Im Spannungsfeld von Sicherheit (= weniger Ertrag) und Risiko (= höhere Rückschlaggefahr) und unter dem Eindruck markanter Volatilität und des Diversifikationsgebotes als zentrale Maßgabe für das Managen des Stiftungsvermögens entscheiden sich vor allem kleinere und mittelgroße Stiftungen häufig für sehr defensive Portfolios mit tendenziell geringen Erträgen. Als Lösung bieten sich dekorrelierte Assetklassen an. Sie versprechen bei gedämpfter Volatilität höhere Erträge über die Vereinnahmung von Illiquiditäts-, Komplexitäts- und Expertiseprämien
So aufreibend die Niedrigzinsphase für Stiftungen war, immerhin sorgten die Nullcoupons für einen geweiteten Blick der Verantwortlichen auf der Suche nach Renditemöglichkeiten. Dabei stand und steht der Anleihebereich im Fokus – insofern überraschend, da durch die Stiftungsrechtsreform Stiftungsverantwortliche keine Angst mehr vor Haftungsforderungen haben müssen, wenn sie die Weiterentwicklung ihres Anlagekonzeptes gut dokumentieren. Aber weil viele Stiftungen weiterhin eng gefasste Anlagerichtlinien einhalten müssen können zum Beispiel Aktienquoten in vielen Fällen nicht mehr ausgeweitet werden. Naheliegend war und ist es zu vergleichen, wie andere reglementierte, risikoaverse Investoren wie zum Beispiel Versorgungswerke, Versicherungen oder Pensionskassen arbeiten. Dort sind CLOs, CAT-Bonds und der Bereich Mikrofinanz etabliert.
CLOs + CAT Bonds + Mikrofinanz: Was ist das überhaupt, wie funktioniert es?
Bei Collateralized Loan Obligations (CLOs) handelt es sich um verbriefte Beteiligungen an Unternehmenskrediten, die von Anlageverwaltern zusammengestellt und nach der Höhe des Kreditrisikos der Beteiligungen in Tranchen aufgeteilt werden. CLOs fallen somit in die Gattung der Asset Backed Securities (ABS), also forderungsbesicherter Wertpapiere. In einem CLO werden Tranchen von 100 bis 120 Krediten gebündelt. Ein üblicher Fonds ist über ca. 40 bis 50 CLOs diversifiziert.
Katastrophen-Anleihen (CAT-Bonds) sind eine Gattung versicherungsgebundener Wertpapiere (ILS = Insurance Linked Securities). Dabei handelt es sich um festverzinsliche Anlageinstrumente, die hauptsächlich von Versicherungs- und Rückversicherungsgesellschaften ausgegeben werden. Rückversicherer sind bereit, attraktive strukturelle Prämien zu zahlen, um das Risiko aus ihren Bilanzen auf die Kapitalmärkte umzuverteilen. „Anleger schätzen an CAT Bonds die geringen Korrelationseigenschaften sowohl zu herkömmlichen als auch zu alternativen Anlageformen, geringe Volatilität, kurze Amortisationszeiten nach einem Ereignis, hohen Social Impact-Charakter und die hohen Versicherungsprämien, die Anleger abschöpfen“ umreißt Christoph Zitt, Experte bei Plenum Investments, Zürich.
Mikrofinanz bezeichnet die Strategie, die von Investoren vereinnahmten Anlagegelder in Form von Darlehen an Mikrofinanzinstitute weiterzureichen. Dabei handelt es sich zumeist um kleine, lokale Finanzdienstleister. Diese reichen die Mittel als Mikrokredite an Kreditnehmer, in der Regel Klein- und Kleinstunternehmer, weiter. Bekannt wurde Mikrofinanz durch die Verleihung des Friedensnobelpreises 2006 an Muhammad Yunus aus Bangladesch. Neben Yunus wurde die von ihm 1983 gegründete Grameen Bank geehrt, die Mikrokredite an Arme vergibt, die bei einer normalen Bank keine Chance hätten.
TV-Tipp:
Über Alternative Anlageklassen sprachen wir auch beim 5ten Virtuellen Tag für das Stiftungsvermögen, informieren Sie sich ausfühlich in der vtfds-Mediathek.
Ausschließlich vorrangig besicherte Werte
Stamatia Hagenstein, CLO-Managerin bei Lupus alpha, betont, dass viele CLO-Fonds und insbesondere der auf unserer Plattform gelistete High Quality A speziell auf die Bedürfnisse reglementierter Investoren wie Stiftungen angepasst sind. Einzelne CLOs werden von CLO-Managern verwaltet. Lupus alpha wählt aus den auf dem Markt vorhandenen CLOs nach bestimmten Kriterien, etwa der Stabilität der Cashflows der kreditnehmenden Unternehmen oder historischen Ausfallraten, die für die Investoren-Zielgruppe passenden CLOs aus. Sie empfiehlt Stiftungen Fonds, die ausschließlich in europäische CLOs im Investment Grade (IG)-Bereich investieren und auf diesem Weg Zugang zu einem diversifizierten Portfolio besicherter Unternehmenskredite bieten – und zwar ausschließlich Unternehmenskredite, deren Gläubiger im Konkursfall vorrangig vor allen anderen Verbindlichkeiten bedient werden.
