Der umsichtige Stiftungsvorstand

ON TOUR: Wir blicken zurück auf die Stiftungsplenum Tour 2024

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ON TOUR StiftungspIenum 2024
Lesezeit: 4 Minuten

Was macht den umsichtigen Stiftungsvorstand eigentlich aus? Müsste ich die Essenz der Stiftungsplenum Tour 2024, die in dieser Woche Station in Bern, Zürich und Luzern machte, zusammenfassen in einer Frage, dann wäre es diese. Denn aus verschiedenen
Blickwinkeln heraus wurde Stiftungspraxis beleuchtet. Veranstalter und Stiftungsexperte Ronald Biehler war es ein Anliegen, Anregungen und um Stiftungsorganisation und Stiftungsvermögen zu geben. Selbst begleitete ich die Tour mit einem Vortrag übe das Stifterland Deutschland, brachte quasi den Blick über den Tellerrand mit in die Schweiz. Eine Rückschau.

Sebastian Rieger von profonds brachte einige Sätze mit zum Stiftungsplenum, die in Klarheit und Wahrheit kaum zu überbieten waren. Wie diesen hier: „Mittelbeschaffung untersteht mehr als je zuvor dem Wandel der Zeit.“ Was ihm an Sätzen wie diesen wichtig ist, ist das Dahinter, denn Stiftungsarbeit muss professioneller werden. Das Wort Sorgfalt fällt in seinem Vortrag immer wieder, was er meint, ist umsichtige Arbeit, die notwendig ist, um aktuelle und künftige Herausforderungen zu schultern. Dass die Mittelbeschaffung neben dem Management des Stiftungsvermögens das Einwerben von Spenden kennen muss, dazu hat Sebastian Rieger eine klare Haltung. Seine Frage, was die Baby Boomer machen bzw. wie diese Spenden, mündete sofort in der Erkenntnis, dass der typische Spender in 10 bis 15 Jahren ein anderer sein wird – flexibler im Geben, weniger loyal an der Seite einer Stiftung. Beim Thema Stiftungsvermögen wurde der Stiftungsprofi dann richtig deutlich.

Event-Tipp:
Am 12.11.2024 findet in Zürich im dortigen Hotel Marriott der Schweizer Stiftungstag von profonds statt, in diesem Jahr unter dem Motto „Vive la resilience!“. Alle, die sich noch anmelden möchten, finden die Details zu Programm & Co. hier.

Prudent Investor Rules sind ein stimmiger Rahmen fürs Stiftungsvermögen

Die Bewirtschaftung des Stiftungsvermögens ist die Grundvoraussetzung für die Zweckverwirklichung. Stiftungsvermögen ist Zweckvermögen, für dessen Management die Prudent Investor Rules einen zeitlosen wie zeitgemäßen Rahmen liefern: Gebot der Sicherheit, Gebot der Diversifikation, Gebot der angemessenen Rendite, Gebot ausreichender Liquidität. Wichtig war Sebastian Rieger darauf hinzuweisen, dass ein Nichtagieren im Stiftungsvermögen, noch dazu aus Angst, durchaus Folgen für Stiftungsverantwortliche haben kann. Auch dass nach wie vor auch in der Schweiz (in Deutschland sowieso) zu viele Stiftungen noch zu konservativ anlegen, bereitet Sebastian Rieger in gewisser Weise Kopfschmerzen. Einen Hinweis hatte er zudem noch parat: Besetzen Sie ihre Stiftungsgremien für die Aufgabe Vermögensmanagement mit Profis, „greifen Sie hier nicht immer nur auf Juristen zurück, glauben Sie mir ich als Jurist weiß, wovon ich spreche“, fügte er schmunzelnd hintenan.

ON TOUR StiftungspIenum 2024

Wie steht es um die Veränderungsbereitschaft in einer Stiftung?

Das Thema Personal war auch so eines, dass öfters angerissen wurde. Haben Sie die Stiftungsgremien richtig besetzt? Können Sie mit diesen Personen die Stiftung im Positiven fortführen? Ist mit diesem Kreis von Menschen eine Entwicklung der Stiftung möglich, machbar? Es wurde deutlich, dass das Thema Personal Stiftungsverantwortliche wie Stiftungsexperten umtreibt. Hier ist auch in der Schweiz etwas am Kokeln, wie es so schön heißt. Am Personal hängt aber eben auch das Management des Stiftungsvermögen, bringt in Stiftungsrat hier das richtige Mindset mit, dann sind sämtliche Hürden überspringbar. Dennoch, und das war interessant zu sehen beim Stiftungsplenum, sorgt die Anlagepolitik vieler Stiftungen ganz grundsätzlich für Stirnrunzeln, manchmal führt sie zu regelrechten Irritationen. Und das in der Schweiz, die anlageseitig schon konstruktiver „unterwegs“ sind als deutsche Stiftungen.

Ohne starke Stiftungen keine starke Demokratie

Die Geschichte wiederum, die ich mitbrachte zum Stiftungsplenum, war jene eines einst riesigen deutschen Stiftungssektors mit rund 100.000 Stiftungen, der die Zäsuren ab 1900 nur mit Ach und Krach überstand und seit der Deutschen Wiedervereinigung zu einer zweiten Blüte angesetzt hat. Die Herausforderungen hierzulande sind auch das Personal, das Stiftungsvermögen, aber eben auch die Stiftungskommunikation. Stiftungen in Deutschland sind zu wenig sichtbar, ihr Tun ist der breiten Bevölkerung kaum bekannt. Es lahmt am Story Telling, und das wiederum nagt an der legitimativen Fundament des Sektors. Behältst Du Dein Steuerprivileg, wenn zu wenig sichtbar wird, was Du tust? Diese Frage warf ich in Bern, Zürich und Luzern in den Raum, wissend, dass dies keine Frage war der Sorte „einfache Kost“. Die deutsche Stiftungslandschaft erzählt jedoch auch die Geschichte des gesellschaftlichen Kits, den wir derzeit und in naher Zukunft mehr denn je brauchen werden. Wollen wir die Demokratie stärken, dann müssen wir die Stiftungslandschaft stärken, davon war und bin ich überzeugt, und dazu führte ich im Nachgang sehr angeregte Gespräche mit den Gästen der  Stiftungsplenum Tour. Es war zu merken: Die Krise der Demokratie befasst auch die Schweizer Stiftungs-Community.

Stiftungsexperten-Handbuch

Zusammengefasst

Was macht ihn nun aus, den umsichtigen Stiftungsentscheider, die umsichtige Stiftungsentscheiderin? Er/Sie arbeitet sorgfältig, weitsichtig und professionell – und hat das Fortentwickeln der Stiftung stets im Blick. Es war bezeichnend, dass im Rahmen der Stiftungsplenum Tour 2024 genau diese Fragen aufgeworfen wurden, dass die einzelnen Disziplinen des Managements des Stiftungsvermögens dazu stark im Fokus standen. Geht Stiftungsvermögen eigentlich noch ohne ein stiftungsgeeignetes wie -spezifisches Controlling? Es war eine einfache Frage, die aber gleich die Tür zu drei weiteren Fragen aufstieß. Mir bleibt, DANKE zu sagen an das Stiftungsplenum-Team um Ronald Biehler, wir sind gerne bei der 2025er Auflage wieder mit von der Partie. Bis dahin wird uns das Thema Sorgfalt in jedem Fall weiter befassen. Mit was? Mit Recht? Mit Nachdruck.