können sie durch diese Liquiditätsfenster im Vergleich zu traditionellen Private Equity-Fonds flexibler auf ihr Kapital zugreifen. Investitionen in geschlossene Fonds sind in der Regel für die Dauer der Fondslaufzeit, in der Regel zehn bis zwölf Jahre, gebunden, und die Ausschüttungen erfolgen während der Laufzeit des Fonds nach und nach, wenn die zugrunde liegenden Investitionen verkauft werden. Tatsächlich können Evergreen-Fonds sogar potenziell höhere Renditen bieten, da sie vom ersten Tag an vollständig abgerufen und der gesamte zugesagte Betrag sofort investiert werden. Das Kapital wird nicht nur sofort eingesetzt, sondern die Ausschüttungen werden auch mit demselben jährlichen Renditeziel reinvestiert, so dass die Anleger in den vollen Genuss des Zinseszinseffekts ihrer von einem Expertenteam verwalteten Anlagen kommen.
stiftungenstärken.de: Das Handling und die Verbuchung von PE-Invests fordert Stiftungen auch organisatorisch und mag ein Grund dafür sein, dass diese Assetklasse bislang noch nicht in der Breite in diesen Sektor Eingang gefunden hat. Wie sieht das für Evergreens aus?
Boscher: Evergreen-Fonds ermöglichen eine einfachere Verwaltung. Bei Evergreen-Fonds entfallen Aufgaben wie die aktive Verwaltung von ungedeckten Verbindlichkeiten durch Kapitalabrufe und die Wiederanlage von Ausschüttungen. Diese einfache Verwaltung macht Evergreen-Fonds besonders geeignet für Anleger, die nicht über die Ressourcen verfügen, um ihre Anlagen aktiv zu verwalten. Darüber hinaus können Anleger durch Investitionen in Evergreen-Fonds von der Cash-Management- und Betriebserfahrung der Fondsmanager profitieren, was die potenziellen Renditen ihrer Anlagen weiter steigert.
Sehr geehrter Herr Boscher, vielen Dank für diese interessanten Einblicke in diese für viele Stiftungen noch unentdeckte Assetklasse.