Lupus alpha beziffert die historische Ausfallrate (über alle Ratingklassen innerhalb eines CLOs) hinweg mit kleiner als 0,1%. „Die Sicherungsmechanismen haben dafür gesorgt, dass es im IG-Bereich (AAA- bis BBB-Tranchen) bei europäischen CLO bisher noch nie Ausfälle gegeben hat,“ betont Hagenstein. Die Durchschnittsverzinsung der europäischen CLOs lehnt sich an den 3-Monats-Euribor an, also den Satz, zu dem sich Banken intern Geld leihen. Hinzu kommt der Spread, im Bereich von Triple B, also am unteren Ende des Investment Grade-Bereichs, liegt er in der Regel bei ca. 3,5%. „Regelmäßig ausgeschüttete Zinserträge können Stiftungen ein stabiles Einkommen liefern“ sagt Hagenstein, die weiterhin „mit großer Wahrscheinlichkeit eine mittelfristige Outperformance zu anderen verzinslichen Anlagen erwartet.
CAT Bonds stammen von Rückversicherern
CAT-Bonds sind Anleihen, über die versicherungstechnische Risikoereignisse (Naturkatastrophen wie Wirbelstürme, Erdbeben und Waldbrände) gegen Zahlung einer Risikoprämie an den Kapitalmarkt weitergegeben werden. Die Kursentwicklung von CAT-Bonds ist damit zu herkömmlichen Anlageklassen unkorreliert. Bei einer typischen CAT-Bond-Struktur sponsert der Emittent, in der Regel ein Rückversicherer, die Bildung einer Versicherungs-Zweckgesellschaft (VZ). Die Cat Bonds selbst sind Anleihen, die von dieser VZ ausgegeben werden. In der Regel weisen sie eine kurze Duration mit Laufzeiten von drei bis fünf Jahren auf.
CAT-Bonds sind voll besichert. Im Gegensatz zu einer Unternehmensanleihe, bei der die Emissionserlöse in die Bilanz eines Unternehmens einfließen, werden sie bei einem CAT Bond in erstklassigen Wertpapieren mit einem Rating von AAA –, beispielsweise in US-Treasuries – gehalten. Es sei eine besonders spannende Kombination aus attraktiven Ertragsmöglichkeiten und hervorragenden Diversifikationseigenschaften, befindet Jan Engelke, Analyst bei der Bank für Kirche und Caritas (Paderborn). „Gleichzeitig zeichnen sie sich durch teils zweistellige laufende Renditen aus, bei erheblich niedrigeren Ausfallwahrscheinlichkeiten als etwa im High Yield-Bereich.“
Insbesondere das Jahr 2022 habe schmerzhaft gezeigt, dass Stiftungsvermögen, die lediglich auf traditionelle Aktien- und Rentenstrategien bauen, bestimmten Marktgegebenheiten – in diesem Fall dem Umfeld stark steigender Zinsen – mehr oder weniger schutzlos ausgeliefert sind, so Engelke. „Zur Stärkung des Rendite-Risiko-Profils macht daher die Beimischung alternativer Risikoprämien Sinn, die zu traditionellen Zins- und Aktienrisiken niedrig oder sogar negativ korreliert sind.“ In CAT-Bonds lässt sich unkompliziert über eine Reihe Fonds investieren, die von spezialisierten Fondsmanagern mit hoher Versicherungsexpertise verwaltet werden. So kann auch schon mit kleineren Teilvermögen innerhalb der Anlageklassen über verschiedene Regionen und Naturereignisse gestreut werden. „Die meisten Fonds verfügen über verhältnismäßig hoch ausschüttenden Tranchen und bieten damit für Stiftungen einen weiteren wertvollen Zusatznutzen.“
Direkter Impact durch CAT-Bonds
Sebastian Kösters, Fondsmanagers des Multi Asset Fonds der EBSIM im Club der 25, betont die kurzen Laufzeiten (und damit geringe Zinssensitivität) in Verbindung mit hohen Risikoprämien der CAT-Bonds. Gleichzeitig seien die Risikofaktoren unabhängig von typischen Kapitalmarktrisiken. „Hohe Renditen und unkorrelierte Risiken können attraktive Beimischungen sein. Außerdem verkörpern diese Investments einen Nachhaltigkeitsgedanken, da Versicherungen gegen existenzbedrohende Katastrophen dazu führen, dass Regionen der Welt bewohnbar bleiben, die sonst für die Bevölkerung zu riskant wären.“ Der Markt für CAT-Bonds zählt nach Angaben der Branchenagentur Artemis zu den schnell wachsenden Marktsegmenten. 2024 wurden demnach allein in USA erstmals Anleihen im Wert von mehr als 10 Mrd. USD neu emittiert (siehe Grafik), womit CAT-Bonds als hinreichend liquide Assetklasse eingeschätzt werden dürfen.
