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Für Stiftungswebsites gibt es ein paar NO GOs

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No-Gos für Stiftungswebsites
Lesezeit: 3 Minuten

Die gute alte Visitenkarte. Sie gibt es noch, sie ist praktisch, sie ist kompakt, sie ist clean, sie ist einigermaßen wertig, und sie ist der erste Ankerpunkt, den man mit einem neuen Gegenüber hat. Denn in der Regel bekommt von ihm ja auch eine. In Deutschland wird sie getauscht, in China wird sie mit zwei Händen überreicht. Und sie hat in der Neuzeit ein Pendant: die Website. Auch bei Stiftungen sollten dementsprechend der erste Eindruck passen und ein paar NO GOs vermieden werden.

Wer auf Stiftungswebsite, also auf Internetauftritten von Stiftungen hierzulande herumsurft, der entdeckt dort hier und da Erstaunliches. Es gibt Webauftritte, die strotzen vor Lebendigkeit, steigen ein mit einem großen Bild, weisen selbstbewusst auf Spendenmöglichkeiten hin, beschreiben die Projekte mit Bewegtbild und Text, stellen ihr Team mit schicken und professionellen Bildern dar. Solche Webauftritte machen Spaß, hier und da lässt sich eine Inspiration seitens angelsächsischer Stiftungswebseiten nicht verleugnen, aber das ist auch gut so.

BEWEGEN UND BEGEISTERN – DAS KÖNNEN STIFTUNGEN

Denn wie Storytelling und modernes Bewegen und Aktivieren im Netz funktioniert, das weiß man in den USA sehr gut. Neben diesen begeisternden und bewegenden Auftritten von Stiftungen im Internet gibt es aber immer noch zahlreiche Websites, die ein wenig ihrer Zeit hinterher sind. Das liegt sicher an den Ressourcen, mit Sicherheit nicht am Willen und an den Ideen. Wobei: Wenn man sich manche auf WordPress aufgesetzte Blogs anschaut, die weder sehr aufwändig gemacht noch sonderlich stimmig gestaltet sind, dann weiß man schnell, was dort wirklich zieht: die Inhalte.

Davon haben Stiftungen reichlich, und es wäre vielleicht zu leicht, sich immer hinter die Ressourcenfragen zurückzuziehen. Inhalte zu produzieren, das ist die eigentliche Pflicht im Netzbetrieb, denn eine Website kann noch so schön und noch so aufwändig sein, wenn sie eine tote Website ist, wird man sie auch nur einmal besuchen. Für viele Stiftungsverantwortliche ist die Website immer noch das erweiterte Impressum und sie verkennen dabei die Tatsache, dass die Website die erste Visitenkarte einer Stiftung in der heutigen Zeit ist. Noch bevor ein Interessent oder Spender sich mit jemandem aus der Stiftung ausgetauscht hat, hat er die Website der Stiftung bereits durchforstet – und sich ein erstes Bild von der Stiftung gemacht.

STIFTUNGSWEBSITES SOLLTEN MIT DER ZEIT GEHEN

Bei Websites ist es n‘ bisschen so wie bei John Maynard Keynes. Man mag die alte Website halt doch immer noch ganz gerne, der Entwurf ist nicht so schlecht, und warum braucht es immer wieder was Neues? Das Alte tut es doch auch noch, ein zwei Jahre. Aber im Internet ist nichts schlimmer als aus der Zeit zu fallen, denn dann wird der Internetauftritt plötzlich nicht mehr etwas weniger oft gefunden, sondern gar nicht mehr. Schwache Marken oder Website werden im Netz gar nicht mehr und eben nicht mehr nur etwas weniger oft gefunden. Exakt das ist anders als früher, weshalb sich auch Stiftungsverantwortliche genauso wie Würdenträger in Behörden und Unternehmen eine neue Denke zu eigen machen müssen.

Bei Keynes, um ihn jetzt zu zitieren, hieß es: „Die größte Schwierigkeit der Welt besteht nicht darin, Leute zu bewegen, neue Ideen anzunehmen, sondern alte zu vergessen“. Das alte vergessen, das bewährte ersetzen, das fällt vielen schwer und deshalb atmet mancher Webauftritt einer Stiftung eine gewisse Schwermut. Aber das muss nicht sein. Anregungen oder gar Websitebaukästen gibt es bei Anbietern wie jimdo für kleines Geld, das Bildmaterial hat man mit der Handykamera schnell erstellt, vorausgesetzt das Handy wurde auf ein Stativ gesetzt. Die Tiefenschärfe und den Farbeinfall lassen sich noch am Handy tunen, das Bildbearbeitungsprogramm am Rechner macht den Zuschnitt perfekt. Ein Podcast ist mit dem Handy auch rasch aufgenommen, hier braucht es nur ein Mikrofon für 20 Euro und einen Macher aus der Stiftung mit einer Sprecherstimme. Lebendigkeit ist heute viel näher als viele glauben. Dazu haben wir auf einer Checkliste mal zusammengetragen, was Stiftungen auf ihrer Website von heute an eher bleiben lassen sollten.

Checkliste – Was heute auf Websites einfach nicht mehr zeitgemäß ist

  1. Die Zeit der Listen und der Langeweile ist vorbei.
  2. Die Zeit der bilderlosen Websites ist vorbei.
  3. Die Zeit der verpixelten Passfoto-Bilder ist vorbei.
  4. Die Zeit der nicht responsiven Websites ist vorbei.
  5. Die Zeit der verschwurbelten, nebensatzzentrierten Selbstdarstellung ist vorbei.
  6. Die Zeit der Ich-Zentrierung ist vorbei, Websites drehen sich heute um den Nutzer.
  7. Die Zeit der eingebundenen PDFs ist vorbei.
  8. Die Zeit der personenlosen Über-uns-Sektion ist vorbei.
  9. Die Zeit ohne Spendenbutton ist vorbei.
  10. Die Zeit der Website als erweitertes Impressum ist vorbei.

ZUSAMMENGEFASST

Obige Liste ist sicherlich nicht vollständig, aber sie zeigt eine Richtung an. Stiftungen können ihre Website mit einfachen Mitteln heute lebendig machen, manchmal reichen schon viele Dinge, die sie einfach mal sein lassen. Vielleicht nehmen sie sich ein Beispiel an vielen Verlagen. Dort schwirrt ein Bonmot umher, das passender nicht sein könnte: Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit. Dem ist an und für sich kaum mehr etwas hinzuzufügen.