Mikrofinanz: Lohnende Enabling-Strategie
Mikrofinanz lässt sich für Stiftungen seit knapp 20 Jahren investieren. Für Thomas Schumacher, Teamleiter Vermögensverwaltung / Stiftungsberatung bei der Pax-Bank, sind entsprechende Fonds sehr stiftungsgeeignet: „Stabile positive Rendite, wenig Korrelation zu anderen Anlagen sowie ein sozialer und/oder ökologischer Impact“ nennt er als Kerneigenschaften.
Die katholische Bank hat vor zehn Jahren sogar einen eigenen Mikrofinanzfonds aufgelegt, der „Invest in Visions (IIV)“ ermöglicht Kleinunternehmern in Entwicklungs- und Schwellenländern einen Zugang zu Krediten. „Er leistet damit neben der finanziellen Rendite für die Anleger einen direkten Beitrag zum Erreichen der 17 Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen. Darüber hinaus zeigte sich der Sektor resilient gegenüber Wirtschaftskrisen und Konjunkturzyklen. „Aufgrund stabiler Rendite bei minimaler Volatilität und geringer Korrelation mit anderen Assetklassen empfehlen wir Stiftungen Mikrofinanzfonds als Beimischung und Stabilisator im Portfolio – Impact inklusive.“ Viele Anlagerichtlinien erlauben nach Kenntnis Schumachers einen Anteil von bis zu 2% eines Stiftungsportfolios. „Leider fristet dieses Segment mit einem Marktanteil von 0,26% bislang ein Nischendasein.“
Für Günther Kastner, CIO des Mikrofinanzpioniers Impact Asset Management aus Österreich, wird sich die Assetklasse weiterhin gut entwickeln: „Aus den Krisen der vergangenen Jahren haben wir gelernt, dass Mikrofinanz super resilient ist. Eine der ersten Krisen für uns war, als im August 2008 Russland in Georgien einmarschiert ist. Wir haben auf Google Maps geschaut, wo die Filialen von den Mikrofinanzinstituten lagen. Die hatten alle geschlossen, wurden aber nach zwei Wochen wieder eröffnet und das Geschäft weitergeführt. Nach der Naturkatastrophe auf den Philippinen war schön zu sehen, dass beim Wiederaufbau die Regierung erkannt hat, dass Mikrofinanz ein großer Teil der Lösung sein kann.“ Impact-Bausteine gebe es mittlerweile eine ganze Menge, „aber keine mit einem so langen und erfolgreichen track-record und positiven Ertrag selbst in 2022.“
Zugang zu den Anlageklassen
Insgesamt ist es wichtig zu betonen, dass Stiftungen natürlich nicht in einzelne CLOs, CAT-Bonds oder Mikrofinanzangebote investieren, sondern vielmehr die Expertise erfahrener Fondsmanager nutzen sollten, zumal es keine investierbaren Index-Produkte auf die drei Assetklassen gibt. Ausschüttende Fonds bieten zudem die hinreichende Diversifikation, sind liquide täglich handelbar und erleichtern Stiftungen mit der Vereinnahmung des ordentlichen Ertrags die Buchhaltung.
Zusammengefasst
Die drei vorgestellten Assetklassen stellen die sehr sinnvolle Ergänzung des Anlagekosmos für Stiftungen dar, weil sie dekorreliert vom Kapitalmarkt Stabilität in ein Portfolio bringen können. Die Normalisierung des Zinses schmälert keinesfalls die Relevanz, da unabhängig vom Leitzins der Notenbanken selbst im für Stiftungen relevanten IG-Bereich ein Mehrertrag zur Realisation des Stiftungszweckes erwirtschaftet werden kann.
Kurz & Knapp:
- Integration ins Stiftungsportfolio ausschließlich über Fonds
- Diversifikation über Regionen, Ratings, Schadenklassen etc. beachten
- Track-Record der Fondsanbieter im jeweiligen Anleihesegment checken
- Ausschüttende Fonds, die den sogenannten ordentlichen Ertrag auskehren, sind thesaurierenden Fonds vorzuziehen
- Investitionen über Plattformen ohne Ausgabeaufschlag realisieren